Die gesellschaftlichen Kosten einer gesetzlichen Frauenquote

Politiker sprechen gerne von der Wissensgesellschaft, vom Lebenslangen Lernen und davon, dass die moderne Welt so komplex ist. Fast als hätten manche von Ihnen Michael E. Porter gelesen, sind sie der Überzeugung, dass moderne Industriestaaten vor allem aus dem Wissen und der Technologie, die sich in Innovationen umsetzen lassen, einen Mehrwert erzielen. Leider endet hier zumeist, was Politiker denken. Dass Wissen und Technologie nicht vom Himmel fällt, sondern dass es jemanden geben muss, der Wissen “inkorporiert” hat, der Technologien bedienen kann und dem Innovationen einfallen, das scheint bei vielen Politikern ein Wissen darzustellen, das sie in ihrem bisherigen Leben noch nicht erlernt haben. So wie manche deutschen Betriebswirtschafts-“Experten”, sind Sie der Meinung, man müsse nur genug Individuen in einen Raum sperren und dann käme am Ende die Innovation heraus, und wenn die so erreichten Innovationen nicht gut sind, dann könne man ja Arbeitslose umschulen, zum Erfinder oder Entdecker.
Dass der Einsatz von Wissensbeständen, die ein Individuum hat, zum einen eine Funktion von Erfahrung, Spezialisierung und individuellen Investitionen in Wissen ist und dass man zum anderen dem entsprechend Wissenden und Erfahrenen einen Anreiz bieten muss, damit er sein Wissen mit anderen teilt, ist den entsprechenden Politikern zumeist ebenso unbekannt bzw. unverständlich wie der Zusammenhang zwischen einem funktionierenden und florierenden großen Unternehmen und in seinem Vorstand oder Aufsichtsrat getroffenen Entscheidungen bzw. der dort verfolgten Wettbewerbsstrategie, die wiederum in den meisten Fällen Ausdruck der Erfahrung und Spezialisierung von CEO und Aufsichtsratsmitgliedern ist. Manche Politiker scheinen zu denken, Aufsichtsräte seien vor allem dazu da, kalte Buffets zu leeren, weniger dazu, ein Unternehmen zu führen. (Sicher gibt es auch Wissenschaftler wie z.B. Helland und Sykuta (2004), die der Ansicht sind, Aufsichtsräte seien Staffage und hätten keinen Einfluss auf den Unternehmenswert bzw. die Performanz eines Unternehmens, aber die Prämisse, auf der Helland und Sykuta ihre Hypothese begründen, sieht Aufsichtsräte als weitgehend unauffällig an, d.h. sie treffen keine für das Unternehmen verheerenden Entscheidungen, das ist für den weiteren Verlauf wichtig.)
Da manche Politiker denken, Aufsichtsräte seien Gremien, in denen man Hummer und Kaviar konsumiert und ein Gläschen Sekt dazu schlürft, wird veständlich, warum es für die meisten keiner Überlegung wert ist, ob eine gesetzliche Zulassungsquote für diejenigen, die sich am vermeintlichen Hummer, Kaviar und Sekt laben dürfen, sich negativ auf die Unternehmen, denen ein bestimmter Prozentsatz an Frauen im Vorstand/Aufsichtsrat aufgezwungen wird, auswirkt. Wie immer, wenn Ideologie am Anfang allen Handelns steht, spielt die Realität keine Rolle, werden negative Effekte ideologischer Maßnahmen vornehmlich dem Walten kritischer, böser oder adverser Kräfte zugeschrieben oder damit kommentiert, dass derzeit noch keine Aussagen über langfristige Effekte gemacht werden könnten. So hat Viviane Reding, die es auf einen “Vorstandsposten” bei der EU-Kommission geschafft hat, kein Problem, Daten aus dem Eurobarometer so zu verbiegen, dass sie in ihren ideologischen Kram passen, aber sie hat erhebliche Probleme damit, überhaupt zu verstehen, dass ihr ideologischer Kram negative Auswirkungen auf andere haben kann.
Wie eine Studie aus Norwegen zeigt, kosten Regelungen, die von Ideologen durchgesetzt werden, um ihre Traumwelt herbeizuregeln, eine Traumwelt, die natürlich zu ihrem Vorteil gestaltet ist, die meisten anderen in der Gesellschaft richtig viel Geld. Direkter formuliert: Eine Zwangs-Frauenquote in den Aufsichtsräten von Unternehmen, die an Börsen notiert sind, schadet nicht nur diesen Unternehmen, sie schadet der Volkswirtschaft, und sie schadet in erheblichem Maße.
Hintergrund der im Folgenden berichteten Ergebnisse ist der gesetzliche Zwang für börsennotierte norwegische Unternehmen bis spätestens Januar 2008 den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten auf mindestens 40% zu erhöhen. Da im Jahr 2001 9% Frauen in den Aufsichtsräten der genannten norwegischen Unternehmen saßen, kommt der gesetzliche Zwang in Norwegen einem kleinen personellen Erdbeben gleich, denn um die 40% zu erreichen, mussten mindestens 30% der bisherigen Aufsichtsratsmitglieder ersetzt werden (eine Vergrößerung des Aufsichtsrats hat sich kein norwegisches Unternehmen geleistet). Diese erzwungene Veränderung in der Zusammensetzung des Aufsichtsrates haben Kenneth R. Ahern und Amy K. Dittmar genutzt, um zu untersuchen, wie sich die Erhöhung des Frauenanteils im Aufsichtsrat auf den Wert der davon betroffenen Unternehmen und die Qualität der im Aufsichtsrat getroffenen Entscheidungen auswirkt. Die Ergebnisse, die auf der Untersuchung 238 börsennotierter norwegischer Unternehmen basieren, sind deutlich:
- Nach der Ankündigung der Einführung einer Zwangsquote durch den norwegischen Minister für Handel und Industrie, Ansgar Gabrielsen, im Februar 2002, stürzten die Aktienkurse der betroffenen norwegischen Unternehmen um durchschnittlich 3,54% ab. Bei einer Marktkapitalisierung von z.B. 30 Milliarden Euro, wurden allein durch die Ankündigung rund 1 Millarde Euro vernichtet (30 Milliarden entspricht der Marktkapitalisierung einer mittelgroßen Bank).
- In der Folge hat der Quotenzwang in Norwegen dazu geführt, dass sich der Wert der Unternehmen (gemessen in Tobin’s Q, einem Maß, das den Buchwert mit dem Marktwert in Verbindung setzt) sukzessive verringert hat, so dass pro 10% Zunahme des Anteils von Frauen im Aufsichtsrat ein Rückgang von 12,4% in Tobin’s Q zu verzeichnen war, d.h. z.B.: der Marktwert ist bei gleichbleibendem Buchwert des Unternehmens gesunken, oder Markt- und Buchwert sind gleichzeitig gesunken (z.B. weil unrentable Vermögensgegenstände hinzugekauft und mit Kredit finanziert wurden).
- Die Quote hat die Qualität der Unternehmensentscheidungen einbrechen lassen. Mit zunehmendem Anteil von Frauen in Aufsichtsräten wurden mehr unrentable Investitionsentscheidungen getroffen, die Schulden der Unternehmen sind gewachsen, und das verfügbare Umlaufkapital wurde reduziert.
Anders formuliert: Nach der Einführung der Zwangsquote stehen die börsennotierten Unternehmen Norwegens durchweg schlechter da als vor der Einführung der Zwangsquote; dazu Ahern und Dittmar: “…we find that the quota led firms to increase in size through poorly performing acquisitions possibly financed by increased debt and cash holdings. Since boards of directors are likely to be involved with acquisition decisions and major changes to financial policies, our results are consistent with acquisition decisions and major changes to financial policies, our results are consistent with a deterioration in the capabilities of the board. We also find that operating performance decreased as a result of the quota” (Ahern & Dittmar, 2011, S.4). Somit stellt sich die Frage, warum sich mehr Frauen in Vorständen derart verheerend auf die Rendite der entsprechenden Unternehmen und die Qualität der in Aufsichtsräten getroffenen Entscheidungen auswirken. Die Antwort der Autoren ist ebenso simpel wie offensichtlich: Weil sie in der Mehrzahl nicht über die Erfahrung verfügen, die notwendig ist, um informierte und sinnvolle Entscheidungen zu treffen.
Dieses Ergebnis zeigt Elend und Problematik einer staatlichen Intervention in die Zusammensetzung von Aufsichtsräten in aller Deutlichkeit: Quotenzwang führt dazu, dass unerfahrene Frauen in Aufsichtsräte aufrücken und dort mit ihrer Unerfahrenheit dazu beitragen, dass Entscheidungen getroffen werden, die den Wert des Unternehmens und dessen Funktionsweise negativ beeinflussen. So wie es nicht möglich ist, Arbeitslose durch das Arbeitsamt zum Erfinder umschulen zu lassen, so ist es nicht möglich, die benötigte Anzahl erfahrener und zur Arbeit im Aufsichtsrat eines Unternehmens fähiger Frauen vom Baum zu schütteln.
Dies ist Viviane Reding oder frauenbewegten Lobbyisten in Deutschland wie der Bundesarbeitsministerin von der Leyen egal. Für sie zählt nur die Quote, und wo gehobelt wird, da fallen bekanntlich Spähne. Wer wird sich schon so haben, wenn durch den Zwang einer Frauenquote mal eben ein paar Milliarden Marktwert von europäischen oder deutschen Unternehmen vernichtet werden?
Nun, es gibt einige, die etwas dagegen haben. So berichten Ahern und Dittmar, dass die Anzahl norwegischer Unternehmen, die börsennotiert sind, als Folge der Zwangsquote gesunken ist. Da die Zwangsquote nur für börsennotierte Unternehmen gilt und es ganz offensichtlich eine ganze Reihe norwegischer Unternehmen gibt, die sich von ihrer Regierung nicht in die Zusammensetzung ihres Aufsichtsrates hineinpfuschen lassen, haben nach Schätzungen von Ahern und Dittmar rund 30% der norwegischen Unternehmen, ihre Aktien zurückgekauft und sind nunmehr private Unternehmen, die nicht mehr an einer Börse gehandelt werden, andere haben schlicht ihren Hauptsitz verlagert, in die USA oder das Vereinigte Königreich, in Länder, in denen man vor sozialistischen Eingriffen in die Unternehmensführung (noch?) relativ sicher sein kann.
