Riester-Rentenbetrug: Staatliche Förderung geht direkt in die Taschen von Banken und Versicherern
Heute hat das Landgericht Thüringen entschieden, dass Riester-Renten auch mit Negativzinsen belastet werden dürfen, damit aus dem Wenigen, was bei Riester-Renten bleibt, noch weniger wird. Aber selbst wenn man keine Negativzinsen annimmt, ist eine Riester-Rente ein schlechtes Geschäft, bei dem die staatlichen Zulagen direkt in die Taschen der Banken oder Versicherungen wandern, die eine Riester-Rente anbieten.
Um dies zu sehen, muss man nur die vorgeschriebenen Produktinformationen zur Kenntnis nehmen und ein bisschen rechnen.
Wir machen das einmal am Beispiel der Riester-Rente der Sparkassenversicherung.
Der Vertrag sieht z.B. eine Laufzeit von 20 Jahren vor und einen monatlichen Beitrag von 85 Euro. Am Ende der Laufzeit hat ein Kunde somit 20.400 Euro in die Versicherung einbezahlt. Ist er ledig und hat keine Kinder, dann erhält er staatliche Zulagen in Höhe von 3.325 Euro, so dass 23.725 Euro am Ende der Vertragslaufzeit bei der Sparkasse eingezahlt wurden.
Die Sparkasse garantiert jedem, der den von uns ausgewählten Vertrag abgeschlossen hat (siehe Abbildung), ein Endkapital von 24.302 Euro, was einer Verzinsung von 2,4% oder 577 Euro entspricht. Vom Endkapital sind Effektivkosten in Höhe von 529,88 Euro Abschluss- und Vertriebskosten sowie 81,07 Euro Verwaltungskosten abzuziehen, so dass der Zinsgewinn von den Gebühren, die die Sparkasse erhebt aufgefressen wird. Vom verbleibenden Kapital, 23.691,05 Euro garantiert die Sparkasse ab dem frühest-möglichen Renteneintritt des 62 Lebensjahrs eine monatliche Rentenzahlung von 75 Euro für die Dauer des verbleibenden Lebens.
Dauer des verbleibenden Lebens ist hier der modus operandi.
Die verbleibende Lebenszeit für Männer, die mit 62 Jahren in Rente gehen, beträgt im Durchschnitt noch 20 Jahre. Männer die mit 65 Jahren in Rente gehen, haben noch eine Lebenserwartung von im Durchschnitt rund 18 Jahren. Die entsprechenden Daten für Frauen: 62 Jahre: Lebenserwartung 23 Jahre; 65 Jahre: Lebenserwartung 21 Jahre.
Die Rechnung für die durchschnittlich zu erwartende Auszahlung, die auf den Riester-Versicherer zukommt, lautet:
Renteneintritt 62 Jahre:
- Männer: Durchschnittliche Auszahlung von 18.000 Euro (eingezahltes Kapital 24.302 Euro)
- Frauen: Durchschnittliche Auszahlung von 20.700 Euro (eingezahltes Kapital 24.302 Euro)
- Männer: Durchschnittliche Auszahlung von 16.200 Euro (eingezahltes Kapital 24.302 Euro)
- Frauen: Durchschnittliche Auszahlung von 18.900 Euro (eingezahltes Kapital 24.302 Euro)
Die vom Riester-Versicherer einbehaltene durchschnittliche Differenz beträgt:
Renteneintritt 62 Jahre:
- Männer: 6.302 Euro (davon 3.325 Euro staatliche Zulage)
- Frauen: 3.602 Euro (davon 3.325 Euro staatliche Zulage)
Renteneintritt 65 Jahre:
- Männer: 8.102 Euro (davon 3.325 Euro staatliche Zulage)
- Frauen: 5.402 Euro (davon 3.325 Euro staatliche Zulage)
Die Ergebnisse der kleinen Rechnung sind eindeutig:
1) Von Riester-Renten profitieren ausschließlich diejenigen, die Riester-Verträge abschließen. Selbst bei einer positiven Verzinsung wandern die staatlichen Zulagen im Durchschnitt der Versicherten vollständig in die Taschen der Versicherer.
2) Die Auszahlungen, die die Versicherer garantieren, ermöglichen ihnen im hier verwendeten Beispiel einen auf die Kapitalsumme gerechneten durchschnittlichen Gewinn von zwischen 14.8% (Frauen, Renteneintritt mit 62 Jahren) und 33,3% (Männer, Renteneintritt 65 Jahre)
3) Riester-Rentenverträge lohnen sich insgesamt betrachtet nur für Versicherer, nicht für Versicherte, und sie sind für Männer ein noch größeres Minusgeschäft als für Frauen.
Zum Vergleich: hätte ein Mann 20 Jahre 85 Euro monatlich zur Seite gelegt z.B. unter der Matratze, dann hätte er am Ende der 20 Jahre 20.400 Euro gespart. Auf Basis seiner durchschnittlichen Lebenserwartung von noch 20 Jahren bei Renteneintritt mit 62 Jahren oder noch 18 Jahren bei Renteneintritt mit 65 Jahren könnte sich unser Mann pro Monat eine zusätzliche Rente von 85 Euro bzw. 94,40 Euro gewähren. Das spricht eindeutig für das Geld unter der Matratze und ist ein Grund dafür, warum Regierungen Bargeld abschaffen wollen.
