Elterngeld erhöht soziale Ungleichheit! Ein Erfolg für Genderisten

Wie man empirische Ergebnisse in aller ideologischen Verklärung zu etwas völlig anderem stilisieren kann als sie nun einmal sind, das kann man derzeit beim DIW sehen. Ulrike Unterhofer, Clara Welteke und Katharina Wrohlich sind derart von Genderismus verzückt, dass sie offensichtlich nicht mehr sehen, was sich in ihren Daten befindet, so sehr, dass Sie mit interpretativen Kanonen auf Ergebnisspatzen schießen.

Das Elterngeld habe soziale Normen verändert, so behaupten sie im Titel. Die Veränderung der sozialen Normen besteht darin, dass Väter zwei Wochen Elternzeit nehmen, dass Mütter mit mittleren und höheren Einkommen nach Einführung des Elterngeldes länger ihrem Arbeitsplatz fernbleiben als vorher und länger als Mütter geringeren Einkommens und dass soziale Nachzugseffekte zu beobachten sind.

Dass derartige Miniaturen der Veränderung menschlichen Verhaltens keine veränderten Normen darstellen, ist das eine, dass der überschwängliche Modus, in den Unterhofer, Welteke und Wrohlich von ihren Ergebnissen versetzt wurden, wird doch aus ihrer Sicht ihre Genderreligion im täglichen Leben relevant, ist das andere, dass die Ergebnisse von Unterhofer, Welteke und Wrohlich etwas ganz anderes zeigen, dass die drei vom DIW vor lauter Genderverzückung die Produktion sozialer Ungleichheit feiern, ist ein letztes, das Letzte, das belegt, dass es möglich ist, sich das Gehirn ideologisch zu vernebeln.

Der Reihe nach.
Wenn man finanzielle Anreize dafür setzt, dass Frauen ihrem Beruf für längere Zeit fernbleiben, dann wird dies bei denen, die es sich leisten können, dazu führen, dass sie ihrem Beruf längere Zeit fernbleiben.

Das Elterngeld setzt solche Anreize.

Entsprechend führt es dazu, dass diejenigen, die es sich leisten können, nämlich Mütter mit mittlerem und höherem Gehalt, ihrem Arbeitsplatz länger fernbleiben als Mütter mit geringerem Gehalt, die es sich eben nicht so lange leisten können, ihrem Arbeitsplatz fernzubleiben.

Mütter mit mittlerem oder höherem Gehalt werden somit durch das Elterngeld besser gestellt als Mütter mit geringerem Gehalt, es wird soziale Ungleichheit geschaffen, ganz im Sinne der Gender-Ideologie, die ja eine Ideologie von und für Mittelschichtsfrauen ist.

Da das Elterngeld, wie Unterhofer, Welteke und Wrohlich zeigen, vor allem bei Müttern mit mittlerem und höherem Gehalt dazu führt, dass sie ihrer Arbeit länger fernbleiben, produziert das also Elterngeld soziale Ungleichheit. Dass die Autorinnen dies feiern, kann man wohl nur mit der über Leichen gehenden Mentalität der meisten Genderisten erklären. Wenn es darum geht, ihre Genderphantasien durchzusetzen, nehmen sie schon einmal mehr soziale Ungleichheit in Kauf.

Dass Menschen auf finanzielle Anreize reagieren hat indes überhaupt nichts mit veränderten Normen zu tun, es ist vielmehr die Norm, mittlerweile tausendfach in entsprechenden Experimenten der Sozialpsychologie oder der Soziologie belegt. Offensichtlich haben Unterhofer, Welteke und Wrohlich davon keinen blassen Schimmer.

Dass sich die Möglichkeit, dem Arbeitsplatz mit Hilfe von Elterngeld länger fern zu bleiben, in sozialen Netzwerken (nicht Twitter oder Facebook, sondern im Bekanntenkreis bzw. unter Arbeitskollegen) herumspricht und ein Race to the Bottom auszulösen im Stande ist, ist ebenfalls keine neue Norm, sondern ein alter Hut. Dass Mütter, die unter ihren Arbeitskollegen Mütter haben, die die Gelegenheit, die das Elterngeld bietet, nämlich länger als bisher die Arbeit zu schwänzen, eher ergreifen, ebenfalls länger dem Arbeitsplatz fernbleiben als Mütter, die in ihrem Arbeitsumfeld mit Müttern konfrontiert sind, die nach kurzer Zeit wieder am Arbeitsplatz vorzufinden sind, ist so wenig überraschend wie es überraschend ist, dass bei Genderisten Doktortitel für Arbeiten vergeben werden, in denen Aussagen über den englischen Zensus auf Grundlage von Interviews mit Schotten und Iren getroffen werden.

Die Studien, in denen die Effekte sozialer Ansteckung, Nachzugseffekte oder Crowding-Effekte untersucht werden, sind Legion. Unterhofer, Welteke und Wrohlich scheinen noch nie davon gehört zu haben.

Was Unterhofer, Welteke und Wrohlich zeigen, sind keine Veränderungen von Normen, sondern die Empfänglichkeit individueller Akteure für finanzielle Anreize. Anders formuliert: Wie sich zeigt ist es mit Elterngeld möglich, Müttern eine Legitimation zu verschaffen, um ihrem Arbeitsplatz länger als ohne Elterngeldbezug fern zu bleiben. Wobei diese Legitimation vornehmlich für Mütter mit mittlerem oder höherem Gehalt geschaffen wird. Wenn man so will, zeigt die Studie, dass Mütter mit mittlerem und höherem Gehalt eher durch staatliche Subventionen käuflich sind als Mütter mit geringerem Gehalt, und sie zeigt, dass staatliche Subventionen die Ursache sozialer Ungleichheit sind.

Ob man darüber jubeln muss, ob man Normalitäten, die die Forschung seit Jahrhunderten beschreibt, zur neuen Erkenntnis aufbauschen muss und im Sinne der Genderideologie falsch, aber euphorisch interpretieren muss, sind Fragen, die man vor dem Hintergrund der Tatsache beantworten muss, dass die längere Abwesenheit vom Arbeitsplatz bei den Müttern mit mittlerem und höherem Gehalt unweigerlich dazu führt, dass ihr Humankapital verfällt, sie also nach Rückkehr in den Beruf geringere Aufstiegschancen haben als z.B. Männer, für die nach wie vor die Norm des Most Income Earners, des Haupternährers gilt und die offensichtlich für ihr Unternehmen weniger verzichtbar sind als Mütter.

Aber das sind gesellschaftliche Schäden, die bei den Adepten der Genderideologie nicht vorkommen. Ihnen ist die kollektiv-ideologische Gleichschaltung wichtiger als das gute, individuelle Leben.

Unterhofer, Ulrike, Weltekem, Clara & Wrohlich, Katharina (2017). Eltergelnd hat soziale Normen verändert. DIW-Wochenbericht 34/2017.

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