Ostern: Gedanken zum Fest der Erneuerung
Für Christen ist Ostern das Fest der Wiederauferstehung von Jesus Christus nach dem Verrat an ihm und seiner Kreuzigung, durch die die Sünden der Menschen sozuagen annulliert werden und der Tod überwunden wird. Ein neuer Pakt zwischen Gott und den Menschen wird geschlossen insofern Gott in Jesus Christus in die menschliche Geschichte zu deren Gunsten eingreift.
Für viele andere Menschen ist Ostern eine vage (echte oder vermeintliche?) Erinnerung an vorchristliche Zeiten, an ein vorchristliches Fest oder vorchristliche Vorstellungen und Praktiken, in deren Zentrum die Wertschätzung für die Fruchtbarkeit als Grundlage allen Lebens – und Überlebens – steht. Ostern als Fest der Fruchtbarkeit ist ein Fest der biologischen Erneuerung, symbolisiert im Ei, einem Symbol für neues Leben oder gar für den Kosmos schlechthin: das „kosmisches Ei“ oder „Schöpfungsei“ symbolisiert spontane Schöpfung, ganz so, wie sie die Theorie vom „Big Bang“ beschreibt. Für wieder viele andere Menschen ist Ostern eine Reihe von freien Tagen – weniger: Feiertagen –, die eine willkommene Gelegenheit zum Ausruhen, Abschalten, Pause– oder Urlaub–Machen vom Alltag, bieten.
So widersprüchlich diese verschiedenen Bedeutungen von oder Assoziationen mit Ostern auf den ersten Blick erscheinen mögen, sie sind doch alle miteinander verbunden über den Gedanken der Erneuerung. Im trivialsten Fall, dem Verständnis von Ostern als einer Reihe von freien Tagen, ist die Erneuerung eine im Sinn von „die eigenen Batterien wieder aufladen“, also in dem Sinn, dass durch die Pause vom Alltag neue Kraft für die weitere Bewältigung eben des Alltags gesammelt wird. Als Erinnerung an ein Fruchtbarkeitsfest oder vorchristliche Überzeugungen oder Praktiken mit Bezug auf Fruchtbarkeit ist die Erneuerung eine im Sinn biologischer Erneuerung allen Lebens durch die diversen Methoden der Fortpflanzung bei Pflanzen, Tieren und Menschen. Und im christlichen Sinn ist die Erneuerung wie oben bereits angedeutet eine Erneuerung des Paktes zwischen Gott und den Menschen durch den Opfertod von Jesus Christus.
Und damit ist eine Seite der Erneuerung angesprochen, die allen dreien der oben angesprochenen Auffassungen von Ostern inhärent ist, aber gewöhnlich nicht hinreichend gewürdigt wird, nämlich eben dem Opfer als dem „negativen“ Aspekt der Erneuerung, der gleichberechtigt neben dem „positiven“ des Erscheinens von Neuem, Frischem, Unverbrauchtem stehen sollte, weil für alles, was (über-)lebt, etwas anderes leiden oder sterben muss, und für alles, was neu entsteht, bereits Vorhandenes verschwinden muss.
Dieses doppelte Gesicht von Erneuerung ist in der christlichen Bedeutung von Ostern mit dem Opfertod von Jesus Christus sehr deutlich erkennbar; Jesus Christus ist in seinem menschlichen Aspekt zweifellos ein Märtyrer. Er nimmt die Sünden der Menschen auf sich und tilgt sie durch seinen Tod, d.h. er stirbt wegen anderen und für andere Menschen. Aber insofern Jesus Christus (auch) Gottes Sohn ist oder einen Aspekt von Gott selbst darstellt, ist sein Opfertod ein mit irgendetwas anderem unvergleichbarer. Deshalb kann der Opfertod von Jesus Christus nur für sich selbst stehen; er verweist – zumindest nicht direkt – auf die Klasse normaler Menschen oder gar Tiere oder Pflanzen, für die das doppelte Gesicht der Erneuerung ebenfalls zutrifft.
