In der größten Not denken Deutsche an … URLAUB

Abraham Maslow hat sich mit seinem 1943 veröffentlichten Beitrag “A Theory of Human Motivation” (Psychological Review) ein Denkmal gesetzt, das mit dem Nachfolgebuch “Motivation and Personality”, das 1954 erschienen ist, so fest in der Wissenschaftsgeschichte verankert wurde, dass es heute kaum einen Studenten der Sozialwissenschaften (in angelsächsischen Ländern) gibt, der noch nichts von der Bedürfnishierarchie gehört hat. Die Idee, die Maslow in beiden Arbeiten ausbreitet, ist die einer angeborenen Bedürfnishierarchie, die acht Stufen umfasst, von denen die Erfüllung einer Stufe die Voraussetzung für das Erklimmen der nächsten ist:

Die Abbildung zeigt nur fünf der acht Stufen, es handelt sich dabei um die der modernen Zeit angepasste, “Schrumpfpyramide”, bei der die Spitze kurz und bündig mit “Selbstwirksamkeit” zusammengefasst ist, während Malinowski kognitive Bedürfnisse (Suche nach Erkenntnis, Wissen, nach Verstehen), ästhetische Bedürfnisse (Ordnung und Schönheit), Selbstverwirklichung und Transzendenz (spirituelle Bedürfnisse) unterscheidet. Unverändert bleibt das Fundament der Hierarchie, das zunächst die Notwendigkeit vorhält, die biologischen Bedürfnisse nach Nahrung, Wasser, Ruhe, Entspannung usw. zu befriedigen. Sind diese Bedürfnisse befriedigt, kann sich ein Mensch dem Bedürfnis nach Sicherheit zuwenden und daran arbeiten, Behaglichkeit und Angstfreiheit herzustellen. Abermals nach Sicherstellung von Sicherheit können die Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Bindung, das Soziale befriedigt werden. Gesellschaft oder Gemeinschaft kommt für Maslow also erst NACHDEM die biologischen Bedürfnisse und die Sicherheitsbedürfnisse erfüllt sind. Ein Akteur, der seine biologischen, seine Sicherheits- und seine Bedürfnisse nach sozialer Bindung befriedigt hat, kann nunmehr daran gehen, an seinem Selbstwert zu arbeiten, seine Kenntnisse zu erweitern, um auf dieser Basis kognitive, dann ästhetisch Bedürfnisse, Selbstverwirklichung und Transzendenz in Angriff zu nehmen – so er es denn will.



Interessant an Maslows Hierarchie ist nicht nur, dass er “das Soziale” der Befriedigung von biologischen und Sicherheitsbedürfnissen nachgeordnet sieht, er sieht auch die Bedürfnisse nach Freiheit und Sicherheit als unabhängig vom Sozialen an. Ein fast schon revolutionärer Gedanken in einer Zeit, in der Staaten sich zum pater familias aufgeschwungen haben, dem viele Individuen freiwillig das Recht einräumen, über ihr Wohl und Wehe zu bestimmen.

Aber das soll nicht unser Thema sein.
In diesem Post geht es um die Sicherung biologischer Bedürfnisse von Nahrung und Wasser und Ruhe, die Maslow als Voraussetzung ansieht, für alles, was dann kommt. Man kann auf dieser Grundlage argumentieren, dass die Wirtschaft als Vehikel, das in heutigen Staaten die Versorgung der biologischen Bedürfnisse sicherstellt, für Maslow das A und O einer Gesellschaft ist. Ohne Wirtschaft gibt es nichts, überhaupt nichts.

Insofern sollte man denken, dass Deutsche aufgrund der folgenden Entwicklungen beunruhigt sind:





Für die Mitglieder einer Gesellschaft, die sich mit einer solchen Entwicklung konfrontiert sehen, sollte die Umkehrung der Entwicklung die oberste Priorität sein, denn der dargestellte wirtschaftliche Niedergang stellt die Sicherung der biologischen Grundbedürfnisse, die Basis für die gesamte menschliche Existenz sind, in Frage. Insofern würde man, als jemand, der auf der Basis von Maslow argumentiert und der – mit Maslow der Ansicht ist – dass Individuen die Notwendigkeit der Sicherung der eigenen Existenz einsehen, die Notwendigkeit sehen, dass eine gesellschaftliche (und somit eine inter-individuelle) Anstrengung unternommen werden muss, um diese Entwicklung umzukehren. Da man nicht einfach den Hebel umlegen und den Niedergang in Wachstum überführen kann, müsste die gesamtgesellschaftliche Anstrengung, über die diskutiert werden müsste, z.B. an den folgenden Eckpunkten orientiert sein:

