Drei Nachwahlen zum Britischen Unterhaus – Was in deutschen Medien nicht berichtet wird [ScienceFiles-Wahlanalyse]

Die Geschichte ist für deutsche Medien schnell erzählt.

Drei Nachwahlen zum britischen Abgeordnetenhaus sind notwendig geworden, weil die drei Parlamentarier, die mit der Wahl von 2019 ein Mandat zur Vertretung ihres Wahlkreises in Westminster erhalten haben, dieses Mandat zurückgegeben haben. Alle drei waren konservative Politiker. Nach den Wahlen vom gestrigen Tag ist mit Steve Tuckwell, der sich in Uxbridge und South Ruislip, einem Wahlkreis in Nordwesten von London durchgesetzt hat, nur noch ein konservativer Abgeordneter von ursprünglich dreien vorhanden.

Uxbridge and South Ruislip ist der Wahlkreis, den Boris Johnson seit der Parlamentswahl von 2015 vertreten hat. Bekanntlich ist Boris Johnson von den EU-hörigen (Remainer) in seiner eigenen Partei demontiert und mit absurden Anschuldigungen in den Rücktritt getrieben worden. Aber das ist eine andere Geschichte.

Uxbridge and South Ruislip ist ein besonderer Wahlkreis, nicht nur deshalb, weil mit Count Binface dort ein Außerirdischer kandidiert. 16 weitere Kandidaten wollten den Wahlkreis für sich gewinnen, so viel wie sonst an keinem anderen Wahlort. Das folgende Video des Evening Standards, nicht das Blatt, das wir normalerweise lesen, ist recht gut geeignet, um ein Gefühl für die Wahl in Uxbridge and South Ruislip zu entwickeln.

Der Favorit “Labour” hat sich nicht durchsetzen können. Trotz großer Unzufriedenheit mit dem Tory Government von Rishy Sunak haben die Konservativen den Wahlkreis, den sie seit seiner Einführung zur Wahl von 2010 für sich entschieden haben, und zur Überraschung von allen, die die Ergebnisse immer schon vorher kennen, halten können, wenn auch knapp.

Warum?

Nun, es gibt einen in London, der ist noch unbeliebter als Rishy Runak und treibt die normalen und rational denkenden Londoner mit seiner absurden Politik zur Weißglut:

Sadistq Khan

Uxbridge and South Ruislip

Sadiq Khan und sein “ULEZ-Scheme – Ultra Low Emission Zone” haben Labour den Wahlsieg in Uxbridge and South Ruislip gekostet, denn die meisten Londoner, die am Rand der Stadt wohnen und von Khan und den seinen geschröpft werden, wenn sie mit dem Auto in London unterwegs sein wollen, oder die in der schönen Lage sind, das von Khan hinlänglich ruinierte öffentliche Verkehrssystem von London nutzen zu müssen, haben die Nase von der politischen Luftnummer im Bürgermeisteramt voll.

Indes benötigt Khan ULEZ, das im Wesentlichen ein System der Wegelagerei ist, wie es in Wales einst im 19. Jahrhundert in Kraft war, als diejenigen, die eine Straße nutzen wollten, alle paar Kilometer Gebühr dafür bezahlen mussten, um die Kassen der Stadt London, die er seit Jahren für seine woken Vanity-Projekte plündert, zumindest so voll zu halten, dass ein Benkrott vermieden werden kann.

Und das stellt sich wie folgt als Wahlergebnis dar:

Legt man die Anzahl der Wähler zugrunde, die die Parteien bei der letzten Wahl zum britischen Unterhaus im Jahre 2019 für sich gewinnen konnten, dann gibt es dieses Mal nur zwei Gewinner: Andere Parteien und Reclaim. Letztere hat mit ihrem Kandidaten Laurence Fox aus dem Stand immerhin 714 Stimmen einsammeln können und unter den Anderen ist Count Binhat, der seine Stimmen von 69 auf 190 erhöhen konnte, ein Zugewinn von 175%, der eindeutige Wahlsieger.

Was die Wahl in Uxbridge and South Ruislip indes zeigt: Viele Wähler von Tories und Labour sind zuhause geblieben. Erstere wohl weil sie mit der Regierung von Sunak nicht zufrieden sind, Letztere weil ihnen Sadiq Khan auf den Geist geht. Davon lesen Sie in deutschen Systemmedien natürlich nicht. Dort finden sich eher kursorisch einfache Erklärungen für das, was gestern bei den drei Nachwahlen geschehen ist:

“Die Tories sind seit 13 Jahren in Großbritannien an der Macht, haben aber nach diversen Skandalen und Führungswechseln deutlich an Zustimmung eingebüßt.

