Fast-Opfer: Nach den Demonstrationen die Wahnvorstellungen

Nach der Erfindung der Hetzjagd auf Ausländer, jetzt die Erfindung der Hetzjagd auf Journalisten?

Derzeit ist das Netz voller Berichte, in denen Personen, die noch eben der Gefahr rechter Schläger entgangen sein wollen, von ihrem knappen Entkommen berichten.

Merkmal ist in jedem Fall, dass die Fast-Opfer genau wissen, wer die Fast-Täter waren, obwohl es keinen „Feindkontakt“ gegeben hat. Merkmal ist zudem, dass es keinerlei physische Spuren gibt, die die Behauptungen zu belegen vermögen: Weder gibt es Verletzungen noch zerstörtes Eigentum, wie Risse im Hemd, verdreckte Hosen usw. die als Indikator dafür dienen können, dass tatsächlich etwas geschehen ist.

Die Abwesenheit dessen, was man gemeinhin Tatspuren nennt, führt dazu, dass man dem, der behauptet, Fast-Opfer von Fast-Tätern geworden zu sein, glauben kann oder nicht. Es führt auch dazu, dass sich eine eigene Dynamik entwickelt, dass immer mehr Fast-Opfer davon berichten, von Fast-Tätern fast zusammengeschlagen worden zu sein oder was sie sonst noch fantasieren, was passieren würde, wenn es zum „Feindkontakt“ gekommen wäre.

Die Situation ist in der Wissenschaft bekannt. Michael Schermer behandelt sie in seinem Buch „Why People Believe Weird Things“ unter der Rubrik „Epidemics of Accusations“.

„In the small town of Mattoon, Illinois, a woman says that a stranger entered her bedroom late at night on Thursday, August 31, 1944, and anesthetized her legs with a spray gas. She reported the incident the next day, claiming she was temporarily paralyzed. The Saturday edition of the Mattoon Daily Journal-Gazette ran the headline ‘ANESTHETIC PROWLER ON LOOSE”. In the days to come, several other cases were reported. The newspaper covered these new incidents under the headline “MAD ANESTHETIST STRIKES AGAIN.” The perpetrator became known as the ‘Phantom Gasser of Mattoon”. Soon cases were occurring all over Mattoon, the state police were brought in, husbands stood guard with loaded guns, and many firsthand sightings were recounted. In the course of thirteen days, a total of twenty-five cases were discovered, the police spoke of ‘wild imaginations,’ and the newspapers began to characterize the story as a case of ‘mass hysteria’.

Where have we heard all this before? If this story sounds familiar, it might be because it has the same components as an alien abduction experience, only the paralysis is the work of a mad anesthetist rather than aliens.” (Schermer 1997: 99)

Die Erklärungen, die Sozialwissenschaftler für diese Phänomene der kollektiven Einbildung und Hysterie über die Jahre zusammengetragen haben, variieren je nach Fachbereich. Sozialpsychologen verweisen auf die Möglichkeit, sich durch unprüfbare Behauptungen interessant zu machen und vielleicht Status zu gewinnen. Psychologen heben eher die psychischen Störungen hinter den erfundenen Behauptungen hervor, die von Boshaftigkeit bis Paranoia reichen. Soziologen wiederum verweisen auf die Möglichkeit, mit Geschichten, deren Wahrheit niemand prüfen kann, eine Stimmung zu erzeugen, die für bestimmte soziale Gruppen positiv oder negativ ist, je nach Intention. Bestes Beispiel für derartige Kampagnen sind immer noch die der Nazis gegen Juden. Sie beruhten auf erfundenen Schäden, die Juden am ebenso erfundenen deutschen Volkskörper anrichten würden.

Welche Erklärung dieses Mal zutrifft?

Das ist anybody’s guess.

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