Epilog
Damit ist aus meiner Sicht alles gesagt, was es zur Zwangs-Frauenquote in Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen zu sagen gibt:
- Studien, die vermeintliche Vorteile von “Diversifizität” in Aufsichtsräten gefunden haben wollen und entsprechend behaupten, eine Frauenquote wirke sich positiv auf Unternehmen aus, erweisen sich als methodisch fragwürdig und laufen regelmäßig auf kruden Biologismus hinaus.
- Analysen, die sich mit den Auswirkungen einer Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten befassen, zeigen, dass die Qualität der Entscheidungen, die in Aufsichtsräten getroffen werden, durch die Zunahme des Frauenanteils leidet und die Bereitschaft, riskante Investitionsentscheidungen zu treffen, zunimmt.
- Analysen, die die Wirkung des eingeführten gesetzlichen Zwangs zur Erhöhung des Frauenanteils in Aufsichtsräten auf 40% untersuchen, zeigen einen Einbruch des Unternehmenswerts und einen dramatischen Rückgang der Qualität unternehmerischer Entscheidungen.
Wer angesichts dieser Ergebnisse weiterhin auf der Einführung einer gesetzlichen Frauenquote besteht, muss als ein skrupelloser Lobbyist, der über “Unternehmensleichen” geht, nicht zu rationalem Denken fähig ist und eine Gefahr für die Öffentlichkeit, darstellt, angesehen werden: Denn er schadet der wirtschaftlichen Entwicklung in hohem Maße oder – um in einer Sprache zu sprechen, die Ideologen vestehen: Er beschädigt aufgrund seines falschen Bewusstseins die Zukunftschancen von Kindern und Kindeskindern…
Literatur
Ahern, Kenneth R. & Dittmar, Amy K. (2011). The Changing of the Boards: The Impact on Firm Valuation of Mandated Female Board Representation.
Helland, Eric & Sykuta, Michael (2004). Regulation and the Evolution of Corporate Boards: Monitoring, Advising or Window Dressing? Journal of Law and Economics 47(1): 167-193.
Bildnachweis:
Flipchart-Fairy-Tales
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“Wer angesichts dieser Ergebnisse weiterhin auf der Einführung einer gesetzlichen Frauenquote besteht, muss als ein skrupelloser Lobbyist, der über “Unternehmensleichen” geht, nicht zu rationalem Denken fähig ist und eine Gefahr für die Öffentlichkeit, darstellt, angesehen werden: Denn er schadet der wirtschaftlichen Entwicklung in hohem Maße oder – um in einer Sprache zu sprechen, die Ideologen vestehen: Er beschädigt aufgrund seines falschen Bewusstseins die Zukunftschancen von Kindern und Kindeskindern…”
Wie sagte Frau Reding so schön:
“Ich werde alles dafür tun, dass die Quote für Aufsichtsräte kommt”
Politiker scheinen aber tatsächlich nach dem Grundsatz zu handeln, man müsse nur genug Individuen in einen Raum sperren, am Ende käme etwas heraus. Dazu noch ein anderes Zitat von Frau Reding:
strenge Datenschutzgesetze seien nötig, “sonst werden die Menschen ihre Daten für sich behalten, und dann kann die Wirtschaft nicht mehr funktionieren.”
Ich sag’s jetzt mal ganz ehrlich und unverblümt, trotzdem so politisch korrekt wie möglich:
So ganz Helle sind Politikerinnen und Politiker wirklich nicht.
Ein durchaus lesenswerter Artikel mit großem Makel: Die Qualität von Entscheidungen ausschliesslich über den Börsenwert zu messen ist zu marginal. Die Bemessung des Faktros Qualität ist nicht vollständig messbar. Die zugrunde liegende Studie wurde ebenfalls derart auf die Kernfrage reduziert, so dass sich die tatsächlichen Umstände durch suggerierte Aussagen köstlich angepasst wurden. Erfahrung und Wissen sind wohl ein elementarer Faktor. Doch aufgrund der Untersuchung nun die Generalregel aufzustellen, dass es per se keine “geeigneten” Frauen für diese Positionen gibt ist Unsinn. Unzählige weibliche Unternehmensleiterinnen beweisen täglich das Gegenteil.
Vielleicht Sollte man eher nach der Akzeptanz von Frauen in einer Männer dominierter Unternehmung fragen. Ist es demnach ausgeschlossen, dass sich ggf. die alteingesessenen Herren eher destruktiv engagiert habe, vielleicht sogar blockiert und gemobbt? Wo ist in der Studie diese Analyse?
Die Studie ist von der Untersuchungproblematik, von der wesentlichen Vorgehensweise und von der Durchführung nur auf den Beweis aus, Frauen als negativen Faktor darzustellen. Dies ist weder objektiv noch einer Studie angemessen. Weiterhin ist Norwegen keinesfalls mit anderen Ländern gleichzusetzen.
Mehr ist dazu nicht zu sagen.
Herr Neuer,
kennen Sie die Studie?
Ich bin mir sicher, Sie kennen die Studie nicht, sie haben Sie nicht gelesen.
Deshalb empfehle ich Ihnen, die Studie zu lesen, deren ausgefeilte Methodologie ich hier nur in Ansätzen vorgestellt habe.
Die Studie basiert auf norwegischen Daten und dort WURDE DER ANTEIL VON FRAUEN auf 40% erhöht. Der Niedergang der Qualität der Entscheidungen sowie der Verlust an Marktwert wurde NACHDEM die Quote erfüllt WAR gemessen. Das Ziel der Studie war es auch nicht, Frauen negativ darzustellen, sondern zu überprüfen, ob eine Frage, die unter Ökonomen höchst umstritten ist, beantwortet werden kann: Hat ein Board überhaupt einen Effekt auf die Performanz eines Unternehmens. Diese Frage haben die Autoren nach meiner Einschätzung sehr gut beantwortet und nach allen Regeln ökonometrischer Kunst. Wenn Sie anderer Ansicht sind, dann haben Sie jetzt Gelegenheit dies AM TEXT der Autoren deutlich zu machen.
Und noch ein Wort zur so beliebten Strategie, sich wie Nero in das Colosseum zu setzen und den Daumen nach unten zu halten: Wenn Sie zu einem Zeitpunkt messen, dass die Entscheidungen eines Boards zu einem relativ guten finanziellen Zustand eines Unternehmens geführt haben, in dem die gearing ratio in Ordnung ist, Tobin’s Q ein gutes Verhältnis zwischen Buch- und Marktwert darstellt und auch die Debt/Equity-Ratio gut ist, und Sie messen zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal und stellen fest, ALLE Werte sind nun schlechter, mehr Schulden, weniger Vermögen, weniger Rendite, schlechteres q, was würden Sie dann sagen, vermutlich, dass in der Zwischenzeit ziemlich falsche Investitions-Enstcheidungen getroffen wurden, d.h. dass die Qualität der Entscheidungen nachgelassen hat (weil weniger Rendite u.a.) und wenn Sie nun noch wissen, dass sich in der Zwischenzeit NUR der Anteil der Frauen im Board verändert hat, was würden Sie wohl als Ursache ausmachen, immer vorausgesetzt, Sie lassen sich auf die Realität ein? Eben!
Haben Sie eigentlich auch irgend einen Beleg für ihre hier so apodiktisch vorgetragenen Vermutungen? Sie machen sehr deutlich, dass das Ergebnis nicht in Ihr Weltbild passt, aber es ist nun einmal so, dass die Qualität der Entscheidungen in den Boards norwegischer börsennotierter Unternehmen nach der Einführung einer Quote, sich verschlechtert hat. Übrigens behauptet auch niemand, dass es keine “geeigneten” Frauen (warum setzen Sie das in Anführungszeichen? Halten Sie geeignete Frauen für eigentlich ungeeignet?), da hat Ihnen Ihr dogmatisches Denken einen kleinen Streich gespielt, was belegt wird, ist dass die Frauen, die in den Aufsichtsrat nachgerückt sind, im Schnitt nicht über die Erfahrung und das Wissen verfügen, das die männlichen Aufsichtsratsmitglieder hatten, die den Frauen weichen mussten.
In Zukunft sollten Sie wirklich die Studien lesen, die Sie kritisieren. Ich finde es unmöglich, mitreden zu wollen und vor allem negativ bewerten zu wollen aber keine Ahnung von dem zu haben, was in der Studie gemacht wurde und was kritisiert werden soll.
Herr Neuer, was halten Sie eigentlich von Studien wie den McKinsey-Studien “Women Matter”, welche die von ihnen kritisierten Bewertungsmethoden benutzen (z.B. Wachstum des Börsenwertes) und zum Schluss kommen, ein höherer Frauenanteil korreliere positiv mit diesen Bewertungsmethoden?
Und was halten Sie von Leuten, die diese Studie kritisieren, weil sie nicht darauf eingeht, ob die staatlichen Frauenförderinitiativen für dieses Ergebnis verantwortlich sind (in einigen Staaten werden Unternehmen mit höherem Frauenanteil in Führungspositionen bei öffentlichen Ausschreibungen bevorzugt — das dient inzwischen sogar schon dazu, in D eine Frauenquote zu fordern, weil ansonsten die Unternehmen ins Hintertreffen fallen würde)? Wäre dieser Einwand auch nicht objektiv und der Sache nicht angemessen?
Herr Neuer,
Sie irren sehr, wenn Sie meinen, mehr gebe es dazu nicht zu sagen: Die Tatsache, dass Sie die Argumentation zu scheuen scheinen oder Ihnen nichts weiter zu dem Thema einfällt, bedeutet keineswegs, dass es zum Thema einfach nicht mehr zu sagen gebe, denn andere Leute mögen dazu durchaus noch etwas zu sagen haben, z.B. ich:
Als Wissenschaftlerin muss ich feststellen, dass Sie keine theoretisch oder methodisch relevante Kritik an der Studie geübt haben. Dass Sie Studien vorzuziehen scheinen, in denen die Ausgangshypothese diejenige der Benachteiligung von Frauen ist (Mobbing etc.), spricht in keiner Weise gegen eine Studie, die ein anderes Thema behandelt, hier: den negativen Effekt eines 40prozentigen Frauenanteils auf die Qualität der Board-Entscheidungen gemessen u.a. am finanziellen Erfolg von Unternehmen. Sie mögen solche Studien vielleicht nicht, weil Sie im Rahmen bestimmter in Deutschland gut gepflegter Ideologien störend, weil korrigierend, wirken und für Sie ungewohnt sind, aber das spricht nicht gegen die Studie.
