Armselige Einheitspresse: Fünf Medien eine Aussage zum Interview von Tucker Carlson mit Vladimir Putin [Medienanalyse]

Das Interview ist gesendet.
175 Millionen Nutzer haben es alleine auf X gesehen. Insgesamt dürfte das Interview bislang weit über 200 Millionen Zuschauer gefunden haben. Ein Grund für diejenigen, die ihre Narrative gewöhnlich als Wahrheit verkaufen und jeden Widerspruch als rechte Verschwörungstheorie abzutun versuchen, nervös zu werden. Wir haben die Berichterstattung von fünf Medien, deren Mitarbeiter von sich selbst der Ansicht sind, sie seien “Qualitätspresse” über das Interview, das Tucker Carlson mit Vladimir Putin geführt hat, analysiert, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie über das Interview berichtet wird, und zwar von Medien, die von linksaußen (SZ, ZDFheute, ARD-tagesschau) bis ins einst konservative Lager (FAZ/Welt) reichen. Und die erste Überraschung ist: Die Berichterstattung variiert nicht. Man kann das an drei Punkten darstellen:

  • Alle analysierten Beiträge sind gegenüber Tucker Carlson gehässig. Alle versuchen mehr oder weniger offen, das Interview als Form der Wahlkampfhilfe für Donald Trump auszugeben. Und keines der analysierten “Qualitätsmedien” versäumt es, mit dem umfangreichen Einsatz des Argumentum ad hominem zu versuchen, Tucker Carlson zu diskreditieren. Dagegen kommt Vladimir Putin fast gut weg, wenn man davon absieht, dass er in der FAZ als Autokrat  bezeichnet wird und allen gemeinsam ansonsten als Lügner und Propagandist gilt.
  • Fehlend ist der Inhalt des Interviews, der im Wesentlichen auf das reduziert wird, was für die Fähigkeit westlicher Regierungen, die eigene Bevölkerung durch Angst gefügig zu machen, so wichtig ist, um auch weiterhin in der Ukraine Milliarden vergraben zu können, den beschworenen Angriff auf NATO-Staaten, Polen und Lettland in erster Reihe. Daran habe er kein Interesse sagt Putin. Und kein Medium vergisst es zu berichten, um an der Aussage Zweifel zu säen. Erschreckend ist die Unfähigkeit der Schreiber der analysierten Beiträge, das Interview unabhängig von ihren eigenen Vorurteilen zu betrachten. Für alle stand offenkundig schon, bevor sie auch nur eine Sekunde des Interviews gesehen hatten, fest, dass hier ein russischer Präsident Lügen und Propaganda verbreitet und ein willfähriger Journalist Stichwortgeber spielt. Und genau das schreiben sie dann und halten es für Journalismus. Die Unfähigkeit und Unwilligkeit, sich auf das Gesagte einzulassen, spricht Bände und wirft die Frage auf, ob diese ideologischen Zombies in der Lage sind, Schwarzbrot ohne Angst vor Entdeckung, zu bestellen.
  • Das Armselige an den fünf Versuchen von Journalismus besteht vor allem darin, dass keiner der Schreiber auch nur an einem Punkt angeben kann, warum das, was Putin sagt, falsch oder gelogen oder Propaganda ist. Das Elend dieser Art von versuchtem Journalismus wird insbesondere daran deutlich, dass diese Leute denken, wenn sie Aussagen von Putin bewerten, dann würden diejenigen, die ihnen als Leser ausgeliefert sind, das, was sie nicht kennen, ebenfalls ablehnen. Indes, wer das Interview gesehen hat und ein wenig Informationen zum Maidan und zum Krieg im Donbass ab 2014 hat, der tut sich nicht so leicht, das, was Putin sagt, einfach so vom Tisch zu wischen. Vermutlich wird deshalb kein Versuch unternommen, das, was Putin tatsächlich gesagt hat, zu widerlegen.

    Was bleibt ist der Versuch, Leser durch unbegründete Bewertungen zu manipulieren, damit sie denken, Carlson sei ein schlechter Journalist, der rechts sei und Verschwörungserzählungen, wie es neuerdings heißt, verbreite. Carlson böse, hätte eigentlich gereicht, aber Journalisten-Darsteller wie die folgenden halten sich für Intellektuelle und das bedeutet, dass sie nichts in vielen Worten und vor allem in Bewertungen sagen. Putin erzählt Lügen und verbreitet Propaganda, so der Tenor der Schreiberlinge. Glauben Sie uns das einfach, auch wenn wir es nicht begründen oder belegen können, so die zugehörige Anmaßung. Und das ganze Interview müsse man nicht gesehen haben, weil es ohnehin in weiten Teilen ein Monolog von Putin sei.

    Achten Sie im weiteren Verlauf auf diejenigen, die sich an der Tatsache stören, dass Carlson einer der Journalisten ist, die zuhören und nicht ständig unterbrechen, weil ihr überbordendes Ego Interviewpartner zur Selbstinszenierung missbraucht. Carlsons Stil ist anders, wie jeder weiß, der ihn regelmäßig sieht. Er hört zu, wie Joe Rogan das auch tut und bekommt auf diese Weise unglaublich viele Informationen. Aber wir schweifen in den Journalismus ab und damit in einen Bereich, von dem diejenigen, die wir nun analyisieren, keine Ahnung haben.

