Vere Gordon Childe, ein fast vergessener Prähistoriker
– dem es nichts ausmacht, vergessen zu sein, der aber trotzdem nicht vergessen sein sollte
von Dr. habil. Heike Diefenbach
Wenigen im deutschsprachigen Raum dürfte der Name des in Australien geborenen britischen Archäologen und Prähistorikers Vere Gordon Childe etwas sagen. Es ist schon 52 Jahre her, dass er gestorben ist – er wurde am 14. April Jahr 1892 in Sydney geboren und starb am 19. Oktober 1957 –, von seinen zahlreichen Büchern wurden m.W. nur zwei ins Deutsche übersetzt, und beide der ins Deutsche übersetzten Bücher werden nicht mehr aufgelegt. D.h. wer an dem, was Childe geschrieben hat, interessiert ist, muss seine Bücher in englischer Sprache (in der sie nach wie vor aufgelegt werden,) lesen, versuchen, seine ins Deutsche übersetzten Bücher in (Fach-/)Bibliotheken zu finden oder sie als gebrauchte Bücher in Antiquariaten zu erwerben.
Dabei hat Childe mehr als die bei Weitem meisten Wissenschaftler Bücher speziell für eine breite Leserschaft (und nicht nur für Fachkollegen) geschrieben, und Ergebnisse der Arbeit von V. Gordon Childe sind – vermutlich auch deshalb – sozusagen selbstverständlich in vieler Munde, auch derer, die sich gewöhnlich der deutschen Sprache bedienen. So verdanken wir Childe z.B. den Ausdruck „neolithische Revolution“, den er im Jahr 1935 geprägt hat (Childe 1935: 7; s. hierzu auch Greene 1999: 98), um den Zeitraum zu bezeichnen, in dem die Menschen begonnen haben, feste Siedlungen zu errichten, Acker- oder Gartenbau zu betreiben und Tiere zu halten.
Dazu, dass Childe im deutschsprachigen Raum jenseits von Fachdisziplinen wie Archäologie, Ur- und Frühgeschichte und Anthropologie möglicherweise weitgehend in Vergessenheit geraten ist, hat vielleicht (und falls ja, dann zu Unrecht; s.u.) auch seine Beschäftigung mit den so genannten Ariern beigetragen. Der Begriff „Arier“ stammt zwar nicht von Childe, aber seine Verwendung als Bezeichnung für „Indo-Europäer“, die Verwendung, die uns vermutlich am geläufigsten ist, stammt von ihm. Im Vorwort zu seinem Buch „The Aryans“ aus dem Jahr 1926 schreibt Childe:
„Philologists will at once complain that the term ‘Aryan‘ is unscientific. Of course, I know that only the Indians and the Iranians actually designated themselves by this name. But what expression is to be used conventionally to denote the linguistic ancestors of the Celts, Teutons, Romans, Hellenes, and Hindus if Aryan is to be restricted to the Indo-Iranians? The word Indo-European is clumsy and cannot even claim to be scientific now that Indian Sanskrit is no longer the most easterly member of the linguistic family known. Dr. Giles’ term, Wiros [zur Bezeichnung der Sprecher indo-europäischer Sprachen], is certainly accurate, but, as thus written, it is so ugly that the reviewers have laughed it out of literature. Aryan on the other hand has the advantage of brevity and familiarity. I therefore propose to retain it, quite conventionally, in this traditional sense” (Childe 1926: xi).
Was Childe hier und überall in seinen Büchern sprachlich zu fassen versuchte, waren archäologische Kulturen, die er aufgrund charakteristischer Gruppen von beobachtbaren Merkmalen archäologischer Artefakte definierte (ein Beispiel für eine solche archäologische Kultur ist z.B. die sogenannte Glockenbecher-Kultur, die ihren Namen den charakteristischen glockenförmigen Töpfen verdankt, die (auch?) als Grabbeigaben in Süd-, West- und Mitteleuropa am Ende des Neolithikums verwendet wurden). Ob oder inwieweit diese archäologischen Gruppen durch eine gemeinsame Sprache gekennzeichnet waren, war für ihn und ist eine andere Frage, die ihrerseits nur auf der Basis empirischer Daten beantwortet werden kann und (daher) nicht beantwortet werden kann, wenn die notwendigen empirischen Daten nicht vorliegen. Noch weniger setzte Childe archäologische Kulturen mit ethnischen Gruppen gleich, die normalerweise durch eine Reihe von geteilten Merkmalen definiert werden, von denen die Sprache in der Regel (aber nicht immer) eines ist, aber eben nur eines. Damit war Childe unserer Zeit weit voraus, in der „Kultur“ reifiziert wird, also vergessen wird, dass „Kultur“ ein Konstrukt ist, das – je nach Erkenntnisinteresse oder Verwendungszweck – der zusammenfassenden Beschreibung jeweils anzugebender und zu begründender Merkmalskombinationen dient.