Und dies bringt mit mich zu dem, was ich noch als Frau zu der Angelegenheit zu sagen habe:
Als Frau finde ich es unerträglich, ständig als Angehörige einer armen, bemitleidenswerten, unterdrückten, gemobbten, sexuell verfolgten und was weiß ich noch alles “Minderheit” betrachtet und behandelt zu werden, insbesondere von Männern wie Ihnen. Wenn es auch nur im Ansatz stimmt, dass Frauen in vergangenen Zeiten (realistischerweise muss man diese Zeit auf etwa 150 Jahre vor der Jetztzeit datieren) durch Männer in ihren Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt waren, dann verbitte ich mir als Frau den Zynismus, den es bedeutet, wenn Männer heute angesichts nicht (mehr) vorhandener Nachteile von Frauen Ihre “gute” Absicht und Ihre “Frauenfreundlichkeit” dadurch inszenieren, dass Sie uns (weiterhin) den Status der Bemitleidenswerten, weil Benachteiligten, zuschreiben. Für mich ist das der letzte Rückzugspunkt des Chauvinismus. Es gehört zu den individuellen Rechten von Frauen ebenso wie Männern, in bestimmten Bereichen unfähig sein zu dürfen, und weil Frauen in der Vergangenheit und wie mir scheint auch heute noch als Spezialistinnen für das Emotionale, Sorgende, Kooperative, Empfindsame angesehen werden, ist es kein Wunder, dass viele Frauen in eben diese “Fähigkeiten” investieren; sie erzielen mit ihnen die größten Spezialisierungsgewinne, denn Sie z.B. verbinden ja sogar mit dem Daseinszweck von Unternehmen anscheinend und aus unerfindlichen Gründen etwas anderes als Profit. Als Frau hat man also keinen Anreiz, rational (insbes, ökonomisch rational) zu denken und zu handeln. Vielmehr wird man ja gerade aufgrund der angeblich “typisch” weiblichen Eigenschaften hofiert, und daher ist es letztlich nicht erstaunlich, dass unter Frauen ökonomische Rationalität, zu der u.a. auch die rationale Risikioabschätzung gehört, weniger verbreitet ist als unter Männern. Und weil das so ist, ist es auch nicht erstaunlich, dass (bis auf Weiteres) mehr Frauen in den Boards mit niedrigerem finanziellen Unternehmenserfolg verbunden sind.
Und schließlich sei daran erinnert, dass Unternehmen dazu da sind, finanziellen Profit zu generieren, denn nur so können Arbeitsplätze (auch für Frauen) erhalten und geschaffen werden und Konsumwünsche (auch von Frauen) befriedigt werden. M.E. ist jeder, der meint, Unternehmen hätten irgendwelche Aufgaben, die auch nur annähernd gleichberechtigt neben dem Profitstreben stehen, nicht nur ein ökonomischer Analphabet, sondern auch ein anthropologischer, weil er letztlich unser aller möglichst gutes Leben (oder gar unser Überleben) gefährdet.
Lieber Herr Klein: Ja, ich habe diese Seiten gelesen. Und ja, ich bin der Sprache mächtig.Hätten Sie meinen Kommentar verstanden, dann würden Sie erkennen können, dass die Studie mehr Fragen aufwirft als beantwortet werden. Ich habe nicht die Analyse als solche kristisiert, sondern die unzureichende Einbettung in externe Faktoren. Aus diesem Grund – Sie allen sind nicht darauf eingegangen, bleiben für mich folgende Kernfrage offen, die eben nicht beantwortet werden:
1. Wäre die Rentabilität ohne die personelle Veränderung ebenfalls in gleichem Maß gesunken?
2. Wirken sich die Veränderungen ggf. langfristig – also strategisch – positiv oder negativ aus?
3. Wirkten sich bestehende strategische Entscheidungen auf die Untersuchung implizit aus?
Diese Fragen beantwortet die Studie eben nicht. Und ehrlich: Ob Mann oder Frau, das ist für eine Unternehmung als solches egal – es gilt die Ziele zu erreichen.
Lieber Herr Klein, wenn Sie immer noch der Ansicht sind, dass sich außer der personellen Veränderung sonst keinerlei Effekte auf die Unternehmen ausgewirkt haben, spricht das nicht für Sie.
Kritik ist hier scheinbar nicht erwünscht und Studien werden als dogmatische Grundlage angesehen. Eine Diskussion daher unbefriedigend. Bye.
Frau Diefenbach
Ihre Worte: Und schließlich sei daran erinnert, dass Unternehmen dazu da sind, finanziellen Profit zu generieren, denn nur so können Arbeitsplätze (auch für Frauen) erhalten und geschaffen werden und Konsumwünsche (auch von Frauen) befriedigt werden
–> Sie widerlegen hiermit ihre eigene Argumentation.
Herr Neuer,
Kommentare, die mit Unterstellungen beginnen, mag ich besonders gerne. Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihren Kommentar nicht verstanden habe? Ist das wieder eine Ihrer apodiktischen Behauptungen? Vielleicht ist Ihr Kommentar für Menschen, die sich ausserhalb Ihres Kopfes bewegen, gar nicht in der Weise zu verstehen, wie Sie ihn “meinen”?
Nun zu den Kernfragen (warum nur Fragen, warum machen Sie nicht einen Verbesserungsvorschlag?)
1. Da Sie die “Seiten”, also die 60 Seiten der Analyse gelesen haben, wissen Sie sicher von den unterschiedlichen Varianten, mit denen die exogenen Modelleffekte geschätzt wurden, z.B. auf den Seiten 20 bis 21: “The reduced-form results indicate that the negative impact of the quota on firm value persists over time … The persistence in the value loss suggests that declines in firm value are not simple temporary overreactions by the stock market. Instead, the imposition of the quota appears to have affected the fundamentals of Norwegian forms”. Mehr als auf exogene Einflüsse kontrollieren kann man in statistischen Analysen nicht. Übrigens ist ihre erste Frage absoluter Unsinn, denn die Frage, ob etwas anders gewesen wäre, wenn es anders gewesen wäre, kann man nicht beantworten: Wenn der Blitz in Ihr Haus einschlägt, dann wird die Antwort auf die Frage, ob der Blitz in das Haus des Nachbarn eingeschlagen hätte, wenn Sie in der Kirche dafür gespendet hätten, nichts daran ändern, dass der Blitz in Ihr Haus eingeschlagen hat. Die Rentabilität IST als FOLGE der ERHÖHUNG des Frauenanteils gesunken. Das ist nun einmal so. Daran ändern auch ihre abstrusen Fragen nichts.
2. Auch Frage 2 ist Unsinn, denn bislang gibt es noch kein Verfahren, mit dem man in die Zukunft schauen kann. Warum sollte man das, da doch feststeht, dass die Erhöhung des Frauenanteils JETZT, HEUTE, HIER zu einem Niedergang der Rentabilität geführt hat? Daran ändert sich auch langfristig nichts mehr. Ihre “strategische Entscheidung” ab sofort dafür zu beten, dass der Blitz ins Nachbarhaus einschlägt, ändert nichts daran, dass er bereits in Ihr Haus eingeschlagen hat.
3. Diese Frage verstehen Sie mit großer Sicherheit selbst nicht, denn sie stellt eine sinnlose Aneinanderreihung von Worten dar.
Lieber Herr Neuer, wenn Sie immer noch der Ansicht sind, dass außer Ihnen alle blöd sind, und niemand auf die Idee kommt, in einer Studie, in der es darum geht, durch eine politische Entscheidung exogen gemachte, sonst nur endogen vorhandene Einflüsse zu messen, andere exogene Faktoren zu kontrollieren, dann ist eine Diskussion mit Ihnen nicht nur unbefriedigend, sondern sinnnlos. Im übrigen ist die letzte an mich gerichtete Passage ihres Beitrags einfach nur kindisch.
Was Ihren Satz an Frau Dr. habil. Diefenbach angeht, so sollten Sie sich noch einmal damit vertraut machen, was eine Widerlegung ist, eine solche liegt dann vor, wenn z.B. A als Konsequenz von B angenommen wird, aber -A sich einstellt. Wo sehen Sie noch einmal den Widerspruch bei der Argumentation von Frau Dr. habil Diefenbach? Aber keine Sorge, kritisches Denken kann man lernen! Im übrigen finde ich es sehr interessant zu sehen, worauf Sie im Kommentar von Dr. habil. Diefenbach alles nicht eingehen!
Übrigens bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass Sie die Studie von Ahern und Dittmar nicht gelesen haben.
Es sind nicht alle blöd ausser mir. Aber anscheinend wage ich es Einziger überhaupt KRITISCHE FRAGEN zu stellen und nicht allen einfach hinzunehmen wie es ist. Anhand Ihrer durchaus schon arroganten Reaktionen – bezüglich meiner Blödheit und meiner Naivität – sehe ich, dass kritische Wissenschaft gelebt wird.
meine drei unsinnige Fragen werden trotzdem nicht beantwortet und genau hier ist die Studie deutlich angreifbar. Für Sie ist das nicht nachvollziehbar, da Sie so vehement daran glauben, dass Sie alle Einwände herunterspielen und sich auf diese kritische Distanz gar nicht einlassen.
Ich finde es schade, dass Sie hier einen Blog betreiben, es aber nicht für notwendig halten, die Einsprüche resp. die Diskussionen zu führen, welche eben nicht ihre Meinung vertreten. Sie sind so sehr mit formellen Aspekten beschäftigt, dass die inhaltliche Seite sekundär erscheint. Ich betrachte es eben umgekehrt. Das Paradoxon ist, dass genau die Vorbehalte welche Sie mir entgegenbringen ich für Sie empfinde – da wir gegenüber und nicht nebeneinander stehen.