Seien Sie unbesorgt. Wir machen es kurz.

Wir haben vier Kategorien, (1) Carlson, (2) Putin, (3) Inhalt und (4) Besonderheit, auf deren Grundlage wir zusammentragen: wie Tucker Carlson und Vladimir Putin im Beitrag bewertet werden, welche Inhalte des Interviews im Beitrag wiedergegeben werden und was an dem jeweiligen Versuch, einmal Journalist zu sein, besonders ist.

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ARD-Tagesschau: “Einem Lügner und Mörder das Mikrofon hingehalten”
von anonymem Schmierfink

Carlson

  • nützlicher Idiot;
  • rechtsgerichteter Moderator;
  • Anhänger von Verschwörungstheorien;
  • ehemaliger Star beim erzkonservativen Sender Fox News;
  • verbreitet Falschmeldungen und hetzt gegen Minderheiten;

Putin

  • Lügner und Mörder;

Inhalt

  • Monolog über russische Geschichte;
  • NATO trägt Schuld für Krieg;
  • “streitet ab” Angriff auf Polen oder Lettland zu planen;
  • Niederlage von Russland unmöglich;

Besonderheit

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“Bundeskanzler Olaf Scholz, der derzeit zu einem Besuch in den USA ist, sagte, Putin verhöhne in dem Interview, was es an realen Taten in der Ukraine gegeben habe. Und er erzähle eine “völlig absurde Geschichte über die Ursachen für diesen Krieg”. Es gebe eine ganz klare Ursache und die sei “der Wille des russischen Präsidenten und Russlands, sich einen Teil der Ukraine einzuverleiben.””

Ob es noch irgendjemanden gibt, der Polit-Darstellern wie Scholz glaubt, wenn sie Behauptungen aufstellen und diese Behauptungen gleich noch bewerten, ohne auch nur ein Indiz dafür zu bieten, dass sie, was sie bewerten, gesehen haben oder überhaupt kennen?

Wie kommen diese Leute auf die Idee, ihre Bewertungen von Aussagen, die sie nicht einmal zitieren können, interessiere irgend jemanden?


ZDF: Tucker Carlson als “nützlicher Idiot” Putins?
von Anna Kleiser

Carlson

  • nützlicher Idiot;
  • hinterfragt nicht;
  • gilt als russlandfreundlich, verbreitet russische Narrative;
  • Vertrauter von Donald Trump;
  • rechter Agitator;
  • verbreitet falsche Meldungen und Verschwörungserzählungen;
  • von Fox News entlassen;

Putin

  • fühlt sich sichtbar wohl [das ist offenkundig schlecht];
  • Propagandist;

Inhalt

  • Geschichtsunterricht, um Einmarsch in Ukraine zu rechtfertigen und zwar mit “altbekannten und fragwürdigen Argumenten”, die Kleiser, obschon altbekannt, nicht angeben kann;
  • Niederlage Russlands ausgeschlossen;
  • Kein Interesse an Angriff auf Polen oder Lettland;
  • USA soll aufhören Ukraine zu unterstützen, statt dessen mit Russland verhandeln;
  • CIA hat Nordstream gesprengt, Deutsche Regierung = inkompetente Leute;

Besonderheit:

Kleiser ist offenkundig vollkommen uninformiert, hat keine Ahnung davon, dass Tucker Carlson seit Monaten mit einem Interview auf X mehr Leute erreicht als die neidische Kleiser in ihrem gesamten journalistischen Dasein erreichen wird:

“Was Tucker Carlson nach einer langen Pause aber sicher gelungen ist: weltweit Schlagzeilen zu machen.”


DIE WELT: Die Märchenstunde von Moskau – Erst nach sieben Minuten unterbricht Carlson Putin
von Pavel Lokshin, Laurin Meyer

Carlson

  • geschasster Moderator beim US-Fernsehsender „Fox“”;

    “Fortan veröffentlichte Carlson verschiedene Interviews auf der Onlineplattform X, vormals Twitter, die millionenfach angeschaut werden. Auch Donald Trump war unter seinen Gästen. Dem Ex-Moderator wird ein enges Verhältnis zum wahrscheinlichen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nachgesagt. US-Medien spekulieren bereits darüber, [dass] Trump mit Carlson als Kandidat für das Vizepräsidentenamt in den Wahlkampf zieht.”

