Europa (- Bundeskanzleramt) als Kontinent des Geistes!?

Er geht wieder um, der Geist … Einst war er als Gespenst unterwegs, das durch Europa gezogen ist, nun ist er als europäischer Geist unterwegs, der sich vor allem in Kunst und Kultur niederschlägt, denn es sind Kunst und Kultur und nicht etwa Wirtschaftsbeziehungen, Handel und Vorteile, die man aus demselben hat, schon weil man Käufer für seine Waren findet, die Europa verbinden.

Wer es nicht gewusst hat, dem sei dies gesagt: Der deutsche Irrationalismus, die romantischen Schwärmer, denen der Austausch und die Interaktion zwischen Akteuren zu wenig ist, die mehr wollen, die reine Intention, das emotionale Erfahren, das Einswerden mit Europa, eins im Geiste von Europa, sie sind wieder unterwegs. Fast hätte man gedacht, man ist die entsprechenden Gestalten los, hat sie in die Welt des Alptraums vertrieben, da kehren sie wieder und halten Vorträge, und zwar in unser aller Namen und als von Steuerzahlern finanzierter Staatssekretär im Bundeskanzleramt.

„Es sind insbesondere Kunst und Kultur, die die europäischen Nationen verbinden”. Diese Erkenntnis hat Monika Grütters ereilt, vermutlich im Schlaf, denn eine Begründung für diese tiefe Einsicht, die man nur erfahren kann, denn empirisch belegbar ist sie ncht, eine Begründung gibt sie nicht.

Statt dessen fährt sie in ihrem Vortrag fort, zu mahnen, zu mahnen, dass “wir” “uns” die “verschiedenen Erfahrungen innerhalb Europas bewusst machen und unterschiedliche Perspektiven gelten lassen” müssen. Denn: “In dieser Vielfahl unterschiedlicher Standpunkte und Überzeugungen bleibt uns nur die Bereitschaft zur Verständigung”.

Del_Hakkie_and_Duane_Barry“Everybody is different, in here”, so stellt ein resignierter Psychiater in den x-Files fest (Duane Barry), wobei er mit hier das Irrenhaus meint, in dem er praktiziert. Aber nicht nur die Insassen in Irrenhäusern sind alle unterschiedlich, auch innerhalb von Europa sind wir alle verschieden. Wer hätte das gedacht? Wir alle sind anders, Briten anders als Deutsche, Waliser anders als Norddeutsche, Bretonen anders als Flamen, Politiker anders als normale Menschen, Bauern anders als Hochschullehrer, Friseusen anders als Genderlehrstuhlbesetzer und Staatssekretäre, Staatsekretäre sind besonders anders, anders als alle anderen.

Und in all dieser Vielfalt der Unterschiede finden wir das Einende: die Kultur und die Kunst. Die einen uns, und sie helfen uns, denn, so die tiefe Erkenntnis, die Monika Grütters aus der Erkundung ihres Solar Plexus mitgebracht hat:

“Gerade dort, wo auf institutioneller Ebene kühle Ökonomen und nüchterne Juristen den Ton angeben, wie in der Wirtschafts- und Finanzpolitik, kommen wir allein mit dem Taschenrechner nicht weiter. Vielmehr ist es wichtig, grenzüberschreitend wo immer möglich, geschützte Räume zu schaffen für gegenseitiges Verstehen, Verständnis und Verständigung. Voraussetzung hierfür ist allerdings die Bereitschaft zum Zuhören, zum Einfühlen und zum Perspektivenwechsel. Dazu trägt die Kultur und im besondere[n]m Maße eben auch die Literatur bei.“

Diese tiefe Erkenntnis der Monika Grütters ist starker Tobak, sagt sie doch nicht mehr und nicht weniger, als dass gegenseitiges Verstehen nur in geschützten Räumen fern der kühlen Ökonomie und der nüchternen Juristerei möglich ist.

