Shitstorm

“Der saubern Herren Pfuscherei // Ist, merk ich, schon bei Euch Maxime.”

Goethe sagt das.

Wir finden das Zitat passend, passend für das Buch „Shitstorm“, das Dirk Frank von „Public Relations und Kommunikation“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main heute belobhudelt. Geschrieben hat das Buch der „Soziologe Christian Stegbauer“.

Stegbauer weiß ganz viel über Shitstorms oder „unkontrollierte Wutausbrüche“, wie er Shitstorms nennt, die „sogar Personen und Institutionen treffen“ könnten, „die alles richtig machen“.

Da schau her.
Er weiß natürlich, wie man alles richtig macht.

Shitstorms und Hasskommentare, so weiß der „Netzwerksoziologe“, der sich sein Netzwerk aus zwei Fallstudien zusammengezimmert hat, hätten das „Meinungsklima mittlerweile so vergiftet“, dass um das Internet, das [wohl von Stegbauer und den Erfindern des Internet] als „demokratiefördernde Institution“ gedacht war, gerungen werden müsse.

Ringen wir also mit Stegbauer, weniger um das Internet als um Fassung angesichts dessen, was der Netzwerksoziologe weitgehend ohne empirische Daten und einzig aus seiner Betrachtung der Internet-Welt zusammenschreibt.

Im Internet formten sich Kulturen, unterschiedliche Kulturen. Eigentlich sind unterschiedliche Kulturen ja gut, aber im Internet, da sind sie nicht gut, da sind sie schlecht. Denn im Internet werden aus eigenen Kulturen schnell „geschlossene Zirkel“, also „Echozimmer“, in denen sich die „Gemüter schnell aufheizen“, so weiß Stegbauer. Nicht, dass er dieses Wissen auf Grundlage belastbarer empirischer Daten erreicht hätte. Er weiß es eben. Man weiß das, wenn man zu den Guten gehört, die weder „radikale Veganer“ noch „rechte Einwanderungsfeinde“ sind. Derart als gut ausgezeichnet, weiß man.

Man weiß um die Kulturen des Internet, die abgeschlossenen Zirkel in denen die Wut sich aufstaut, Wut auf „Personen oder Unternehmen, die über einem stehen“. Und dann, bei passender Gelegenheit, knallt es.

Bumm!

Warum?
Ja, warum? Das weiß Stegbauer auch nicht. Man kann ja nicht alles wissen, selbst dann nicht, wenn man sich das angebliche Wissen aus den Fingern saugt und zwei Fallstudien von Hessenpark und Multikulti-Watch durchführt.

Soll man lachen oder weinen, angesichts einer angeblich wissenschaftlichen Arbeit, in der behauptet, nicht belegt wird, dass Menschen im Internet den Abschluss suchen, also den Anschluss an Ihresgleichen, wenn fabuliert wird, dass sie sich in den Zirkeln derer treffen, die im eigenen Saft braten, dort langsam ihre Wut auf die aufstauen, die „über einem stehen“, bis endlich die Gelegenheit zur Eruption der Wut im Shitstorm gegen „Personen und Institutionen, die alles richtig gemacht haben“, gegeben ist?

Die Frage, ob hier Paranoide beschrieben werden oder ein Paranoider beschreibt, ist offen.

Nicht offen ist jedoch die Frage, ob Stegbauer mit dem, was er zusammen schreibt, Recht hat.

Er hat Unrecht.

Unsere Leser dürfen sich darauf freuen, dass wir morgen die Ergebnisse einer quantitativen Untersuchung berichten, die im Gegensatz zur Fabulation von Stegbauer nicht auf Vorurteilen und politisch-korrektem Gefasel, das zu Zwecken der Anbiederung geäußert wird, basiert, sondern auf empirischen Fakten.

“O glücklich, wer noch hoffen kann, // Aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen! //

Was man nicht weiß, das eben brauchte man, // Und was man weiß, kann man nicht brauchen.”

Noch ein Goethe.

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