Speisekarten-Angst: Der Blödsinn nimmt kein Ende
Ist eigentlich schon Saure-Gurken-Zeit?
Oder ist das der ganz normale tägliche Blödsinn:
Focus berichtet heute von Speisekarten-Angst
Der Beitrag von Focus, der im Wesentlichen die Übersetzung eines entsprechenden Beitrags in der New York Post ist, bezieht sich wie alle anderen Berichte zu diesem Thema, ob in der Daily Mail oder im Telegraph auf eine Studie, die Prezzo, eine Restaurant-Kette im UK, die italienische Speisen anbietet, in Auftrag gegeben haben soll. 2000 Briten wurden angeblich online befragt. Indes: Die Studie an sich ist nicht zu finden, doch weisen die weitgehend identischen Beiträge in angelsächsischen Medien zumindest auf eine gemeinsame Quelle hin. Demnach haben jüngere Menschen, Generation Z oder Millenials (von 18 bis 34/43 Jahre je nach Gusto) Angst vor Speisekarten, wenn man den Beitrag im Focus ernst nehmen will.
In den englischen Texten ist von “menu anxiety” die Rede, was letztlich in der wörtlichen Übersetzung als Speisekarten-Angst wiedergegeben werden kann, tatsächlich aber über die Speisekarte hinausweist, denn “menu anxiety” zeichnet sich dadurch aus, dass
- man andere die Bestellung übernehmen lässt,
- Angst vor zu hohen Kosten hat,
- Angst hat, Zutaten oder die Namen von Gerichten nicht zu verstehen.
- sich mit einer ZU GROSSEN Auswahl konfrontiert sieht,
- zur Vermeidung von Überraschungen das bestellt, was Gerichten, die man in sozialen Netzwerken gesehen hat, am nächsten kommt,
- dennoch in vielen Fällen bereut, was man bestellt hat;
Und diese Ängste sind unter jüngeren Menschen, wenn man denn Millenials noch dazu rechnen will, deutlich häufiger aufzufinden als unter Baby Boomern oder noch älteren Leuten.
Ja.
Und?
Was ist daran die Nachricht?
Macht sich da jemand einen Spaß?
Veralbert seine Leser?
Gibt es die Studie überhaupt?
Wir haben sie nicht gefunden.
Gefunden haben wir die offenkundige Vorgängerstudie, die OnePoll in den USA durchgeführt hat:
“OnePoll conducted an online study on behalf of Avocado Green, the Certified B Corporation mattress and furniture brand.
The survey of 2,000 adults explored the attitudes towards ordering food from a restaurant, revealing three in 10 Americans experience “menu anxiety”.
Looking at generational differences, the results showed that younger respondents were far more likely to have anxiety while ordering — 41% of Gen Z and millennials (aged 18–43), compared with only 15% of Gen X and baby boomers (aged 44–77). Checking out the menu online in advance is another thing younger Americans make a habit of, with a quarter of those aged 18–43 “always” doing this, compared to 15% of those aged 44–77.”
Matrazenhersteller interessieren sich für “Menu Anxiety”.
Und natürlich wird so etwas ernst genommen: Der Psychiatrist zitiert Amit Kumar, Assistant Professor für Marketing and Psychology an der University of Texas in Austin gleich mit einer Erklärung dafür, dass Angehörige der Generation Z und Millenials häufiger als Ältere Angst im Restaurant haben: Es sei eine ins Gegenteil gewendete Vorfreude. Normalerweise freue man sich auf besondere Ereignisse oder auf Abweichungen von normalen Tagesabläufen. Bei den Millenials und Generation Z Angehörigen mit Angst vor Speisekarten und Bestellungen schlage diese Vorfreude in Angst um. Eine andere Erklärung verweist auf einen “Reiz-Overload”, der von zu viel Angebot auf der Speisekarte ausgeht, wobei unklar ist, was “zu viel Angebot” ist. Und weil das noch nicht reicht, wird eine Art Tipping Point geltend gemacht, DAS Speiseangebot, das zuviel war, das das Angst-Fass zum Überlaufen gebracht hat.
LifeHacker ist auf der Suche nach Erklärungen für “Menu Anxiety” bei “licensed mental health counselor Natasha D’Arcangelo” gelandet” und D’Arcangelo hat die ultimative Erklärung:
“I would imagine that people who are already experiencing anxiety would be more prone to experiencing menu anxiety.”
Kurz: Wer schon Angst – vor was auch immer – hat, hat auch eher Angst vor Speisekarten.
Bestechend, diese Argumentation.
Dessen ungeachtet ist man bei Green Queen der Ansicht, dass die größere Angst vor Bestellung/Speisekarte bei Generation Z und Millenials auf deren größere Sorge um die Umwelt zurückzuführen ist, denn 20% der von OnePoll Befragten haben angebeben, das Umweltschutz ein Kriterium bei der Bestellung sei, deutlich überlagert von Geschmack (71%) und Kosten (57%). Es sucht sich eben jeder aus, was er gerade mit seiner Ideologie vereinbaren kann. Insofern können wir diesen Bullshit in eine Reihe mit dem letzten Beitrag stellen, der ebenfalls das Thema, wie man die eigene Ideologie befriedigt, zum Gegenstand hatte.
Indes, es ist schon erstaunlich, dass offenkundige Entwicklungsdefizite, die letztlich Angst vor anderen Menschen beschreiben, bei all den Erklärungen für die neugefundene Angst vor Speisekarten nicht erwähnt werden. Und damit haben wir diesen Mist lange genug ernst genommen und mit ihm die Tendenz, eigene Defizite anderen anzulasten, die die Frechheit besitzen, zu viele Speisen auf ihren Karten anzubieten, Bedienungen mit der Erwartung menschlicher Ansprache an Tische zu schicken und Begriffe zur Bezeichnung von Speisen und Zutaten zu verwenden, die die Defizitären aus den beiden Generationen, in denen sich wohl selbsterklärte Loser sammeln, nicht verstehen. Statt diesen Irren in den Hintern zu treten, damit sie ihre Entwicklungsdefizite nachholen, wird ihnen eine “Anxiety”, eine Angst attestiert, ihre Defizite werden damit legitimiert und einmal mehr werden Normalitäten durch A-Normalitäten ersetzt. Da niemand auch nur einen Entwicklungsanspruch an solche Leute zu stellen scheint, wird sich daran auf absehbare Zeit nichts ändern.
Aber genug davon.
Wir wollen ja nicht, dass Leser eine Wort-Angst entwickeln, angesichts der vielen Worte, die hier versammelt sind. Obschon es natürlich spannend ist, dass Generation Zs und Millenials keine Supermarkt-Angst oder spezifischer: Gemüse und Obst-Angst ob der vielen verschiedenen Sorten haben, oder eine Phone-Angst angesichts der Notwendigkeit, zuweilen mit dem Ding zu sprechen. Aber am meisten wundert uns, dass die Erfinder neuer Mode-Ängste keine Angst davor haben, stets mit “neuem” Bullshit anzukommen und sich damit lächerlich zu machen.
Ist letztlich alles eine Frage des Selbstrespekts, und die Selbstrespekt-Angst ist vermutlich am weitesten von allen Ängsten verbreitet, unter diesen Leuten.
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Michael Klein
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Hiermit bestätige ich, dass ich weder lesen noch schreiben kann.
Daher ist es für mich selbstverständlich, dass ich mir stets bei jedem Restaurantbesuch eine Hörkarte vorlegen lasse um mein Essen bestellen zu können.
Carpe diem.
Wo kommen eigentlich die ganzen Verhaltensgestörten her? Kann es sein das was im Wasser ist? Oder Chemtrails, eventuell?
Tja, wenn das Gehirn linksversifft ist und einem Realitäts-WUMS begegnet, dann kann schon mal die eine oder andere Synapse zu flattern beginnen.
Diagnose : ICD-11 > Fehler im System.
Therapie : Reset mit 360 V
“smart”phone => macht: dumm, hässlich, ängstlich (fomo) und unselbstständig… 😉
Ausserdem enthält Tofu östrogenähnliche Verbindungen, die schawul machen! hihi
Ich nehem immer unten rechts!
Also das mit dem höchsten Euro-Betrag. (wenn ich eingeladen bin).
Und dann noch ein, zwei, drei Getränke. Total angstfrei.
Wer liest eigentlich noch den Focus?
(aus deren alter Werbung von vor 1000 Jahren: Fakten Fakten Fakten – und immer an den Leser denken”).
Ich befürchte, bei solchen Schrottartikeln im Focus denkt niemand mehr in der Redaktion.
Zeitungs-Medienlandschaft-2023: Schrott-KI holt Schrottartikel aus dem Schrottnetz und bastelt sinnfreie Fotos dabei. Halt wie Snap oder Tiktok. Nur halt mit Redaktion.
Zum Glück gibt es Alternativen wie sciencefiles. Danke!!
In den 50ern zeigte die Witzeseite einer “abz” das gezeichete Bild,
worin der Wirt dem Gast das Bestellte auf dem Tablett servierte:
Einen Schuh, eine Zahnbürste und eine Zange. Thema war damals die
mangelnde Fremdsprachenkenntnis.
Die Angst ist durchaus nachvollziebar, wenn man z.B. einfach abliest,
und der Sinn der Rede dunkel ist:
Wasn Schrott. Die sind einfach noch zuwenig mit anderen Leuten zusammen essen gegangen, so daß ihnen die Abwägungen vertraut wären (nicht das Teuerste, wenn man eingeladen ist; Fremdsprachen muß man halt lernen; wenn man ein paar Mal verschiedene Küchen probiert hat, kennt man mit der Zeit die Gerichte und Zutaten).
Sitze beim Thailänder, am Nebentisch fragt einer den Kellner, ‘wie spricht man das aus?’ und zeigt auf ein Gericht auf der Karte. Der Kellner schaut ihn ungläubig an und antwortet: ‘Zweiundfumpzig’.
Müßte man halt nachhaken: “Nein, nicht das (Zahl) – sondern das (Schrift)!”.
Aber die Jugend kennt wohl ohnehin nur noch die verarmten Burgerbuden – bin heute wiedermal erschrocken über den umgebauten Edeka, inzwischen fast nur noch Selbstscankassen und statt vielfältigem Angebot nur noch ein Riesenregal mit 100 Sorten Ketchup. Die Gastronomie war auch schonmal besser und vielfältiger.
Bullshit-Bingo für die Massen – mehr fällt mir zu so einem Käse nicht ein…
Mein jüngster Sohn, jetzt Mitte 20, gehört(e) in diese Kategorie. Meistens studierte er noch immer die Speisekarte, wenn alle anderen schon bestellt hatten. Es war eine Art Angst, das Falsche zu wählen. Da kommen m.E. Unerfahrenheit und falsche Prioritäten zusammen, was dann in mangelnder Entscheidungsfreude mündet.
Ich bin zuversichtlich, dass sich das legt, zumindest was Speiskarten angeht. Da ist es aber leicht erkennbar.
Bei großen Entscheidungen ist es ja sinnvoll, genauer abzuwägen; bei derart kleinen Entscheidungen natürlich nicht. Wer dem Spruch “ist ja nur ein Pieks” so mir nichts dir nichts folgte, hat bei einer großen Entscheidung versagt.
Unerfahrenheit und falsche Prioritäten
Das, und mangelnde soziale Erfahrung (daß es sich nicht gehört, daß man, wenn man zusammen mit anderen ißt, ewig herumtrödelt).
Lösung des Problems: Einfach ein anderes Restaurant wählen. Je größer die Auswahl auf der Speisekarte, um so schlechter nämlich das Essen
Das ist nicht ganz falsch.
Die mit Tages- oder Wochenkarte sind meist besser.
Speisekartenangst? Soo schlimm kann’s in der BRD noch nicht sein, wenn wir solche Sorgen haben: Ansonsten China-Mann Buffet all you can eat! Schaufel Dir das auf den Teller, was Du magst. Fertig!
Buffet ist Massenabfertigung, bei der man keine Interaktion lernt, wie sie mit einem Kellner, bei dem man danach fragen kann, was sie gerade da haben, möglich ist.
Noch ne Verschwörungstheorie: Lieferando lässt seit Wochen massiv, und zwar wirklich massiv, auf YT und anderen Social Media Kanälen werben. Einen YT Film ohne nicht mindestens fünf Lieferando-Unterbrechungen sehen zu müssen, gibt es praktisch nicht.
So, und wer würde denn von so einer Speisekartenangst profitieren?
Wo es dort doch nur scheinbar viel gibt, im Ergebnis immer nur Burger, Sushi, Pasta, Pizza, Döner, ein paar Asia-Basics. Schön auf Deutsch, mit Bildern, man kann im warmen Zuhause aussuchen. Für Menschen mit psychischen Ernährungsstörungen, im Volksmund Veganer genannt, gibt es extra Filter.
Genau das richtige für die infantilisierten soziophoben Snowflakes von heute.
Ängste sind wohl das neueste Persönlichkeitsmerkmal von psycho-Trendsettern, so ne Art Sensibilitätsindikator. Wie die Damenwelt von anno tobak, die sich mit Ohnmachten interessant zu machen suchte als das empfindsame Geschlecht. So könnte man es vllt einordnen. Jetzt hat man offenbar zu solchen Persönlichkeitssimulanten die dazu passenden Wissenschaftler, die das ganze mit Fachtermini würdigen. Ohne solche Akteure gäbs auch keinen wokismus.
….. dass Generation Zs und Millenials …
Ich folge, also bin ich.
Der Beruf des Betreuers wird boomen.
Das einzige, wovor ich Angst habe, ist evtl., dass da komische Hinweise auf Corona drinstehen oder seltsame vegane oder Fleischgerichte, weil meine Geduld da an Grenzen stößt. Vegan ist ungesund und bei Fleisch tun mir die Tiere Leid, aber ich reiße mich dann eigentlich zusammen und lasse anderen ihre Meinung…?