Aber Ihr Blitzbeispiel zeigt es doch: Hier stellen Sie die Behauptung auf, dass beide Aspekte nicht korrelieren. Das ist kritische Distanz. Bei der vorliegenden Studie jedoch pochen Sie geradezu auf die positive Korrelation. Wo ist hier die kritische Distanz? Natürlich kann man nicht in die Zukunft schauen – aber jeder Unternehmer weiss, dass gerade Entscheidungen der Führungsebene von Konzernen langfristig zu betrachten sind. Genau dies unterlässt die Studie und versucht im fast operativen Bereich zu messen. das halte ich für grundlegend falsch – und entsprechend das Ergebnis für angreifbar.
Wenn Sie meine Frage 3 nicht verstehen, erklärt dies einiges – Sie wollen es nicht verstehen.
“Übrigens bin ich mehr denn je davon überzeugt, dass Sie die Studie von Ahern und Dittmar nicht gelesen haben.”
“wenn Sie immer noch der Ansicht sind, dass außer Ihnen alle blöd sind”
“Ist das wieder eine Ihrer apodiktischen Behauptungen?”
Gut, dass Sie völlig frei von Unterstellungen sind. das nur am Rande
Wenn ich Ihnen jetzt noch sage, dass die Studie einen absolut elementaren Aspekt ausser Acht lässt, dann hebt sich vermutlich Ihre Welt aus den Fugen. Aber dazu vielleicht später mehr…
Herr Neuer,
wer bitte hat Sie auf die Idee gebracht, Sie würden kritische Fragen stellen? Kritische Fragen zeichnen sich nicht nur dadurch aus, dass man etwas behauptet oder etwas vermisst, ganz wesentlich an kritischen Fragen ist der konstruktive Teil, mit dem man seine Kritik belegt. Bislang gibt es überhaupt keinen konstruktiven Teil in Ihren Kommentaren, was auch nicht verwunderlich ist, da Sie offensichtlich kein Argument vorbringen können, das zeigt, warum die Studie von Ahern und Dittmar schlecht, falsch, ungenügend oder was immer es ist, das Sie behaupten wollen. Aber, jeder hat auf sciencefiles die Möglichkeit, sich zu erklären, also beantworten Sie doch die folgende Fragen:
Was genau hätten Ahern und Dittmar besser machen können?
Wie hätten Sie das, was sie hätten besser machen können, besser machen können?
Welche Hypothese hätten Sie, ausgehend von Ihrem Verbesserungsvorschlag testen sollen?
Ich bin schon gespannt auf Ihre Antworten.
Ansonsten habe ich keine Lust, mich ihren Metabetrachtungen anzuschließen. Es langweilt mich zwischenzeitlich, vorhersagen zu können, welchen Verlauf bestimmte “kritische” Diskussionen nehmen. (1) Erst wird etwas behauptet, (2) dann wird auf Nachfrage kein Beleg für die alte Behauptung gebracht, dafür aber behauptet, man sei (a) falsch oder (b) gar nicht verstanden worden, wenn das nichts hilft kommt (3) der Rückzug in die Ecke der Beleidigten und der Frontalangriff mit Begriffen wie “arrogant”, der in der Pose des Überlegenen (, die einem Luftballon gleicht, der nur zu einem Drittel aufgeblasen ist) vorgetragen wird und sich mit Äußerungen wie “wenn Sie das nicht verstehen, dann erklärt dies einiges”, die keinerlei inhaltlichen Gehalt haben, aber offensichtlich einen Onanie-Gehalt, begleitet werden und am Ende (4) kommt dann der allwissende Geist und will sein Wissen nur mit denen teilen, die lieb sind “Aber dazu vielleicht später mehr”. Alle diese Verrenkungen sind nur deshalb notwendig, weil vermieden werden soll, auf die Argumente einzugehen, die andere vorgetragen haben, denn ginge man auch nur kurz auf die entsprechenden Argumente ein, es käme schnell heraus, dass man eigentlich gar nichts zu sagen hat.
Für solche Kinderreien bin ich zu alt. Wenn Sie etwas zu sagen haben, sagen Sie es, wenn Sie nichts zu sagen haben, wie sie es bislang nicht hatten und Sie ganz leicht daran nachprüfen können, dass Sie Ihre Sätze in zwei Mengen teilen, eine Menge, die Sätze über andere Sätze enthält und eine Menge, die Sätze enthält, die etwas über die empirisch erfahrbare Welt aussagen, dann fassen Sie sich in Zukunft wenigstens kurz.
Herr Neuer,
machen Sie sich bitte nicht lächerlich bzw. erlauben Sie mir bitte, Sie technisch weiterbilden zu dürfen: Wenn Herr Klein bestimmte Diskussionen nicht führen wollte, würde er Ihre Kommentare einfach nicht freischalten, und die Öffentlichkeit zumindest dieses blogs würde von Ihren Beiträgen nie etwas erfahren – so einfach wäre das! Sie haben es ihm, seinem blog und seiner psychologischen Gesundheit zu verdanken, dass Sie hier zu Wort kommen; also zeigen Sie ihm doch bitte den Respekt, den sein Engagement verdient hat!
Ab einem bestimmten Zeitpunkt sind Beiträge aber auch wirklich nicht mehr wert, veröffentlicht zu werden, und dieser Zeitpunkt ist meist dann erreicht, wenn mehrfach demonstriert wurde, dass bestimmte Kommentatoren keine Argumente vorbringen können (außer: ich hätte mir mehr gewünscht oder so etwas Nichtssagendes in der Art) und ihre Äußerungen zu einem großen Teil Reaktanzen auf die verletzte Eitelkeit darstellen. Und Sie haben sich ja eigentlich schon nach Ihrem ersten Beitrag wieder von der Öffentlichkeit verabschiedet, indem Sie festgestellt haben, es gebe nichts mehr zu der Angelegenheit zu sagen (ehrlich gesagt: ich fand das überaus arrogant). Wozu, bitte, schreiben Sie hier also noch?
Überaus arrogant finde ich auch Ihre Aussage:
“Aber anscheinend wage ich es Einziger überhaupt KRITISCHE FRAGEN zu stellen und nicht allen einfach hinzunehmen wie es ist.”
Ist es für Sie “kritisch”, wenn man die gut gemachte Arbeit anderer Leute diskreditiert, ohne selbst ein gutes Argument dafür anführen zu können? Ist es kritisch, wenn man die Kritik, die andere aufgrund empirischer Studien am zeitgeistlichen mainstream üben, nicht akzeptieren kann, weil dann anscheinend die eigene Welt aus den Fugen gerät (wie Sie es Herrn Klein unterstellen, woraus ich ableite, dass Sie nichts dagegen haben, wenn man Ihnen dasselbe unterstellt)? Kritisch ist auch nicht Dagegen-Reden, wenn man etwas nicht mag. Ich empfehle Ihnen in diesem Zusammenhang nochmals die Lektüre dessen, was auf dieser page unter der Rubrik “Grundsatzprogramm” über Kritik und kritisches Denken zu lesen ist.
Versuchen wir es noch einmal konstruktiv:
Was ist Ihr Grund dafür, anzunehmen, dass die Studie einen “elementaren” Aspekt außer Acht gelassen hat? Dass ein Aspekt “elementar” ist, weiss man gewöhnlich erst, wenn just dieser Aspekt im Rahmen einer Studie als höchst relevant erwiesen wurde. Also auf welche Studien beziehen sie sich genau hinsichtlich welchen Aspektes? Oder postulieren Sie aufgrund Ihres persönlichen Glaubens bestimmte Aspekte als “elementar”? (Das wäre dann aber höchst unkritisch.)
Und wieso glauben Sie, dass Ihr für “elementar” erklärter Aspekt irgendetwas an den Ergebnissen der Studie ändern würde? Sie müssten THEORETISCH modellieren, wieso das der Fall sein sollte: Moderiert Ihr Aspekt den Zusammenhang? Wenn ja, auf welche Weise? Oder wirkt er einfach nur unabhängig von und neben dem erhöhten Frauenanteil? In diesem Fall wäre der Aspekt für den Zusammenhang eben gerade nicht elementar, sondern irrelevant.
Wenn ich das richtig sehe, reduziert sich Ihr Einwand darauf, dass in der Studie eine Variable nicht berücksichtigt wurde, die Sie persönlich wichtig finden (auch, wenn unklar bleibt, was das genau ist und warum Sie es wichtig finden). Das heißt nicht mehr als dass keine Studie nicht durch weitere Studien ergänzt werden könnte oder müsste, und deshalb ist Wissenschaft ja auch ein kumulativer Prozess der Erkenntnisgewinnung. Statt Studien zu diskreditieren, weil sie nicht alles untersucht haben, was man selbst gerne untersucht gehabt hätte, sollte man akzeptieren, was an Erkenntnissen verfügbar ist und sich überlegen, was der nächste Forschungsschritt wäre und wie eine solche Forschung praktisch aussehen könnte. Dass es solche nächsten Forschungsschritte gibt und geben muss, diskreditiert die vorliegenden Ergebnisse in keiner Weise. Sie sind so, wie sie sind, und es ist Aufgabe zukünftiger Forschung, sie zu belegen, zu ergänzen oder zu widerlegen. Aber es gibt überhaupt keine logischen Grund dafür, Ergebnisse einer Studie in Abwesenheit falsifizierender Daten abzulehnen, weil sie einem weltanschaulich nicht passen.
Herr Neuer,
Ihre Anmerkung:
halte ich für eine sehr gut gelungene Darstellung des Ausmasses Ihrer eigenen Argumentationskraft:
Wenn man keine Argumente hat, dann “ersetzt” man sie durch einen möglichst coolen Spruch und hofft, nicht nach einer Begrüdnung für die im Spruch aufgestellte Behauptung gefragt zu werden. Und wissen Sie was: Ich könnte Sie jetzt natürlich fragen, worin Ihrer Meinung nach hier der Widerspruch (wozu eigentlich genau?) besteht, aber ich frage Sie nicht nach einer Begründung, damit Sie ein Mindestmaß an Gesicht wahren können.