Soweit Childes Arbeiten vergessen wurden, kann dies jedenfalls nicht dadurch erklärt werden, dass sie von neuerer Forschung schlicht als falsch erweisen worden ist. Manche seiner deskriptiven Arbeiten haben der Prüfung durch spätere Archäologen nicht stand gehalten, aber es gibt auch Fälle, in denen neueste Forschungsmethoden mit bestimmten Thesen Childes übereinstimmen oder teilweise übereinstimmen, so z.B. im Fall der These der „… Aryan invasion of India“, (Childe 1926: 30; seine Argumentation erstreckt sich über die Seiten 30-36), für die Childe im zweiten Kapitel seines Buches mit dem Titel „The Aryans“ aus dem Jahr 1926 argumentiert, und die in einer Team-Arbeit von 92 Autoren (Narasimhan et al. 2018) von nahezu überall auf der Erde aufgrund von Analysen des genetischen Materials von 362 „ancient individuals“ (Narasimhan et al. 2018: 5) bestätigt wird, auch, wenn bis auf Weiteres offen bleiben muss, inwieweit die „Invasion“ eher als Migration denn als Eroberung aufzufassen ist. Dort heißt es zusammenfassend:
“Our results show how ancestry from the Steppe genetically linked Europe and South Asia in the Bronze Age [ab ca. 3.000 v. Chr.], and identifies the populations that almost certainly were responsible for spreading Indo-European languages across much of Eurasia” (Narasimhan et al. 2018: 4).
Für Shennan (2011) ist vor allem Childes Arbeit über soziale Evolution von bleibendem Wert und Interesse:
„In fact, to someone who has not re-read his evolutionary work for some time, the ideas it contains are quite striking and in general far more sophisticated than those of the neo-evolutionist New Archaeologists of the 1960 and 1970s. For example, he regarded the social evolutionary schemes of comparative anthropology as broad guiding frameworks whose implications were to be tested by archaeology, rather than as providing a series of stages into which the archaeological evidence was to be slotted” (Shennan 2011: 202).
Childe lehnte die Vorstellung einer unilinearen sozialen Evolution – z.B. nach der Vorstellung von Karl Marx (und obwohl er als junger Mann für den Marxismus empfänglich gewesen ist; s. z.B. Gathercole 2009) – ab und betonte, dass jede Gesellschaft sozusagen ihre eigene Entwicklung gemäß ihrer Wissensbasis, der Bedingungen in ihrem Lebensraum und in Abhängigkeit von Diffusion, d.h. der Weitergabe von Ideen und Gütern von einer Gesellschaft in eine andere, entwickelte. Dementsprechend betonte er, dass die Einteilung sozialer Evolution in zeitlich festlegbare Stufen wie z.B. die Steinzeit und die Bronzezeit nicht universell gelten könne, sondern mit Bezug auf konkrete Gesellschaften (oder näherungsweise: lokale Räume) erfolgen müsse:
„But as a chronological principle the system broke down as soon as it was applied outside restricted areas. To label an artifact or a society ‘neolithic’, for instance, tells you absolutely nothing about when the artifact was made nor when the society lived. The Maoris were as neolithic in 1800 A.D. as the Danes in 1800 B.C.” (Childe 2004: 89).
Außerdem lassen sich Technologien nicht umstandslos bzw. „an sich“ als anderen überlegen bzw. gegenüber anderen fortgeschritten(er) auffassen:
„No one can decide whether the predynastic Egyptian got more fun out of his back gammon than a contemporary derives from two up nor whether the Hittites chariot races were less exciting or less popular than motor cycle events on the dirt track” (Childe 1944: 107).
Soziale Evolution muss nach Childe vor dem Hintergrund der speziellen Bedürfnisse einer Gesellschaft aufgrund spezieller Gegebenheiten in ihrer spezifischen Umwelt gesehen, werden. Beispielsweise war das Rad für Transportzwecke in Mesopotamien schon früher als 3.000 vor Chr. in Gebrauch, während der erste Karren im Alten Ägypten auf einer Stele aus der 13. Dynastie (die auf die Zeit von 1783 v. Chr. bis nach 1640 v. Chr. datiert wird; s. Bunson 2002: 106), also aus dem sogenannten Mittleren Reich, dokumentiert ist (Köpp-Junk 2016: 37). Childe weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass
„[o]wing to the peculiar physiography Egypt did not need the wheeled cart for transport, relying instead on water” (Childe 1952[1928]: 239),
d.h. dass die Alten Ägypter aufgrund ihres Siedlungsgebietes entlang des Nils, der den Transport von Menschen, Tieren und Gegenständen auf dem Wasserweg ermöglichte, keine Notwendigkeit hatten, das Rad zu Transportzwecken in Form von Karren zu nutzen. Die kulturelle oder technologische Leistung, die in der Entwicklung und im Einsatz von Rädern zu Transportzwecken in Form von Karren besteht, ist also nicht immer und überall gleichwertig im Sinn von gleichermaßen bedeutend.
