Predigt der einfachen Antwort: Katholischer Pfarrer will Rundfunkgebühren erhöhen

Rechtspopulisten nutzen Stimmungen in der Bevölkerung aus, „die gerade verbreitet sind“, setzen sich auf vorhandene Meinungen, geben „den Menschen“ vereinfachende Antworten und hoffen, dass diese einfachen Antworten dazu führen, dass „die Menschen“ sich in ihrem Sinne verhalten.

Lorenz Wolf, zum Beispiel, hat einen Beitrag in der Augsburger Allgemeine veröffentlicht, der von einfachen Antworten nur so strotzt: 

Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten seien die Hüter des Qualitätsjournalismus. Alles, was es außerhalb von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gebe, das sei des populistischen Teufels, so predigt er, in der Hoffnung, populistisch zu wirken und Mehrheit zu schaffen. „Qualität kostet Zeit und Geld“, sagt Lorenz, ein einfacher Zusammenhang. Hochqualifiziertes Personal, so fügt er an, das braucht es auch. Denn: „Die Unübersichtlichkeit und Komplexität der globalisierten Welt“, sei ein großes Thema, so schreibt er in einer einfachen Floskel, in der man vergeblich nach dem Inhalt, nach der komplexen Antwort auf die komplexen Fragen sucht. Statt dessen stellt sich der Verweis auf die „Unübersichtlichkeit und Komplexität der globalisierten Welt“, doch als eine sehr einfache Antwort auf die Frage dar, warum öffentlich-rechtliche Medien mit Milliardenhaushalten nicht schaffen, was kleine Blogs (wie ScienceFiles) im Internet mit kaum vorhandenen Ressourcen schaffen: Interessante Inhalte, kritische Beiträge, andere Schwerpunkte?

Sie schaffen es nicht, weil sie „Finanzierungsprobleme haben“, so Pfarrer Wolf weiter. Die Finanzierungsprobleme hätten dazu geführt, dass sie die digitale Entwicklung verschlafen haben. Nein, halt, das sagt der Pfarrer natürlich nicht: Sie hatten mit „Regulierungen und Vorgaben“ im Internet zu kämpfen, im Gegensatz zu „kaum regulierten Unternehmen“, den, ja, jetzt schreibt der Pfarrer den Begriff des Teufels in seine Predigt, aber nur in Hochkommata, damit auch alle merken, wie angewidert er doch von den „sozialen Medien“ ist.



Die einfache Geschichte, die der globalisiert, kompliziert denkende und nach Übersicht in der Unübersichtlichkeit der eigenen Gedanken suchende Pfarrer Lorenz Wolf, ein Ziehkind von Vater Marx, dem Oberhirten derer, die in der reichen Erzdiözese München und Freising im Luxus schwelgen, der Vorsitzende des Rundfunkrats beim Bayerischen Rundfunk, eine interessierte Partei, die nicht dabei zusehen will, dass Menschen sich ungeleitete und eigene Gedanken machen, seinen Lesern erzählen will, sie lautet:

Öffentlich-rechtliche Medien sind das Bollwerk gegen den Teufel. Die Digitalisierung hat die Qualitäts-Schleusen geöffnet. Der Teufel hat sich nicht lange bitten lassen und ist in Gestalt des Populismus auf die deutsche Menschheit und die Menschheit in anderen Ländern, von denen Lorenz weiß, niedergekommen. Und nun verbreitet er Unheil: einfache Antworten. Ja, dem Teufel ist es sogar gelungen, „viele Menschen … von bewährten Qualitätsanbietern [zu] entfremden“. Teufelswerk, dem man mit Geld, Zeit, Qualitätsjournalismus, also dem gleichen Qualitätsjournalismus, dem sich „viele Menschen … entfremdet“ haben, begegnen müsse.

Mit vermuutlich digitalem Weihwasser, digitalen Beichtstühlen, digitalen Reliquien, digitalem Glaubensbekenntnis und mit viel Qualität will der Ziehsohn des Kardinals Marx, dem Teufel in den sozialen Netzwerken den Garaus machen. Das Geld, das die Devotionalien für den Kampf gegen den Populismus kosten, soll von denen eingesammelt werden, die nach Ansicht des Pfarrers Wolf so blöd sind, dass sie sich Sorgen machen und Ängste haben und deshalb den einfachen Antworten der Populisten auf den Leim gehen. Zu diesen vermeintlich einfachen Antworten will er nun seine überaus einfache Antwort, nach der mehr Rundfunkgebühren, mehr Qualität nach sich ziehen, in Konkurrenz bringen, obwohl die Vergangenheit schon gezeigt hat, dass die öffentlich-rechtlichen Medien der Konkurrenz von vielen unabhängigen Bloggern, YouTubern und Facebook-Journalisten nicht gewachsen sind, dass sie der aktuellen Berichterstattung auf Twitter hinterherhinken, die auf Tausende Hobby-Journalisten zurückgreifen kann, die schon berichten, wenn die angeblichen Qualitätsjournalisten noch im Beichtstuhl sind, um bei Pfarrer Lorenz einen Verstoß gegen die politische Korrektheit zu beichten.

Eine Geschichte, die zeigt, wie es einem ergeht, der sich Informationen besorgt, die ihm die katholische Kirche vorenthalten will.

Die öffentlich-rechtlichen Qualitätsmedien, deren Qualität so miserabel gewesen sein muss, dass ihr die Konsumenten in Scharen zu neuen Anbietern in den Teufelsnetzwerken davongelaufen sind, ausgerechnet diese Versager in Fragen der Informationsvermittlung sollen nun mit noch mehr Geld der Gebührenzahler zu weiterem Versagen angehalten werden.

Man fühlt sich irgendwie an einen Streit erinnert, der die Katholische Kirche schon einmal im Bann hatte. Damals versuchte sich die Kirche eine Popularisierung der Heiligen Schrift, deren Übersetzung aus dem Lateinischen oder Griechischen in eine Sprache, die die Mehrheit „der Menschen“ verstanden hat, zu widersetzen. Als Mittel gegen die Häretiker, die der Katholischen Kirche ihr Informations- und Deutungsmonopol streitig gemacht haben, wurde die Inquisition eingesetzt. Sie wurden entweder körperlich verstümmelt oder gleich um die Ecke gebracht.

Ob es vor diesem Hintergrund ein Zufall ist, dass katholische Geistliche in vorderster Front für die Wiederherstellung des staatlichen Informationsmonopols in dem, was unter völliger Verdrehung der Fakten „Qualitätsmedien“ genannt wird, predigen und streiten, ist eine interessante Frage.

Was meinen Sie ist die Antwort?

Wir nehmen auch einfache Antworten!

Und wer die spannende Frage beantworten kann, wie es überhaupt sein konnte, dass Amateure in sozialen Medien den „Qualitäts“journalisten der „Qualitäts“medien Parole bieten können, dann immer her mit der Antwort, wir schicken sie dann als Tischgebet in den Münchner Palast von Kardinal Marx.


Wir sind eines dieser unregulierten Blogs, die Pfarrer Wolf so fürchtet.
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