In der Figur des Osterlamms besteht eine Verbindung mit Bezug auf den Opfergedanken zwischen dem Tod von Jesus Christus im christlichen Glauben einerseits und Ostern als biologische Erneuerung andererseits, die ebenfalls ihre Opfer erfordert: die Lämmer, die wir auf den Weiden stehen und aufwachsen sehen, sind gewöhnlich weibliche Lämmer, während männliche Lämmer bereits kurz nach ihrer Geburt den Weg auf die Tische der Menschen finden, als Lammbraten, vielleicht sogar (wie ich persönlich finde: perverserweise) am Ostersonntag. Männlichen Lämmern wird gewöhnlich keine nennenswert erneuernde Funktion zugeschrieben, oder eine Masse von männlichen Lämmern wird als die Ressourcen verknappend angesehen, die für das Aufwachsen von als produktiver angesehenen weiblichen Lämmern benötigt werden.
Und selbst im trivialen Sinn von Ostern als Gelegenheit zur Erholung könnte man sagen, dass Ostern seine „Opfer“ erfordert, wenn die Erholung von Menschen auf den Dienstleistungen anderer Menschen beruht, also manche die Erholung von anderen über die freien Ostertage ermöglichen. Es geht hier nicht darum, zu behaupten, dass Leute, die über die freien Ostertage ein gutes Geschäft mit ihren Dienstleitungen für Erholung-Suchende machen, „eigentlich“ Opfer oder gar Märtyrer seien; es geht hier nur darum, aufzuzuzeigen, dass Erneuerung selbst in ihrer trivialsten Form ein doppeltes Gesicht hat: wo neues Leben entsteht, wird auch gestorben, wo sich erholt wird, wird auch gearbeitet, wo neues gepflanzt werden soll, wird zuerst der Acker umgelegt, werden alte Wurzeln beseitigt.
Wenn Erneuerung also ein doppeltes Gesicht hat, dann gibt es keinen guten Grund, sich nur an Neuem, Unverbrauchtem zu erfreuen und Hoffnung für die Zukunft zu schöpfen, ohne der Opfer zu gedenken und sie zu würdigen, die das Neue ermöglichen bzw. den Weg zum Neuen geebnet haben. Im Christenum erfolgt die Würdigung des Opfers, das Jesus Christus erbracht hat, vor Ostern, u.a. am Karfreitag, und Ostern selbst ist dem „positiven“ Aspekt der Erneuerung gewidmet. Aber es gibt keine entsprechende säkulare Praxis des Gedenkens und der Würdigung ganz und gar menschlicher gesellschaftlicher Opfer und Märtyrer. Die UN, d.h. die Vereinten Nationen, beraumen inzwischen für alle möglichen Gruppen von Menschen einen Internationalen Tag an, der ihnen gewidmet ist, aber das geschieht gewöhnlich im Rahmen bestimmter ideologischer Vorgaben oder offiziellen Erzählungen, so dass es vermutlich gut ist, wenn die UN keinen Tag gesellschaftlicher Opfer und Märtyrer kennt.
Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht einen Tag des Gedenkens und der Würdigung gesellschaftlicher Opfer und Märtyrer haben sollten, der auf unsere eigene Initiative zurückgeht. Solange wir einen solchen Tag nicht haben, könnten wir die Zeit vor und an Ostern dazu nutzen, der gesellschaftlichen Opfer und Märtyrer zu gedenken, auch und vor allem der aktuellen, an deren Schicksal wir durch unser Engagement noch etwas ändern könnten. Gesellschaftliche Opfer oder Märtyrer sind vor allem politische Gefangene und politisch Verfolgte, also Menschen, die nicht für tatsächliche Gewalttaten oder tatsächliche sonstige Straftaten inhaftiert oder verfolgt werden, sondern dafür, was sie denken, was sie sagen, oder dafür, dass sie von Rechten Gebrauch gemacht haben, die ihnen nach dem Gesetz eigentlich garantiert sind.
Zu gesellschaftlichen Opfern gehören aber auch solche, die von ihrer politischen Klasse zu ihrem Schaden getäuscht wurden oder Schaden genommen haben, indem sie etwas unterzogen wurden oder zu tun (mehr oder weniger) gezwungen wurden, das angeblich im Interesse der Gesamtgesellschaft oder irgendeines „Kollektivs“ gewesen sein soll.