Wie hat man sich diese geschützen Räume vorzustellen?

Wir haben all unsere deduktive Kraft genutzt und haben den Sinn, von dem wir zunächst gar nicht dachten, dass er vorhanden ist, in den Worten der Monika Grütters dann doch gefunden: Die geschützen Räume sind einzig als Raum des orgiastischen Erlebens vorstellbar, in dem betrunkene (nicht nüchterne) Juristen versuchen, die emotionale Erfüllung in der Überbrückung alles Trennenden zu finden, in dem jeder einzelne eins werden kann, mit allen anderen, am besten durch die Einnahme von Opiaten oder LSD oder sonstiger Substanzen, die die Überwindung von Rationalität und Vernunft ermöglichen und so dazu beitragen, dass man als emotionaler Zellklumpen völlig unvernünftig und gar nicht kalt, sondern heiß das macht, was man dann leichtgläubigen Gemütern als Kunst verkaufen kann.

Wonach sich Monika Grütters also tatsächlich sehnt, das sind die Opium Dens des späten 19. Jahrhunderts, in denen man seiner Sucht nach heißer Betrunkenheit (im Gegensatz zu kühler Nüchternheit) freien Lauf lassen konnte und sich zumindest einbilden konnte, dass Menschen Teil eines größeren Ganzen sind und dass es nicht seit Jahrhunderten ja Jahrtausenden der Fall ist, dass Handel und Tausch die Grundlagen von Verständigung sind und nicht Kunst oder Kultur.

Warum?

Nun, das ist einfach zu verstehen, wenn man sich vorstellt, man wolle mit einem Fremden in dauerhaften Kontakt treten. Wie macht man das am besten? In dem man dem Fremden von Josef Beuys erzählt und ihm den Miro an der Wand zur Ansicht empfiehlt (immer vorausgesetzt, man kann sich verständigen) oder indem man mit ihm Dinge zum beiderseitigen Vorteil tauscht, z.B. den Wein, den der Fremde aus dem Süden mitgebracht hat, gegen die Vasen aus heimischer Produktion?

MaslowVon Abraham Maslow stammt die Idee der Befürfnishierarchie. Dementsprechend sind biologische Bedürfnisse nach Nahrung, Wasser oder Sauerstoff, die grundlegendsten aller Bedürfnisse und, welch’ Überraschung, es sind die Bedürfnisse, die man durch Tausch und Handel (kalte Ökonomie wie Grütters sagt) befriedigen kann. Sind sie befriedigt, dann folgen Bedürfnisse nach Sicherheit und Behaglichkeit, deren Befriedigung durch Verträge (ausgehandelt von Grütters nüchternen Juristen) möglich ist. Erst auf der dritten Stufe folgt das Bedürfnis nach Bindung an andere, nach Zugehörigkeit z.B. zu einem Clan, einer Volksgruppe oder selbst Europa. Die vierte Stufe sieht das Individuum nach Selbstwert streben, die fünfte Stufe nach Erkenntnis suchen, und erst auf der sechsten der acht Stufen folgen ästhetische Bedürfnisse.

Anders formuliert: Monika Grütters verwechselt ihre Träume mit der Wirklichkeit. Ein leerer Bauch findet keinen Gefallen an Kunst oder Kultur, und Kultur setzt die Befriedigung von Grundbedürfnissen wie Nahrung und Sicherheit voraus. Damit sind Grütters kalte Ökonomen und nüchterne Juristen nicht nur diejenigen, die die Möglichkeit von Kunst und Kultur erst schaffen, die kalten Ökonomen sind diejenigen, die so viel Überschuss erwirtschaften, dass es möglich ist, eine sich selbst verwirklichende Monika Grütters zu finanzieren, die auf Kongressen von ihren irrealen Träumen fabulieren darf und ansonsten damit beschäftigt ist, die Hand zu beißen, die sie füttert.

Wie sagt schon Shrink Hakkie: “Everybody is different in here.”

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