Die Berechnungen basieren auf der Annahme einer realen Verzinsung von rund 2,4% bei 20 Jahren Laufzeit. Was passiert, wenn keine positiven, sondern geringere oder gar Zinsen im Rahmen eines flexiblen Vertrags wie z.B. VorsorgePlus angenommen werden, das kann sich nun jeder selbst ausrechnen. Wer es nicht auf Anhieb kann, hier ein Tipp: Die Versicherten profitieren nicht davon.
Alle Berechnungen haben die Inflationsrate unberücksichtigt gelassen.
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Wer halbwegs bei Verstand war, sich von vernünftigen Leuten beraten ließ, ist auf diese “Alterssicherung” nicht eingestiegen. Höchst wahrscheinlich wird aber auch das “Geld unter der Matratze” von der “sozialen Gerechtigkeit” aufgefressen, die sozialistischen Formen staatlichen Wirtschaftens entsprechen. Immerhin: der Gebührenzahler an ÖRR kriegt Brot und Spiele bis zum letzten Schnaufer..
Es gibt rund 16 Millionen Riester-Verträge. Das wirft kein gutes Bild auf den Verstand, nicht einmal halbwegs.
Wenn wirklich 16 Millionen dadurch Verluste erlitten, lernten sie womöglich etwas hinzu – etwa über die Vertrauenswürdigkeit von Politbürokraten.
Es wird immer wieder Leute geben, die versuchen andere Leute zu verarschen. Ein anderes Wort gibt es nicht dafür. Und andere, die sich verarschen lassen.
Das wird sich auch nicht ändern.
Ein aalglatter skrupelloser Verbrecher.
Wie gut, dass ich diesen Riester-Blödsinn nicht mitgemacht habe.
Vor ca. 2 Jahren wollte mir ein Bauspar-Fuzzi auch wieder die Riester-Rente mit Umfinanzierung und blablabla, bei 4 Jahren längerer Laufzeit der Hausfinanzierung aufschwatzen. Nachdem ich ihm vorgerechnet habe, das ich z.B. durch die längere Laufzeit ca. 20.000 Euro an die Bank fließen lasse, während ich auf der anderen Seite nur 14.000 Euro einspare, habe ich ihn gefragt, ob er mir die 6.000 Euro ausgleicht – von da an war Funkstille. Mein Argument war auch, dass es sinvoller ist, statt der längeren Laufzeit, in diesen 4 Jahren das Geld in ein Kopfkissen zu stopfen. Der Typ war wohl nicht ausge-Fuchs-t genug.
Na was für ein Glück, dass meine Frau ihre Riester-Rente schon vor zwei Jahren gekündigt hat.da war der Verlust nicht ganz so groß.
Selbst die Staatliche Altersvorsorge ist ein Betrug. Würde der Staat/Regierung über meine “Vorratskammer” bestimmen, würde die Regierung von diesem Staat mich verhungern lassen.
vielen Dank für die anschauliche Berechnung des Schauerlichen.
Vielleicht kommen dem einen oder anderen die 2,4% auf den ersten Blick (heute) als hoch vor. Doch es sind 2,4 % über die Laufzeit von 20 Jahren. Nur um das explizit zu sagen. Das sind also keine 0,1% pro Jahr und wenn da der Zinseszinseffekt zuschlägt, dann nur ins Gesicht.
Zudem ist es m.Erinnerung nach so, daß die Abzocker einen Teil der angesammelten “Unvermögen” ab Auszahlungszeitpunkt in eine Lebensversicherung einzahlen müssen um Zahlungen ab einem bestimmten Alter abzusichern. Das sorgt zusätzlich für Schrödersche Krötenwanderung in die richtigen Taschen und damit für gut geplante sozialdämokratische Gerechtigkeit für das Finanzgewerbe. Und wie sieht es mit den Steuern auf “die Erträge” aus, wenn sie denn überhaupt fließen sofern es dann noch einen €uro gibt? Und wie sieht es aus, bei Republikflucht? Falls man dann nicht mehr steuerpflichtig ist, wird dann rückabgewickelt und zahlt man dann auf die zurückgeforderten Förderbeträge finanzamtsübliche 6% pro Jahr, diesmal mit sichtbarem Zinseszinseffekt?
Was lernen wir daraus aber fürs große und wirklich Schlimme was uns bevor steht? Folgendes:
Es ist völlig unmöglich einer Population von Riester-Verträglern ESM, EDIS, ESFS, SRB, ESRB, TARGET 2 und wie der ganze gehebelte Beschiß sonst noch heißt auch nur andeutungsweise zu erklären und die Folgen begreifbar zu machen. Da rafft ein Grottenmolch eher die Sternbilder, die Planetenbahnen und die Milchstraße. Es ist völlig sinnlos.
An sich war die Riester Rente kein schlechtes Produkt. Doch leider hat man der Versicherungswirtschaft sich selbst überlassen und sie nicht überwacht.