Für Childe waren archäologische Artefakte ein Ausdruck von Erkenntnis, oder anders gesagt: nur als solche waren sie seiner Meinung nach für den Archäologen oder Historiker relevant:
„Nun ist es statistisch unmöglich, dass alle einzelnen Steinbearbeiter in der gesamten Alten Welt unabhängig voneinander auf dieselbe eigenartige Form verfallen sein und sie jahrhundertelang aus purem Zufall immer wieder reproduziert haben sollen. Sowohl die Form des Faustkeils als auch die Technik seiner Herstellung müssen durch gesellschaftliche Überlieferung von Generation zu Generation weitergegeben worden sein. Jeder standardisierte Faustkeil ist somit in dem Sinne das versteinerte Ergebnis eines Quäntchens Erkenntnis …“ (Childe 1973: 18-19),
und zwar deshalb, weil nur überliefert wird, was sich als nützlich erweist und was nicht bloß private Erfahrung bleibt, sondern (zumindest teilweise) öffentlich zugänglich und akzeptiert ist, und eben das sind für Childe die beiden notwendigen Bedingungen dafür, dass etwas Erkenntnis bzw. ein Ausdruck von Erkenntnis sein kann:
„Um ihren Namen zu verdienen, muss Erkenntnis, behaupte ich, mittelbar, allgemein zugänglich, sozusagen öffentliches Besitztum sein; sie muß aber auch nützlich sein, d.h. sich dazu eignen, in erfolgreiches Handeln umgesetzt zu werden“ (Childe 1973: 12).
Ideen, wie sie anhand archäologischer Artefakte zum Ausdruck gebracht werden, müssen aber nicht unbedingt in der Gesellschaft entwickelt worden sein, in der die jeweiligen Artefakte benutzt wurden; die Artefakte, in denen sich die Idee niedergeschlagen hat, können auch durch Handel oder durch Migration von Menschen von einer Gesellschaft in eine andere übertragen worden sein. Damit ist die oben bereits kurz erwähnte so genannte Diffusion angesprochen, der Childe große Wichtigkeit beigemessen hat. Insbesondere in seiner Untersuchung über die Entstehung der europäischen Zivilisation, die erstmals im Jahr 1925 erschienen ist und im Verlauf von 30 Jahren in insgesamt sechs Auflagen publiziert wurde, in denen Childe den Inhalt den Fortschritten, die die europäische Archäologie in dieser Zeit machte, angepasst hat, zeigt Childe, dass Diffusion bereits in der europäischen bzw. für die europäische Bronzezeit eine große Rolle gespielt hat:
„Concrete links have been traced between Hither Asia and the Aegean on the one hand and Western und Northern Europe on the other, along the Danube thoroughfare, over the great European plain and round the Western coast. There is no doubt about the solidity of the links, but they are ambivalent. From Mesopotamia, Anatolia, and Crete to illiterate Scandinavia, Britain and Spain the chains are unbreakable. But the component links are so loose that the lengths of the chains are variable at will. We are left in doubt how far they hand down into the timeless abyss of prehistory from their firm attachments in Oriental history” (Childe 1950: 330)
Zum Beispiel
“[t]here is no doubt that the segmented fayence beads from graves of that period in Hungary and England are of Egyptian manufacture ” (Childe 1950: 334).
Dass sowohl Migration als auch Handel bereits z.B. im europäischen Neolithikum und in der europäischen Bronzezeit viel weiter verbreitet waren als für lange Zeit angenommen bzw. für praktisch möglich gehalten wurde, bestätigt eine Studie von Olalde, Brace, Allentoft et al. (2018), in der eine Analyse genetischen Materials von 400 Skeletten aus dieser Zeit, darunter “… 226 individuals associated with Beaker-complex artefacts“ (Olalde, Brace, Allentoft et al. 2018: 190), d.h. der so genannten europäischen Glockenbecher-Kultur (aufgefasst als archäologische Kultur im Sinne Childes) durchgeführt wurde. Ihre Ergebnisse fassen die Autoren wie folgt zusammen:
“Our results support a model in which cultural transmission and human migration both had important roles, with the relative balance of these two processes depending on the region. In Iberia, the majority of Beaker-complex-associated individuals lacked steppe affinities and were genetically most similar to preceding Iberian populations. In central Europe, steppe-related ancestry was widespread and we can exclude a substantial contribution from Iberian Beaker-complex-associated individuals. However, the presence of steppe-related ancestry in some Iberian individuals demonstrates that gene flow into Iberia was not uncommon during this period” (Olalde, Brace, Allentoft et al. 2018: 195).
