DAK macht’s möglich: Wenn 26 Teenager zu 100.000 Süchtigen erklärt werden
Wir haben auf ScienceFiles schon viele schlechte Studien besprochen. Darunter waren etliche, bei denen die Grenze zur Datenfälschung überschritten war. Die Studie der Deutschen Angestellten Krankenkasse, deren Ergebnisse von FORSA forciert wurden, ist in der Spitzengruppe der Trash-Forschung und Junk-Studien. Das Bemühen, auf Grundlage eines Nanopartikel einen Elefanten herbeizureden, um einen (finanziellen) Vorteil daraus ziehen zu können, ist allgegenwärtig, und die Art und Weise, in der dies geschieht, lässt an der Täuschungsabsicht keinen Zweifel.
Fangen wir vorne an:
Es wird von Sucht geredet, aber keine Sucht gemessen.
„Studie: So süchtig machen WhatsApp, Instragramm und Co.“
Obwohl in der Überschrift von „Sucht“ die Rede ist und im Text auf „wissenschaftliche Kriterien aus den Niederlanden (Social Media Disorder Scale)“ verwiesen wird, kann von Sucht keine Rede sein, denn eine Sucht ist nach wie vor wie folgt definiert (von der American Association of Addiction Medicine):
„Addiction is a primary, chronic disease of brain reward, motivation, memory and related circuitry. Dysfunction in these circuits leads to characteristic biological, psychological, social and spiritual manifestations. This is reflected in an individual pathologically pursuing reward and/or relief by substance use and other behaviors”
Damit eine Sucht attestiert werden kann, ist somit eine körperliche Abhängigkeit, die sich medizinisch nachweisen lässt und im Verhalten niederschlägt, und zwar in einer Weise, die das Individuum nicht mehr zu einem normalen Leben fähig sein lässt, notwendig. Aus der Zustimmung von 12 bis 17jährigen zu fünf von neun Aussagen wie, dass sie im vergangenen Jahr heimlich soziale Medien nutzen, dass sie im vergangenen Jahr soziale Medien nutzen, um nicht an unangenehme Dinge denken zu müssen, dass sie sich im vergangenen Jahr oft unglücklich gefühlt haben, wenn sie keine sozialen Medien nutzen konnten, dass sie im vergangenen Jahr durch die Nutzung sozialer Medien ernsthafte Probleme mit Eltern, Brüdern oder Schwestern oder Freunden [mit irgendjemandem halt] hatten, zu folgern, dass die entsprechenden Jugendlichen „Soziale-Medien-süchtig“ sind, ist vor dem Hintergrund des Alltagsverstands lächerlich und vor dem Hintergrund wissenschaftlicher Lauterkeit nicht zu vertreten.
Aber um wissenschaftliche Lauterkeit geht es nicht. Das wird schon anhand der konspirativen Art und Weise deutlich, in der von „wissenschaftlichen Kriterien aus den Niederlanden“ die Rede ist, die Grundlage der Messung von „Social-Media-Abhängigkeit“ sein sollen. Dabei handelt es sich vermutlich um die Social Media-Disorder-Scale (SMD) die van den Eijnden, Lemmens und Valkenburg entwickelt haben. Die SMD ist nur einer von vielen Versuchen, Sucht im Zusammenhang mit neuen Medien zu einem Thema zu stilisieren. Ein anderes Produkt aus der selben Schmiede ist die CIUS [Compulsive-Internet-Use-Scale], die Gert-Jan Meerkerk et al. (2009) entwickelt haben. Daneben gibt es noch den Internet-Addiction Test (IAT) von Young (1998) oder die Internetsuchtskala (ISS) von Hahn & Jerusalem (2003). Sie alle stellen Versuche dar, Internet- oder Soziale-Medien-Sucht zu messen. Sie alle sind bestenfalls windig. Ihnen allen fehlt ein Beleg dafür, dass sie tatsächlich in der Lage sind, Suchtverhalten zu messen. Sie alle haben einen distinktes Bouquet der Willkür, wie man leicht sehen kann, wenn man in der Aussagenliste, die wir unten (Abbildung) wiedergegeben haben, „soziale Medien“ mit „Tageszeitung“ oder „Fernseher“ oder „I-Pod“ oder „Kaffe“ oder „Tee“ oder „Fahrrad“ ersetzt.