Auch Jesus Christus war ein politischer Gefangener und als solcher ein Märtyrer. Jemand, der heute agieren würde, wie er es getan hat (wenn man der Überlieferung Glauben schenken darf), würde sehr wahrscheinlich als „populistischer Führer“ bezeichnet, als „Hass-Redner“ oder jemand, der die derzeitige politische Ordnung, von einigen Personen gerne als „unsere Demokratie“ bezeichnet, gefährde und dementspechend verfolgt und auf allen möglichen Wegen bestraft, vielleicht inhaftiert. Wie das Beispiel von Jesus Christus zeigt, kann das Opfer einer Person, die sagt, was sie denkt, statt sich vorsagen zu lassen, was sie denken und sagen soll, von unschätzbarem Wert für eine Gesellschaft, vielleicht für die gesamte Menschheit, sein. Personen, die das tun und dafür in Kauf nehmen, verfolgt zu werden, sind ein notwendiger Bestandteil jeder Erneuerung; ohne die Opfer, die sie bringen, gibt es keine gesellschaftliche Erneuerung. Wir sollten sie wertschätzen – vor/an Ostern oder am besten jeden Tag.
In diesem Sinn: Frohe – und traurige – Ostern!
Und viel Freude und Besinnung mit „Na Mbennaíochtaí“ von Patrick Cassidy, gesungen auf Gälisch von „the one and only“ Iarla O’Lionáird (wenn Sie seine Musik bzw. seinen Gesang noch nicht kennen, lernen Sie sie/ihn unbedingt kennen!)
Text in der Übersetzung ins Englische:
Blessed are the poor:
In God’s house shall they dwell;
And blessed too the gentle ones:
The land of Heaven is theirs.
Blessed are the sorrowful:
Solace is due unto them;
Blessed are the peaceful:
They are the family of the Living God.
Blessed are the truly hungry
For they are satisfed in God’s house;
And yet too the merciful –
They will receive their own practice.
More blessed even still are they –
The clean and pure of heart;
Delightful it were for them
That they should see God’s face.
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:
Donorbox
Unterstützen Sie ScienceFiles
Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto:
HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Christus Sieger, Christus König, Christus Herr in Ewigkeit! Amen.
Der ewige Tod hat keine Macht. Sie hat nur Macht über jene die dem Fürsten der Finsternis dienen, sie gehören ihm an. Die „Pandemie“ hat Abgründe der Finsternis offenbart, die man 2019 nie für möglich gehalten hätte. @Froehlich gesegnete Ostertage dem sciencefiles-Team und allen Lesern.
Liebe Frau Diefenbach, mir gefällt sehr gut, dass Sie christliche Lehre am Beispiel aufzeigen, die doch an sich leeren Worte der Lehre mit Leben füllen. Das ist auch eine Form der Erneuerung. Ich bin ja mal vor 15 Jahren für ein paar Monate Gemeindeglied gewesen. Die eins oder zwei Predigten, die ich während des sonntäglichen Kirchenbesuches gehört habe, haben mir nichts gesagt, eben weil sie keinen Bezug zur damaligen Realität gehabt haben. Das war auf der anderen Seite aber vielleicht auch gut, sonst hätte ich mir vermutlich anhören müssen, dass es christlich ist, sich der Umsetzung der UNO-Ideologie zu widmen. Wie dem auch sei, es muß ja nicht alle Lehre auf Politik angewandt werden, christliche Lehre lässt sich auch auf den Alltag anwenden, z. B. wenn man ein paar Minuten seiner Zeit opfert, um jemandem anderen zu helfen, jemand, der nach dem Weg fragt, einem alten Mütterchen, das sicher über die Straße will. Die Anwendung christlicher Lehre auf einen realen Gegenstand, gefällt mir auch sehr gut, wenn Geschichten dadurch eine Moral erhalten. Nicht zu verwechseln mit „predigen“ und „moralisch sein“. Ich meine Geschichten wie etwa „Jean de Florette“ und „Manon des sources“, in der eine Wasserquelle, die Wasser für einen Bauernhof liefern würde, durch zwei Bösartige versiegelt wird, was später zu einem Akt der Rache führt, und das gesamte Dorf kein Wasser mehr hat. Da herauskommt, wer ursprünglich verantwortlich für das Versiegen der Quelle ist, und Sühne geleistet wird, und nicht alle Sünder sind, wird das Dorf wieder mit Quellwasser versorgt. Auf heute angewandt: ja, vor allem in den letzten drei Jahren scheint sich (den täglichen Meldungen in den Medien zu entnehmen) Katastrophe an Katastrophe, schlechter Ausblick an schlechten Ausblick zu reihen, aber dann wiederum heißt das doch nicht, dass die Quelle zum Wasser (des Lebens) für alle Zeit versiegelt ist. Frohe Ostern 🙂
„Der Tod des Sokrates und die Kreuzigung Christi gehören zu den
großen Charakterzügen der Menschheit.“ – Arthur Schopenhauer
.
Viele mögen denken, es gebe ein Einlenken der aktuellen Zerstörer
von Gesundheit, Freiheit, Wirschaft, Klima etc.
Das ist ein Irrtum, und zwar einer der schlimmsten.
Noch immer laufen alle PLandemisten frei herum.
Und sie zündeln weiter.
.
Denn: Das Ziel jedes Krieges ist, den Feind wehrlos zu machen.
Genau dies geschieht gegenwärtig.
.
Kürzlich fand ich ein sehr schönes Buch von Francis Jeanson:
„La foi d’un incroyant“, deutsche Übersetzung: „Vom wahren
UNglauben“, Szcesny Verlag München, 1966.
.
Cassandra läßt grüßen!
Ergänzung um nicht mißverstanden zu werden:
Meine ältesten Erinnerungen an die Welt meiner Wahrnehmungen ist bildhaft, farbig, akustisch, geruchlich: Das goldene Licht am späten Nachmittag, die mit Speck glänzend gemachten Farben der Ostereier, das lodernde Osterfeuer, die singenden Vögel, die Gerüche, die Farben der Schmetterlinge und Blumen. Sternen und Gewittern konnte ich lange zusehen.
.
Dann aber kamen sogenannte „Erwachsene“, die sich erfrechten, meine Endrücke in ihrem Sinne auszudeuten und mir das sogar oktroyieren wollten: Der „Logical“-Songtext von Supertramp beschreibt diesen Versuch recht gut. Solche Geschichten machten meine Weltwahrnehmung jedoch nicht farbiger, sondern reduzierten sie und zwar ganz erheblich.
Von „Froher Botschaft“ absolut keine Spur. Es ist wie mit dem gerade aktuellen „bunten Gefasel“ und der Massenpsychose.
.
Diese Köder habe ich nie geschluckt: Die Korrumpierung des Kinderichs und die damit verbundene geistige Abrichtung auf eine graue Konsensrealität schlug fehl !
Vgl. Eric Berne, „Games People Play“, Teil 3, Kap. 18:
https://ia801907.us.archive.org/4/items/games-people-play-the-psycholo-eric-berne/Games%20People%20Play_%20The%20Psycholo%20-%20Eric%20Berne.pdf
„Und fälscht man dir Schokolade und Tee
Und verspricht man dir echten Bohnen-Kaffee
Und du merkst, daß der Kaffee – wie schauderbar! –
Eine bohnen-lose Gemeinheit war“
Quelle. Otto Reutter: „In 50 Jahren ist alles vorbei“
Solange ich nicht weiß, was mir wichtig ist, wissen es andere für mich.
@Erinnerung
„Solange ich nicht weiß, was mir wichtig ist, wissen es andere für mich.“
Ja, ich stimme dem uneingeschränkt zu. Und deshalb muss man selbst Sinn suchen, und viele Dinge können einem etwas sagen ….
@Dr. habil. Heike Diefenbach
Ja, sofern man sein Gehör für die ‚innere Stimme‘ bewahrt hat.
F. Jeanson schreibt am Ende seines oben geannten Buches: „Ich glaube, daß man nur an das glauben soll, was man zu verwirklichen sich entscheidet.“
Das deckt sich mit dem „Nach eurem Glauben wird euch geschehen“ (Mtth.9:29).
‚Glaube‘ ist für mich die gerichtete Erwartung auf Dinge oder Geschehnisse, obwohl sie für unsere Sinne gegenwärtig (noch) nicht wahrnehbar sind (z.B. Erfindungen). Diese Geisteshaltung bestimmt m.E. den Kurs, mit dem sich auch das ganz persönliche Schicksal unmerklich wandelt: Gnothi s’auton.
Ich verbinde mit Ostern die Kindheitserinnerung an Pflichtbesuche in der Kirche mit Schuhen, die drücken und nachher mit leicht faulig riechenden gefärbten Eiern. Mir bleibt Jesus suspekt mit seinem Autoritätsgehabe, er sei Gottes Sohn. Dennoch haben Sie sicher mit allem Recht, Frau Diefenbach, und es steckt in der christlichen Lehre vergleichsweise viel. Ich gebe aber dem Zeitgenossen Seneca unendlich den Vorzug. Immerhin hatte das Christentum den Effekt, Künstler zu inspirieren, z.B. J.S. Bach mit seinen Passionen und Kantaten. Bei diesem Patrick Cassidy im verlinkten Musikvideo kräuseln sich mir die Fußnägel auf links..
@pantau
Nur zur Klärung: Ich stehe seit vielen Jahren dem Theravada-Buddhismus nahe und würde mich nicht als Christin bezeichnen. Ich denke aber, dass man andere Religionen als die, der man selbst am nächsten steht, in der man sich selbst am ehesten wiederfindet, respektieren sollte und außerdem aus ihnen lernen kann, weil sie vermutlich alle jeweils verschiedene (und zum Teil auch dieselben) Aspekte des Mensch-Seins besonders betonen. Das Christentum und Ostern kenne ich eben aus meiner eigenen Kultur und Kindheit, aber was genau einem in welcher Religion/Philosophie besonders anspricht, ist natürlich eine sehr individuelle Angelegenheit und für die meisten von uns wohl auch im Lebensverlauf veränderlich. Jedenfalls verstehe ich meine oben formulierten Gedanken zu Ostern nicht als spezifisch christliche, sondern als allgemein-menschliche, und die Figur von Jesus Christus, unabhängig von seiner historischen Person, finde ich in mancher Hinsicht lehrreich; in ihr sind andere Seiten des Mensch-Seins und andere menschliche Erfahrungen betont als z.B. in der des Buddha ….
Ja, ich finde das Musikvideo auch wunderschön – ich habe ihr Fußnägel-Kräuseln als Gefallen interpretiert 🙂 -, und deshalb habe ich es verlinkt; ich dachte einfach, dass es vielen unserer Leser auch Freude bereiten würde ….
Kaum meinen Post abgesendet habe ich meinen letzten Satz bereut, war überflüssig. Pardon!
Der Göttervater Odin ernährt sich laut Edda ausschließlich von Wein (>Abendmahl). Das ist natürlich ein Kenning und bedeutet, dass Odin sich auschließlich von der Dichtkunst ernährt also durch geistige Nahrung: Geist ernährt Geist. Odins Sohn, Thor, hingegen schlachtet hin und wieder einen seiner Widder (Lammbock). Und wenn er die Knochen nach dem Mahl aneinander reiht, ist der Widder tags darauf quicklebendig (Wiederauferstehung). Von Schuld und Sünde und Kannibalismus (Blut und Leib als Wein und Hostie vom ermordeten Gottessohn fressen…) ist in der nordischen Mythologie wohltuend nichts zu finden. -Verwunderlich ist allemal, dass das Neue Testament als verstümmelte Parodie auf eine Götterwelt so weit um sich greifen konnte. Und wenn die Pfaffen auch das Lamm verwurstet haben, so ist ihnen doch der Hase und das Ei entgangen. Zumal das geöffnete „kosmische Ei“ als Symbol für eine erneute Ordnung wider dem Chaos also wider dem Erzdämonen oder der Urschlange gilt. Einen Frohen O-Stern!
@Heimreisender
Als Nachfahrin von Kelten 🙂 kenne ich mich in der germanischen Götterwelt nicht so gut aus, aber das Motiv des Aneinanderreihens von Knochen, damit das geschlachtete Tier „wiederauferstehen“ kann, kenne ich aus dem sogenannten Bärenkult der schamanistischen Traditionen in Sibirien. Möglicherweise hat das mit einer Art Schuldgefühl zu tun, das sich wiederum aus der – mehr oder weniger bewussten – Kenntnis von der Nähe als Lebenden zu allem Lebenden samt des „Doppelgesichtes“ dieser Nähe speist; wenn das so ist, dann hat das auch mit „Schuld und Sühne“ zu tun. Ich finde es deshalb falsch, diese Begriffe so eng mit dem Christentum zu verbinden. Auch Nicht-Christen können Schuld empfinden, und manchmal denke ich, dass der Klima-Kult diesen Aspekt der „Schuld“ des Menschen als ressourcenverbrauchender Organismus zumindest mitinvolviert, wenn auch m.E. auf völlig unproduktive, sogar sich selbst und andere schädigende Weise.
Jedenfalls scheint mir bei all dem – Edda, dem Christentum, dem Klimakult, ein allgemein-menschliches Motiv zugrundezuliegen ….