Wenn man archäologische Artefakte als Ausdruck von Ideen auffasst, die sich in der praktischen Nutzung bewährt haben, tritt die Idee als solche hinter das Artefakt zurück, und die soziale Evolution der Menschheit ist weniger eine ideelle als eine technologische, bei der die Idee nur Realität hat, wenn sie materiell verwirklicht ist:
„Eine Idee, die sich nicht ausdrücken läßt, ist nichts. Eine unaussprechliche Wahrheit ist weder wahr noch falsch; sie ist ebenfalls gar nichts. Um ‚eine Idee zu haben‘, muss man ein Symbol finden oder erfinden, mit dem man sie ausdrückt. Nirgends werden Sie eine entleibte Idee finden, die aus eigenem existiert, nicht einmal in der grauen Substanz eines Gehirns, … Die geistige Idee kann erst geboren werden, wenn ihr materieller Träger schon da ist“ (Childe 1973: 52).
Aber:
„Dies Buch, das voller Wörter ist, enthält keine Ideen, sofern es nicht jemand liest. Ideen sind nicht – wie Größe oder Form – Eigenschaften von Wörtern oder anderen Symbolen. Alle Wörter im Wörterbuch sind ohne Bedeutungen, solange der Band unaufgeschlagen bleibt … Die vermittels eines Symbols ausgedrückte Idee existiert nur in den Köpfen der mit der Konvention, die das Symbol erst zum Symbol gemacht hat, vertrauten Menschen“ (Childe 1973: 53).
Diese Form des Materialismus muss keineswegs als Merkmal (oder Überbleibsel marxistischer Orientierung bei Childe verstanden werden:
„Many historians, not Marxists, believe that the economy of a society is its ultimate basis, by which everything else stands or falls … Archaeologists by the nature of their evidence are bound to respect the material foundation of society” (Ravetz 1959: 61).
Bei Childe ist der Materialismus, wie die oben stehenden Zitate gezeigt haben sollten, (außerdem) eine logische Folgerung aus einer Argumentation, die jedem – Marxist oder nicht –nachvollziehbar sein sollte – und sie ist weit komplexer als alles, was sich bei Marx in Sachen „Materialismus“ finden lässt (vgl. hierzu Harris 1994: 6). Und sie führt Childe zur Ablehnung eines umfassenden Relativismus:
„Aber das praktische Resultat ist … die einzige schlüssige Bewährung der Wahrheit der Entdeckung, der einzige Beweise, dass sie zur Erkenntnis beisteuert und nicht bloß neuer Aberglaube ist. Die babylonischen Opferdeuter beobachteten und registrierten, was an den Eingeweiden der Opfertiere bemerkenswert war, mit derselben Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit, mit der Genetiker Gestalt, Farbe und Runzeln von Erbsen prüfen und aufzeichnen. Wenn wir sagen, dass die Genetiker unsere Erkenntnis bereichert haben, die Wahrsager aber nicht, so ist damit gemeint, dass die Genetiker den Menschen beigebracht haben, wie man bessere Erbsen züchtet, während die vergleichbare Mühe der Wahrsager keine vergleichbaren Früchte getragen hat“ (Childe 1973: 135).
Und das ist keine Wertsetzung, der man nach gusto zustimmen oder sie ablehnen kann, denn:
„Man erinnere sich, dass während des größten Teils dieser 500 000 Jahre sämtlich Menschen vollauf damit beschäftigt waren und dass die meisten Menschen auch noch jetzt vollauf damit beschäftigt sind, sich mit Hilfe der aus dem gesellschaftlichen Lagerbestand ererbten Erkenntnisfetzen am Leben zu erhalten und die menschliche Gattung fortzupflanzen. Sie hatten sich mit der wenigen Erkenntnis zu begnügen, die gerade dazu ausreichte, die ihnen also sagte, was sie essen, wie sie Feuer anmachen und benutzen, welches Gestein sie für Werkzeuge nehmen sollten usw. Ganz wenige waren abenteuerlich genug, neue Nahrung auszuprobieren, vier oder fünf Erfinder von ungewöhnlichem Talent stießen auf neue Methoden des Feueranmachens, ein einzigartiges Genie entdeckte das Kupferschmelzen. Aus solchen Erfahrungen und Experimenten, die weitergegeben wurden, wuchs langsam durch kumulative Anreicherung die Welt der Wissenschaft“ (Childe 1973: 73).