Aber wissenschaftliche Lauterkeit interessiert natürlich die Tugend-Krieger nicht, die auf den Kriegspfad gehen, um Jugendliche vor einer Sucht zu retten, die sie gerade erst für diese Jugendlichen erfunden haben. Ihnen geht es um die eigene moralische Grandeur und das damit verbundene Hysteriepotential. Ihnen geht es darum, Präferenzen und Verhalten gleichzuschalten und Jugendliche aus dem unkontrollierbaren Internet in die Fittiche öffentlich-rechtlicher Sender zurückzuholen.
Wenn es darum geht, hysterisch zu sein über etwas, das es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gibt, dann dürfen natürlich auch Politiker nicht fehlen. Und wenn es um Sucht geht, dann scheint nichts so billig zu sein, wie die Feststellungen der Drogenschutzbeauftragten, der noch niemand gesagt zu haben scheint, dass ihre persönlichen Erfahrungen keinerlei Grundlage abgeben, um verallgemeinerbar zu sein:
„Ich stelle immer wieder fest, dass Eltern, wenn es um die Onlinenutzung ihrer Kinder geht, Orientierung suchen, und zwar von kompetenter Hand. Kinder müssen lernen, mit digitalen Medien umzugehen. … Klar ist zudem, dass auch der Jugendschutz noch besser auf die Angebote im Netz antworten muss als es bisher gelingt, gerade mit Blick auf die Suchtpotenziale“, sagt Marlene Mortler, Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Klar ist, dass die Sucht von Mortler, in der Presse zu erscheinen, bedenklich ist. Wir stellen immer wieder fest, dass sie bei Themen, die auch nur ansatzweise etwas mit Sucht zu tun haben könnten, die Angewohnheit hat, den Mund aufzumachen und Dinge zu sagen, die in einem umgekehrten Verhältnis zu ihrem Wissen über diese Themen stehen.
Doch zurück zur Studie der DAK.
Dort wird hochgerechnet, wenig wird hochgerechnet, ganz wenig.
Rechnen wir auch ein wenig, um den Irrsinn, der hier Pressemitteilung geworden ist, darzustellen.
Wie immer, wenn in Pressemeldungen die Öffentlichkeit an der Nase herumgeführt werden soll, werden Prozentzahlen genannt: „2,6% der Befragten sind bereits süchtig nach Social Media … Auf alle 12 – bis 17-Jährigen in Deutschland hochgerechnet entspricht dieser Prozentsatz etwa 100.000 Betroffenen“.
Forsa hat 1001 12 bis 17-Jährige für die DAK befragt. Die Behauptung, dass die Befragung „repräsentativ“ sein soll, geht damit wie gewöhnlich einher. Bis zum Beweis des Gegenteils behaupten wir, dass die Befragung von Forsa nicht repräsentativ ist. Es wäre ein wirkliches Kunststück, ein repräsentative Stichprobe einer selegierten Population zu Wege zu bringen. Irgendwie glauben wir nicht, dass Forsa dieses Kunststück zu Stande bringen kann, an dem schon ganz andere gescheitert sind.
Aber die entsprechende unsägliche Repräsentativitätsdiskussion ist gar nicht notwendig, denn die 2,6%, die hier auf 100.000 hochgerechnet werden, sind genau 26 Hanseln (Wir gehen davon aus, dass Forsa von allen 1001 Befragten gültige Antworten vorliegen hat. Das ist eine Annahme zu Gunsten von Forsa, denn normalerweise hat man in Datensätzen rund 10%-15% fehlende Werte).
26 Hanseln zu 100.000 Süchtigen hochzurechnen, das ist vollkommener Unsinn und außer der Drogenbeauftragten der Bundesregierung fällt auf diesen Unsinn vermutlich kaum jemand herein.
