Selbstmitgefühl: Wenn Du Dich magst
Aus der Reihe, Forschung, ohne die Sie den nächsten Tag nicht erlebt hätten, präsentieren wir heute: DAS SELBSTMITGEFÜHL.
“Selbstmitgefühl hat einen positiven Effekt auf die Beziehungsqualität. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie von Psychologinnen und Psychologen der Otto-Friedrich-Universität Bamberg und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), die jetzt im Journal Personal Relationships erschienen ist. „Selbstmitgefühl bedeutet, dass Personen sich selbst gegenüber eine fürsorgliche, freundliche und achtsame Einstellung haben – insbesondere in Hinblick auf eigene Unzulänglichkeiten“, erläutert Dr. Robert Körner, Erstautor der Studie und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik der Universität Bamberg. „Zwei Menschen profitieren davon, wenn sie in der Lage sind, sich selbst gegenüber bei Unzulänglichkeiten, Leid und Schmerz in der Beziehung mitfühlend zu reagieren. Auf diese Weise kann nicht nur das eigene Liebesleben aufblühen, sondern auch das des Partners oder der Partnerin“, fasst er die Studienergebnisse zusammen.”
Quelle
Sie sehen die wissenschaftliche Revolution die hier vollführt wurde.
Herkömmliche Forschung ist noch der Ansicht, Mitgefühl sei ein Gefühlt, das man MIT anderen hat, nicht mit sich selbst, weshalb das Mitgefühlt, das man nicht MIT anderen, sondern mit sich selbst hat, gemeinhin im Bereich von Selbstverliebtheit oder Narzissmus angesiedelt wird.
Aber das war gestern.
Gestern haben Sie sich, wenn Sie etwas versemmelt haben, bei demjenigen entschuldigt, der Opfer Ihres Fehlers geworden ist, sofern Ihr Fehler ein Opfer nach sich gezogen hat. Heute sind wir einen Schritt weiter. Heute entschuldigen Sie sich bei sich selbst, üben Nachsicht ob ihrer Unzulänglichkeit gegenüber sich selbst und erklären demjenigen, den sie gerade überfahren haben, er solle sich nicht so haben, schließlich litten Sie viel mehr unter dem Missgeschick als er mit seinen gebrochenen Knochen.
Und das Beste an diesem Selbstmitleid so erklärt uns Dr. Robert Körner, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bamberg: Beide, Sie und ihr Opfer profitierten von Selbstmitgefühl. Denn natürlich hat derjenige, der gerade von Ihnen angefahren wurde, auch Selbstmitgefühl, tut sich leid, ob der gebrochenen Knochen und reflektiert, wie Sie das tun, über seinen Fehler, der ihn auf dem Geweg vor vor ihr Auto geführt hat. Und während beide mit ihrem Selbstmitgefühl beschäftigt sind, erübrigt sich jeder zwischenmenschliche Austausch, jede soziale Interaktion, mit der Problemsituationen früher gelöst wurden, mit dem Effekt, dass es keine sozialen Probleme mehr gibt. Der Verunfallte ist sein eigenes Problem und der Verunfaller auch.
Super Sache.
Und das allerbeste: Ihr Liebesleben blüht auf.
Und, wer hätte es gedacht, das ihres Partners auch.
Ja.
Selbstmitgefühl als Aphrodisiakum … Wer hätte es gedacht.
Niemand.
Das ist das Revolutionäre an dieser Forschung.
Und der Grat zwischen revolutionärer Forschung und Bullshit ist abermals ein sehr schmaler …
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Dazu passend:
“Was ist denn hier los?”, Olli Dittrich
https://www.youtube.com/watch?v=m0i9xuc3-E8
Text:
https://genius.com/Olli-dittrich-was-ist-denn-hier-los-lyrics
Ach ja, die Schneefloeckchen mit ihrem Selbstmitleid oder werden Schuldgefuehle dadurch neutalisiert, wiegen nicht mehr so schwer, wenn man Selbstmitgefuehl entwickelt.
Die Reaktion in diesem Artikel finde ich etwas übertrieben.
Selbstmitgefühl als Therapieansatz ist im Grunde nichts Schlechtes. Denn meist ist Perfektionismus das Problem, der kein Scheitern und keine Schwäche duldet, und dadurch den Betroffenen unter Stress setzt, der dann zu Burn-Out, Depression und psychosomatischen Leiden führen kann.
Selbstmitgefühl heißt ja nicht, dass man die Schwächen toll findet und nicht daran arbeiten will.
Mit Narzissmus hat das meiner Ansicht nach nichts zu tun, denn es ist ja gerade die Schwäche des Narzissmus, dass eben alles, was das grandiose Selbstbild des klassischen Narzissten angreift, unbedingt bekämpft werden muss.
Es ist ja gerade das Problem, dass keine Schwäche zugegeben, also auch kein Mitgefühl mit der eigenen Schwäche entwickelt werden kann.
Der eigentlich schwache Ich-Kern des Narzissten darf vor sich selbst gar nicht sichtbar werden.
Um extreme Schuld geht es hier wohl gar nicht. Das wäre auch schwer zu vermitteln.
Hier kann nur um Vergebung bitten und Vergebung erfahren Erleichterung für beide Beteiligte schaffen. Dafür gibt es sogar sehr prominente Beispiele von z. B. der Frau, die in Vietnam in einen Napalm-Angriff geraten war, und einem der Piloten.
????
Mir fällt noch ein Forschungsthema ein:
Selbstgespräche sicher führen.
Das mache ich schon mein ganzes Leben lang. Zuerst stelle ich mich im Halbkreis auf und gebe das Thema vor. Dann wird heftig diskutiert, debattiert, Argumente hin- und hergeschoben bevor es letztendlich zur Abstimmung kommt. Was mich dabei immer wieder überrascht ist, dass die Abstimmung immer im Sinne bzw. zu meinen Gunsten ausgeht.
Carpe diem.