Wie schwer Ihnen das fallen dürfte, zeigt die Tatsache, dass Sie Gegenkritik nicht an der geübten Kritik äußern, sondern sie entweder ignorieren oder ins Reich der Phantasie flüchten (wenn jemand geforscht hätte, was ich gerne erwiesen gesehen hätte, dann hätte er das bestimmt auch zeigen können etc. etc.) Wir müssen uns aber mit den Dingen arrangieren, die als Tatsachen erwiesen wurden, und Tatsachen gehen nicht auf magische Weise davon weg, dass man noch mehr hätte untersuchen, betrachten, fragen können. Wenn Sie meinen, dass “externe Faktoren” den Zusammenhang in der in Frage stehenden Studie auf irgendeine Weise falsifizieren können, dann können Sie ja konstruktiv sein und vorschlagen, auf welche Weise genau die Wirkung welcher externer Faktoren genau den beobachteten Zusammenhang zwischen Frauenanteil im board und Unternehmenserfolg zum Verschwinden bringen könnten – zumindest theoretisch. Aber anscheinend können Sie dies nicht leisten. Und weil das so ist, glaube ich, kann man von Ihnen als einem vernünftigen Menschen erwarten, dass Sie bis auf Weiteres die Fakten so akzeptieren, wie sie sich darstellen.
Vielleicht würden Sie mit Gewinn die Texte über Kritik und kritisches Denken lesen, die auf der homepage dieses blogs unter der Rubrik “Grundsatzprogramm” zu lesen sind….
Es gibt aber auch Publikationen, in denen ein Zusammenhang zwischen dem statistischen Ausmaß der Gleichberechtigung eines Landes und dem Wohlstand ebendort hergestellt wird (z.B. Skandinavien) : Peter Jedlicka spricht in “Gender Balance” von Geschlechterbalance als Modernitätsfaktor.
Und unter uns, Männer: meint ihr wirklich, dass alle Manger nur aufgrund ihrer Qualifikation in ihren Chefsesseln sitzen? Sind nicht die politischen “Männerquoten” allseits bekannt und werden erst beim nächsten Skandal deutlich …?
B. Merkel
Es gibt auch Untersuchungen, die einen Zusammenhang zwischen Sozialismus und Glück auf Ebene der Länder behaupten. Ob das sinnvoll ist, ist eine andere Frage.
Um es noch einmal ganz deutlich zu machen: Es geht bei der Untersuchung von Ahern und Dittmar darum, Zusammenhänge vor und nach einem exogenen Ereignis, nämlich der Einführung der Frauenquote in den Vorständen börsennotierter Unternehmen in Norwegen, zu zeigen.
Vor der Einführung mögen Unmengen von Trotteln männlichen Geschlechts in den Boards der norwegischen Unternehmen gesessen haben, aber diese Trottel in den Boards haben immer noch eine bessere Rendite, bessere Board-Entscheidungen und eine bessere gearing ratio erreicht als dies nach der Einführung der Frauenquote und dem Ersetzen von Teilen des Boards durch Frauen nunmehr der Fall ist. Die Maus beist an diesem Ergebnis eben keinen Faden ab: Nach der Erhöhung des Anteils von Frauen hat sich die Qualität von Boardentscheidungen und die Rentabilität der Unternehmen verschlechtert. Die Anzahl männlicher Trottel in Boards hat darauf überhaupt keinen Einfluss.
Kurzfassung:
Es gibt keinen Beweis in der Studie dass die Faktoren “Rendite” und “Besetzung des Boards” eine positive Korrelation beinhalten. Dies setzen die Autoren anhand von Indizien voraus. Deshalb kritisiere ich die Studie in formellen Hinsicht und würde hier eine langfristige Betrachtung bevorzugen um die Validität zu beweisen. Bis dahin erachte ich dies als etwaige Scheinkorrelation.
Wie wär’s Herr Neuer, Sie schauen sich die Studie jetzt wirklich an, anstatt hier derartig wilde Aussagen zu tätigen. Die Autoren zeigen sehr deutlich, dass die Besetzung eines Boards sogar nach Alter, Bildung und Geschlecht unterschieden, einen deutlichen Effekt auf Tobin’s q hat.
Aber Ihre Terminologie zeigt mir, dass Sie sich hier offensichtlich in unsicherem Terrain bewegen. Eine Korrelation wird nicht von Faktoren beinhaltet, eine positive Korrelation ergibt sich zwischen zwei Variablen, d.h. wenn die eine Variable ihren Wert ändert, dann ändert die andere Variable auch ihren Wert, das beschreibt eine Korrelation. Wissenschaftliche Analysen erbringen auch keine Beweise, wer hat Sie nur auf die Fährte gesetzt, sondern Belege, d.h. sie bestätigen eine Hypothese, die man zum Beginn der Analyse hatte und im Verlauf der Analyse operationalisiert und dann mit den Mitteln der statistischen Analyse geprüft hat. Insofern kann sich eine Hypothese bestätigen oder sie kann widerlegt werden, sie kann NICHT bewiesen werden.
Schließlich “Scheinkorrelation”, das klingt auch gut, nur, was ist eine Scheinkorrelation? Diesen Begriff führen viele gern im Mund und doch wissen nur die wenigsten, was er bedeutet. Offensichtlich ist in der Studie von Ahern und Dittmar eine Korrelation vorhanden. Und wenn Sie diese Korrelation nun als Schein ansehen, dann wollen Sie damit wohl suggerieren, dass das was gemessen wurde, entweder gar nicht gemessen wurde oder einen anderen Zusammenhang verdeckt (nur welchen?). Das ist billigstes Wegdrücken, Herr Neuer, das gleicht demjenigen, der sich die Augen zuhält und hofft, dass die Welt weg ist, wenn er sie wieder öffnet, aber bitte, es gibt auch Leute, die glauben, die Welt habe vpt ein paar Tausend Jahren mit dem Paradies angefangen, warum soll es nicht auch Leute geben, die denken, die Korrelation, die sie vor ihrer Nase sehen, sei eigentlich gar nicht da.
Als ehemalige Dozentin in der universitären Lehre (u.a.) für Methoden und Statistik kann ich das Stichwort “Scheinkorrelation” einfach nicht an mir vorbeiziehen lassen:
Wer von Scheinkorrelationen spricht, kann keine Ahnung davon haben, was eine statistische Analyse ist: Korrelationen ergeben sich im statistischen Modell (das auf der Grundlage von Daten über reale Menschen oder Dinge berechnet wird), oder sie ergeben sich nicht. Ob sie sich ergeben oder nicht, ist in jedem Fall das Ergebnis einer mathematischen Operation. Das Ergebnis besteht nicht nur scheinbar, sondern hat sich aufgrund der statistischen Berechnung oder Schätzung auf der Grundlage der Daten tatsächlich eingestellt. Jeder, der die Berechnung mit denselben Daten repliziert, kann das prüfen und sich von der Realität des Ergebnisses überzeugen.
(Wollte man aufgefundene Korrelationen als “Schein” ansehen, müsste man logischerweise auch nicht aufgefundene Korrelationen als nur scheinbar nicht vorhanden ansehen, und das ganze Unterfangen würde ins Nirvana führen, man könnte nichts über nichts aussagen.)
“Scheinkorrelation” ist daher statstisch besehen ein völlig verfehlter Begriff. Er ist eher als Kampfbegriff zu verstehen, der ausdrücken soll: “Okay, in dieser Studie hat sich das so ergeben, aber mir ist das egal, ich glaub’s trotzdem nicht”. Damit postuliert man schlimmstenfalls völlige Ignoranz gegen alles, was außerhalb des eigenen Vorurteils besteht, und bestenfalls einen Gegensatz zwischen statistischem Modell und gelebter Realität. Dessen Existenz müsste aber selbst erst gezeigt werden, oder die Möglichkeit seiner Existenz müsste zumindest theoretisch begründet werden. Das wiederum heißt, dass man eine methodische Kritik anführen und erklären müsste, wie die Korrelation im statistischen Modell zustande kommen konnte, wenn man davon ausgeht, dass sie in der realen Welt gar nicht besteht. Dummerweise muss man sich fragen lassen, was der Grund dafür ist, dass man davon ausgehen sollte, dass sie in der realen Welt nicht besteht (man kommt also wieder nicht umhin, konstruktiv zu sein).
Außerdem gibt es in der Statistik Verfahren, die Aufschluss darüber geben, wie groß das Risiko ist, dass man sich irrt, wenn man das Ergebnis irrtümlich verwirft oder annimmt (die so genannten Irrtumswahrscheinlichkeiten), und in der quantitativen empirischen Sozialwissenschaft haben sich Konventionen darüber etabliert, ab wann man die Irrtumswahrscheinlichkeit für eine Korrelation überhaupt als solche berichtet und interpretiert (oder man berichtet alle und gibt für jede ihre Irrtumswahrscheinlichkeit an, so dass der Leser sich selbst ein Bild machen kann, sofern er statstisch gebildet ist). Die Irrtumswahrscheinlichkeiten, die als akzeptabel gelten, sind ziemlich gering, und selbst dann, wenn das anders wäre, die Irrtumswahrscheintlichkeit für eine Korrelation also groß wäre, würde das nicht zeigen, dass die Korrelation nur da zu sein “scheint” (wie gesagt: sie IST da), sondern nur, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht auf eine Population über die Stichprobe, anhand derer sie gewonnen wurde, hinaus verallgemeinert werden kann.
So oder so scheinen Korrelationen nicht bloß da zu sein, sondern sie sind es.
“Es gibt keinen Beweis in der Studie dass die Faktoren “Rendite” und “Besetzung des Boards” eine positive Korrelation beinhalten. ” Das ist im Grunde das was zu beweisen wäre.
Aber bitte: “eine positive Korrelation beinhalten” ist eine seltsame Ausdrucksweise für “miteinander in Beziehung stehen”. Gerade das Wort “Korrelation” ist in diesem Zusammenhang mehrdeutig. Denn strikt genommen bedeutet Korrekation “Vorliegen einer linearen Beziehung zwischen zwei Zufallsgrößen”.
“Dies setzen die Autoren anhand von Indizien voraus. ” Das ist fein beobachtet, denn dies ist die zu testende Hypothese. Dabei wird von den Autoren anhand eines Strukturgleichungssystems der Effekt des Geschlechts zu identifizieren gesucht, nachdem man diverse Faktoren, auch in Wechselwirkung stehende, herausgerechnet hat.
