Zeitgeistkriechen in SED Tradition – heute: Hochschule für Angewandte Wissenschaften Frankfurt

Es gibt eine lange Tradition von Hochschulen, sich kriechend denen zu nähern, die sie als ihre politischen Herren, also als die ansehen, denen die Wissenschaft untertan gemacht wurde.

Links haben wir ein Beispiel aus dem Neuen Deutschland vom 30. Mai 1957 herausgesucht, in dem sich Rektor und Senat der Friedrich-Schiller-Universität in Jena bei den Abgeordneten der Stadtverordnetenversammlung anschleimen und ihre volle Unterstützung für die Kandidaten der Nationalen Front bekunden, weil “nur das Zusammenwirken mit allen Menschen, die den Plänen des deutschen Militarismus in Westdeutschland Widerstand entgegensetzen, das deutsche Volk vor der Katastrophe eines Atomkriegs bewahren können” [kann].

Der Bückling vor der Ideologie, eigentlich das Gegenteil von Freier Wissenschaft, er war zu Zeiten der SED-DDR eine Pflicht und nicht selten auch eine Freude der Bücklinge, die sich nur zu gerne auf der vermeintlichen Seite der Guten, der richtigen Ideologie, der SED verortet haben. Es sitzt sich einfacher, wenn man das, was Wissenschaft ausmacht mit Ideologie vertauscht.

Ein anderes Beispiel stammt von 14. Oktober 1960. Dieses Mal ist es der akademische Senat der Karl-Marx-Universität zu Leipzig, der sich hinter Walter Ulbricht versammelt, um ihm in den Allerwertesten zu kriechen und die “Denkschrift” der Regierung, als “bedeutsamen Beitrag für die Erhaltung des Friedens” zu verkünden. Nur die Verwirklichung der “Abrüstungsvorschläge der DDR” eröffne der “Wissenschaft großartige Perspektiven, denn nur im Frieden” könne “die Wissenschaft ihrer zutiefst humanistischen Bestimmung dem Wohl der Menschheit zu dienen, gerecht werden.”

Schon 1960 waren die Floskeln, die man beherrschen musste, um sich als verlässlicher Zeitgeistkriecher bei der eigenen Regierung anzudienen, kaum auszuhalten. Nichtsdestotrotz wurden sie in großer Zahl und bis zum Erbrechen in entsprechenden Erklärungen eingesetzt.

Und man sollte denken, dass mit dem Ende der diversen totalitären Versuche auf deutschem Boden, auch das Ende der Zeitgeistkriecher an Hochschulen gekommen ist. Indes: Weit gefehlt. Wir befinden uns wieder in einer Phase, in der Zeitgeistkriecher florieren, aus dem Boden schießen wie Pilze, um sich auf der richtigen Seite einzufinden, der vorgegebenen Seite der Regierung, um Wissenschaft mit Ideologie zu ersetzen und natürlich, um sich vor dem Gericht der Geschichte als gute, wirklich gute, wenngleich herzlich dumme Menschen zu präsentieren.

Und damit sind wir endgültig im hier und jetzt und bei der (Fach-)Hochschule [keine Universität] für angewandte Wissenschaft in Frankfurt angekommen. Dort hat man die alte Tradition sich prä-emptiv und rücklings Regierenden mit Zeitgeistkriechen zu nähern, wiederbelebt und eine “gemeinsame Stellungnahme” veröffentlicht, ohne Zwang, ohne Not, ohne Bedarf und außerhalb von Wissenschaft, einfach nur, um sich als “gute Menschen” auf der vermeintlich richtigen Seite der Geschichte zu verorten, genauso, wie das die beiden Hochschulen zu Zeiten der DDR getan haben, von denen wir Eingangs berichtet haben.

Wir haben uns den Spaß gemacht, das sykophantische Werk durchzugehen.
Wir hoffen, Sie haben Ihren Spaß.
Es beginnt wie folgt:

“Wir sehen die Menschenrechte als für alle Menschen gültig und treten aktiv gegen jede Form von Diskriminierung und für soziale Gerechtigkeit ein.”

Da sind wir aber froh, dass Menschenrechte auch an der (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt als gültig angesehen werden. Nicht auszudenken, wenn man an der (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt zu dem Schluss gekommen wäre, die Menschenrechte als nicht für alle Menschen gültig anzusehen. Das soll es schon gegeben haben. Auch an (Fach-)Hochschulen. Von dort wurden Menschen mit falscher Einstellung, Herkunft entfernt, weil sie in das damals herrschende gutmenschliche Profil nicht mehr gepasst haben. Aber heute sind wir natürlich weiter. Wir verweisen keine Regimekritiker oder Juden mehr von Universitäten.

