(Ohn)Macht der schönen Worte: TU-Dresden macht Parteipolitik

Die Technische Universität, deren Angestellter ein ScienceFiles-Redakteur – wenn auch nur kurz – einst war, macht sich gerade lächerlich. Das mag eine logische Folge davon sein, dass Hans Müller-Steinhagen Rektor der Technischen Universität Dresden ist.

Denn es ist in hohem Maße lächerlich, wenn jemand wie Hans Müller-Steinhagen initiativ wird, um Senat, Rektorat und Personalrat der TU-Dresden zu einer Stellungnahme zu bewegen (oder zu nötigen?), in der „Weltoffenheit, Toleranz, Menschlichkeit und Respekt“ beschworen werden. Die Initiative von Müller-Steinhagen hat das herbe Bouquet von Bigotterie.

Wer den Wissenschaftskrimi kennt, den wir vor einiger Zeit beschrieben haben, der sich an der TU-Dresden und dort mit den zentralen Akteuren Hans Müller-Steinhagen und Werner J. Patzelt ereignet hat, der weiß, wovon wir sprechen. Wer es nicht weiß, der kann es hier nachlesen.

Einmal mehr ist Müller-Steinhagen „initiativ“ geworden. Dieses Mal um die oben schon angesprochene Stellungnahme „zu den bevorstehenden Landtagswahlen und zu aktuellen politischen Entwicklungen“ anzuschieben.

Nun ist es nicht unbedingt die Aufgabe einer Hochschule, noch weniger von Organen einer Hochschule, Stellungnahmen zu Landtagswahlen zu veröffentlichen, Stellungnahmen, in denen sie „alle Bürgerinnen und Bürger Dresdens und des Freistaats, sowie alle Kommunal- und Landespolitiker“ auffordern, sich „für eine offene und diskriminierungsfreie Gesellschaft zu engagieren“ und in denen sie alle „Wählerinnen und Wähler“ auffordern, „sich mit den Wahlprogrammen der einzelnen Parteien auseinanderzusetzen“.

Die Stellungnahme, die an nichtssagender Allgemeinheit kaum zu überbieten ist, bei der sich Feigheit und Bemühen, von der Wahl der AfD abzuraten, zu einem Beschwörungs-Gemenge der wohlklingenden Worte verbunden haben, Weltoffenheit, Toleranz, Menschlichkeit, Respekt, sie ist, was man nur steril nennen kann. Der Mut, von der Wahl der AfD abzuraten, der fehlt den TU-Stellungnehmern, so dass man mehr von einer Stellungnahmeverweigerung, denn von einer Stellungnahme sprechen muss.

Wie so oft, bei Texten aus der prekären Mittelschicht, die an Hochschulen von der Gunst der politischen Herrschaften abhängen, die gerade in Sachsen in der nächsten Legislaturperiode nicht mehr vorhanden sein werden, weil z.B. die SPD mit Sicherheit an keiner Regierung mehr beteiligt sein wird, so dass die Minister, mit denen Müller-Steinhagen ein für Steuerzahler so teures Verhältnis pflegt, bald Geschichte sein werden, bleibt vieles im Vagen, im Unausgesprochenen, im Angedeuteten, denn, wie Hans Müller-Steinhagen in einem Interview zur Stellungnahme sagt: „Wir machen keine Parteipolitik, das dürfen und wollen wir auch gar nicht“.

Warum Senat, Rektorat und Personalrat dennoch eine vage Stellungnahme veröffentlichen, die man nur dann überhaupt mit Sinn füllen kann, wenn man die Prämisse, es ginge darum, eine Mehrheit für die AfD bei den nächsten Landtagswahlen zu verhindern, einführt, ist eine Frage, die wohl nur Müller-Steinhagen vermutlich unter Rückgriff auf seine höchst persönliche Eitelkeit beantworten kann.

Diese Werte sind für uns nicht verhandelbar“, so verlautbart Müller-Steinhagen und meint damit die „Weltoffenheit, die Toleranz, die Menschlichkeit und den Respekt, die in seiner Stellungnahme beschworen werden. Und Recht hat er, der Rektor der TU-Dresden. Dass sich Menschlichkeit auch auf Politiker, Wähler und Unterstützer der AfD erstreckt, die Weltoffenheit es verlangt, auch andere Meinungen zuzulassen, egal, wie man selbst sie findet, dass Toleranz sich in einer Demokratie auch auf den politischen Gegner erstreckt, der sich in Fundamentalopposition zur politischen Klasse, in der bislang die politischen Gefallen verteilt wurden, befindet, dass Respekt denen zu zollen ist, die mit ihrer Wahl zeigen, dass sie diese Fundamentalopposition unterstützen, das versteht sich von selbst, das ist in der Tat nicht verhandelbar.