Der Regierung machen zudem die hohe Inflation, wirtschaftliche Stagnation, Streiks und die Krise des staatlichen Gesundheitswesens zu schaffen. Sunaks Konservative liegen in den Meinungsumfragen 20 Prozentpunkte hinter Labour.”

Erstaunlich, dass Labour aus diesem großen Vorsprung bei Umfragen in ausgerechnet London, Labour Kernland, keinerlei Gewinn schlagen konnte. Unsere Erklärung dafür haben sie gerade gelesen. Auch die Erklärung dafür, dass viele Wähler der Conservative Party die Wahl ihrer Partei verweigert haben, ist eine andere, denn viele Wähler der Tories sind aus drei Gründen verstimmt:

  • Die hohen Lebenshaltungskosten werden von vielen auf den Net Zero Unsinn der Regierung zurückgeführt. Die Grüne Agenda der Tories ist ein Grund, sie nicht mehr zu wählen.
  • Die Regierung von Fishy Sunak hat ebenso wie die vorausgehenden Regierungen von May und Johnson Brexit nicht vollzogen. Die meisten Möglichkeiten, die der Austritt aus der EU eröffnet hat, bleiben bislang ungenutzt, statt dessen hat Sunak die Nordiren mit seinem Winchester-Abkommen an die EU verscherbelt. Das nehmen ihm viele übel.
  • Am meisten wird den Tories und der derzeitigen Regierung von Sunak aber übel genommen, dass sie die illegale Zuwanderung über den Ärmelkanal nicht stoppt, weiterhin täglich bis zu 650 illegal Eingereiste auf Kosten von Steuerzahlern in Hotels unterbringt.

Das ist eine vollkommen andere Situation als sie von der ARD-tagesschau dargestellt wird.
Und zwar nicht nur für Uxbridge and South Ruislip.

Selby and Ainsty ist der Wahlkreis von Nigel Adams. Seit der Wahlkreis in Yorkshire im Jahre 2010 geschaffen wurde, hat in Nigel Adams für sich entschieden, zuletzt mit 60% der Wählerstimmen. Nigel Adams ist einer der Getreuen von Boris Johnson und einer von dreien, die die Art und Weise, in der Remainer innerhalb der Tories an Boris Johnson Rache genommen haben, zum Anlass genommen hat, um sein Mandat zurückzugeben. Insofern kann man Selby and Ainsty als einen Ground-Zero-Wahlkreis ansehen, in dem zu sehen ist, wie sich der große Vorsprung, den Labour bei Wahlumfragen vor den Tories hat, in Stimmengewinne umsetzen lässt. Und was man sieht ist, dass es nicht weit her ist, mit den Stimmengewinnen von Labour:

Vielmehr zeigt sich auch in Selby and Ainsty, dass die Tories ein Mobilisierungsproblem haben, eines, das in der Wahlforschung als Vorstufe zu einem De-Alignment beschrieben wird. De-Alignment beschreibt den Prozess, in dessen Verlauf sich ein Stammwähler von seiner Partei der Wahl lossagt, aber noch keine andere Partei wählt, vielmehr eine Haltung zwischen Abwarten und Apathie einnimmt, von der erst in der Zukunft entschieden wird, ob sie in eine Wiederwahl der “Stammpartei”, die Wahl einer anderen Partei oder dauerhafte Wahlenthaltung mündet.

Insofern sind die vielen Tory-Wähler, die in Selby and Ainsty zuhause geblieben sind, ein Wählerpotential, das nur abgeholt werden muss …. nur… Eine Partei, die sich dazu anschicken könnte, ist Reform, deren Anteil mit 1.332 Stimmen zwar bescheiden ausgefallen ist, die sich aber damit auf der politischen Landkarte mit einem Eintrag angemeldet hat. Reform steht bei der nächsten Wahl also als vorhandene Alternative zur Verfügung, und ob sie gewählt wird, hängt im Wesentlichen davon ab, ob es der Regierung von Sunak in der verbleibenden Zeit bis Ende 2024 gelingt, die illegale Einreise über den Ärmelkanal zu stoppen und zumindest Teile der Ziele, die mit Brexit verbunden sind, umzusetzen.