Die Ideen von prähistorischen Menschen sind also in den archäologischen Artefakten, z.B. Flintschabern oder Glockenbechern, enthalten, die das Ergebnis der Übertragung von Ideen in Materie durch menschliches Handeln sind. Auch, wenn man annimmt, dass die Herstellung oder der erste Gebrauch dieser Artefakte von rituellen Handlungen begleitet waren, Handlungen, die ebenfalls Ideen ausdrücken, so handelt es sich doch um Ideen, die nicht hinreichend nützlich waren, um von Generation zu Generation weitergegeben zu werden – sonst wären sie eben nicht dem Vergessen anheim gefallen. Für die Archäologie sind rituelle Handlungen, wie sie in der Prähistorie ausgeführt worden sein mögen, die aber heute niemand mehr kennt, aufgrund materieller Evidenz rekonstruieren kann, ausführt oder erinnert, deshalb von keinem Interesse. Dagegen sind rituelle Objekte als archäologische Artefakte, die Ausdruck religiöser oder transzendenter Vorstellungen sind, für die Archäologie insofern informativ als sie Bestandteile einer vergleichsweise wenig nützlichen „Technologie“ zur Beherrschung der Welt anzeigen:
„Such ritual objects and their correlative rites express the thoughts or rather the emotions of our helpless paleolithic forerunners oppressed by the menacing strangeness of the external world they still lacked the equipment to control by more efficient means. Their habitual use and repetition have preserved in fossilized form mental states older perhaps than articulate language or logical thinking itself whatever specious explanations theologians or patent medicine vendors may advance. Very reluctantly the most civilized societies seem to be giving up the attempt to secure material goods by spiritual means and spiritual ends by material contrivances. The consequence may be as beneficial to religion as to civilization, but that lies beyond the vision of archaeology” (Childe 1944: 107-108).
Die Motive, die rituellen Handlungen zugrunde lagen, sind Archäologen also nicht nur nicht zugänglich, sondern für sie auch nicht relevant, während das Motiv, das der Herstellung von archäologischen Artefakten zugrunde liegt, die Archäologen als solche zugänglich sind, immer dasselbe ist: das Streben nach der besseren Beherrschung der Welt, in der Menschen ihr Überleben als Individuen und als Gattung zu sichern versuchen.
Wenn für Childe Sicherung des materiellen Überlebens, Erkenntnis und Wissenschaft weitgehend zusammenfallen, ist es nicht überraschend, dass er auf den Mißbrauch der Archäologie bzw. Geschichtsforschung durch politische Akteure seiner Zeit, d.h. im Rahmen des Faschismus und Nationalsozialismus in Mitteleuropa sowie des in der Sowjetunion (vgl. hierzu Meheux: 2017: 95-96; Trigger 1992: 18), hingewiesen und Stellung gegen ihn genommen hat. Angesichts dieses ideologischen Missbrauchs der Wissenschaft, hier: der Archäologie bzw. Geschichtsforschung, fürchtete er „… the end of an era of free research” (Childe 1939: xvii), ganz so, wie wir dies angesichts politischer Korrektheit, Genderismus und anderer linksextremer Agenden derzeit wieder fürchten und in Teilen schon als Tatsache konstatieren müssen. Und angesichts der Fügsamkeit vieler seiner Fachkollegen fürchtete er auch, dass sie bereit sein würden, die „… robust idea of progress“ (Childe 1934, zitiert nach Meheux 2017: 95-96) aufzugeben, um sich der „pessimistic philosophy of fascism“ (Childe 1934, zitiert nach Meheux 2017: 96) zu ergeben.
Es mag uns ein Trost sein, dass Wissenschaft und Forschung, die frei von ideologischen Vorgaben agieren kann, aber gleichzeitig ein klares Bekenntnis zum Erkenntnisgewinn ablegt, also nicht in Relativismus, Beliebigkeit oder Irrelevanz versinken will, anscheinend immer wieder neu erkämpft werden muss. Und so scheint es heute wieder einmal dringlich, daran zu erinnern, dass Wissenschaft
„nur am Erkennbaren interessiert [ist]. Das Unerkennbare ist für die aktive Suche nach Erkenntnis, für die Sammlung, Klassifizierung und Deutung der durch Sinneswahrnehmung empfangenen Mitteilungen ebenso irrelevant wie für praktischere Arten des Handelns. Die Erkenntnis muss auch dann der Wegweiser zum Handeln sein, wenn dies Handeln nur darin besteht, dass man neue Erkenntnisse erlangt“ (Childe 1973: 135).
Und
„… Erkenntnis ist wirklich und Teil der Wirklichkeit. Die ideelle oder begriffliche Reproduktion der Wirklichkeit entspricht der Wirklichkeit nicht nur, sondern ist auch ein Teil oder ein Aspekt von ihr, ein Moment in ihr … Indem Menschen handeln, wirken sie nicht auf die Wirklichkeit ein, sondern nehmen an der Tätigkeit teil, die die Wirklichkeit ist“ (Childe 1973: 134).
Childe wendet sich damit explizit gegen ein esoterisches Verständnis davon, was Wissenschaft sein solle oder sein könne:
„Es stört mich nicht im geringsten, dass mit meiner Auffassung der Wirklichkeit als schöpferischer Tätigkeit in ständiger Entfaltung die vollkommene Erkenntnis und die absolute Wahrheit als unerreichbar erscheinen müssen. Die Funktion des Erkenntnis ist praktisch, sie soll Handeln lenken. Die Erfolge, die das Menschengeschlecht … in einer halben Million Jahren erzielt hat, genügen zum Beweis dafür, dass ausreichende Erkenntnis erreichbar ist … Was die Gesellschaft zu erkennen vermag, genügt ihr zum Handeln, mehr noch: zum erfolgreichen Handeln, ja sogar zu fortschreitender Weiterentwicklung. Ich finde das ausreichend. Ich habe kein Interesse an absoluten Wahrheiten, die in einer übersinnlichen Ideenwelt als Gegenstand reiner Kontemplation ewig sind, keiner Veränderung oder Störung durch menschliches Handeln unterliegen … Reine Kontemplation ist nicht schöpferischer als die Umdrehungsbewegung eines Rades. Erkenntnis soll nicht angeschaut werden, sondern sie soll das Handeln steuern“ (Childe 1973: 134).
