Soziologentag: die Routine der Krise und die Gesänge der Gender-Sekte
Bald ist Soziologentag. Klingt wie: bald ist Weihnachten. Nur kommt beim Soziologentag der Weihnachtsmann nicht durch den Kamin, sondern als KeyNote-Speaker in Person von Susanne Baer, die erschütterndes über die Praxis des Bundesverfassungsgericht zu berichten weiß. Da man die Berufung eines Genderisten ohne dokumentierte und ausgewiesene Ahnung von Verfassungsrecht zum Bundesverfassungsrichter in der Tat als Erschütterungsexperiment ansehen kann, etwa in der Weise, wie es erschütternd ist, wenn ein Tauber für die Zusammenstellung der Charts verantwortlich ist, könnte die “KeyNote” richtig interessant werden, immer vorausgesetzt, Baer trifft den richtigen Ton.
Ansonsten ist der Soziologentag, der am Montag beginnt, eine Routine, die die Krise der Deutschen Soziologie nur zu gut belegt, ein Treffen, an dem weniger Personen teilnehmen werden als ScienceFiles Abonnenten hat, und das in den Medien, wenn überhaupt, dann einen eher pflichtschuldigen Niederschlag finden wird. Denn: Die Zeiten, in denen Soziologen etwas zu sagen hatten, die Zeiten eines Karl-Dieter Opp, eines René König, eines Randall Collins, Harold Garfinkel, die Zeiten von Herbert Blumer, George C. Homans, Talcott Parsons oder Michael Hechter, ja die Zeiten eines Hartmut Esser, der immer Leben in die Bude brachte, sie sind vorbei.
Soziologie ist von einer kritischen Wissenschaft zu einem Einheitsbrei der politischen Korrektheit geworden, in dem sich Angehörige der Mittelschicht um diejenigen kümmern, denen sie sich überlegen sehen, deren Armut sie beklagen, in vielseitigen Werken, die geschrieben werden, um sich selbst auf die Ebene des Guten zu transzendieren, nicht jedoch, um den vermeintlich Armen zu helfen. Soziologie ist in weiten Teilen zu einem selbst-expressiven Unterfangen geworden, das von farblosen Gestalten ausgeführt wird, die bei einem Glas Riesling während der unvermeidlichen Weinprobe (schließlich ist der Soziologentag in Trier) an die Zeit zurückdenken, als ihr Haar noch nicht licht, ihre Stirn noch nicht hoch, sie selbst noch kämpferisch waren, so kämpferisch, dass sie sich ins Feld getraut haben, direkten Kontakt mit Menschen, die ihnen fremd waren, aufgenommen haben, und wenn es im Rahmen ihrer begleitenden Erforschung von Sado-Maso-Gruppen war.
Doch, das ist Schnee von gestern. Seit mehreren Jahrzehnten hat die Soziologie keine Erkenntnisse mehr hervorgebracht, die beim Rezipienten mehr als ein müdes Gähnen hervorgerufen hätten. Und wären nicht die theoretischen Grundlagen, die die großen alten Männer der Soziologie gelegt haben, Soziologie wäre schon viel früher von der Vor-Wissenschaft, die an die Tür zur Normalwirtschaft geklopft hat, in den metaphysischen Zustand übergegangen, in dem sie sich nunmehr befindet, einem Zustand, in dem manche die Stirn in tiefe Falten legen, um den nachfolgenden Trivialitäten ein entsprechendes Gewicht zu verleihen, während andere Daten mit ausgeklügelten statistischen Verfahren bearbeiten, von deren Voraussetzungen sie ebenso wenig Ahnung haben, wie sie Ahnung von der Interpretation der Ergebnisse haben, die sie regelmäßig in einer Weise vornehmen, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Der Soziologentag, der in den letzten Jahrezehnten immer mehr zum Treffen von Nachwuchswissenschaftlern und Studenten geworden ist, dem die meisten Lehrstuhlinhaber, die noch eine Vorstellung von Soziologie haben, fernbleiben, zeigt dies in besonderer Weise.
Er zeigt, wie ideenlos die Soziologie ist. Er zeigt, wie routinemäßig die Krise der Soziologie derzeit verwaltet wird, und er zeigt, wie hoch der Stellenwert der Weltbetrachtung, die sich vom Talk in der entsprechenden Show nur dadurch unterscheidet, dass sie auf dem Soziologentag vorgenommen wird und entsprechend nur ein kleines Auditorium findet, bereits ist.
