Geldpolitische Katastrophe steht vor der Tür: Die EZB hat längst jeden Einfluss auf die Preissteigerung verloren

Wie gut, dass es den Ukraine-Krieg gibt, auf den Polit-Darsteller und andere Polit-Funktionäre die Schäden schieben können, die ihre verfehlte Politik der letzten Jahre verursacht hat. Da ist zum Beispiel ein Maß für geldpolitische Stabilität, die Inflationsrate, das derzeit ein Ausmaß angenommen hat, das zu normalen Zeiten einen Aufruhr nicht nur unter den Sparern, die kontinuierlich enteignet werden, sondern auch unter denen verursacht hätte, die sich mit Geldpolitik befassen, deren Aufgabe es ist, für die Stabilität der Währung zu sorgen, eine Stabilität, die bei Inflationsraten, die die 5 Prozent übersteigen, massiv gefährdet ist, und bei allem, was über 2 Prozent liegt, infrage steht.

Sie müssen das nicht glauben, weil wir es sagen. Glauben Sie es, weil es die Europäische Zentralbank (EZB) sagt. Die EZB ist einer Geldpolitik verpflichtet, die sich am so genannten Inflation Targeting orientiert. Ziel des Inflation Targeting ist es, die Inflationsrate auf einem bestimmten Niveau zu halten, von dem angenommen wird, dass es Währung stabilisiert und Wirtschaft befördert.

Das entsprechende Niveau, auf das sich die EZB verpflichtet hat, die Inflation zu halten, beträgt, na, raten Sie:

1%
2%
3%
4%
5%

?

Richtig: 2 %

The ECB’s primary objective is to maintain price stability, that is, to preserve the purchasing power of the euro. We do this by making sure that inflation – the rate at which the overall prices for goods and services change over time – remains low, stable and predictable. The price stability mandate is set out for us in the Treaty on the Functioning of the European Union. Price stability creates conditions for more stable economic growth and a more stable financial system. Trust that the central bank delivers on its price stability mandate gives people and firms more confidence to spend and invest.

The Treaty does not give a precise definition of what is meant by price stability. The ECB’s Governing Council, after concluding its strategy review in July 2021, considers that price stability is best maintained by aiming for 2% inflation over the medium term.

Übersetzen wir diesen Text, den es auf der Seite der EZB nur in englischer Sprache gibt:

“Es ist das Hauptziel der EZB Preisstabilität zu sichern und damit die Kaufkraft des Euro zu erhalten. Wir tun das, indem wir sicherstellen, dass die Inflation – die Rate, mit der sich die Preise für Güter und Serviceleistungen über Zeit verändern – niedrig, stabil und vorhersagbar bleibt. Diese Verpflichtung auf Preisstabilität ist für uns im Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union festgeschrieben. Stabile Preise schaffen die Voraussetzungen für ein stabiles Wachstum und ein stabiles Finanzsystem. Das Vertrauen in die Fähigkeit der Zentralbank, Preisstabilität zu sichern, gibt Menschen das Vertrauen, Geld auszugeben und zu investieren.

Der Vertrag enthält keine exakte Definition davon, was es bedeutet, die Preisstabilität zu sichern. Der Beraterstab des Direktoriums der EZB ist auf Basis einer Revision der Strategie im Juli 2021 zu dem Ergebnis gekommen, dass Preisstabilität am besten gewährleistet werden kann, wenn mittelfristig eine Inflation von 2% angestrebt wird.”

Mittelfristig bedeutet in der Welt der Ökonomie eine Zeitraum von 2 bis 5 Jahren.

Die derzeitige Situation an der Inflationsfront sieht wie folgt aus:

Die entsprechende Entwicklung für Deutschland sieht so aus:

Die Inflation in der Eurozone und für Deutschland  wird für den April 2022 auf 7,5% geschätzt, im März lag sie bei 7,4%. Sie liegt damit deutlich über dem, was die EZB als den Zielwert ihres “Inflation Targeting” angibt. Um herauszufinden, ob die EZB derzeit mit der Preisstabilität ein gefährliches Spiel treibt, ist es jedoch notwendig, das, was ein jährliches Ziel von 2%-Inflation bedeutet, auf der Grundlage historischer Daten abzubilden.