Nur noch AfDler…

Soziale Gerechtigkeit ist einer dieser Gummibegriffe, den zumeist Minderbemittelte benutzen, um Virtue Signaling zu betreiben, mit ihrer Tugend zu wedeln. Indes, ist soziale Gerechtigkeit auch einer der sinnlosen Begriffe, der Begriffe ohne Wert, jenseits affektiver Bindung an eine Leerformel. Friedrich A. von Hayek hat zu sozialer Gerechtigkeit gesagt, was es zu sozialer Gerechtigkeit zu sagen gibt:

“Mehr als zehn Jahre lang, habe ich mich intensiv damit befasst, den Sinn des Begriffs ‘soziale Gerechtigkeit’ herauszufinden. Der Versuch ist gescheitert; oder besser gesagt, ich bin zu dem Schluss gelangt, dass für eine Gesellschaft freier Menschen dieses Wort überhaupt keinen Sinn hat” (Hayek, 1977).

Hayek, Friedrich A. von (1977). Soziale Gerechtigkeit – eine Fata Morgana. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. April 1977, S.13.

Hintergrund dieser Schlussfolgerung ist die Konzeption einer Freien Gesellschaft von Hayeks. Eine freie Gesellschaft basiert für Hayek auf einer  freien Marktwirtschaft, in der die Rechtsgleichheit der Akteure garantiert ist, Privilegienfreiheit herrscht und das Leistungsprinzip regiert. Die drei Begriffe, Rechtsgleichheit, Privilegienfreiheit und Leistungsprinzip definieren die Spielregeln der freien Marktwirtschaft. Wer diesen Spielregeln zustimmt, erklärt sich auch mit den Ergebnissen, die im Rahmen dieser Spielregeln erreicht werden können, einverstanden, egal, ob die Ergebnisse für ihn positiv oder negativ sind. Gerechtigkeit so verstanden, ist demnach Prozessgerechtigkeit. Ergebnisse sind gerecht, wenn sie unter Einhaltung der Spielregeln zu Stande gekommen sind.

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Natürlich weiß auch an der (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt niemand, was man unter sozialer Gerechtigkeit verstehen könnte, aber der Begriff ist einfach zu affektiv aufgeladen, zu emotional schön, als dass man sich den vermuteten “warm glow”, der aus seiner Verwendung resultiert, entgehen lassen könnte. Und es ist nicht die einzige Idiotie, die Stellungnahme geworden ist:

“Wir fordern und fördern als Hochschule eine kritische Auseinandersetzung in Lehre und Forschung sowie eine klare Positionierung gegen menschenverachtende, rechtspopulistische und in jeder Form radikale Äußerungen oder Einstellungen. Um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden, gibt es insbesondere in unseren Fachbereichen sowie im interdisziplinären wissenschaftlichen Zentrum „School of Personal Development and Education“ (ScoPE) vielfältige Veranstaltungen und Angebote, die den Demokratiediskurs unterstützen, den differenzierten Dialog ermöglichen und das reflektierte, kritische Denken fördern.”

“Wir … als Hochschule fordern eine kritische Auseinandersetzung”, ES SEI DENN, die kritische Auseinandersetzung umfasst etwas, das wir als menschenverachtend ansehen [could be almost anything], als rechtspopulistisch ansehen, warum auch nicht, schließlich kann man mit dem Begriff “Rechtspopulismus” eben einmal rund ein Drittel der Bevölkerung ausgrenzen, in kritischer Auseinandersetzung versteht sich und davon abgesehen, umfasst kritische Auseinandersetzung an der (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt keine “radikalen Äußerungen und Einstellungen”. Das heißt, Leute wie Einstein, die mit höchst radikalen Ideen die Paradigmen ihrer Zeit durcheinander gewirbelt haben, sind von der “kritischen Auseinandersetzung” in Frankfurt an der dortigen (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften ausgeschlossen. Und wieder einmal fragen wir uns, ob der Versuch, Zeitgeistkriechen in Duckmäuerhaltung und rektaler Voraussicht, dazu führt, dass man blöd wird oder schon blöd sein muss, um es überhaupt zu probieren.

Was von der Wahrnehmung “gesellschaftlicher Verantwortung”, noch eines dieser Konzepte, das aus dem Marxismus-Leninismus innerhalb von Mauer und Selbstschußanlagen bekannt war, zu halten ist, angesichts der Absicht, kritische Auseinandersetzung zu führen, die indes nur in vorgegebenem Rahmen kritisch sein kann, etwa in der Weise, in der man dem Geschmack eines Instant-Eis-Tees gegenüber kritisch sien kann, muss nicht weiter ausgeführt werden. Zeitgeistkriechen an sich ist nicht unbedingt ein Ausdruck kritischer Auseinandersetzung …

Und natürlich muss man, wenn man Zeitgeistkriechen richtig betreiben will, ein wenig die Wirklichkeit dehnen, und den “sozialen Bodensatz” wiederentdecken, ein Begriff, an dem schon Generationen von Journalisten und andere Aktivisten Anstoß genommen haben, seit er 2013 in einer Wahlkampfrede und im Kontext von “so eine Art sozialer Bodensatz”, vom damaligen AfD-Chef Bernd Lucke, der nachweislich gar nichts mehr mit der AfD zu tun hat, aufgebracht wurde. Aber wenn man gerade beim Zeitgeistkriechen ist, kann man auf solche Nebensächlichkeiten keine Rücksicht nehmen, zumal Aufrichtigkeit beim Zeitgeistkriechen aus vielen Gründen hinderlich ist, schon weil aufrichtig, etwas von aufrecht mitführt – Gegensatz zu kriechen:

“Rechtsextremistische und menschenverachtende Positionen wie die Ablehnung von Inklusion oder die Bezeichnung von Geflüchteten, die Sozialleistungen beziehen, als „sozialen Bodensatz“ verunglimpfen die Würde von Menschen, erkennen Gleichheitsrechte ab und führen zu Ausgrenzung und Gewalt. Gleiches gilt in besonderem Maße für die Zusammenarbeit mit bekannten Rechtsextremisten z. B. beim Potsdamer Treffen im November 2023 mit dem Ziel, Millionen Menschen zu vertreiben.”

Und wenn man schon dabei ist, kann man auch gleich die Lügen, die das Correctiv in die Welt gesetzt hat, dieselben, die derzeit in “kritischer Auseinandersetzung” mit der Wahrheit, eine nach der anderen aufgedeckt werden, auftischen. In der Tat hat die (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt mit Wissenschaft, in der empirische Befunde, Fakten, Tatsachen, eine große Rolle spielen, nichts gemeinsam. Aber was will man erwarten: Zeitgeistkriecher sind nicht an Empirie und Fakten, sondern an Ideologie und autoerotischem Wohlgefühl interessiert.

Und ab jetzt wird es nur noch skurril:

  • “Die Ablehnung der Genderforschung empfinden wir als unwissenschaftlich und nicht zeitgemäß.
  • Wir wenden uns gegen eine generelle Wissenschaftsfeindlichkeit, die im besten Fall naiv die Ergebnisse wissenschaftlicher Studien z. B. zum Klimawandel leugnet oder relativiert.
  • Dazu gehört auch die pauschale Ablehnung des Promotionsrechts an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW). Das Promotionsrecht an hessischen HAWs ist ein positiv evaluiertes Erfolgsmodell und Vorreiter und Vorbild für andere Bundesländer. Die Promotionen erfolgen erwiesenermaßen auf hohem wissenschaftlichem Niveau und zeigen praxisorientierte, interdisziplinäre und zukunftsorientierte Lösungen auf.”

Wir halten Gender Studies, eine Art erweitertes Kaffeekränzchen ohne wissenschaftliches Fundament, zwangsläufig für etwas, das an Hochschulen nichts zu suchen hat, schon deshalb, weil selbst diejenigen, die Gender Studies betreiben, nachweislich keine Ahnung haben, was sie mit Gender Studies warum und vor allem wozu betreiben. 30 Fragen zur wissenschaftlichen Fundierung von Gender Studies haben wir schon vor Jahren an deren Vertreter geschickt. Bis heute sind die Vertreter nicht in der Lage, die Fragen zu beantworten.

Klimawandel. Ein unbedingtes Muss, wenn man sich als Einheitsdenker in die Einheitsfront der Phantasielosen, die Vorgegebenes nachplappern müssen, weil sie, würden sie das nicht tun, mangels Phantasie stumm bleiben müssten, einordnen will.

Und obschon man sich an der (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt redlich müht, den Katechismus des zum eigenständigen Denken Unfähigen herunter zu beten, fehlt Entscheidendes: Sicher und effektiv fehlt. Die COVID-19 Shots sind sicher und effektiv. Das kann man nicht einfach weglassen. Auch ein Bekenntnis zu Masken mit Pfizer Emblem und eine Absichtsbekundung zu gemeinsamer Forschung mit den Mannen in der Goldgrube, “ihr gebt uns die Ergebnisse und das Geld, und wir behaupten, es sei Wissenschaft”, fehlt vollständig.

So wird das nichts Überragendes. Bestenfalls ein mittelmäßiger Versuch des Zeitgeistkriechens. Wir haben schon bessere gesehen. Aber es ist halt nur eine Fach-Hochschule, keine Universität. Das merkt man sogar beim Kriechen.

Indes haben hessische Fach-Hochschulen insofern Punkte gegenüber Universitäten gemacht, als das hessische Hochschulrecht es erlaubt, an Fach-Hochschulen zu promovieren. Warum auch nicht. Schließlich lernt man an der (Fach-)Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Frankfurt so nützliche Dinge wie Zeitgeistkriechen, politische Korrektheit, kritische Auseinandersetzung mit dem Vorgegebenen, Ausschluss neuer Ideen und somit ein Höchstmaß an Sicherheit, wie es seichte Gemüter, die jede Veränderung, jedes Quäntchen Neuheit aus der Bahn in schießt, eben benötigen, um glücklich zu sein.

Komm’ nach Frankfurt an die Fach-Hochschule für Angewandte Wissenschaften, werde glücklich, bleibe dumm.


Die gesamte “Stellungnahme” können Sie hier nachlesen.

Wir danken einem Leser von ScienceFiles für den Hinweis auf diesen Junk.

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