  • verbreitet Putins Propaganda;
  • erfürchtig;

Putin

  • kann in langen Monologen seine Stimmungsmache unhinterfragt wiederholen;
  • Propagandist;

Inhalt

  • dröger Erzählabend – Geschichtsklitterung inklusive;
  • Maidan von 2014: vom CIA durchgeführter Putsch, anschließend ukrainische Angriffe auf den Donbass [für die Welt ist das nicht wahr, obschon es wahr ist];
  • Ukraine muss entnazifiziert werden;
  • Kein Interesse an Angriff auf Polen oder Lettland;
  • Nordstream vom CIA gesprengt;

Besonderheit

“Die deutsche Regierung lässt sich eher von den Interessen des kollektiven Westens leiten als von ihren nationalen Interessen.“ Deutschland sei der zweitgrößte Unterstützer der Ukraine nach den USA. „Das sind äußerst inkompetente Leute“, sagt er und klopft auf den Holztisch vor ihm. „Das ist es, was sie im Kopf haben.“”


Frankfurter Allgemeine Zeitung: Tucker Carlson ermöglicht Putin die perfekte PR-Show
von Nina Rehfeld

Carlson

  • Stichwortgebers der amerikanischen Rechten;
  • vormals erfolgreichster ultrarechter Meinungsmacher;
  • Putin-Apologet;
  • Trump-Freund;
  • verlegen gackernd;
  • brav;
  • bemüht kritisch blickender Schuljunge;

Putin

  • machtbewusster Autokrat;

Inhalt

  • Wir haben kein Interesse an Polen, Lettland oder sonst wo“;
  • Schützenhilfe für Donald Trump: Krieg ist in drei Wochen vorbei, wenn die USA keine Waffen mehr liefern;

Besonderheit

Rehfeld, die sich wohl für einen Journalisten hält, obschon sie nur in der Lage ist, Bewertungen abzugeben, im ganzen langen Text nicht ein einziges Argument machen kann, wirft Tucker Carlson ein “mangelndes journalistisches Format” vor. Woher will Rehfeld wissen, was ein journalistisches Format, was überhaupt Format ist?

Als Eindruck dessen, was Rehfeld für Journalismus hält, mag dieser Abschnitt genügen:

“An peinlichen Vorlagen für den russischen Präsidenten mangelte es nicht: Ob er meine, dass die Einladung von Vizepräsidentin Kamala Harris auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2022 an Selenskyj, der NATO beizutreten, als Provokation zu militärischer Aktion gedacht gewesen sei, fragte Carlson unter anderem. Es war eine leichte Übung für Putin, den Rahmen weiter zu stecken: Die Vertragsbrüche „westlich gelenkter“ Kräfte in der Ukraine hätten zu seiner Entscheidung geführt, „den Krieg, den die Neonazis in der Ukraine in 2014 angefangen hatten, zu beenden.”

Man würde von einem Journalisten erwarten, dass er angibt, was genau an der Frage von Carlson zu bemängeln ist, denn normalerweise besteht ein Interview aus Fragen und Antworten. Indes, Rehberg kann, mangels journalistischem Format nicht angeben, was an der Frage problematisch ist, sie hat nicht einmal die Ausbildung, um auf den Gedanken zu kommen, dass ein Land, dem man die NATO vor die Tür setzt, nicht unbedingt erfreut darüber ist. Stattdessen versucht sie ihre fehlende (Aus-)Bildung mit Bewertungen zu vertuschen. Das Adjektiv “peinlich” soll über die fehlenden Argumente hinwegtäuschen. Wir finden so etwas nur peinlich. Aber was will man erwarten, angesichts des kompletten Fehlens von journalistischem Format bei der FAZ…


Süddeutsche Zeitung: Audienz bei Putin
von: Peter Burghardt

Carlson

  • “Carlson war mal der oberste Scharfmacher bei Fox News. Bis ihn der rechtskonservative Kanal feuerte, weil auch den Murdochs seine Propaganda für Donald Trumps Absurditäten zu weit ging.”

Putin

  • “der russische Präsident, der die Ukraine überfallen lässt”;

Inhalt

  • ausufernde Ausführungen und Rechtfertigungen, die ins 9. Jahrhundert zurückgehen. Putins Geschichtsstunden, die hat man schon mal irgendwo gehört.
  • Besser für die USA, angesichts von Problemen an der Südgrenze und hoher Staatsverschuldung mit Russland zu verhandeln;
  • “Fragen und Antworten wie bestellt, denn das ist ziemlich exakt das, womit republikanische Hardliner Wahlkampf machen und wovon auch Carlson gerne spricht.”
  • Biden hat mit Unterstützung der Ukraine historischen Fehler gemacht.
  • Mit Krieg in der Ukraine soll westlichen Steuerzahlern Geld aus der Tasche gezogen werden.

Besonderheit:

“Am Ende seiner Monologe ist noch mal Putins Welt mit Historie angesagt, Nato, 1991, 2008, 2014, Ukraine. Russland sei auf dem Schlachtfeld nicht zu besiegen, das Übliche. Von so etwas würden sich die Amerikaner nicht beeinflussen lassen, hatte schon vorher ein Sprecher aus dem Weißen Haus gesagt.”

Sie sehen, egal, was im Interview zur Sprache gekommen wäre, diejenigen, die sich für Politiker oder Journalisten halten, hätte es nicht interessiert. Sie haben ihre Welt bereits zusammen, kennen die Wahrheit, wissen alles ganz genau, müssen nicht argumentieren und nicht mit anderen reden. Man nennt solche Leute auch Psychopathen.

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