Und weiter:
„Damit, dass ich alles Interesse an absoluten Wahrheiten von mir weise, verzichte ich auf das Recht, über Dinge zu sprechen, die nur ‚darauf warten, wahrgenommen und erkannt zu werden‘, und die Kant ‚Dinge an sich‘ nannte. Über solche Dinge kann ich nichts sagen“ (Childe 1973: 136).
Childe war sich sehr wohl bewusst, dass diese Argumentation für die Archäologie wie für alles andere gilt:
„Ich bin Archäologe und verwende meine Zeit darauf, Material zu sammeln über das Verhalten [!] von Menschen, die längst gestorben sind. Es macht mir Spaß, das zu tun, und die Gesellschaft bezahlt mich ganz gut für diese meine Arbeit. Aber weder habe ich, noch hat die Gesellschaft praktisch und unmittelbar Verwendung für das Wissen, das ich zusammentrage … Jedoch glauben wir gern, dass sich auch archäologische Erkenntnis eines Tages als nützlich für die Gesellschaft erweisen wird. Ich wage sogar zu hoffen, dass die archäologische Erkenntnis, die in das vorliegenden Buch eingegangen ist, insofern von Nutzen sein mag, als sie den Lesern zu besserem Denken und damit zu menschlicherem Verhalten verhilft“ (Childe 1973: 135).
Aber – und Childe wäre der Erste, der dem zustimmen würde, – damit sein Buch bzw. irgendeines seiner Bücher diesen Zweck erfüllen können, muss jemand diese Bücher aufschlagen und lesen. Oder vielleicht auch nicht, denn wie aus dem oben Beschriebenen hoffentlich deutlich geworden ist, ist Vieles von dem was Childe erarbeitet hat, seitdem in unseren Wissensbestand mehr oder weniger fraglos übergegangen oder erweist sich aktuell als zutreffend. Wenn wir solches Wissen nicht (mehr) oder noch nicht (wieder) mit dem Namen von Vere Gordon Childe in Zusammenhang bringen können, so würde das für Childe selbst keinen Unterschied machen:
„Jeder sterbliche Angehörige der Gesellschaft kann, indem er Ideen schafft, die solchermaßen akzeptiert werden, Unsterblichkeit erlangen, auch dann, wenn sein Name ebenso gründlich vergessen wird, wie sich seine leibliche Form auflöst. Mehr wünsche ich mir nicht“ (Childe 1973: 138).
Und ganz in Übereinstimmung mit dem (vergleichsweise) frühen Buddhismus, einer Übereinstimmung, die es vielleicht wert wäre, in einem eigenen Text näher herausgearbeitet zu werden, fügt Childe hinzu:
„Eine Person, ein Selbst kann ich mir ohne sterblichen materiellen Leib ebensowenig vorstellen wie eine von einem sinnlich wahrnehmbaren Trägersymbol losgelöste Idee“ (Childe 1973: 138).
Dies ist ein, vielleicht der, Grundgedanke, der der Erkenntnistheorie und damit der gesamten Arbeit von Childe zugrundeliegt und aufgrund dessen z.B. seine Vorstellung davon, was Erkenntnis ist und warum ein archäologisches Artefakt am besten als Ausdruck menschlicher Erkenntnis betrachtet wird, erst vollständig nachvollziehbar wird.
Ich selbst würde mir dennoch wünschen, dass die Arbeiten von Vere Gordon Childe auch für solche, die die englischsprachigen Originale nicht verstehen können, zugänglicher gemacht und gelesen werden, und sei es nur, um Studenten daran zu erinnern, dass es nicht so ist,
„…. als ob alles Neue schon an sich bessere Erkenntnis wäre … Vor allem der Neuling in der Wissenschaft meint oft, wenn er nach den Neuerscheinungen greife, so habe er damit auch schon das Beste und im Sinne des Erkenntnisfortschritts Neueste in der Hand …“ (Mühlmann 1984: 17).
Childe würde wohl sagen, dass gerade bei Neu-Erscheinungen als in Artefakte geronnenen Ideen noch völlig unklar ist, ob sie sich nützlich erweisen und als solches in der größeren Gesellschaft akzeptiert werden. Und weil das so ist, muss man festhalten:
„Es ist daher eine gute Arbeitshypothese für jeden Forscher, die Vorgänger … nicht für törichter zu halten, als sie es gewesen sind, und andererseits eine gewisse Skepsis gegenüber einem allzusehr zur Schau getragenen Avantgardismus zu bewahren. Nicht jede ältere Ansicht ist schon darum veraltet, weil sie die ältere ist. In summa gilt, dass es kein außerwissenschaftliches Rezept gibt, um die Valenz irgendeiner wissenschaftlichen These zu beurteilen: um erarbeitete Kritik ist nicht herumzukommen“ (Mühlmann 1984: 17).