Wir haben das, obschon es eine Übung in Geduld und Zeit ist, auf Basis der Daten getan, die Eurostat zur Verfügung stellt, Daten, die in einer Weise abgelegt sind, die einem die Tränen in die Augen treibt und dazu führt, dass 2 Stunden notwendig waren, um die Daten so aufzubereiten, dass die folgenden Abbildungen möglich wurden.

Die erste Abbildung zeigt die Preisentwicklung seit 1996. Das Jahr 1996 ist dabei durchgängig die Basis, d.h.: Die Preise im Jahr 1996 sind auf 100 standardisiert, jedes Wachstum kann somit als prozentuale Preissteigerung im Vergleich zu den Preisen des Jahres 1996 angesehen werden. Im März 2022 liegen die Preise EU-weit um 59,6% über dem Preisniveau von 1996, in Deutschland liegen sie 53,3% über dem Niveau von 1996 und in Frankreich 49,8%. Wir haben zudem eine gelbe Linie, die mit TARGET beschriftet ist, in der Abbildung ergänzt. Sie zeigt die Preisentwicklung, die sich ergeben würde, wenn das 2%-Inflation Target der EZB eingehalten ist.

Die EZB war bis in das Jahr 2021 weitgehend in der Lage, die Inflation EU-weit auf dem Niveau der beabsichtigten Preissteigerung von 2% zu halten. Seit Ende 2021 hat die EZB die Kontrolle über die Preise verloren. Man muss befürchten, dass es der EZB mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, also mit einer Erhöhung des Leitzinses nicht mehr gelingen wird, die Inflation in den Griff zu bekommen. Ebenfalls zu sehen ist, dass die Preissteigerung in Deutschland viel massiver ausgefallen ist als z.B. in Frankreich. Ende 2021 liegt die Inflationsrate in Deutschland erstmals seit langer Zeit deutlich über der Inflationsrate in Frankreich. Das ist ein Ergebnis deutscher Politik, wie wir gleich zeigen.

Zunächst zur EZB, von der wir annehmen, dass sie den Einfluss auf die Preisentwicklung seit mindestens November 2021, also lange, bevor der Ukraine-Krieg, von dem die ARD so begeistert jeden Tag berichtet, begonnen hat, verloren hat. Die folgende Abbildung zeigt die Akkuratheit des Inflation-Targeting der EZB. Werte innerhalb von einem Range von 1% über oder unter 100% sind im Rahmen dessen, was für Inflation Targeting normal ist. Werte die darüber liegen, nicht. Deutlich zu sehen ist, dass es der EZB seit der Finanzkrise 2008 immer schwer gefallen ist, die Inflation im Rahmen des Zielwertes zu halten. Seit Ende 2021 gelingt ihr dieses “Inflation Targeting” überhaupt nicht mehr.

Einer Regierung, die um Preisstabilität besorgt ist, bereitet eine solche Entwicklung Sorge, so sehr, dass ihre Vertreter Druck auf die EZB ausüben, ihre offenkundig verfehlte Zinspolitik schnellstens zu ändern, um überhaupt noch eine Chance zu haben, Einfluss auf die Entwicklung der Preise zu nehmen – immer vorausgesetzt, das ist das Ziel der Zinspolitik der EZB und der nationalen Regierungen in der Eurozone.

Dass die Preissteigerungen in Deutschland hausgemacht sind und nicht etwa Putin in die Schuhe geschoben werden können, das zeigt die folgende Abbildung, für die wir die Entwicklung der Preissteigerung für Energie berechnet haben. Während Deutschland seit 1996 bei der allgemeinen Preissteigerung bis zum Ende 2021 hinter Frankreich und dem Durchschnitt der EU zurückgeblieben ist, ist die Preissteigerung bei Energie in Deutschland für den gesamten Zeitraum höher ausgefallen als in der EU oder Frankreich. Entsprechend treffen die explodierenden Energiepreise Deutschland besonders hart:Um ein paar Hausnummern zu geben:

Die Energiepreise lagen im März 2022 in Deutschland um 143,8% höher als im Jahr 1996, EU-weit lagen die Energiepreise im März 2022 um 140,5% über den Preisen von 1996, in Frankreich lagen die Preise im März 2022 um122,9% über den Energiepreisen des Jahres 1996. Die Energiewende hat nicht nur die Konsequenz, die Energiepreise explodieren zu lassen, sie führt auch dazu, dass die EZB das Wenige an Einfluss auf die Preisentwicklung, das sie über zinspolitische Maßnahmen überhaupt hat, verloren hat.

Die Zeche zahlen die Bürger.


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