Blanke Verzweiflung

Gleich zu Beginn ein Zitat:

“7 Prozent der deutschen Bevölkerung sind davon überzeugt, dass die Corona-Pandemie bei den Menschen ein Umdenken bewirkt, hin zu einem nachhaltigeren und klimaschonenderen Wirtschaftssystem. 20 Prozent stimmen dem mit „eher ja“ ebenfalls zu. Das ergab eine repräsentative Umfrage anlässlich des deutschen Erdüberlastungstags am 3. Mai. Diese Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2020 – Bioökonomie, einer Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), durchgeführt.

Prof. Dr. Markus Vogt, Mitglied im Sachverständigenrat Bioökonomie Bayern, kommentiert die Ergebnisse der Meinungsumfrage als positives Zeichen. „Viele Menschen sehen in der Krise die Chance für einen dauerhaften Wandel“, erklärt Prof. Dr. Markus Vogt. „Dieser Umbruch muss als Aufbruch genutzt werden.“

Das, was Prof. Dr. Markus Vogt, Mitglied im Sachverständigenrat “Bioökonomie Bayern” hier über “Viele Menschen” und den “Umbruch”, der als “Aufbruch” genutzt werden muss, sagt, bezieht sich auf das, was darüber steht: “7 Prozent (= viele Menschen) sind davon überzeugt, dass die Corona Pandemie bei den Menschen ein Umdenken bewirkt”, vor allem bei “den” Menschen versteht sich, nicht bei einem selbst, und “20 Prozent stimmen dem mit “eher ja” ebenfalls zu”.



Das macht zusammen 27% und bedeutet: satte 73% der von Civey Befragten – wie viele es auch immer gewesen sein mögen, stimmen der Aussage, das “die Corona Pandemie bei DEN Menschen ein Umdenken bewirkt hin zu einem nachhaltigeren und klimaschonenderen Wirtschaftssystem” NICHT ZU.

Die Pressemeldung ist übrigens mit: “Nachhaltigkeit durch Pandemie? Knapp 30 Prozent der Deutschen sehen in der Krise eine Chance” überschrieben. Das BMBF bezahlt einen solchen Mist.

Verzweiflung pur.

Wenn es keine Mehrheit für das gibt, was man so gerne durchsetzen will, dann ignoriert man eben, dass eine Mehrheit von 70% für die Gegenposition gibt. Die Kunst von Ideologen besteht darin, die Realität so lange wie nur möglich, zu ignorieren. 

Wenn es darum geht, eine Pressemeldung abzusetzen und auf dem Trittbrett des Coronakrisenforschungszugs mitzufahren, dann sind sich manche offenkundig für überhaupt nichts zu blöd.


Für unserem letzten Beitrag über Groschenromanforschung zu “etwas mit Corona und Kindern” haben wir heute noch einen Nachtrag.

Wie wir alle wissen, gibt es für Kinder nichts Schlimmeres als kontinuierlich mit ihren Eltern konfrontiert zu sein, und für Eltern gibt es nichts Schlimmeres als mit ihren Kindern konfrontiert zu sein. Was in den Zeiten, in denen man die eigenen Kinder zu einem Problem von anderen, von Lehrern, Nachbarn, Kindergärtnern usw. sozialisieren kann, gerade noch funktioniert: die eigenen Kinder ertragen, wird derzeit auf eine harte Probe gestellt, wie akademische Positionsinhaber von der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, von der wir bis vor kurzem nicht einmal wussten, dass es sie gibt, wissen. Zu viel mit den Eltern zusammen sein, dass führt zu Binge-Fernsehen, Binge-Computernutzung, unbewältigten Ängsten und unstrukturiertem Alltag. Deshalb benötigen die armen Eltern, die so offenkundig in der Erziehung der eigenen Kinder versagen, unbedingt die Hilfe von Expertinnen, vor allem Expertinnen und Experten aus Pädagogik, Psychologie und Medizin.

Der Gravy Train der Corona-Hilfeindustrie, er rollt:

“Wie bleiben Familien mit Kindern trotz aller Herausforderungen während der Coronavirus-Pandemie möglichst positiv gestimmt? Zahlreiche Expertinnen und Experten aus Pädagogik, Psychologie und Medizin haben auf der Website kinderaerzte-im-netz.de konkrete und alltagstaugliche Tipps und Informationen dazu zusammengestellt.

Paula Bleckmann, Professorin für Medienpädagogik an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter bei Bonn, ist Mit-Initiatorin des Angebots. Sie verantwortet mit ihrem Team einen Newsletter, der Themen wie dosierter Mediengebrauch, Umgang mit Ängsten und Alltags-Strukturierung behandelt.

Angebot wird ständig weiterentwickelt – bis Schulen und Kitas wieder vollständig öffnen
„Zweimal wöchentlich erscheint der Newsletter, das neueste Thema ist Schule zu Hause“, sagt Bleckmann, Autorin des Buches „Medienmündig“. „Wir schreiben auch über den Umgang mit Betreuungs-Not oder Enttäuschung, geben Durchhalte-Tipps und Hinweise, die Corona-Pandemie kindgerecht zu erklären.“ Mit dem Angebot, das ständig ausgebaut und weiterentwickelt wird, wolle man Eltern solange begleiten, bis Schulen und Kitas bundesweit wieder vollständig öffnen, so die Gesundheits- und Medienpädagogin.

Für alle, die auf ihren Positionen an Hochschulen sitzen und immer noch keine Idee haben, wie sie das, was als Coronakrise bezeichnet wird, für sich ausnutzen, hier ein paar Vorschläge:

  • Einbrechen, wenn alle zuhause sind. Überwindung von Existenzängsten von Berufskriminellen in der Coronakrise.
  • Der Hamsterkauf als veterinärmedizinisches Problem.
  • Nächstenliebe im Narzissmus – Christliche Ethik im Zeichen der Coronakrise.
  • Hausfrauenfernsehen zu zweit – Soziologie der Scheidung.
  • Corona-Controlling: Economies of Taste durch nachhaltiges Einkochen im selben Topf.



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