Petitio Principii – Eine Form der ideologischen Denkbehinderung
Schon Arthur Schopenhauer hat sich über die Petitio Principii, also eher über die Dummheit dahinter, geärgert: Kunstgriff 6 seines kleinen Bevier über die Kunst, Recht zu behalten, lautet:
„Man macht eine versteckte petitio principii, indem man das, was man zu beweisen hätte, posutliert, entweder 1. unter einem anderen Namen, z.B. statt Ehre guter Name, statt Jungfrauschaft Tugend usw., auch Wechselbegriffe: – rotblütige Tiere, statt Wirbeltiere, 2. oder was im Einzelnen streitig ist, im Allgemeinen sich geben lässt, z.B. die Unsicherheit der Medizin behauptet, die Unsicherheit alles menschlichen Lebens postuliert: 3. Wenn vice versa zwei aufeinander folgen, das eine zu beweisen ist; man postuliert das andere: 4. Wenn das Allgemeine zu beweisen und man jedes einzelne sich zugeben lässt (Das umgekehrte von Nr. 2).“ (Schopenhauer 1995: 46).
Die petitio prinicpii ist in Deutschland allgegenwärtig. Martin Ganslmeier, der bei der ARD auf der Gehaltsliste steht, ist einer der ungekrönten Könige der petitio principii, der seine Überzeugung regelmäßig und wenig verwunderlich bestätigt sieht. Ganslmeier denkt, dass Waffenbesitz zu Amoklauf führt. Gibt es einen Amoklauf mit Waffen, dann ist das für ihn Beleg, dass Waffenbesitz zu Amoklauf führt. Ob er sich oder seine Leser oder beide mit diesem fehlerhaften Argument, das voraussetzt, was zu zeigen wäre, täuscht, ist unerheblich. Es reicht festzustellen, dass Ganslmeier irrt, voller Überzeugung und im Bewusstsein, ein guter Mensch zu sein, irrt, aber nichts desto trotz irrt.
Die petitio principii, findet sich in so vielen Zusammenhängen, dass es kaum möglich ist, sie alle zu besprechen. Die Genderista ist – wen wundert es – beherrscht von diesem Fehlschluss, der immer dann, wenn Genderista Kritik wittert, den Anti-Feminismus-Reflex auslöst und dazu führt, dass sie den Kritikern all das unterstellen, was eigentlich zu beweisen wäre: Sie seien rechts, sie seien frauenfeindlich, sie seien liberal oder neo-liberal, sie seien maskulist oder so, der Dummheit gedanklicher Assoziation sind keine Grenzen gesetzt.
Man findet ganze Schulen in dem, was die institutionelle Wissenschaften sind, die auf den Sand der petitio principii gebaut sind, Schulen elaborierter sprachlicher Leere. Moliere bringt dies in „La Malade Imaginaire“ hervorragend auf den Punkt:
„[Der zu prüfende] Bakkalaureus: Ich bin von dem gelehrten Doktor gefragt worden nach der Ursache und dem Grund, warum Opium schlafen macht. Darauf antworte ich: Weil in ihm eine einschläfernde Kraft (virtus dormitiva) ist, deren Natur es ist, die Sinne einzuschläfern. Chorus [der examinierenden Doktoren]: Sehr gut, sehr gut so zu antworten. Würdig, würdig ist er, einzutreten in unseren gelehrten Lehrkörper.”
Moliere im universitären Leben der Whiteness-Studies, dem neuesten Neuronenvernichter aus dem Hause Irrsinn, liest sich dann etwas so:
Warum ist der weiße Mann noch einmal böse? Weil er weiß ist und deshalb privilegiert und weil er privilegiert ist, kann er nie Opfer von Rassismus sein und weil er nie Opfer von Rassismus sein kann, muss er selbst ein Rassist sein und weil er selbst ein Rassist ist, ist er böse, der weiße Mann.
Weil der, der die Petitio Principii benutzt, anderen etwas unterschieben will, lebt ein solcher Petitent zuweilen gefährlich, dann nämlich, wenn er auf Menschen trifft, die sich nicht fremder Leute Prämissen unterschieben lassen und er das auch nach wiederholter Warnung nicht verstehen will.
Das Problem mit einer Petitio Principii besteht natürlich darin, dass sie eine argumentative Leerformel darstellt. Sie trägt keinerlei Gehalt und hat bei manchen die gefährliche Nebenwirkung, die Vorurteile zu bestätigen, die sie haben. Das ist dann ein Problem, wenn die entsprechenden Vorurteile im wissenschaftlichen Kontext ausgelebt werden, etwa in der Weise, wie dies manche, die sich für Antirassimus-Forscher halten, tun. Nicht von ungefähr hat Karl Raimund Popper argumentiert, dass es in der Wissenschaft darum geht, Hypothesen zu falsifizieren, nicht darum, sie zu verifizieren.
Aber das ist eine andere Geschichte.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Dann unterstützen Sie ScienceFiles!
Anregungen? Hinweise? Kontaktieren Sie ScienceFiles
©ScienceFiles
Wissenschaft und Information verständlich und in Klartext.
Unterstützen Sie ScienceFiles
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen.
ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden.
Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen:
Entweder direkt über die ScienceFiles-Spendenfunktion spenden [das ist sicher und Sie haben die volle Kontrolle über ihre Daten]:

Oder über unser Spendenkonto bei Halifax:

HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXG1B21B24
Wenn Sie ScienceFiles weiterhin lesen wollen, dann sind Sie jetzt gefordert.
„Der amerikanische Soziologe Joseph P. Overton (1960-2003) beschrieb eine Technik zur Manipulation der Einstellung zu den Dingen in der Gesellschaft, die früher als absolut inakzeptabel galten.“
Das nach ihm benannte Overton-Fenster bewegt sich über „Wie mutig“, „Warum nicht?“, „Im guten Sinne“ zu „Wir sind die Macht“ (sonst gibt es eine in die Fresse!).
Lena von Orel hat die Overton-Technik einzigartig durchgespielt am Beispiel von Kannibalismus. Lesegenuss: http://www.pi-news.net/2014/02/das-overton-fenster/
Kannibalismus ist für manche Gemüter vielleicht zu grob. Deklinieren Sie das Overton-Fenster mal mit Genderismus durch!
Eine interessante theoretische Abhandlung zu Handlungs- und Argumentationsweisen.
Gibt es dazu auch einen konkreten Fall als Auslöser?