Ein Blick in das Programm des Soziologentags reicht, um Routine und Krise der heutigen Soziologie zu sehen. Die gezwungenen Bezüge zu Krise zeigen deutlich wie wenig Soziologen heute noch zu sagen haben, Titel wie: “Altern und Alter als individuelle und gesellschaftliche Krise?” oder :”Bildung in der Krise – Mit Bildung aus der Krise?” oder: “Transnationale Biographien in krisenhaften Zeiten” oder; “(Über)Leben in der Dauerkrise”oder: “Get (yourself) together – Körper in Krisen” oder: “Soziologie als kritische Theorie oder Soziologie als Krisenwissenschaft?” oder: “Kreativ aus der Krise – neue Formen des Organisierens?”, lassen die Langeweile in die Augen kriechen, die den Dienst versagen, und sie lassen die Vorstellung jener endlos ermüdenden Krisenvorträge vor dem noch dienstbereiten geistigen Auge entstehen, eine Vorstellung, die selbst das Lesen von James Joyce Ulysses zur angenehmen Aufgabe werden lässt.
Wer es lange genug aushält und das Programm der routinisierten Krise des Soziologentags in Trier auch nach dem Rieslingabend im Gewölbekeller auf Seite 46 nicht in die Ablage P befördert hat, der findet auf Seite 85 jene ad-hoc Gruppe, von der wir hier schon einmal berichtet haben, jene ad-hoc-Gruppe, die man sich wohl eher als Kongregation vorstellt, als Treffen verhuschter Gestalten, die allesamt etwas Neues in ihrem Leben erlebt haben: Widerstand.
Ein völlig neues Gefühl der Krise und vielleicht die einzige wirkliche Krise, die auf dem Soziologentag behandelt wird, soll in dieser Glaubenskongregation durch gemeinsame Beschwörungsformeln bekämpft werden, durch eine gemeinsame Intonation dessen, was der Feind angeblich sagt. Vermutlich werden die in Batiktücher gewickelten Teilnehmer versuchen, neben der verbalen Intonation dem Dämon, den sie über sich hereinbrechen sehen, auch mit Rauchtee zu Leibe zu rücken, um jenen Dämon zu vertreiben, den Dämon, der sich Kritik nennt, der als Anti-Genderismus daherkommt, und der Fragen stellt, Fragen, die die Sektenmitglieder bis heute nicht beantworten wollen oder können.
Wir haben eine pre-view vorgenommen und uns die Abstracts zur Glaubenskongregation durchgelesen. Hier unsere kurze Zusammenfassung dessen, was es als Schamanengesang von 14.15 bis 16.45 am Donnerstang den 9. Oktober zu hören gibt:
- Kathleen Heft bringt “Input”, wie sie sagt. Ihr “Input” besteht darin, die eigene Opposition zu dem, was sie “heteronorm und bürgerlich-verstandene ‘traditionelle Familie'” nennt, in Worte zu fassen und Kritik als “Sehnsucht nach einer idealisierten Bundesrepublick der 1980er Jahre” zu diskreditieren. Der “Input” benötigt keinerlei empirischen Input und entstammt insofern dem Musik-Genre der Religiosa Fantasia.
Juliane Langenohl sieht sich von einer extremen Rechten bedroht, eine extreme Rechte, die ihr Kulturmarxismus, Raubtierfeminismus und Frühsexualisierung von Kindern vorwirft. An dieses “völkische Gedankengut”, wie sie befindet, also das extrem rechte Gedankengut, das allein Kritik an Frühsexualisierung und Kulturmarxismus und Raubtierfeminismus zu denken im Stande ist, knüpft Langenohl viele Fragen und keine Antworten. Sie befindet sich offensichtlich noch im Stadium der Verstörung, und versucht, das Störende durch die Inkantonierung von Abwehrgesängen zu bekämpfen, ihr Gesangsbeitrag gehört entsprechend in das Musik-Genre des religious psychedelic trash.
