Wie Kinder zu psychisch Kranken gemacht werden: Ein Erfahrungsbericht

Was ist der Zweck eines Gesundheitssystems?

Menschen als krank zu diagnostizieren, sie zu dauerhaften Kunden der Pharmafia zu machen, um deren Konten zu füllen?

Oder besteht der Zweck eines Gesundheitssystems darin, kranke Menschen auf den Pfad zur Gesundheit zurückzubringen und sie den Fängen der Pharmafia so lange wie nur möglich zu entziehen?

Wir beginnen heute eine neue Serie, die von unseren Lesern bestückt wird. Wir veröffentlichen Erfahrungen, Beobachtungen von Lesern, die im Gesundheitssystem arbeiten und aufgrund ihrer täglichen Erfahrung bestens geeignet sind, um zu wissen, woran es krankt, warum und wie Gesundheitssysteme zu Umsatzgenerierungsmaschinen für die Pharmafia umfunktioniert wurden, die kontinuierlich mit Lebendmaterial gefüttert und am Laufen gehalten werden müssen. Ebenfalls Teil dieser Serie wird ein Versuch sein, die Probleme beim medizinischen Angebot zu beleuchten, die Engpässe, die es beim medizinischen Angebot aufgrund von Ärztemangel gibt, das Regiment der Apparate, die ausgelastet werden müssen, um als Klinik nicht lukrative Erkrankungen zu verlieren und vieles mehr.

Den Anfang macht ein Leser, der heute in Bayern lebt und seine Erfahrungen aus seiner Arbeit in der Kinder-/Jugendpsychiatrie in Schweden, in der er gearbeitet hat, für uns zusammengefasst hat. Der bedrückende Bericht der Unterordnung der Interessen von Patienten unter Gewohnheit, Routine und vor allem: Umsatzziel lässt denjenigen, der ihn liest, nicht unberührt zurück, und wir hoffen, dass er der Anfang einer interessanten Serie ist, in deren Verlauf sich auch andere Ärzte, Pfleger, Assistenten usw. zu Wort melden.

Die Kinder- und Jugendlichenpsychiatrie durfte ich ein Jahr in Südschweden “erleben”.

Schema F und Verlust von gesundem Menschenverstand, so könnte man meine Erfahrungen als Kinderpsychologe dort zusammenfassen.

Schwedische Kollegen berichteten von den landesüblichen Standards. Ein bis zwei Stunden Anamnese (Entwicklungsgeschichte) sollten für die Kollegen ausreichen um eine Diagnose zu setzen. Eine Differenzialdiagnose, die eingehende Untersuchung der Familienanamnese nebst gediegenen Neuropsychologischen Untersuchungen?

Internationale Standards wie 3-4 Spezialisten untersuchen das Kind/die Familie in 6-7 Terminen?

Weitgehend Fehlanzeige.

Eine wirklich erfarende Kollegin und Ausbilderin bestätigt die Erfahungsberichte der jungen Kollegen. Besonders schlimm die Sittuation an den privaten Klitschen, die überall aus dem Boden schießen und angeblich bessere Medizin bieten als die staatliche Gesundheitsvorsoge.

Diagnosen im Bereich Kinder?
Nun, man hat als Familie die Auswahl zwischen ADHS und Autismus und natürlich, weil es mal Studien gab, die zeigten, daß manche Kinder Läuse und Flöhe haben können, eine Mischung aus Beidem.

Wer zur Psychiatrie geschickt wird kann davon ausgehen, daß es eine Diagnose gibt.
Beispiel?

Ein 6jähiges Mädchen veränderte sich deutlich in ihrem Verhalten und Wesen. Sie attackierte plötzlich Mitschüler wurde aber vor ihrer langjährigen Strepptokocken Erkrankung als sozial, problemlösend, begabt beschrieben. Die Kindergärtnerinnen waren von ihrer Veränderung mehr als überrascht. Ich nahm mir die Zeit die Kleine und ihre Familie eingehend zu untersuchen. Observation in der Schule, pädagogische Beschreibung des Kindergartens, eingehende Anamnese, spielerische Observation und Interaktion mit dem Mädchen, ihrem Bruder und der Mutter. Nach Analyse der Daten, auf eine Testung habe ich aufgrund der nicht behandelten rezidivierenden Strepptokkockeninfektionen verzichtet, kam ich zu der Arbeitshypothese einer möglichen neurologischen Erkrankung, pans pandas.

Unsere Einheit war not amused.
Die Kleine wurde nach 10 minütiger telefonischer Anamnese an die Psychiatrie überwiesen. Das Gespräch mit unserer Psychiaterin und der “Chefin” ergab die Anordnung; Wenn ein Kind von der Kinderklinik überwiesen wird, dann müsse es hier auch eine psychiatrische Diagnose geben.
Also bekam sie Autismus – aber nicht von mir.