Warum, so fragt man sich, veröffentlichen Senat, Rektorat und Personalrat der TU-Dresden dann eine Stellungnahme zur Landtagswahl in Sachsen?

Weil zumindest von Müller-Steinhagen, auf dessen Initiative, wie er ausdrücklich betont, die Stellungnahme ja zurückgeht, bekannt ist, dass er es mit der Toleranz und dem Respekt nicht so genau nimmt, z.B. dann, wenn er sich für die Pegida schämt, dann, wenn er es besorgniserregend findet, dass „Kulturförderung“ nicht mehr per Gießkanne und Selbstbedienung erfolgen soll, sondern „nach ökonomischen Gesichtspunkten“, wie er beklagt. Hat der Rektor der TU-Dresden etwa keinen Respekt für die Leistung von Steuerzahlern, kann er nicht nachvollziehen, dass es ein Schlag ins Gesicht derer ist, die Steuergeld mühsam erarbeiten müssen, wenn es nachfolgend für Etwas verschleudert wird, das nur wenigen Spezis einen Nutzen bereitet? Hält er es für mit den Werten der Menschlichkeit vereinbar, wenn die einen mit hohen Steuerzahlungen belastet werden, damit die anderen ein gutes Leben führen können?

Dass hinter der Stellungnahme der TU-Dresden eine politische, eine eindeutige politische Agenda steht, dass sie entsprechend ein Verstoß gegen die Neutralitätspflicht von Universitäten ist, wird im Interview, das Müller-Steinhagen flankierend gegeben hat, sehr deutlich, denn, wie die meisten Ideologen, so kann auch Müller-Steinhagen seine eigene Ideologie nicht verheimlichen. Sie kommt als Prämisse durch, wenn Verantwortlichkeit im Umgang mit Steuermitteln als „besorgniserregend“ bezeichnet wird, was nur tun kann, wer es gewohnt ist, Steuergelder nach Belieben zu verschleudern, ein Verhalten, das vornehmlich vom Sozialisten bekannt ist.

Die Ideologie kommt durch, wenn Müller-Steinhagen von „populistischen und teilweise nationalistischen Untertönen“ spricht, ohne den Mut aufzubringen, seine Floskeln mit einem konkreten Inhalt zu belegen. Auch die Strategie, mit affektiv geladenen Begriffen, die klar mit einer politischen Ideologie verbunden sind, hier negativ verbunden sind, Stimmung zu machen, ist vornehmlich von Sozialisten bekannt.

Die Ideologie kommt insbesondere bei einer Aussage durch, die deutlich macht, dass der Graben, der zwischen Müller-Steinhagen und Wissenschaft verläuft, den Marianengraben in den Schatten stellt. Der Rektor der TU-Dresden sagt:

„Bei der Brexit-Abstimmung in Großbritannien war das so: Die Mehrheit für den Austritt kam  überhaupt erst zustande, weil sehr viele junge Leute gar nicht gewählt haben“.

An dieser Aussage, die ein Mitglied unserer Redaktion zu einer Stellungnahme veranlasst hat, die wir hier nicht wiedergeben können, ist so ziemlich alles falsch, was die Realität betrifft und so ziemlich alles verräterisch, was Müller-Steinhagens Ideologie betrifft.

Brexit, dafür haben alte (vermutlich weiße) Männer gestimmt, die der jungen Generation die Zukunft verbauen wollen. Dass die jungen Leute, die nicht gewählt haben, hätten sie gewählt, gegen einen Brexit gestimmt haben, das gilt Müller-Steinhagen als sicher. Sicher kann dies nur für jemanden sein, der sich in ideologischer Wahrheit wähnt, der seine Position absolut setzt, ohne Respekt und Toleranz für andere Sichtweisen, so dass es ihm nicht einmal in den Sinn kommt, dass man von denen, die nicht gewählt haben, nicht wissen kann, wie sie gewählt hätten, wenn sie gewählt hätten.

Im Reich der Wahrscheinlichkeit kennt nur der Ideologe die absolute Wahrheit, entlarvt sich nur der Ideologe als minder intelligent, als jemand, der da etwas sieht, wo man nichts sehen kann, da Genaues weiß, wo man nichts Genaues wissen kann, als der, der aus der klaren Meldung, an einer Abstimmung nicht interessiert zu sein, eine verhinderte Wahl für die ihm genehme Alternative zu machen im Stande ist.

Müller-Steinhagen hat sich mit seiner Aussage als ein solcher Ideologe entlarvt, einer, auf dessen Initiative eine Stellungnahme von Rektorat, Senat und Personalrat der TU-Dresden zurückgeht, die angeblich keine Parteinahme, keine Parteipolitik darstellt.

Wäre es nicht Zeit, Wahrheit zu respektieren und keinerlei Toleranz gegenüber Lügen zu üben, Herr Müller-Steinhagen?


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