Literatur:
Bunson, Margaret R., 2002: Encyclopedia of Ancient Egypt, Revised Edition. New York: Facts On File.
Childe, V. Gordon, 2004: Foundations of Social Archaeology: Selected Writings of V. Gordon Childe. Edited by Thomas C. Patterson and Charles E. Orser, Jr.. Walnut Creek: AltaMira.
Childe, V. Gordon, 1973: Gesellschaft und Erkenntnis. Frankfurt/M.: Ullstein.
Childe, V. Gordon, 1952[1928]: New Light on the Most Ancient East. London: Routledge.
Childe, V. Gordon 1950: The Dawn of European Civilization. London: Routledge & Kegan Paul.
Childe, V. Gordon, 1944: Progress and Archaeology. London: Watts & Co.
Childe, V Gordon, 1939: The Dawn of European Civilization. London: Routledge & Kegan Paul.
Childe, V. Gordon, 1935: Changing Aims and Methods in Prehistory. Proceedings of the Prehistoric Society 1: 1-15.
Childe, V. Gordon, 1926: The Aryans: A Study of Indo-European Origins. London: Kegan Paul, Trench, Trubner & Co.
Gathercole, Peter, 2009: Childe, Marxism, and Knowledge. European Journal of Archaeology 12(1-3): 181-191.
Greene, Kevin, 1999: V. Gordon Childe and the Vocabulary of Revolutionary Change. Antiquity 73: 97-109.
Harris, David R., 1994: Introduction, S. 1-7 in: Harris, David R. (Hrsg.): The Archaeology of V. Gordon Childe: Contemporary Perspectives. Chicago: The University of Chicago Press.
Köpp-Junk, Heidi, 2016: Wagons and Carts and Their Significance in Ancient Egypt. Journal of Ancient Egyptian Interconnections 9: 14-58.
Meheux, Katie, 2017: Digitising and Re-examining Vere Gordon Childe’s ‘Dawn of European Civilization’: a Celebration of the ULC Institute of Archaeology’s 80th Anniversary. Archaeology International 20(5):91-105.
Mühlmann, Wilhelm E., 1984: Geschichte der Anthropologie. Wiesbaden: AULA-Verlag.
Narasimhan, Vagheesh, Patterson, Nick, Moorjani, Priya et al., 2019: The Genomic Formation of South and Central Asia. bioRxiv 292581; https://www.biorxiv.org/content/10.1101/292581v1
Olalde, Iñigo, Brace, Selina, Allentoft, Morton E. et al., 2018: The Beaker Phenomenon and the Genomic Transformation of Northwest Europe. Nature 555: 190–196.
Ravetz, Alison, 1959: Notes on the Work of V. Gordon Childe. The New Reasoner 10: 56-66.
Trigger, Bruce G., 1994: Childe’s Relevance to the 1990s, S. 9-34 in: Harris, David R. (Hrsg.): The Archaeology of V. Gordon Childe: Contemporary Perspectives. Chicago: The University of Chicago Press.
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Danke für diese gedankliche Öffnung: Es gibt ein Leben jenseits des Virus und der Virus-Politik.
Eine Lektüre-Empfehlung, die hervorragend zu dem Artikel passt, hier wördlich aus Wikipedia:
“Who We Are and How We Got Here” is a 2018 book on the contribution of genome-wide ancient DNA research to human population genetics by the geneticist David Reich.
Was mir in dem Buch aufgefallen ist: Die Angst des Autors, als “nicht-PC” in den Abschnitten über Rassen/Ethnien zu gelten. An einigen Stellen eiert er mächtig herum.
Aber: Ein tolles und wichtiges Buch!
Vorschlag: “Survive the Jive” Kanal auf YT.
Interessante Beiträge über die Wanderungen der Indoeuropäer und deren Vorfahren.
Die eher esoterischen Beiträge muß man ja nicht ansehen.
Take care!
Danke das Sie mir “dieses Buch” aufgeschlagen haben.
Dem möchte ich mich gerne anschließen – dieser Autor ist eine echte Entdeckung!
Nur so am Rande:
Zu meiner Zeit sprach man noch von Indogermanen; von wem stammt denn dieser Ausdruck?
@Dr. M. Richter
Ich weiß nicht, von wem der Ausdruck ursprünglich stammt.
