Exzellenz-Zeitgeistkriechen auf der Standardschleimspur: Hate Speech aus München

Gibt es eigentlich noch jemanden, der denkt, die Sozialwissenschaften, die an Universitäten praktiziert werden, hätten irgend etwas mit Wissenschaft zu tun?

Wir jedenfalls gewinnen immer mehr den Eindruck, dass Sozialwissenschaften eine aussterbende Gattung sind, an deren Stelle Sozialklempnerei, Zeitgeistkriechen, die Kunst des Anschleimens, getreten ist.

Es finden sich kaum noch Studien, die von einer wissenschaftlichen, nicht von einer ideologischen Fragestellung ausgehen. Entsprechend sind die Studien, die mit einem Erkenntnisgewinn enden, so eine Art letzter Mohikaner, bei dem man ständig darauf wartet, dass er das Zeitliche segnet. Alles, was diejenigen, die sich für Wissenschaftler halten, weil sie ihren Hintern auf einem alten Drehstuhl in einem heruntergekommenen Gebäude, das zu einer Hochschule gehört, warm drücken, zu interessieren scheint, ist, dem Zeitgeist hinterher zu laufen und Männchen zu machen, wenn ihre Regierung oder andere politische Gönner sie dazu auffordert, und natürlich sich in die Ecke zu verkriechen, wenn es ihnen befohlen wird.

Eine “Studie”, die das Gesagte in hervorragender Weise illustriert, wurde gerade in Humanities and Social Science Communications von Nature veröffentlicht.

Zapata, Jimena, Justin Sulik, Clemens von Wulffen, and Ophelia Deroy (2024). Bystanders’ collective responses set the norm against hate speech. Humanities and Social Sciences Communications 11(1): 1-13.

Die beiden zuerst und der zuletzt genannte Autor sitzen an der Exzellenz-Uni von Ludwig-Maximilian in München. Der Fehlende fristet sein Dasein am Department of Experimental Psychology der University of Oxford. Aufgrund der Anbindung an die LMU in München sind wir über diese Studie im wissenschaftlichen Nachrichtendienst idw gestoßen.

Dort wird das Ergebnis der “Studie” wie folgt besprochen:

“Die Studie unterstreicht laut den Autoren die Notwendigkeit, die vorherrschende passive Haltung gegenüber Hatespeech zu überwinden und betont die Bedeutung des kollektiven Widerstands von Unbeteiligten bei Hassredenvorfällen. „Die Implikationen unserer Forschung gehen über den akademischen Bereich hinaus und haben Auswirkungen auf die öffentliche Politik, die Moralphilosophie und den breiteren gesellschaftlichen Diskurs über Hatespeech“, so Zapata. Die Ergebnisse unterstützen die Notwendigkeit von Maßnahmen, die das öffentliche Engagement gegen Hassreden fördern und die weit verbreiteten sozialen Normen in Frage stellen, die das Schweigen angesichts von Diskriminierung aufrechterhalten. „Eine zentrale Erkenntnis unserer Arbeit ist, dass unbeteiligte Zeugen bei der Gestaltung gesellschaftlicher Normen gegen Hassrede eine große Rolle spielen.“”

Okay.

Die vier Autoren versuchen sich also, über die Bearbeitung des Langweilers “Hatespeech” bei denen einzuschleimen, von denen sie in Zukunft einen Arbeitsplatz und Förderung erhoffen. Vielleicht sind sie auch einfach so einfallslos, dass sie einen solchen Ladenhüter aufgreifen müssen. In jedem Fall sind sie an Hochschulen fehl am Platz. Was die vier Akademiker mit ihren Experimenten, zu denen wir gleich kommen, gefunden haben wollen ist, dass dann, wenn vermeintliche Hassrede von mehreren oder allen Dabeistehenden verurteilt wird, ein Beobachter, der den mit der Hassrede verbundenen Schaden bewerten soll, der Ansicht ist, der Schaden sei geringer als dies nach seiner Beurteilung der Fall ist, wenn alle Dabeistehenden den Mund halten.

Das ist, schon wenn man es nur beschreibt, eine hoch-artifizielle Forschung, von der man sich fragt, in welchen ideologischen Traum- oder Schleimwelten sie angesiedelt ist. Aber es wird noch besser. Vielleicht haben Sie sich gefragt, wie die Autoren zu diesem Ergebnis gelangt sein wollen.
Nun.
So:

Das sind zwei von acht Abbildungen, die den Teilnehmern an den Experimenten von Zapata et al. (2024) vorgelegt wurden, damit sie auf Grundlage dieser Comics entscheiden, wie viel “Harm”, also Schaden, Schmerzen, durch die vermeintliche Hate Speech angerichtet wurde. Offenkundig wurde keinerlei materieller Schaden angerichtet. Die Probanden von Zapata werden enstprechend nicht um eine Einschätzung des “Schadens” gebeten, sie werden vielmehr darum gebeten einzuschätzen, ob und wenn ja wie sehr sich das vermeintliche Opfer die vermeintliche Hate Speech zu Herzen nimmt.

Nicht einmal in der Psychologie ist derartiger idiosynkratischer Mist normalerweise Forschungsgegenstand.
Aber es wird noch besser.

Zunächst muss man feststellen, dass es sicher unter den Probanden Personen gegeben hat, die die hochstilisierten Abbildungen als kindisch befunden haben und entsprechend keinen “wissenschaftlichen Zweck” darin haben erkennen können. Gemeinhin sind Probanden, die den Eindruck gewinnen, man wolle sie narren, bereit, den Schabernack zurück zu geben. Es steht zu vermuten, dass das auch hier der Fall ist. Aber diese Kritik setzt voraus, dass man mit Comics wie den abgebildeten, mit hochstilisierten Welten, die es in der Realität nicht gibt, etwas erforschen kann.