Die wichtigsten Ergebnisse bislang:

  • Viele Wähler der Tories sind zuhause geblieben. Die Regierung von Rishy Sunak hat Galgenfrist.
  • Labour kann von der Unzufriedenheit mit der Regierung von Rishy Sunak NICHT profitieren. Die Zugewinne in Selby and Ainsty sind mehr als dürftig und problemlos durch eine Mobilisierung der ehemaligen Wähler der Konservativen, wer auch immer sie mobilieren wird, ob es die Konservativen oder Reform sein wird, zunichte zu machen. Deutlich geworden ist, dass Unzufriedenheit mit der Tory Regierung für nur wenige Wähler ein Grund ist, den irren Verein von Sir Keir Starmer zu wählen.

Das wird auch in Somerton and Frome, einem Wahlkreis in Somerset, der – seit er 1982 geschaffen wurde – zwischen Konservativen und Liberal Democrats (LibDims) umkämpft ist, deutlich. Die Konservativen haben den Wahlkreis von 1983 bis 1992 für sich entscheiden können, ehe David Heath ihn für die LibDims erobert und bis 2015 verteidigt hat. 2015 ist das Jahr, in dem David Warburton den Wahlkreis für die Konservativen zurückerobert hat. Derselbe Warburton, der im Juni 2023 unter dem Druck einer Kampagne, die mit vielen Vorwürfen und keinerlei Belegen gegen ihn geführt wurde, sein Mandat zurückgegeben hat. Der Sieg der LibDims in Somerton and Frome ist insofern keine Überraschung als er das Pendel wieder in Richtung der LibDims schwingen lässt, indes in recht bescheidenem Ausmaß:

In Somerton and Frome wiederholt sich das mittlerweile bekannte Bild:

  • Viele Wähler der Tories bleiben zuhause.
  • Labour ist nicht in der Lage, aus der Schwäche der Tories und dem großen Vorsprung vor den Tories in Umfragen Kapital zu schlagen. Im Gegenteil, die Partei kann nur mehr 1.009 Wähler begeistern. 2019 hatten noch 8.354 Wähler Labour die Stange gehalten. Für die LibDims, die in Somerton and Frome schon wiederholt den Abgeordneten gestellt haben, genügt ein eher geringer Zugewinn von 4.170 Wählerstimmen, um die Tories zu überholen, denen 26.051 Wähler den Rücken gekehrt haben.
  • Die beiden Lager aus Konservativen (Tories, Reform) und Linken (Labour, LibDims, Greens) sind mehr oder minder hermetisch voneinander getrennt. Gewinnt eine Partei aus dem linken Lager, dann verliert eine andere. Zugewinne aus dem Lager der Wähler der Tories dürften so selten sein, dass damit kein Wahlsieg zu machen ist.

Einmal mehr bestätigt sich, was wir bereits oben geschrieben haben: Die Wähler der Tories sind unzufrieden mit ihrer Partei. Aber diese Unzufriedenheit führt nicht dazu, dass viele Labour oder die LibDims wählen. Die Unzufriedenheit führt in der Regel zur Wahlenthaltung, die man innerhalb einer Legislaturperiode und mit dem Wissen, dass die Fraktion von Rishy Sunak weiterhin eine komfortable Sitzmehrheit von 70+ Sitzen hat, hervorragend nutzen kann, um eine Warnung an die Tories in Westminster zu schicken: “Entweder Ihr kommt mit Brexit und den illegalen Einwanderern zu Potte oder bei der nächsten Wahl geht ihr unter.” Sollte die Regierung nicht zu Potte kommen, dann gibt es ein großes Wählerpotential, das von Reform, der Partei von Richard Tice und Nigel Farage gewonnen werden kann, sofern es Reform gelingt, seine eigenen Kandidaten zu popularisieren…

Indes scheinen manche bei den Tories aufgewacht zu sein.
Der Telegraph berichtet:

“Rishi Sunak has been urged to scrap the ban on new petrol and diesel cars scheduled for 2030 after a surprise Tory by-election win was driven by a green scheme revolt. ”

Der Irrsinn, der unter Net Zero oder Green Agenda verkauft wird, erweist sich als bestes Mittel, eine Wahl zu verlieren, wie das Ergebnis aus Uxbridge and South Ruislip zeigt. Wer sich gegen diesen Blödsinn stellt, gewinnt damit Wahlen. Es wird spannend sein zu sehen, wo die Loyalität von Sunak liegt, bei seiner Partei oder bei dem WEF.


Folgen Sie uns auf Telegram.
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:

Donorbox

Unterstützen Sie ScienceFiles


Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion

Zum Spenden einfach klicken

Unser Spendenkonto bei Halifax:

ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
  • IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
  • BIC: HLFXGB21B24

Print Friendly, PDF & Email
4 Comments

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Entdecke mehr von SciFi

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen

Entdecke mehr von SciFi

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen