Merkels Erzählungen oder: Die Vertreibung aus dem demokratischen Paradies

Im zweiten Akt der phantastischen Oper “Hoffmanns Erzählungen” von Jacques Offenbach verarbeitet Offenbach die Erzählung “Der Sandmann” von ETA Hoffmann. Spalanzani, ein Physiker, baut Olympia, eine lebensgroße Puppe, in die sich Hoffmann verliebt, der – weil ihm der zwielichtige Coppelius eine Brille eigenartiger Fähigkeiten verkauft hat, Olympia nicht als mechanische Puppe erkennt. Hoffmann verliebt sich in die mechanische Puppe und ist durch nichts davon zu überzeugen, dass er es mit einem Apparat zu tun hat. Erst als Coppelius die Puppe zerstört, hat der Spuk ein Ende.

Die Uraufführung von “Hoffmanns Erzählungen” war 1851.

Fast forward ins Jahr 2024, und wir finden uns mit Merkels Erzählungen wieder. Wolfgang Merkel, emeritus der Politikwissenschaft und ehemals am Wissenschaftszentrum in Berlin geparkt, erzählt in der ARD-Tagesschau die Geschichte der Gewalt gegen Politiker. Eine eigenartige Brille, die ihm wohl zwielichtige sozialistische Gestalten verpasst haben´[wohl schon vor Jahrzehnten] führt dazu, dass Merkel der festen Überzeugung ist, durch die AfD aus dem demokratischen Paradies vertrieben worden zu sein, das herrschte, bis die AfD in den Bundestag einzog.

Aber nicht nur die AfD hat dem Eden, den Merkel bis zum Auftauchen rechtpopulistischer, ja rechtsradikaler, fast rechtsextremistischer, irgendwelcher rechten Parteien halt, bewohnt hat, mit Äpfeln zerstört, die dem Wahlvolk verabreicht wurden, so dass das Wahlvolk die herrschende marode Klasse in all ihrer Korruption erkannt hat, nein, die Austreibung ist europa-, ja weltweit. Überall, so berichtet Merkel in der ARD-tagesschau nutzten Rechtspopulisten die Ohnmacht in der Bevölkerung, die sich nicht mehr von den maroden Korruptokratien, die als Demokratie verkauft werden, vertreten fühlen und deshalb wie reifes Fallobst für die rechtspopulistischen Angebote fallen. Sie nutzten dieses Angebot, weil sie derzeit noch ohnmächtiger als früher seien, denn diese Ohnmacht gab es auch früher schon, aber früher gab es nicht diese großen, diese riesengroßen Krisen, die uns alle täglich von morgens bis abends beschäftigen, weil die Politik nicht liefert, wie Merkel weiß.

Na, Sie wissen doch, was Sie von morgens bis abends beschäftigt, wovor Sie Angst haben, was Sie ohnmächtig macht, weil die Politik nicht liefert?

Nein.
Gut, dann sagen wir es Ihnen mit Herrn Merkel: komplexe Krisen. Vergessen Sie den Kalten Krieg, komplexe Probleme gibt es erst jetzt. Komplexe Krisen wie “die Klimafrage, die Migrationsfrage, die Corona-Pandemie oder Krieg”. All das, Klima, Migration und Pandemie und Krieg, das gab es NOCH NIE in dieser komplexen Weise und deshalb sind “die Menschen” heute ohnmächtiger als sie das im Verlauf des 19. Jahrhundert waren, als sie nur von Hungersnöten dazu getrieben wurden, ihr Land zu verlassen. Sie sind auch noch ohnmächtiger als im Verlauf des Ersten Weltkrieges als sie in ihren Stellungen saßen und darauf warteten, von einem Geschoss getroffen zu werden. Und natürlich stellt die Klimakrise alles in den Schatten, was ab Mitte des 14. Jahrhunderts als schwarzer Tod bekannt wurde.

All das waren keine komplexen Probleme. Denn komplexe Probleme gibt es erst heute, und weil es die komplexen Probleme erst heute gibt, gibt es politische Gewalt, weil es erst heute der Fall ist, dass Bürger nicht mit ihren politischen Repräsentanten zufrieden sind, denn Sie müssen wissen, dass die Französische Revolution eigentlich begonnen hat, weil die Bürger mit Ludwig XVI eigentlich super zufrieden waren. Die Zufriedenheit war so ausgeprägt, dass sie letztlich Ludwig XVI seinen Kopf gekostet hat. Aber das ist natürlich mit den Angriffen auf Politiker heute nicht zu vergleichen… Oder haben Sie schon irgendwo eine Guillotine gesehen? Nein, heute ist alles komplexer, so viel komplexer, dass man eine Brille, ähnlich der Hoffmanns benötigt, um die Komplexität zu erkennen. Ohne die Brille ist die Erklärung, die Merkel gibt, nämlich gar nicht komplex, eher bedauerswert ärmlich, fast schon elend.

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Wir haben es schon mehrfach geschrieben:
Erst leben wir im demokratischen Paradies. Angriffe auf Politiker sind uns fremd.
Dann wird die AfD in den Bundestag gewählt. Wir schreiben das Jahr 2017.
Und ab sofort ist alles anders.
Die guten Demokraten etablierter Parteien, die sich im demokratischen Paradies keinerlei Sorgen über Unterhalt oder ihr Wahlvolk machen mussten, werden vertrieben, stehen nun in der kalten außerparadiesischen Welt und werden angegriffen. Erstmal in der Geschichte demokratischer Gesellschaften auf deutschem Boden werden die Politiker angegriffen …

Hm…

Sagt Merkel.
Merkel ist Politikwissenschaftler.
Sagt er.
Indes: Politikwissenschaftler sollten schon einmal etwas von

Wolfgang Schäuble oder Oskar Lafontaine oder Detlev Rohwedder gehört haben.
Sie erinnern sich?

Oder wie wäre es damit:

Alle drei Attentate stammen aus den 1990er Jahren als es noch keine AfD im Bundestag gab.

Also aus der Zeit des demokratischen Paradieses, das Wolfgang Merkel durch seine Hoffmann-Brille sieht. Es ist eine Zeit, der die ereignislose Zeit vorausging, die von der Baader-Meinhof-Bande geprägt wurde, später dann als RAF ihr Unheil wirkend, heute in Form von Christian Klar Mitarbeiter im Bundestag. Aber es sind die Rechten und die sozialen Netzwerke, die erst nach 2017 das Paradies, das Wolfgang Merkel durch seine Brille sieht, jenes demokratische Paradies zerstört haben,

“Wir erleben einen kontinuierlichen Drift in die Polarisierung. Und hier sind eben nicht nur rechtsradikale Parteien die Treiber, sondern es gibt eine alltägliche Verrohung in den sozialen Netzwerken. Je radikaler man etwas formuliert, umso größer wird die Followerzahl. Das ist ein verhängnisvoller Algorithmus, der Polarisierung zusätzlich treibt”, sagt Merkel, der Vertriebene aus dem Paradies…

Denn alles, was wir oben beschrieben haben, hat es prä-AfD nicht gegeben. Erst nachdem die AfD in den Bundestag eingezogen ist, beginnen ohnmächtige Leute Polit-Darsteller mit Gewalt zu behandeln. Indes, dass Merkel nicht weiß, wovon er redet, dass er offenkundig durch seine Brille seine eigene Einbildung, aber keine Fakten sieht, Fakten nicht einmal aus Entfernung gesehen hat, wird hier sehr deutlich. Wenn Gewalt gegen Polit-Darsteller darauf zurückzuführen ist, dass die AfD den Ohnmächtigen ein Ziel präsentiert, Vertreter etablierter Parteien, die an allem, was man von Politikern erwartet, scheitern, Unfähige, die geeignet sind, um die eigene Ohnmacht in Handlung umzusetzen:

“Ein wesentlicher Grund sind Ohnmachtsgefühle und das verbreitete Gefühl, nicht gehört zu werden, nicht zu zählen, nicht repräsentiert zu werden. Dann gibt es im Akt der Gewalt selbst so etwas wie einen Moment der Selbstermächtigung. Also: Ich kann was tun, ich zähle, ich bin handelndes Subjekt und nicht Objekt dunkler Politik”, sagt Merkel

wenn dem so ist, dann ist die AfD fabei, sich massiv in den eigenen Fuss zu schießen, denn die meisten Gewalttaten werden gegen AfD-Abgeordnete, AfD-Mandatsträger verübt:

Und die meisten Gewalttaten gegen Politiker werden von Linken verübt, woraus man mit Merkel schließen muss, dass Linke besonders ohnmächtig sind, so dass das Angebot rechtspopulistischer Parteien, die Vertreter etablierter Parteien, die nicht liefern, zu verhauen, von Linken am ehesten wahrgenommen wird, indes nicht dadurch, dass sie die Vertreter etablierter Parteien verhauen, die sie nach Ansicht von Merkel doch verhauen müssten, weil sie Ursache der Ohnmacht der Linken sind, sondern AfD-Abgeordnete.

Letztlich sind es Leute wie Merkel, die uns den Glauben an die institutionalisierte Wissenschaft genommen haben. So lange derartiger ideologischer Bullshit ohne Angst vor Konsequenzen und ohne Ausschluss aus der “Politikwissenschaft” verbreitet werden kann, ist zumindest Sozial-Wissenschaft am A…

Man fühlt sich richtig ohnmächtig, angesichts von Blödsinn wie dem, den Merkel in öffentlichen Anstalten verbreiten kann.



Nein,  nicht wirklich.
Also keine Angst Herr Merkel…

Vier Opfer politischer Gewalt.
Wegen einem davon machen die üblichen, nicht mehr erträglichen Heuchler gerade ein Tohuwabohu.
Drei der vier Opfer waren ihnen keinerlei Erwähnung wert.

Nun wissen wir, dass wir nicht mit normalen Menschen, sondern mit politischen Psychopathen zu tun haben.



 

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