Differentialdiagnostisches Denken, Hypothesen geleitetes Suchen – Fehlanzeige.

Dafür ist keine Zeit mehr: Nach Auskunft der obersten Chefin wird an der Kinderpsychiatrie produziert! Nein, keine Spielzeugpanzer, Diagnosen natürlich. Übringens sind die Chefs überwiegend Dilettanten die sich vor der klinischen Arbeit drücken und deswegen Chef spielen.

In einer kleinen Nachbargemeinde, so berichtete eine Krankenschwester, hatten vor 20 Jahren ca. 20 Kinder Ritalin erhalten, heute sind es 200. Das ist im ganzen Land, so weit ich das übersehen kann, nicht anders. Wir lebten vor 20 Jahren in Schweden da sah es noch anders aus. Jetzt ist die Situation prekär. Wer eine Seele hat hält das nicht aus. Der schwedische Hörfunk hatte vor 2 Jahren einen Podcast: Psychologen verlassen fluchtartig die Kinderpsychiatrie!

Irgend so ein Kasper der Minister ist für Gesundheit möchte deshalb eine Studie durchführen lassen.

Ein anderes großes Thema sind die Jugendlichen. Meist kamen die im Alter von 7-10 zum ersten Mal in die Psychiatrie. Die Schulpsychologen schieben die Kinder gerne ab.

Das wäre ein Thema für sich.

Die Familien sind oft geschieden, verfügen über wenige psychoszialen Ressourcen und wagen nicht mehr ihre Kinder zu erziehen und zu führen – oder wissen nicht mehr, wie das funktioniert. Ein Nein einem Kinde gegenüber ist ja mittlerweile in Schweden eine Kindesmisshandlung.

Wir hatten wirklich über den Gebrauch des Begriffes Erziehung diskutiert. Der wäre in Schweden seit vielen Jahren verpönt…

Es ist unfassbar.

So landen die Kinder bei uns [in der Psychiatrie] und beginnen ihre Karriere. Meist mit ADHS/Autismus, später gesellen sich dann Angst, Depression, soziale Phobie oder Borderline hinzu. Über Jahre sammeln sie ihre Diagnosen, alle symptomorientiert. Dann kommen “Therapien” die meist wenig bis nichts verändern und sich folgerichtig abwechseln.

Einmal hatten wir eine bizzare Falldiskussion.

Ein 13jähriges Mädchen wurde zu mir geschickt. Depressiv, wollte nicht mehr leben. Nach unserer ersten Begegnung wurde klarer was los ist. Ihre Mutter war schwer erkrant, und sie fand sie als kleines Kind scheinbar verstorben auf. Gott sei Dank fing das Herz der Mutter spontan wieder zu schlagen an. Das Mädchen war körperlich behindert und wurde über Jahre deswegen gehänselt. Sozial vereinsamt in der tollen offenen schwedischen Gesellschaft bekam sie stattdessen Kontakt zur Psychiatrie. Die Kollegen diskutierten in der Fallbesprechung ihre tollen Diagnosen und Therapien – letztere wurden entweder vergessen oder wirkten nicht.

Das wundert mich wenig.

Alles läuft nach Schema F ab.
Die Diagnosen, die Therapien; niemand scheint mehr zu verstehen, daß Routinen die Arbeit erleichtern sollen, aber nicht die eigentliche Arbeit sind.

Man könnte noch viel erzählen. Ich möchte es damit beschließen für ein Wiederfinden der Menschlichkeit und des gesunden Menschenverstandes zu plädieren.

Abgesehen davon sollten kleine Kinder und die meisten Jugendlichen nicht in die Psychiatrie überwiesen werden – dort werden sie nur in ihren Problemen bestärkt. Stattdessen sollten wir das Geld lieber in eine vernünftige Begleitung auf Gemeindeebene investieren. Amerikanische Daten zeigen, daß solche Angebote die präventiv sind spätere Kosten im Gesundheitswesen vermeiden. Aber wer interessiert sich heute schon für Prävention.

Laßt uns lieber Waffen bauen, das hilft den Aktienkursen…

Ich arbeite jetzt wieder in Deutschland.

Vor kurzem war ein junger Mann bei mir; suizidal nach ein “wenig” zu viel Alkohol. Eine Krankschreibung bekam er von mir nicht. Nein ich erzählte ihm von den Erfolgen der Krankschreibung bei anderen Menschen und meinte: “Geh wieder in Deine Lehre”. Wir treffen uns jetzt regelmässig, solange die Krankenkasse das erlaubt, und es ihm nützt, und er bekommt väterliche Führung in seine Zukunft hinein.


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