Wenn man eine Hypothese gegen die Daten testet, dann muß man diese Hypothese vernünftigerweise voraussetzen. Ziel ist es ja zu überprüfen, ob die Daten eine derartige Hypothese widerlegen. Das ist schlechterdings nicht anders möglich.
“Deshalb kritisiere ich die Studie in formellen Hinsicht und würde hier eine langfristige Betrachtung bevorzugen um die Validität zu beweisen. ”
Nein, das ist nicht zu beanstanden und die Verwendung des Begriffs “Validität” in einer Beobachtungsstudie ist mehr als zweifelhaft. Das hat vielleicht in Befragungen Sin, aber in diesem Zusammenhang ist der Begriff gar nicht erklärt.
“Scheinkorrelation” hat damit nichts zu tun. Exakt um diese bei den betrachteten Faktoren auszuschließen wurde ja das aufwendige Berechnungsverfahren gewählt.
Selbstverständlich kann man dieses Herangehen methodisch kritisieren. Insbesondere ist über die Strukturmodellierung von Aufsichtsräten und deren Einfluß auf den Vorstand und die daraus resultierende Umsetzung im Unternehmen wenig Vernünftiges im Umlauf (es gibt im Bereich der Industrieökonomik einige Ansätze). Dennoch hinterläßt die Formulierung Ihrer EInwämde, Herr Neuer, Zweifel, ob Sie dem technischen Apparat, den Sie hier kritisieren wollen, gewachsen sind.
Bernhard, Männerquoten gibt es nicht, eine “allseits bekannte” sowieso nicht.
Und unter uns Männer, ausgehend von der Hypothese, dass nicht alle Manager nur aufgrund ihrer Qualifikation in ihren Chefsesseln sitzen würden, warum sollte man das noch weiter kompromittieren indem man die Chefsessel mithilfe der Frauenquote mit noch mehr unqualifizierten Managern besetzt?
Außerdem würden mich jetzt wirklich einmal die “hergestellten” Zusammenhänge zwischen der Gleichberechtigung und dem daraus erfolgenden Wohlstand eines Landes interessieren!?
Aus meiner Sicht, könnte man genauso gut den Zusammenhang herstellen, dass der Wohlstand eines Landes zu einer besseren Gleichberechtigung führt. Was ich auch für weit realistischer halten würde. Es dürfte dann nur die Frage sein wie lange der Wohlstand und damit die Gleichberechtigung mit Mitteln wie der Frauenquote gehalten werden kann.
Auch für 3. Welt und Entwicklungsländer dürfte die Frage sein ob man sich dann nicht lieber zuerst auf den Wohlstand statt auf die Gleichberechtigung konzentriert. Oder am Besten keines von beidem wenn man am Ende dank der Frauenquote wieder dort landet wo man angefangen hat.
Wir sollten, glaube ich, nicht Dinge miteinander vermischen, die nicht zusammengehören: Mit Gleichberechtigung hat die Sache, die wir hier diskutieren, nichts zu tun – sie hat mit einer Entwicklung in Richtung einer Gleichverteilung zu tun, und dies ist eben etwas völlig anderes, und in aller Regel sind gleiche Verteilungen ungerecht:
Frauen haben unzweifelhaft dieselben Rechte auf eine Ausbildung ihrer freien Wahl und auf den Zugang zu dieser Ausbildung, und sie haben auch dieselben Rechte im Hinblick auf die Kriterien, die zur Einstellung in einem Unternehmen oder zur Beförderung oder zur Berufung in einen Unternehmensvorstand herangezogen werden. Frauendiskriminierung am Arbeitsplatz ist in gewissen Kreisen der westlichen Welt so etwas wie ein Mantra; man wiederholt es so oft, weil es Ausdruck einer quasi-religiösen Überzeugung ist. Tatsächlich lassen sich aber so gut wie keine empirischen Befunde (außer nicht-repräsentativen Fallstudien von – im Übrigen subjektiv empfundenen und kaum objektiv feststellbaren – Benachteiligungen, die sich ebenso gut für Männer statt für Frauen anführen ließen) stützen. Es ist während der vergangenen zwanzig Jahre trotz des Eifers, den manche diesbezüglich zeigen, einfach nicht gelungen, eine umfassende und systematische Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt zu belegen, und allein das sollte einem zu denken geben.
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, was es bedeutet, eine gleiche Verteilung – hier: von Vorstandssitzen in Unternehmen – herzustellen, die all die Kriterien außer Acht lassen, aufgrund derer sich bestimmte Leute oder bestimmte Gruppen von Leuten gerade nicht für die Verteilung qualifiziert haben. Entweder man will unter Nichtbeachtung aller anderen Kriterien oder deren Niedriger-Gewichtung als dem Geschlecht eine Gleichheit zwischen den Geschlechtern im Hinblick auf das zu verteilende Gut herstellen, oder man zieht eben die inhaltlich relevanten Kriterien heran, um eine Verteilung des Gutes vorzunehmen; im letzten Fall ist es durchaus möglich, dass sich keine Gleichverteilung im Hinblick auf das Geschlecht einstellt – und warum sollte das auch wichtig oder “gut” sein? Geschlecht ist eben kein inhaltlich relevantes Kriterium für die Besetzung von Sitzen im Vorstand. Statt Verteilungsgleichheit zwischen den Geschlechtern per Dekret herzustellen oder umstandslos und anscheinend aus einer psychopathischen Veranlagung heraus eine männliche Verschwörung gegen Frauen zu postulieren, sollte man sich fragen, warum Frauen die Kriterien, die angelegt werden, seltener als Männer erfüllen können oder erfüllen wollen. Hierfür lassen sich viele und sehr unterschiedliche mögliche Gründe denken, aber in jedem Fall liegt es nicht daran, dass sie nicht dieselben Rechte wie Männer im Hinblick auf den Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt hätten (wie wir, glaube ich, inzwischen alle wissen: eher im Gegenteil). Sie sind also gleichberechtigt, aber nicht gleich verteilt, und die Frage ist, warum das “schlecht” ist und warum man für eine gleiche Verteilung auftreten sollte, wenn sie ungerecht ist. Nichts spricht dafür, dass irgendetwas auf der Welt besser funktioniert oder sich “netter” anfühlt, wenn irgendwo eine gleiche Verteilung von Männern und Frauen herrscht (und wenn man das glaubt, warum gilt dann nicht dasselbe für Alte und Junge, Übergewichtige und Untergewichtige, Fleischesser und Vegetarier und vor allem: Angehörige der Mittelschicht und Angehörige der Arbeiterschicht?). Man kann eine solche Position nicht begründen außer dadurch, dass die Gleichverteilung auf der Basis der Geschlechtszugehörigkeit (oder irgendeines anderen Merkmals) ein Selbstzweck ist – für nichts Angebbares gut oder wichtig. Daher ignoriert eine solche Position nicht nur Gerechtigkeit, sondern ist auch schlichtweg unvernünftig. Deshalb wiederum muss m.E. ganz klar und in unser aller Interesse der Grundsatz gelten:
“Gerechtigkeit statt Gleichheit!”
“Männerquoten gibt es nicht”. Oh doch (§ 15 BetrVerfG):
http://www.gesetze-im-internet.de/betrvg/__15.html
Nach einer kleinen Recherche habe ich herausgefunden, dass dieses Werk frei verfügbar ist: http://jecon.org/genderbalance.pdf
Das einzige, in dem ich dem Autor zustimmen kann, ist, dass es sich bei diesem Werk nicht um eine wissenschaftliche Arbeit handelt. Ansonsten gilt: Der ganze Text ist voll von SEHR weitgehenden Interpretationen von Statistiken; eigentlich hat er schon am Anfang eine Meinung, die er nicht verbirgt und der er den Anschein von Wissenschaftlichkeit verleiht, indem er einige Tabellen (wie gesagt) sehr weitgehend interpretiert und danach auch noch Hypothesen aufstellt, diese Hypothesen aber als gesichertes Faktum hinstellt (z.B. seine Thesen zu Vaterschaft und friedlicher Männlichkeit). Bei den genannten Statistiken geht er nicht darauf ein, wie sie zustande kommen: Zum Beispiel der berühmte Gender Gap Report des World Economic Forums vergibt automatisch die Bestnote, wenn Frauen in einem Indikator besser abschneiden als Männer; die McKinsey-Studie “Women Matter” wurde von FeministInnen zusammen mit einer Frauenorganisation erstellt. Die anderen Gleichstellungsberichte betrachten auch nur typische Problemlagen von Frauen. Er schließt aus seinen Betrachtungen im Vorfeld Staaten, die ihren Reichtum Rohstoffen verdanken, aus; und Norwegen ist laut ihm kein solcher Staat. (Auch Dänemark nicht, obwohl sie viel Geld durch Erdgas verdienen.) In der gesamten Publikation wird Gleichberechtigung und Ergebnisgleichheit verwechselt:
“Wer zu dieser Partizipation steht, muss auch allen
Fördermaßnahmen zustimmen, der die gleichberechtigte Teilhabe
von Frauen am Arbeits- und Bildungsmarkt ermöglichen soll. Hier
ist das Lamento von so manchem männlichen Jobsuchenen fehl am
Platz, der tatsächlich die Erfahrung machen kann „Hier wurde
aufgrund der Gender Strategie eine weibliche Bewerberin
genommen“. Auch wenn das im Einzelfall schmerzlich sein kann,
muss von genau diesem Mann auch „das große Ganze“ gesehen
werden: „Das ist schon ok., schließlich leben wir ja in einer
solidarischen Gesellschaft“.” (S.43)
Man muss wohl nicht erwähnen, dass er nicht im geringsten darlegt, warin Frauen nicht schon längst gleichberechtigt sind. Im Vorwort und auch an anderen Stellen behauptet er übrigens noch, auch Männer würden von seiner “Gender Balance” profitieren. (Warum schlägt er denn dann nicht das Umgekerte vor: Wir fördern Männer in ihren Problemlagen, ignorieren die Problemlagen von Frauen und behaupten dann, auch Frauen würden davon profitieren?)
