Blödsinn in Anglizismen ist auch Blödsinn: Wie Rundfunkgebührenzahler geschröpft werden
Das Marketing vom schönen Schein
Wir zitieren:
“Autoren: Leif Kramp, Stephan Weichert
„Im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW wurde das Diskussionsverhalten der Nutzerinnen und Nutzer führender Nachrichtenmarken im Netz und deren konkrete Moderationsstrategien untersucht. Analysiert wurden die redaktionellen Webseiten bzw. jeweils ein Social-Media-Auftritt von Deutschlandfunk Kultur, RP Online, RTL und Tagesschau.de.
Im Zentrum des Erkenntnisinteresses stand die Frage, wie journalistische Medien in Interaktion mit ihrem Publikum durch gezielte Strategien und redaktionelle Steuerungsmechanismen ( u. a. Moderation, Community Management, Audience Engagement, Löschpraktiken) Nutzerdiskurse konstruktiv begleiten und ausufernde Debatten regulieren können.“
Die Armseligkeit der Wirklichkeit
Wir muten Euch das einfach einmal ungefiltert zu.
„Die wachsenden Anforderungen an Audience Engagement, Community Development und Plattform Management“ erfordern ein stabiles Nervenkostüm, weil „Hassrede, Hetze, Extremismus, Verunglimpfung und Ausgrenzung“, haben wir was vergessen?, wenig Raum gegeben werden soll, auf Plattformen von Medien. Was also machen mit Nutzerkommentaren? „Wie schützen sich Community-Managerinnen und -Manager vor verbaler Gewalt? Sollen Trolle gesperrt, ihre Kommentare gelöscht werden?“
Diese wirklich wichtigen, ja Fragen of Life and Death, Leif Kramp und Stefan Weichert haben sie untersucht. Geklotzt, nicht gekleckert haben sie, schließlich hat die Landesanstalt für Medien NRW den Unfug bezahlt: Qualitative Redaktionsbefragung mit 12 Experten (für was auch immer), Analyse von 8.500 Nutzerkommentaren zu journalistischen Beiträgen auf Facebook und den redaktionellen Nachrichten-Websites, Erprobung bei RP Online, ja, das war richtig viel Aufwand und bestimmt sehr teuer, für die Gebührenzahler, die die Landesanstalt für Medien NRW finanzieren.
Angesichts des großen Aufwands wirken die Befunde eher so, als hätte man eine Armada aufgefahren, um ein Tretboot an der Weiterfahrt zu hindern:
Die Redaktionen moderieren so gut wie nicht – Das ist wohl das Ergebnis, der Experteninterviews.
Bei Redaktionen, die kommentieren, sorgen Algorithmen dafür, dass die entsprechenden Kommentare höher gerankt werden. Das erklärt manches, über das sich einige gewundert haben.
Der Vorwurf der Lügenpresse ist häufig zu finden.
Ein Drittel der Kommentare hat einen thematischen Bezug, was auch immer die Autoren darunter verstehen.
Wenige Nutzer sind für viele Kommentare verantwortlich.
Fast alle Kommentare werden am Tag der Veröffentlichung gepostet.
Diese erstaunlichen Erkenntnisse, die jeder Nutzer des Internets durch eine halbe Stunde Beobachtung im Kommentarbereich der ZEIT oder der Rheinischen Post machen kann, sind also das Ergebnis, der von der Landesanstalt für Medien NRW in Auftrag gegebenen vermeintlichen Analyse des Diskussionsverhaltens von Kommentatoren bei den führenden Nachrichtenmarken Deutschlandfunk Kultur, RP Online, RTL und Tagesschau.de.
Angesichts dieser Armseligkeit der Ergebnisse, müssen wir eigentlich das methodische Trauerspiel, das hier Analyse geworden sein will, gar nicht mehr auseinandernehmen und nicht darauf hinweisen, dass die Auswahl der Beiträge, zu denen Kommentare analysiert wurden, nach unbekannten Kriterien erfolgt ist. Dass deshalb keine Aussagen darüber, welchen Gehalt die Ergebnisse, armselig wie sie sind, haben, gemacht werden können. Dass aus diesem Grund keinerlei Grundlage für Empfehlungen oder Ratschläge vorhanden ist und sowieso die Vergleichsgruppe der Diskussionen zu nicht politischen Themen fehlt… Und natürlich weiß auch niemand, was nun gerade den Herren Kramp und Weichert als Hate Speech aufstößt. Eine entsprechende Operationalisierung sucht man umsonst. Willkür at its best.
Was macht man als Marketer, wenn man Kunden ein Fusel als grandiosen Gaumengenuss aufschwätzen will? Man erklärt ihn zum Premier Cru Exquisite Chateau Néant de la Mirage.
Fremdsprachen eignen sich nach Ansicht von Verkaufsstrategen besonders gut, um denen, die Naivität und Dummheit in besonders effektiver Weise in ihrem Geist kombinieren, eine Blechkrone als Tiara aufzuschwätzen. Bei der Landesmedienanstalt NRW hat diese Strategie gewirkt.
