“Bringing Boys Back In”: Der Klassiker online im open access

Im Jahre 2002 haben Dr. habil. Heike Diefenbach und ich die Diskussion um die schulischen Nachteile von Jungen mit einem Artikel in der Zeitschrift für Pädagogik eingeläutet. “Bringing Boys Back In” ist seither regelmäßig zitiert worden und in manchen Fällen so entstellt, dass wir uns öfter gefragt haben, ob die entsprechenden Autoren den Artikel, über den sie schreiben, in ihrem Leben jemals physisch vor sich hatten.

Jetzt gibt es den Artikel in digitaler Form und im open access, was zum einen der akademischen Trägheit entgegenwirkt und zum anderen nunmehr auch den Autoren, die ihre Zitationen unseres Artikels bislang auf Verdachtsmomente, auf Pressemeldungen oder auf wenig konkrete Nachweise haben gründen müssen, die Möglichkeit gibt, sich nun doch im Original zu vergewissern.

So sollte es Bettina Hannover und Ursula Kessels (2011) nunmehr möglich sein, den folgenden Satz in unserem Beitrag aufzufinden, der im Hinblick auf den von uns gefundenen Zusammenhang zwischen einer Zunahme des Anteils weiblicher Grundschullehrerinnen und der zu seiner Erklärung entwickelten Argumentation auf die Notwendigkeit verweist, den gefundenen Zusammenhang auf der Individualebene zu erklären: “Diese Ergebnisse sind konsistent mit der in Abschnitt 2 entwickelten Argumentation, jedoch wären Individualdaten erforderlich, um diese Argumentation im Detail zu prüfen: Z.B. wäre anhand eines Kontrastgruppendesigns zu testen, ob Mädchen, die in der Grundschule von (männlichen) Lehrern unterrichtet wurden, hinsichtlich ihrer Abschlüsse in der Sekundarstufe ähnlich abschneiden wie Jungen, die in der Grundschule von Lehrerinnen unterrichtet wurden” (S.956-957). Dies sollte ausreichen, um den Autorinnen zum einen zu zeigen, dass ihre Mutmaßung, unsere “Schlußfolgerungen” kämen “einem ökologischen Fehlschluss gleich”, barer Unsinn ist, zum anderen zu der Erkenntnis verhelfen, dass wir von Grundschullehrern und nicht von Lehrerinnen schreiben.

Hilfreich ist die freie Verfügbarkeit des Artikels auch für Jungwissenschaftler wie Martin Neugebauer, Marcel Helbig und Andreas Landmann (2010), die in ihrem Bemühen, den “Mythos des gleichgeschlechtlichen Lehrer-Vorteils” zu enttarnen, nunmehr erstmals in der Lage sind, festzustellen, dass Sie gegen Windmühlen kämpfen, denn eine Feminisierungsthese, wie von den Autoren behauptet, haben wir nie aufgestellt. Der Begriff “Feminisierung” kommt im gesamten Artikel überhaupt nicht vor. Und zudem beschreibt der von uns gefundene Zusammenhang eine Korrelation zwischen dem Geschlecht von Grundschullehrern und den Schulabschlüssen von Schülern, keinen Zusammenhang zwischen Lehrern und dem Kenntnisstand oder den Testergebnissen von Schülern.

Schließlich, und das ist mir ein besonderes Anliegen, wird es Jürgen Budde nun möglich, die Wahrheit meiner ihm gegenüber mehrfach gemachten Behauptung zu prüfen, dass mein Vorname “Michael” und nicht wie von ihm Verzeichnis seiner angeblich zur Kenntnis genommenen Literatur behauptet, “Andreas” ist.

Budde, Jürgen (2008). Bildungs(miss)erfolge von Jungen und Berufswahlverhalten bei Jungen/männlichen Jugendlichen. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Hannover, Bettina & Kessels, Ursula (2011). Sind Jungen die neuen Bildungsverlierer? Empirische Evidenz für Geschlechterdisparitäten zuungunsten von Jungen und Erklärungsansätze. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie 25(2): 89-103.

Neugebauer, Martin, Helbig, Marcel & Landmann, Andreas (2010). Unmasking the Myth of the Same-Sex Teacher Advantage. European Sociological Review (bislang unveröffentlicht).

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