Außerdem hängt er dem Mythos an, lediglich einige Berufe aus dem Sozial- und Pflegeberufen seien Frauenberufe. Wenn er sich die junge Generation ansehen würde, würde er feststelllen, dass z.B. die Justiz (in Ö übrigens noch mehr als in D), Journalismus, Medizin, Biologie in den unteren Jahrgängen weiblich dominiert sind. Und hätte man als das Gerede von Gleichberechtigung wirklich jemals ernst genommen, dann hätte man hier schon vor Jahren handeln müssen, vorausgesetzt man hängt einem Gleichberechtigungsbegriff an, der bei geringeren Frauenanteilen in MINT-Fächern und Führungspositionen Frauenförderung betreibt.
Durch den ganzen Text zieht sich zudem natürlich noch eine unverhüllte Misandrie, der sich der Autor wahrscheinlich gar nicht bewusst ist:
“All jene Männer, die es für sich beanspruchen Werte wie Hilfsbereitschaft und Solidarität zu vertreten müssen überprüfen, ob diese Solidarität und Hilfsbereitschaft auch gegenüber der weiblichen Bevölkerungshälfte gilt. Der Autor Peter Redvoort hat in seinem Buch „Die Söhne Egalias“ (eigentlich ein Lyrikband) die Theorie aufgestellt, dass private Krisen, die Männer mit Frauen hatten oder haben, sie von dieser Hilfsbereitschaft abhält, die in anderen Gesellschaftsbereichen (z.B. Armut, Behinderung) für sie selbstverständlich sind.” (S.47)
Hier gibt es nicht den geringsten Grund, nur Männer dazu anzuhalten, ihr Verhalte zu überprüfen (und das auch nur gegenüber der weiblichen Bevölkerung). Der Autor macht es trotzdem und verweist auf einen ebenso sexistisch ist. Dieser Blick auf angebliche männliche Defizite (weibliche Defizite werden nicht erwähnt), d.h. die Behauptung, dass Männer noch etwas dazulernen müssen, in der Praxis also sich feministischen Normen anzupassen haben, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Geschreibsel. Weibliche Gewalt wird ignoriert (der Autor macht bei White Ribbon mit). Und Logik ist auch nicht seine Stärke:
“Demgegenüber möchte ich auch nicht behaupten, dass Frauen von Natur aus „das friedliche
Geschlecht“ sind – obwohl das die aktuellen Kriminalstatistiken eindeutig beweisen würden.” (S. 35)
Wenn das die Kriminalstatistiken “eindeutig beweisen”, warum behauptet er es dann nicht, wenn es doch stimmt? (Im Anschluss vertritt er die These, dass die männliche Rolle Männer gewalttätig macht.) In Wirklichkeit behauptet er in seiner These, dass besagte Statistiken überhaupt nichts “eindeutig beweisen” (was ja auch stimmt). Ob diese Statistiken übrigens die Wirklichkeit überhaupt korrekt wiedergeben oder ob nicht die Dunkelziffern bei weiblicher Gewalt höher ist, ignoriert er total.
Fazit: Personen, die mit seiner Ideologie übereinstimmen, werden den Text überzeugend finden und glauben, er sei ein Beleg für ihre Thesen. Für alle anderen zeigt es lediglich, dass die Gender-“Wissenschaft” ein Wolkenkuckucksheim ist.
PS: In dem Bild, was anscheinend seine Arbeitsgruppe darstellen soll, sind Frauen anscheinend 8:5 überlegen. Wieso hat er es so weit kommen lassen?
Hallo Andreas,
danke für die ausführliche Besprechung, fast ein eigenständiger blogbeitrag:)
Sehr geehrte Frau Dr Diefenbach,
Während ich Ihrer Kritik an Herrn Neuers Kommentaren zustimme und das Ergebnis der Studie von Ahern und Dittmar nicht überraschend finde (schließlich besagt es lediglich, dass unterdurchschnittlich erfahrene Mitglieder einem Aufsichtsrat messbar schaden), nimmt mich Ihre antifeministische Rhetorik doch wunder.
Sie tun so, als gäbe es lediglich die Frage gleicher Rechte auf der einen und die Frage gleicher Verteilung auf der anderen Seite.
Das scheint mir eine krasse Verkürzung des Problems zu sein. Denn das Problem ist doch die Teilhabe, also die Möglichkeit, jene – heutzutage – weitgehend gleichen Normen für Frauen und Männer (sowie andersgeschlechtliche Menschen) auch zu gleichen Bedingungen einlösen zu können. Oder leugnen Sie, wie ich angesichts Ihrer Kommentare leider vermuten muss, dass Männer in unseren (den sogenannten Westlichen) Gesellschaften nach wie vor eine Fülle struktureller Privilegien genießen? Privilegien, die von der (abstrakten) Gleichheit irgendwelcher Rechtsnormen völlig unberührt bleiben, weil unsere Gesellschaft sich nun einmal nicht mir nichts, dir nichts dem beabsichtigen Ideal hinter den Gesetzen anpasst. Dass Frauen gleichberechtigt sind, hat diese Privilegien (deren Charakter jeweils sozialer, ökonomischer, kommunikativer oder anderer Natur ist) jedenfalls nicht in Wohlgefallen aufgelöst.
Ich empfehle Ihnen die folgende Liste männlicher Privilegien, die zwar teilweise tongue-in-cheek daherkommt, für die bedeutenden Punkte aber zahlreiche empirische Belege liefern kann (was nicht zuletzt deshalb wichtig ist, weil Teile der sogenannten Gender Studies, das leugne ich keineswegs, wissenschaftlicher Strenge nicht standhalten können oder auch nur wollen):
http://www.amptoons.com/blog/the-male-privilege-checklist/
Mich nimmt Ihr Kommentar auch ziemlich wunder – ich kann nicht nachvollziehen, worin Sie eine “antifeministische Rhetorik” sehen. Ich pflege mich als Wissenschaftlerin nicht in Rhetorik zu üben (das überlasse ich diversen Kader-Schmieden), sondern in Argumenten, und Argumenten kann man nicht effizient begegnen, indem man sie als “antifeministische Rhetorik” bezeichnet. So viel dazu.
Zu Ihrer Unterstellung, ich täte “so, als gäbe es lediglich die Frage gleicher Rechte auf der einen und die Frage gleicher Verteilung auf der anderen Seite” das Folgende:
Erstens:
Ich tue nicht so, als sei irgendetwas der Fall, von dem Sie der Meinung sind, dass dies nicht so sei, sondern SIE tun so, als meinte ich meine Aussagen nicht ernst oder wollte Leser hinter’s Licht führen, wenn Sie behaupten, ich täte nur so, als ob…. Möglicherweise haben Sie meine Ausführungen nicht verstanden, oder Sie interpretieren sie böswillig in dieser Richtung, was ich nicht hoffen will. Ich selbst bin der Meinung, dass ich nicht irgendwie so tue, als sei etwas der Fall, sondern meine Äußerungen sind ernsthaft und aufrichtig gemeint. Sie haben kein Recht, mir etwas anderes zu unterstellen.
Zweitens:
Wie ich schon in dem Kommentar erklärt habe, auf den Sie sich beziehen, steht eine Verteilung nach Gerechtigkeitsprinzipien einer Verteilungsgleichheit aus logischen und empirischen Gründen gegenüber. Chancengleichheit ist in Bezug auf die Gerechtigkeitskriterien wichtig, denn wenn nicht alle dieselben Chancen haben, z.B. eine Bildungsinstitution zu besuchen, wenn Sie dies möchten und die Voraussetzungen erfüllen, dann ist natürlich eine Verteilung, die den Faktor “Bildung” berücksichtigt, selbst nicht oder nur mit Einschränkungen gerecht. Bekanntermassen bestehen keine Nachteile von Frauen bezüglich des Zugangs zu Bildung (im Gegenteil; sie haben Vorteile) und auch keine bezüglich der Möglichkeiten, diese am Arbeitsmarkt ein- und umzusetzen. Wie ich ebenfalls schon im letzten Kommentar festgestellt habe, gibt es keine methodisch und theoretisch sauberen empirischen Untersuchungen, die Chancenungleichheit zuungunsten von Frauen zeigen. Mir ist daher nicht nachvollziehbar, von welchen “Privilegien” Sie sprechen, die angeblich Männer haben – sicherlich nicht von dem Privileg, alleinig die Mitarbeiterschaft bei der Müllabfuhr stellen zu dürfen oder sich in der Werbung als inkompetenter Trottel veralbern zu lassen, der weiblicher Unterweisung bedarf oder sich sofort emotional anfällig zeigt, wenn eine Frau am Horizont auftaucht. Das ist genau das, wogegen sich Frauen vor einigen Jahrzehnten völlig zurecht gewehrt haben; wenn nun Männer so behandelt werden, wie Frauen damals behandelt wurden, dann ist das plötzlich “antifeministisch”? War die Klage der Frauen damals dementsprechend “antimaskulistisch”? Und was hätte diese Bezeichnung an der beschriebenen Realität geändert?
Mich interessiert aber nur die beschreibbare Realität. Ich beziehe meine Identität nicht daraus, dass ich pro oder anti bin, sondern zum größten Teil daraus, dass ich Wissenschaftlerin bin (demgegenüber tritt mein Geschlecht doch SEHR stark in den Hintergrund). Wenn es “antifeministisch” ist, wenn man als Wissenschaftlerin vor allem den Tatsachen und nicht den Interessen bestimmter sozialer Gruppen verpflichtet ist, dann bitte – mir ist es egal, mit welchen Bezeichnungen Sie die Tatsachen diskreditieren wollen; ich bin und bleibe Wissenschaftlerin. Ich finde allerdings, dass Sie damit das Problem der empirischen Realität in krasser Weise verkürzen 🙂
Luwdwig Van,
ich habe mir lange überlegt, ob ich Ihnen antworten soll, und wie Sie sehen, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich es soll, und zwar aus zwei Gründen:
Erstens habe ich mir Ihre Liste der “male privileges” angesehen und mich vor Lachen kaum halten können (sind Sie eigentlich sicher, dass das Ernst gemeint ist?, anyway), zweitens will ich doch noch einmal darauf hinweisen, dass Sciencefiles ein wissenschaftliches blog ist, das nicht umsonst mit Kritischer Wissenschaft überschrieben ist.