Humbug.

Was man mit solchen Vorlagen erforschen kann, sind die Vorurteile der Autoren, derjenigen, die solchen Humbug erdenken. So erkennt man sehr leicht, dass es in der Welt der Autoren nur weiße Täter und nur farbige Opfer gibt. Und die Opfer sind richtig Opfer, Leute, die sich nicht verteidigen können, was zwangsläufig auf eine sehr stilisierte Vorstellung von denen, die nicht weiß sind, hinausläuft, eine, die von Rassismus kaum mehr zu unterscheiden ist, denn die Ansicht, schwarze oder braune Menschen seien nicht nur konstanter Hatespeech von Weißen ausgesetzt, sie könnten sich auch überhaupt nicht dagegen wehren, das ist blanker Rassismus.

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Rassismus, der durch die eingangs zitierte Besprechung der Ergebnisse auf die Spitze getrieben wird. Sie erinnern sich:

„Eine zentrale Erkenntnis unserer Arbeit ist, dass unbeteiligte Zeugen bei der Gestaltung gesellschaftlicher Normen gegen Hassrede eine große Rolle spielen.“

Wie anmaßend diese Forscher gegen Hate Speech doch sind. Alles, was ihnen wie Hate Speech vorkommt, muss durch eine einheitliche Norm, die wiederum von Leuten wie ihnen anderen anerzogen werden muss, verhindert, aus der Welt des in Öffentlichkeit Sprechbaren ausgeschlossen werden. Indes, Hate Speech ist etwas, das bislang nur inhaltlich definiert ist und vom Zeitgeist und vom Vorhandensein einer eigenen Urteilsfähigkeit abhängig ist.

Die Aussagen: “Get out, you are making our country sick” (Verschwinde, Du machst unser Land krank) bzw. Go back home, we don’t want your kind here (Geh nach Hause, wir wollen Leute wie Dich hier nicht) sind weder hate speech noch ein gutes Maß um zu messen, was die Autoren zu messen vorgeben. Die erste Aussage “Verschwinde, Du machst unser Land krank” ist so bescheuert, dass es wohl niemanden geben wird, der sie überhaupt ernst nimmt, der Adressat eingeschlossen. Die zweite Aussage ist nicht nur unbrauchbar, weil es sich dabei um eine legitime Meinungsäußerung handelt, es ist auch unklar, was “nach Hause” ist. Offenkundig können sich die Autoren, in ihrem eigenen Rassismus, nicht vorstellen, dass Probanden die beiden Stimuli “nach Hause” und “dunkle Hautfarbe” des Opfers nicht in Verbindung bringen, so dass zu Hause irgendwo in Afrika oder Südamerika ist, aber dennoch ist es denkbar, dass “zu Hause” zwei Straßen weiter ist.

Und weil die hochstilisierten Abbildungen noch dazu uneindeutig sind, kann man mit dieser Art von Mist auch nichts messen. Und genau das kommt heraus, nichts, was man auf Basis sozialpsychologischer Forschung nicht hätte wissen können: Je mehr Leute dem vermeintlichen Hassredner erwidern, desto  weniger “Harm” (Schmerz/Schaden) verursacht die vermeintliche Hate Speech nach Ansicht von etwas mehr als 300 Probanden, die die Autoren mit diesem Unfug konfrontiert haben.

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So wenig wie angekommen ist, dass Normen nichts sind, was man Leuten verordnen kann. Natürlich lieben Sozialklempner wie die vier Zeitgeistkriecher aus München und Oxford die Vorstellung, sie könnten andere verändern, erziehen, zu dem machen, was sie, die Zeitgeistkriecher als etwas besseres von ihrer Obrigkeit vorgegeben bekommen haben. Indes, alles, was man über Normen weiß, deutet daraufhin, dass sie spontan entstehen und eben eines nicht sind: planbar und hervorrufbar. Selbst zentnerschwere Steintafeln mit eingeritzten Geboten wiegen nicht schwer genug, als das sie nicht gebrochen würden.

Wo kommen nur Leute her, die denken, man könne Normen, die man gerade gut findet, anderen verordnen und einimpfen.?In welcher Traumwelt tanzen diese Tänzer?

Und das größte Problem, vor dem vermeintliche Ergebnisse aus einer Forschung, die so unrealistisch ist, dass Diablo III daneben wie ein reales Szenario wirkt, stehen, das ist die Realität, denn die Aussagen, die von den Autoren als “Hassrede” angesehen werden, sie haben in bestimmten Situationen ihre Berechtigung.

Denn, auch wenn es Leute wie die Autoren nicht einsehen können, auch ihre Standardopfer von Hate Speech, die notwendigen Ausschließlichopfer, die sie so sehr für ihr psychisches Wohlbefinden benötigen, sind normale Menschen, mit all dem, was damit einhergeht, von bösartig  bis liebenswürdig, aggressiv bis lammfromm, gewalttätig bis friedvoll, von wertvoll bis scum…

Die Welt ist nicht so, wie sie in den Experimenten kleiner Kinder dargestellt wird, deren geistige Verfassung so gar nicht zu ihrem Alter passen will, deshalb sind ihre Experimente Junk, gesellschaftlich irrelevanter Junk, der lediglich einem Zweck dient, dem Zeitgeistkriechen auf der Standard-Schleimspur.

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