Aber ich weiß, dass, wie soll ich sagen,, die “Strukturierung” der Menschheit bzw, Menschheitsgeschichte im 19. Jahrhundert im Wesentlichen durch (Alt-/)Philologen geleistet wurde, die Bezeichnungen “Arier”, “Indo-Europäer”, “Indo-Germanen”, “Kelten”, “Sumerer” etc. etc. letztlich Sprachgemeinschaften bezeichnen sollten, wobei sie alle in Gruppen und Untergruppen und Unteruntergruppen bzw. verschiedenen Zweigen angeordnet und zueinander ins Verhältnis gesetzt wurden.
Bei Gustav Freytag liest man 1873 auf S. 1 seines Buches “Our Forefathers” – ich kann das Buch nur in der englischen Übersetzung zitieren:
Fragwürdig wurde dies alles, als diese SPRACHgemeinschaften als VOLKSgemeinschaften samt gemeinsamer Kultur oder mit enger genetischer Verwandtschaft interpretiert wurden (denn was Gruppen von Menschen außer der Sprache oder Sprachvarianten miteinander gemeinsam haben, ist natürlich eine empirische Frage). Man würde wohl, um Missverständnisse zu vermeiden, besser z.B. von “Sprechern indo-europäischer Sprachen” sprechen.
Jedenfalls war diese mangelnde Klarheit ein Grund, dafür, warum sich bestimmte Autoren für oder gegen bestimmte Bezeichnungen gewandt haben, einige anderen vorzogen oder ganz andere Bezeichnungen wählen wollten. Ich bin an verschiedenen Stellen über Bezüge zu solchen Diskussionen unter Autoren des 19. Jahrhunderts gestoßen, aber leider habe ich nicht vermerkt, wer was wo im einzelnen dazu geschrieben hat. Ich kann nur sagen, dass diese Diskussionen zumindest für mich als Nicht-Philologe und als jemand, der ohnehin nicht wirklich tief in den entsprechenden Diskussionen des 19. Jahrhunderts bewandert ist, die Dinge nicht unbedingt klarer, sondern teilweise eher unklarer gemacht haben.
Mehr kann ich dazu leider im Augenblick nicht sagen, aber ich hoffe, dies Wenige hilft irgendwie weiter.
“Und ganz in Übereinstimmung mit dem (vergleichsweise) frühen Buddhismus, einer Übereinstimmung, die es vielleicht wert wäre, in einem eigenen Text näher herausgearbeitet zu werden, fügt Childe hinzu:
„Eine Person, ein Selbst kann ich mir ohne sterblichen materiellen Leib ebensowenig vorstellen wie eine von einem sinnlich wahrnehmbaren Trägersymbol losgelöste Idee“ (Childe 1973: 138).”
Ich würde Ihren Text dazu gerne lesen. Auch weil Sie vor ein paar Monaten geschrieben haben – es ging dabei darum, dass der Buddhismus den Klimalyptikern im Speziellen, und allgemein dem Westen gut tun würde -, dass der Buddha nicht umsonst Empiriker gewesen ist. Und vielleicht bietet die Empirik des Buddhismus tatsächlich einen Ausweg aus den Sackgassen religiöser und sekularer Ideologien. Buddhistische Elemente haben ja auch Eingang in die Psychotherapie gefunden. Na, jedenfalls der Buddha und Vere Gordon Childe wesensnäher zu sein, als man auf den ersten Blick meinen könnte.
@Marvin Falz
Wie schön, dass Sie dieses Thema interessiert!
Ehrlich gesagt habe ich nicht zu hoffen gewagt, dass das Thema “Buddhismus” bzw. Entsprechungen zwischen (frühem) Buddhismus und moderner Erkenntnistheorie und Philosophie hier jemanden interessiert, jedenfalls so sehr interessiert, dass er darüber gerne mehr lesen möchte.
Viele haben vom Buddhismus eine Auffassung, die vielleicht eine durchaus richtige Auffassung von dem Buddhismus ist, den sie kennen (Zen, Tantra oder was auch immer), aber nicht ohne Weiteres vereinbar ist mit dem, was wir inzwischen über den frühesten (dokumentierten) Buddhismus wissen. Ich selbst habe eine große Leidenschaft für dieses Thema (und ich darf privaterweise anfügen, dass der frühe Buddhismus für mich selbst in allen Bereichen des Lebens ein guter Berater ist).
Aber dennoch müsste ich den Text, den Sie lesen möchten, erst noch verfassen, und derzeit arbeite ich noch an vielen anderen Dingen … Aber wenn ich weiß, dass es jemanden gibt, der einen solchen Text von mir gerne lesen möchte, dann habe ich die ideale Rechtfertigung dafür, meinem Hobby zu frönen.
Also ja, ich würde einen solchen Text gerne angehen, aber ich muss sehen, wie ich das praktisch und zeitlich hinbekomme. Es kann also dauern, bis ich einen solchen Text vorweisen kann. Wenn er dann irgendwann fertig sein sollte, werden Sie ihn jedenfalls in der einen oder anderen Form hier zu lesen bekommen.
In jedem Fall: Danke für die Ermunterung, einen solchen Text zu schreiben; sie freut mich sehr!