- Ilse Lenz, erheblich gealterte und deshalb emeritierte Genderistin ist mit ihrem Gesang noch der mittelalterlichen Leier verpflichtet, einer Leier, die durch die bekannte und monotone Intonierung von “Neoliberalismus”, “hegemoniale Männlichkeit”, “Biologismus”, “Sozialismuskritik”, “Ausgrenzung”, “Abwertung” unterbrochen wird. Bekannt ist dieses Genre religiöser Musik auch als Brabbel-Gesang.
- Andrea Maihofer spielt mit Franziska Schutzbach die zweite Geige zu Ilse Lenz, im übertragenen Sinne natürlich, und ergänzt die “männliche Suprematie” und die “heteronormative Zweigeschlechtlichkeit” zum religiösen Brabbel-Gesang, der damit zum Fake-Requiem auf einen Zombie wird.
- Natürlich darf auch der Gruppengesang nicht fehlen, in diesem Fall ein Trio bestehend aus Mona Montakef, Christine Wimbauer und Julia Teschlade. Sie einen Erfahrungen der “Prekarität und Prekarisierung”, was angesichts von Zeitverträgen an Universitäten kein Wunder ist. Diese Erfahrungen haben “Verunsicherung” zur Folge, Verunsicherung darüber, ob man den Lebensstandard der Eltern noch wird halten können, wenn der Genderismus in Schutt und Asche liegt. Die Verunsicherung hat das bekannte Group-Chanting zur Folge, mit dem sich massiv verstörte und verunsicherte Personen gegenseitig versichern, dass sie gar nicht verstört und verunsichert sind. Group-Chanting gibt es in vielen Versionen. Im vorliegenden Fall geht die Rezitation des Glaubensbekenntnisses in die Fürbitten über.
– Rahmenprogramm –
Noch ein Trio von Minimalisten!
– Ende Rahmenprogramm –
- Schließlich versucht Imke Schmincke “Furor” mit ihrem Gesang zu beschwören, und zwar “lautstark”, in der Hoffnung, dass es durch vorlautes Auftreten gelingt, die eigenen Ängste davor, dass der von ihr gesehene “große gesellschaftliche Widerstand” gegen den Genderismus, das Fundament des eigenen Auskommens beseitigt, zu bändigen. Das Treffen der Gender-Kongregation endet mit diesem Singsang und der Beschwörung der “Einlösung demokratischer Freiheits- und Gleichheitsversprechen”, die natürlich nur für Genderisten gelten.
Wer sich die ad-hoc-Gruppe aus einer Laune heraus, quasi ad-hoc antun will, der sei hiermit aufgerufen, uns mit einem Bericht über das Krisentreffen zu versorgen. Wir versprechen, den Bericht zu veröffentlichen – vielleicht beantwort der Bericht ja die Frage, was das Klagen über eine gescheiterte Staatsideologie mit Soziologie zu tun hat.
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Michael Klein
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Hat dies auf Haunebu7's Blog rebloggt.
Uni Trier? Ist das nicht die gleiche Verbildungsstätte, die den israelischen Historiker Martin van Creveld ausgeladen hat, weil dieser sich erdreistet hat, in einer – den linksextremistischen Sittenwächtern der Uni – nicht genehmen Zeitung die Wahrheit zu schreiben?
http://www.uni-trier.de/index.php?id=21689&tx_ttnews%5Btt_news%5D=12570&tx_ttnews%5BbackPid%5D=13691&cHash=8ab089121258786b476a00f07b8fcdcc
Die nämliche:
http://sciencefiles.org/2011/10/30/genderismus-opfer-universitat-trier-verzichtet-auf-wissenschaftliche-freiheit/
In Anbetracht des Tagungsortes ist es wohl eher möglich in der Mosel einen Schwertfisch zu angeln, als auf dieser Tagung auch nur den geringsten zielführenden Erkenntnisgewinn aufzufischen. Also dann, Soziologen, Petri Heil!
Also scheint die Gender-Indoktrination an der Uni Trier auch schon weit vorangeschritten zu sein.
Was mich als jemanden, der nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium in die Wirtschaft gegangen ist und daher seit vielen Jahren keinen direkten Bezug mehr zum Wissenschaftsbetrieb hat, verwundert ist, warum man kaum Widerstand gegen den Gender-Mainstream aus den Naturwissenschaften wahrnimmt. Das der Genderismus in der Soziologie stark verwurzelt ist, ist nachzuvollziehen, als, vereinfacht dargestellt, diese Ideologie ja behauptet, das Geschlechter nicht biologisch bedingt sind sondern durch die Gesellschaft geprägt seien und damit beliebig veränderbar. Dies müßte m. E. doch einen wissenschaftlichen Gegenwind aus den Naturwissenschaften zur Folge haben, die mit Fakten diese krude Ideologie zerlegen könnten. Warum passiert dies eigentlich nicht???