Weiter geht es mit Prozentzahlen: „Wer von sozialen Medien abhängig ist, hat ein um den Faktor 4,6 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken …“
Damit sind wir in der Abteilung Manipulation mit Anzeichen von Betrug angekommen. Nach Depressionen wurde nämlich nicht gefragt. Wie auch: Bist Du depressiv? Hat Dich ein Arzt als depressiv diagnostiziert? Einen solchen Blödsinn fragt nicht einmal Forsa. Entsprechend muss man vermuten, dass diejenigen, die von sich sagen, sie hätten sich im vergangenen Jahr „oft unglücklich gefühlt, wenn sie keine sozialen Medien nutzen konnten“, als depressiv gewertet werden. Was davon zu halten ist, muss man wohl kaum aussprechen. Es reicht festzustellen, dass die DAK ihre Glaubwürdigkeit verspielen zu wollen scheint. Dafür spricht auch der „Faktor 4,6 Prozent“. Der Ersteller der Pressemeldung war offensichtlich nicht ganz firm in Rechnen, dafür aber firm in billigen Manipulationstechniken.
Rechnen wir.
Wir haben 26, die angeblich Soziale-Medien-süchtig sind.
Nehmen wir an, 4 von diesen 26 haben gesagt, dass sie sich ohne soziale Medien oft unglücklich gefühlt haben.
4 von 26 ergibt 15,3%
Es bleiben 975 Restbefragte, die nicht süchtig sind.
Wenn die 4 ein um 4,6 Prozent höheres Risiko an Depression haben, dann müssen 15,3 / 4,6 = 3,3 Prozent der restlichen Befragten auch gesagt haben, dass sie sich oft unglücklich fühlen ohne Soziale Medien.
3.3% von 975 ergibt 32 Befragte.
Und so kommt es, dass nunmehr vier Hanseln dafür verantwortlich sind, dass die vermeintlich Süchtigen ein höheres Depressionsrisiko haben als die nicht Süchtigen, bei denen 32 ein entsprechendes Risiko hätten, wenn man die haarige Behauptung von DAK und Forsa für bare Münze nehmen würde.
Fassen wir zusammen:
Es wird behauptet, Sucht gemessen zu haben, aber es wurde keine Sucht gemessen.
Es werden 26 Befragte zu 100.000 hochgerechnet und 4 Hanseln benutzt, um ein 4,6faches Depressionsrisiko zu behaupten.
Depression bzw. das Risiko von Depression wurde in der Befragung überhaupt nicht erhoben.
Das reicht eigentlich schon, um den Junk in den Orkus zu werfen, in den er gehört. Aber es kommt noch besser.
Machen Sie den Selbsttest anhand der folgenden Skala: Wer mehr als viermal „Ja“ sagt, der ist süchtig.
Die Skala erinnert etwas an das Täterprofil, das der Stupendous Yuppi in Clyde Bruckman’s final Repose erstellt, der Täter ist ein white male, age seventeen to thirty-four, with or without a beard, maybe a tattoo… who’s impotent.
Und – man muss ergänzen – er ist vermutlich süchtig nach dem Internet oder nach Sozialen Medien oder nach Ruhm, oder Ruhe, nach Pressemeldungen, Öffentlichkeit, Geld, Hilfsbedürftigen, Beitragszahlern … irgendetwas wird es schon sein!
Eijnden, Regina JJM van den, Lemmens, Jeroen S. & Valkenburg, Patti M. (2016). The Social Media Disorder Scale. Computers in Human Behavior 61: 478-487.
Hahn, André & Jerusalem, Matthias (2003). Reliabilität und Validität der Online-Forschung. In: Theobald, Axel, Dreyer, Marcus & Starsetzki, Thomas (Hrsg.). Online Marktforschung. Theoretische Grundlagen und praktische Erfahrungen. Wiesbaden: Gabler, S.161-186.
Meerkerk, Gert-Jan, van den Eijnden, Regina J. J. M., Vermulst, Ad A. & Garretsen, Henk F. L. (2009). The Compulsive Internet Use Scale (CIUS): Some Psychometric Properties. CyberPsychology & Behavior 12(1): 1-6.
Young, Kimberley S. (1998). Caught in the Net: How to Recognize the Signs of Internet-Addiction – and a Winning Strategy for Recovery. New York: Wiley.
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Wenn ich meinen Computer nicht mehr hätte, würde ich wahrscheinlich auch in eine Depression fallen. Also ist bereits eine Sucht gegeben.
Aber letztens Endes würde ich mich wohl in meine Bücherecke flüchten.