  • Vermeidung unnötiger Ausgaben – z.B. Bundesprogramme zum Durchfüttern von Schwätzperten (Demokratie leben!), ideologische Programme (Professorinnenprogramm), Subventionen für ineffiziente Technologie (Wind-/Solarenergie);
  • Vermeidung unnötiger steuerlicher Belastungen von Arbeitnehmern; alle Steuern, die allein konsumtiven Zwecken zugeführt werden, sollten reduziert oder gestrichen werden, um die Inlandsnachfrage anzukurbeln;
  • Eine Besserstellung von produktiven Arbeitnehmern gegenüber allen, die an deren Produktivität partizipieren, wie z.B. Politiker, durch Gebühren finanzierte Medienschaffende usw.; Erstere sollten steuerlich entlastet werden, Letztere verstärkt steuerlich belastet werden:
  • Unnötige Kostgänger des Staates, die nichts zum gesellschaftlichen Wachstum beitragen, sollten entweder einer sinnvollen Arbeit zugeführt oder entlassen werden. In diese Kategorie gehört eine Verkleinerung von Bundestag und Landesparlamenten, eine Abschaffung von Ämtern wie der Antidiskrimierungsstelle sowie aller “Beauftragter der Bundesregierung” für dies und das, eine Streichung aller Steuergelder, die in die Taschen politischer Vereine (die sich Stiftungen nennen) fließen, kurz: Die weitgehende Reduzierung staatlicher Ausgaben auf investive Ausgaben.


Das wären Eckpunkte einer Diskussion, die der derzeitigen Situation, in der sich Deutschland wiederfindet, angemessen wären.
Indes, die Diskussion, die derzeit in Deutschland geführt wird, ist eine ganz andere:


Offensichtlich hat Maslow, dem man natürlich zugute halten muss, dass er seine Theorie während des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht hat, den URLAUB als biologisches Grundbedürfnis, ohne dessen Befriedigung der deutsche Mensch keinerlei sonstige Anstrengungen unternehmen zu können scheint, in seiner Bedürfnishierarchie vergessen. Er hätte Urlaub vermutlich zu den ästhetischen oder kognitiven Bedürfnissen gezählt, schon weil man damals der Ansicht war, Urlaub, sofern er die Reise in andere Länder wie im vorliegenden Fall umfasst, sei ein Mittel, Neues zu erfahren, ein Mittel, zu lernen. Er hat seine Rechnung ohne den Pauschalurlaub, Flughafen -> Hotel -> Strand -> Buffet -> Kneipe -> Hotel -> Flughafen, gemacht und müsste sich heute der Frage stellen, ob “Urlaub, Verreisen” zu den biologischen Grundbedürfnissen gehört, wie man mit Blick auf Deutschland meinen könnte. Dazu gehört Urlaub natürlich nicht, denn an Urlaub ist frühestens zu denken, wenn biologische Grundbedürfnisse, Bedürfnisse nach Sicherheit und Bindung befriedigt sind. Und offenkundig sind sie das in Deutschland noch, sonst wäre eine Diskussion, wie die oben dargestellte, nicht möglich. Indes geben Statistiken wie die von Destatis, die einen wirtschaftlichen Niedergang zeigen, immer einen gewissen Ausschnitt aus der Wirklichkeit wieder, Unternehmen, die Probleme haben, ihre Kosten zu decken, Exportunternehmen, die Stellen abbauen müssen, Arbeiter, die notwendig arbeitslos werden, Steuereinnahmen, die notwendig zurückgehen, staatliche Ausgaben, die reduziert werden müssen, um Inflation zu vermeiden, wirtschaftliche Probleme, die früher oder später für zunächst den einen oder anderen, dann für viele zur Realität von Geldknappheit, Überschuldung und Hartz IV werden, vorhersehbare Entwicklungen, deren Anfängen man normalerweise wehren müsste …

gäbe es nichts Wichtigeres: Die Diskussion darüber, ob man auch dieses Jahr sinnlos auf Mallorca am überfüllten Strand liegen kann.



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