Wenn Sie also auf Sciencefiles kommentieren wollen und “krasse Verkürzungen des Problems” (welchen Problems eigentlich, denn außer dem von Ihnen konstruierten kann ich keines erkennen, denn in der Tat lässt sich die gesamte Genderismus”debatte” auf die Begriffe von Gleichheit und Gerechtigkeit herunterbrechen) vorwerfen, dann versuchen Sie doch bitte in Zukunft, zum einen das, worum es eigentlich geht, auch zu verstehen und zum anderen, ihre heroischen Bewertungen auch nach allen Regeln der wissenschaftlichen Kunst, die eine derart “krasse” Bewertung erfordert, auch zu begründen. Das dürfte in diesem Fall sehr schwierig sein, denn hinter dem Gender-Kram ist tatsächlich nichts anders als die Frage nach Gleichheit oder Gerechtigkeit. Somit ist der Unfug, auf den Sie verlinkt haben, bestenfalls zur Erbauung der anderen Leser geeignet, weshalb ich mir die beiden ersten “male privileges” einmal herausgegriffen habe:
1. My odds of being hired for a job, when competing against female applicants, are probably skewed in my favor. The more prestigious the job, the larger the odds are skewed.
Probably not, kann ich dazu nur sagen. Kann sein, kann auch nicht sein. Und Geschmack einmal beiseite, es gibt KEINE wissenschaftliche Studie, die zeigt, dass Frauen, wenn sie mit Männern konkurrieren, systematisch benachteiligt werden. Seit Jahrzehnten wird über die Benachteiligung von Frauen gesprochen und in all der Zeit ist es all den Aktivisten nicht gelungen, eine Waltraud X zu finden, die systematisch benachteiligt wurde, schon seltsam – oder?
2. I can be confident that my co-workers won’t think I got my job because of my sex – even though that might be true. (More).
Hier habe ich besonders gelacht. Erst kämpfen Feministen für die Einführung von Quoten und für affirmative action und dann, wenn sie mit den Folgen davon konfrontiert sind, wollen sie es nicht gewesen sein. Man kann nicht Quotierung fordern und sich hinterher darüber ärgern, dass man als Quotenfrau angesehen wird. Wäre man indes eine Frau, die aufgrund von Leistung in die Position gelangt ist, in die sie gelangt ist, dann wäre man ein Opfer des Feminismus und ein gutes Beispiel dafür, was genderistische Interventionen anrichten, havoc.
Also wenn Sie sich in Zukunft hier äußern, dann treten Sie bitte nicht im Gewand des überlegen Kundigen auf, der der Meute sein Wissen mitteilen will und dessen Wissen sich bei näherem Hinsehen als grober Unfug herausstellt und gehen Sie bitte in Zukunft davon aus, dass Kommentatoren dieses blogs, und insbesondere Dr. habil. Heike Diefenbach, die wissenschaftliche Literatur zu dem kennen, wozu sie sich äußern, so dass es für Sie sinnvoll wäre anzunehmen, dass Sie selbst vielleicht im Hinblick auf den Kenntnisstand deutlich hinter in diesem Fall dem Kenntnisstand von Dr. habil. Heike Diefenbach zurückbleiben.
Sehr schön, Herr Klein- die kunstvolle Umdeutung ehemals klarer Begriffe wie ‘Gerechtigkeit’ oder ‘Gleichheit’ durch genderistischen Doppeldenk feiert fröhliche Urständ, wie Herr Van das gerade demonstriert hat.
Es ist durchaus so, daß die Geister seit der Antike sich damit befaßten, eine besonders gelungene Parabel lieferte dabei Friedrich Dürrenmatt mit seiner Nacherzählung des Prokrustes- Mythos:
“Gleichheitsideologien fordern ihren Tribut. Die Geschichte über Prokrustes, den Unhold aus der griechischen Mythologie, erzählt davon. In der Gegend lebten Riesen und Nicht-Riesen. Die Ungleichheit führte zu Unterdrückung. Nur Gleichheit bringt Gerechtigkeit. Die Riesen sollten das Recht haben, Nicht-Riesen, und die Nicht-Riesen das Recht haben, Riesen zu sein, überlegte Prokrustes und machte sich ans Werk. Der Unhold ging sein Vorhaben nicht zimperlich an. Der Maßstab für das Ideal war sein Bett. Waren die Menschen zu groß für das Bett, hackte Prokrustes ihnen die Füße und andere überschüssige Gliedmaßen ab, waren sie zu klein, hämmerte und streckte er sie zur Größe der Riesen aus. Die Auswirkungen der Behandlung durch den Folterer waren schmerzhaft. Zwar war das Ziel erreicht – die genormten Menschen waren endlich alle gleich –, doch sie waren verstümmelt. „Ist das nicht vernünftig?“, wandte sich Prokrustes an Pallas Athene, die sich selbst ein Bild über seine eigenwilligen Ideen über Gleichheit und Gerechtigkeit machen wollte. Sie kehrte kopfschüttelnd um. Prokrustes’ Argumentation hatte ihr die Sprache verschlagen. „Es war das erste Mal, dass sie als Göttin eine ideologische Rede vernommen hatte, und sie fand keine Entgegnung“, konstatiert Friedrich Dürrenmatt (1980) in seiner literarischen Nacherzählung des Prokrustes-Mythos”.
http://www.imabe.org/index.php?id=511
Man braucht dies nicht weiter zu kommentieren!
Vieleicht vorab: Ich bin ein erklärter Gegner der Quote. Aber wenn erw. Studie eine Korrelation zwischen dem Börsenwert / Kurs (= Price-Earnings-Ratio, Börsenkapitalisierung u. a.) und der Zwangsquote herstellen will, dann wird das ganz speziell für den in der Studie untersuchten Zeitraum vor allem deshalb schwierig, weil dieser nach Ansicht von Fachkreisen aus Sicht der Finanzmärkte praktisch einhellig als verlorenes Jahrzehnt betrachtet wird (Platzen der Dotcomblase, Nineeleven, Finanzkrise und jetzt Schuldenkrise). Die Entwicklung sämtlicher Börsenindizes rund um den Globus (bis auf den einen oder anderen Emerging Market vieleicht) verlief in diesem Zeitraum im Vergleich zu den voran gegangenen Jahrzehnten ausserordentlich enttäuschend, wie sich alleine anhand der durchschnittlich möglichen Aktienrenditen p. a. heraus lesen lässt (ein besserer Link liess sich leider auf die Schnelle nicht finden, die GS-Grafik sollte trotzdem aussagekräftig genug sein): http://tinyurl.com/cgn8654
Insofern stehe ich der vorliegenden Studie mit einigen Vorbehalten gegenüber. Nun mag man einwenden, dass der norwegische Aktienmarkt m. E. anders “tickt”, als beispielsweise der Schweizerische: Norwegen ist schliesslich ein Mitglied der OPEC. So besteht der OBX Index (Oslo Børs Index) z. B. im Gegensatz zum SMI (Swiss Market Index) zu gut 40 Prozent aus Aktien aus dem Öl- und Gasbereich, beim SMI hingegen machen alleine Novartis und Nestlė z. Z. gut 50 Prozent der Börsenkapitalisierung aus.
Der norwegische Ölkonzern Statoil ASA weist im OBX eine Indexgewichtung von z. Z. etwa 25 Prozent aus. Zusammen mit allen anderen Unternehmen aus dem Bereich Öl und Gas, die am OBX gelistet sind, ergibt sich eine Gewichtung von über 30 Prozent, die alleine auf die Mineralölindustrie fallen. Nimmt man noch (Exploration und) Bohrtechnik dazu, dann ergibt sich eine Gewichtung von fast 40 Prozent. Der Preis für Rohöl liegt z. Z. bei 123,65 USD und ist damit nur noch knapp 20 Prozent vom Allzeithoch bei 144 USD entfernt.
Doch beide Indices weisen, trotz unterschiedlicher Zusammensetzung, für die vergangenen 10 Jahre eine vergleichsweise schlechte Performance auf.
Deshalb meine ganz zentrale Frage: Haben die Autoren erw. Studie das allgemein schlechte Marktumfeld in ihre Analyse miteinbezogen? Oder anders ausgedrückt: Würde man eine Korrelation zwischen männlichen Führungskräften in Ländern ohne Zwangsquote und den verschiedenen Bewertungsmassstäben und Indikatoren aus dem Finanzmarktbereich herstellen, würde evtl. ein ähnliches Ergebnis herauskommen.
Hallo Herr Houellebecq,
vielen Dank für Ihren konstruktiven Beitrag. Die Frage, die Sie sich gestellt haben, habe ich mir auch gestellt und, erfreulicher Weise habe auch die Autoren sich die entsprechende Frage gestellt und zum einen exogene Schocks wie sie die Rezession darstellt, berücksichtigt und zum anderen die Koeffizienten, die sich für die zur Frauenquote gezwungenen Unternehmen ergeben haben, mit dem Industriedurchschnitt der jeweiligen Firma gewichtet.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Kontrollen (z.B. gibt es neben Tobin’s Q noch Maße für die Leverage und die Verfügbarkeit von Cash (flow)
so dass man davon ausgehen kann, exogene Effekte und vor allem der Effekt der Finanzkrise/Reszession ist aus den Ergebnissen herausgerechnet/ist kontrolliert. Übrigens hat die Finanzkrise zwar die “overall-Peformance” von Aktienmärkten zum Teil erheblich beeinträchtigt, aber über Zeit betrachtet, sind die Märkte selbst zwischen 2001 und 2010 gewachsen, so dass sie sogar eine erhebliche Rendite mit unterschiedlichen Index-Investments einfahren konnten, z.B.:
https://www.sp-indexdata.com/idpfiles/strategy/prc/active/factsheets/FS_SP_MLP_Index_LTR.pdf
Ist das Phänomen der eingebrochenen Aktienkurse nach Ankündigung der Frauenquote eigentlich auch in Spanien und Frankreich eingetreten?
Und was wäre zu befürchten, wenn die Quote tatsächlich in ganz Europa eingeführt würde?
zu 1) ich kenne keine Studien dazu;
zu 2) was zu befürchten wäre, ist glaube ich nach den Ergebnissen der Studie von Ahern und Dittmar offensichtlich.
Hat dies auf psychosputnik rebloggt.