Was für ein Schwachsinn!
Die Krankenkassen suchen immer mehr Einkunftsmöglichkeiten und da ist ihnen jedes Mittel recht.
Zwar bewundere ich Ihr Engagement gegen Junk-„Science“, doch hier sind Sie einem besonders üblen Junk partiell auf den Leim gegangen: der ganze Absatz „Social-Media-Sucht und Depressionen“ ist ein dermaßen unseriöses, grenzdebiles Geschwafel, daß man eigentlich zum Schutz der eigenen geistigen Gesundheit nicht unnötig intensiv darauf eingehen sollte (ich wage es, Ihnen folgend, nun dennoch); Sie haben in den wirren Behauptungen mehr Sinn zu erkennen geglaubt, als überhaupt enthalten ist! Mitnichten wurden „4 Hanseln benutzt, um ein 4,6faches Depressionsrisiko zu behaupten.“ Man kann zwar annehmen, daß genau dieser Eindruck erzeugt werden soll mit der Formulierung „Wer von sozialen Medien abhängig ist, hat ein um den Faktor 4,6 Prozent höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken als Nicht-Süchtige“, doch entbehrt der Satz jeglicher Sinnhaftigkeit und Glaubwürdigkeit, und suggeriert mit dieser schwammigen Formulierung eine Kausalität, allerdings ohne sie definitiv zu behaupten. Die Willkürlichkeit der Grenzziehung (mehr als 4 Ja-Antworten), um nach SMD als süchtig zu gelten, steht in krassem Widerspruch zu der mindestens ebenso plausiblen Hypothese, daß es da sehr fließende Übergänge geben müßte. Wer 5 SMD-Ja-Antworten gibt, hätte danach gegenüber jemandem mit 4 Ja-Antworten ein 4,6-faches höheres Risiko, an einer Depression zu erkranken – wie glaubwürdig wäre das? Doch halt, das wurde aber auch nicht behauptet, da steht ja noch das Wort „Prozent“ – sollte das Risiko also um 4,6% höher sein, das wäre ja eine Prognose(!) mit Dezimalstelle und fragwürdiger Signifikanz, für ein Ereignis mit zweifelhafter Abhängigkeit von der postulierten Ursache.
So oder so, die Formulierung „ein um den Faktor 4,6 Prozent höheres Risiko“ kann nur von jemandem stammen, der weder Zahlen noch Gedanken zu ordnen in der Lage ist, aber einschüchternd manipulieren will.
„Jeder dritte Jugendliche mit einer Social Media Disorder berichtet über Symptome einer Depression.“ Noch ein schwammige Formulierung, von Symptomen zu berichten ist schließlich nicht mit einer Diagnose gleichzusetzen – doch soll genau der Eindruck erweckt werden.
Aber es wird noch absurder: mit der Feststellung
„Natürlich kann es auch sein, dass sich depressive Kinder und Jugendliche häufiger in die virtuelle Welt zurückziehen und deshalb ein Suchtverhalten entwickeln.“
wird eingeräumt, daß die Kausalität auch genau umgekehrt sein könnte – aha!
Erst räumt der Suchtexperte ein „Über Ursache und Wirkung haben wir noch keine Erkenntnisse“, um kurz danach das absolute Gegenteil zu behaupten: „In jedem Fall verstärken sich die beiden Faktoren, so dass eine ernste gesundheitliche Gefahr droht.“
Ist es nicht beruhigend, auf Expertenwissen zurückgreifen zu können?
Zum Thema Online- und Spielesucht empfehle ich einen Report der GameStar (Spiele-Fachzeitschrift), die dazu zwei Psychologen herangezogen hat, die aus ihrem Praxis-Alltag berichten. Der eine betreibt die (bzw. eine der) erste(n) Praxen für Online- und Videospielsucht bei Jugendlichen, der andere die (bzw. eine der) ersten Praxen für Erwachsene betroffene.
Gerade bei Jugendlichen ist Spielesucht (bzw. Onlinesucht) eigentlich nie ein isoliertes Problem, sondern geht einher mit anderen Störungen wie Depression und sozialen Problemen.
In der Regel handelt es sich (auch bei den Erwachsenen) um Menschen, die in ihrem Alltag Frust erleben und daher die Erfolgserlebnisse online (bzw. auch im Einzelspieler-Erlebnis) suchen und sich immer mehr in die virtuelle Welt flüchten. Die kann natürlich auch aus sozialen Netzwerken bestehen oder Video-Streams von Livestreams über Let’s-Plays bis zu Youtube-Blogs.
Der Autor hat leider einen untauglichen Vergleich herangezogen, indem er Sucht mit der Definition von Abhängigkeit verbindet. Körperliche Abhängigkeit besteht hier natürlich nicht. Veränderungen im Gehirn, das sich auf die Ausschüttung von Glückshormonen bei der entsprechenden Tätigkeit des Süchtigen spezialisiert und andere Stimuli vernachlässigt, sind dagegen durchaus klinisch festzustellen (wenn man sich denn die Mühe macht, ein fMRT des Betroffenen zu machen). Insofern geht die Kritik in diesem Punkt fehl.
Junk-Science scheint es dagegen durchaus zu sein, besonders wenn man sich die alarmistische Propagierung der Ergebnisse anschaut. Schließlich steckt die Forschung in diesem Bereich noch in den Kinderschuhen und die Kriterien, nach denen eine Sucht (keine Abhängigkeit!) diagnostiziert wird, sind durchaus umstritten.
@Marbald
Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob der Autor mit dem Hinweis auf die Frage der körperlichen Abhängigkeit die eng gefaßte Interpretation einer stofflichen Sucht, die hier natürlich nicht vorliegt, meint (so scheinen Sie ihn verstanden zu haben), oder das auf die in der von ihm zitierten Definition genannten „characteristic biological …. manifestations“ bezieht – so habe ich ihn verstanden und insofern ist seine Kritik auch berechtigt, denn die alleinige positive Beantwortung von mindestens 5 der 9 SMD-Fragen ist offenbar nicht geeignet, „characteristic biological …. manifestations“ festzustellen, so kann ein(e) Sucht(verhalten) niemals seriös diagnostiziert werden.
Der Autor hat auch nicht pauschal behauptet, es gäbe keine nichtstofflichen Süchte, sondern daß hier mit untauglichen Methoden ein unerwünschtes Verhalten als Sucht stigmatisiert wird, und postuliert eine politisch-manipulative Motivation dahinter:
„Ihnen geht es darum, Präferenzen und Verhalten gleichzuschalten und Jugendliche aus dem unkontrollierbaren Internet in die Fittiche öffentlich-rechtlicher Sender zurückzuholen.“
Diesen m.E. wichtigsten Gedanken seiner Kritik hätte er gern deutlicher herausarbeiten können, das scheint mir jedenfalls viel wichtiger als die alleinige Tatsache, daß mal wieder unseriöser Junk verbreitet wird.
@Marbald, Sie thematisieren in Ihrem Kommentar „Online- und Spielesucht“ (um die es hier gar nicht geht) und gehen möglicherweise mit mir konform, daß das Suchtpotential von Onlinespielen offenbar wesentlich höher ist als das der sogenannten „sozialen“ Medien – das ist jedenfalls mein nachhaltiger Eindruck aus Beobachtung und Gesprächen sowohl mit Patienten als auch im Freundes- und Bekanntenkreis.
In der DAK-Studie geht es aber ausschließlich um „Social-Media-Abhängigkeit“ – das ist zwar zulässig, aber man kann sich durchaus fragen, worin das gezielte Interesse an diesem Teilaspekt des Onlinegeschehens begründet ist. Vor dem Hintergrund des schändlichen Maas’schen Zensurgesetzes, der zunehmenden Einschränkung der Meinungsfreiheit mit u.a. den Alibi-Schlagworten Hatespeech, Fremdenfeindlichkeit, Islamophobie, Populismus usw. in Richtung auf eine sukzessiv errichtete Gesinnungsdiktatur drängt sich der Gedanke auf, daß es hier nicht um die Gesundheit unserer Jugend geht, sondern um deren Manipulation; ich wiederhole:
„Ihnen geht es darum, Präferenzen und Verhalten gleichzuschalten und Jugendliche aus dem unkontrollierbaren Internet in die Fittiche öffentlich-rechtlicher Sender zurückzuholen.“