Und wir lassen es uns nicht nehmen, das infantile Geschwätz, das sich auf den 30 mit Sicherheit zu gut bezahlten Seiten findet, wiederzugeben, zur Erbauung unserer Leser. Die „Steuerungsstrategien für Redaktionen“ zum genießen: Links das Etikett, rechts der Inhalt.
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Das also sind die Strategien, die Kramp und Weichert getestet haben, um Hate Speech in Kommentarspalten von Medien zu bekämpfen.
Wir haben auch einen Test gemacht, im Kindergarten. Peter will seine Suppe nicht essen, weil sie ihm nicht schmeckt.
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Nun, da wir diese Strategien zum Dis- und Empowerment, die Kramp und Weichert in langen Analysen aus ihren umfangreichen Daten extrahiert haben, am Beispiel eines Kindergartens getestet haben, sind wir doch der Ansicht, die Strategien sind genau das, was in deutschen Redaktionsräumen fehlt.
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„Hassrede und Verleumdung prägen zunehmend die Kommentarspalten von journalistischen Online-Angeboten.“ Das Wort „prägen“ impliziert, dass ein sehr großer (wie großer denn?) Teil der Statements unakzeptabel ist, ein immer größer werdender. Stimmt das so?
Der Überschrift gemäß geht es ja mal wieder um die berühmt-berüchtigten „Hasskommentare“, nach meinem Eindruck bei den etablierten Medien zu einem beachtlichen Teil Kommentare, die nicht gefallen, manchmal überspitzt/ironisch/hart formuliert sind. Da schließt man schnell die Kommentarfunktion oder löscht hin und wieder fleißig.
Nun also als Tipp „Maßnahmen wie Blocking, Einsatz und Bestärkung von Gegenrede sowie strafrechtliche Schritte“, denn die „haben bei überschaubarem Aufwand einen erstaunlichen Effekt. Wenn jeder hier etwas mehr tut, wird das Klima im Netz ein besseres werden.“ Der Moderator/Redakteur (oft wohl auch Student) – Dein Feind und Kontrolleur? Der Leser – das Ärgernis des Moderators? Kommentare bescheren den Medien ja auch Aufmerksamkeit/Geld und werden offenkundig gern gelesen. Der 10-Punkte-Plan gegen Hassrede in der Studie sieht teilweise Banales vor: Mit sachlicher Moderation ‚Hausrecht‘ durchsetzen. Konstruktive Userinnen und User belohnen [Wie das denn?]. Sich der destruktiven Minderheit bewusst werden. – Tipps, die nur die letztlich entscheidende Frage nicht beantworten können, welche Statements und Kommentare denn nun „Hassrede“ sind und wie sich „Destruktivität“ zeigt. Was unakzeptabel ist, bleibt (von klaren Fällen abgesehen) oft doch eine sehr subjektive Entscheidung desjenigen, der moderiert.
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köstlich, ich habe herzlich gelacht
Ja, köstlich, …aber musste unbeding “Klaus” im Kindergarten herhalten? Ich MAG meine Suppe!
„Hassrede und Verleumdung prägen zunehmend die Kommentarspalten von journalistischen Online-Angeboten.“ Das Wort „prägen“ impliziert, dass ein sehr großer (wie großer denn?) Teil der Statements unakzeptabel ist, ein immer größer werdender. Stimmt das so?
Der Überschrift gemäß geht es ja mal wieder um die berühmt-berüchtigten „Hasskommentare“, nach meinem Eindruck bei den etablierten Medien zu einem beachtlichen Teil Kommentare, die nicht gefallen, manchmal überspitzt/ironisch/hart formuliert sind. Da schließt man schnell die Kommentarfunktion oder löscht hin und wieder fleißig.
Nun also als Tipp „Maßnahmen wie Blocking, Einsatz und Bestärkung von Gegenrede sowie strafrechtliche Schritte“, denn die „haben bei überschaubarem Aufwand einen erstaunlichen Effekt. Wenn jeder hier etwas mehr tut, wird das Klima im Netz ein besseres werden.“ Der Moderator/Redakteur (oft wohl auch Student) – Dein Feind und Kontrolleur? Der Leser – das Ärgernis des Moderators? Kommentare bescheren den Medien ja auch Aufmerksamkeit/Geld und werden offenkundig gern gelesen. Der 10-Punkte-Plan gegen Hassrede in der Studie sieht teilweise Banales vor: Mit sachlicher Moderation ‚Hausrecht‘ durchsetzen. Konstruktive Userinnen und User belohnen [Wie das denn?]. Sich der destruktiven Minderheit bewusst werden. – Tipps, die nur die letztlich entscheidende Frage nicht beantworten können, welche Statements und Kommentare denn nun „Hassrede“ sind und wie sich „Destruktivität“ zeigt. Was unakzeptabel ist, bleibt (von klaren Fällen abgesehen) oft doch eine sehr subjektive Entscheidung desjenigen, der moderiert.
was Anglizismen angeht: Man sieht den Span in Nachbars Auge, aber nicht den Balken im eigenen/ der eigenen Webseite.
Mit dem Unterschied, dass wir Englisch als erste Sprache sprechen, weil wir in Wales leben. Somit sind wir wohl entschuldigt oder?