In der DDR gabe es auch keinen Widerstand der sog. Naturwissenschaftler gegen die alles durchseuchende Ideologie des ‘Wissenschaftlichen Marxismus- Leninismus’. Es hat nämlich mit persönlichem Mut zu tun, gegen staatlich verordnete Mißstände etwas zu unternehmen. Und viel mit Korruption, wenn ich mir die Kotaus sog. ‘Naturwissenschaftler’ vor den Glaubensbekenntnissen der Ökoreligion so ansehe. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.
Da ist es schon das kleinere Übel, wenn wie in Asien (und hier ganz vereinzelt bei den Ingenieuren) bei der Stellenbesetzung eine Industriekarriere Voraussetzung ist.
Weil die Leute dort einfach zu naiv sind und vor allem weil wir seit ca. 20 Jahren, speziell seit 10 Jahren eine neue Moral-Matrix haben. Es ist einfach nicht statthaft, hier Kritik zu üben. Die Moral-Matrix wird ja von Feministinnen und Gender-Ideologen definiert: rechts, frauenfeindlich, maskulistisch, traditionell und vieles mehr. Die positive Gegenseite repräsentieren natürlich die Moral-Definitoren.
Diese Moral-Matrizen gibt es ja immer und in jeder Gesellschaft, sie wandeln sich und sind gesellschaftsspezifisch. Es gibt immer einen Haufen religiöser oder politischer Ideologen, die quasi die Diskursmacht ergreifen.
Folglich wartet auf uns eine Art neues ’68. Diesmal aber gegen Links, nicht Rechts. Damals wurde die Moral-Matrix von Altnazis, Konservativen und dergleichen bestimmt. Heute von Feministinnen und Gender-Leuten. Traurig ist, daß die Medien beim ’68 gegen Links fast völlig versagen, weil sie selbst zumeist in der Tradition des alten ’68 stehen. Kritik kommt eher von konservativen Zeitungen.
“Das der Genderismus in der Soziologie stark verwurzelt ist, ist nachzuvollziehen, als, vereinfacht dargestellt, diese Ideologie ja behauptet, das Geschlechter nicht biologisch bedingt sind sondern durch die Gesellschaft geprägt seien und damit beliebig veränderbar. Dies müßte m. E. doch einen wissenschaftlichen Gegenwind aus den Naturwissenschaften zur Folge haben, die mit Fakten diese krude Ideologie zerlegen könnten. Warum passiert dies eigentlich nicht???”
Das passiert deswegen nicht, weil Ihre “vereinfachte Darstellung” falsch ist. Mit Gender ist zwar das soziale Geschlecht gemeint, dieses ist aber nicht “beliebig veränderbar”. Dieses Argument wird immer wieder gegen die Gender Studies hervorgebracht, ist aber haltlos. Ebenso wird nicht behauptet, dass Geschlecht nicht biologisch bestimmt wird – ‘Sex’ als biologisches Geschlecht ist eine klar anerkannte und definierte Sache. Was sie als “Genderismus” bezeichnen, ist keine Ideologie, sondern die Gender Studies (was m.E. der korrektere Begriff ist) sind eine geisteswissenschaftliche ‘Branche’, die sich mit den historischen und gegenwärtigen Auswirkungen der Kategorie Geschlecht auf soziale Positionierung beschäftigt.
Ich frage mich ernsthaft, woher Sie die Behauptung nehmen, dass in den Gender Studies behauptet wird, dass Gender beliebig veränderbar wäre.
Das Wissen um die Dinge spielt schon lange keine Rolle mehr, es geht nur noch um Nutzen für die Wirtschaft und da hat die Propagandamaschine Bertelsmann alles erlaubte Wissen vorgegeben, alle Studiengänge Geistes- wie auch Naturwissenschaft sind gebunden an Wirtschaftlichen Nutzen
Wenn es tatsächlich nur um Nutzen für die Wirtschaft ginge, gäbe es keinen Genderismus.