Sind Frauen die besseren Autofahrer?
Interessanter Weise ist die Frage, ob Männer oder Frauen die besseren Autofahrer sind, eine Frage, die nicht nur die Gemüter zu erhitzen scheint, sondern eine Frage, auf die eine bzw. mehrere Antworten periodisch wiederkehrend durch die Medien geistern. Die Folge X dieses Evergreens wurde gerade durch eine Befragung eingeleitet, die im Auftrag der AXA unter dem Label “AXA Verkehrssicherheits-Report 2012” durchgeführt wurde, wobei “gerade” zu relativieren ist, denn die Pressemitteilung unter der Überschrift “Frauen fahren besser Auto” stammt vom 13. Juni 2013, während die telefonische Befragung zwischen dem 4. und 15. Juli 2012 durchgeführt wurde. Den 1.102, davon 541 männliche und 561 weibliche Befragten wurden eine ganze Reihe von Fragen zur “Verkehrssicherheit” gestellt, darunter Fragen zu Maßnahmen zur Unfallvorbeugung, zum Verhalten deutscher Autofahrer, zum Strafmaß in der Straßenverkehrsordnung und vielem mehr, in die Öffentlichkeit hat es indes lediglich die Einschätzung der 1.102 Deutschen darüber, wer denn nun besser Auto fährt, Frauen oder Männer, geschafft (Fragetext: Wer sind Ihrer Meinung nach die besseren Fahrer: Männer oder Frauen?).
24% der Befragten sind der Ansicht, Männer seien die besseren Fahrer, 38% der Befragten sind der Ansicht, Frauen seien die besseren Fahrer und 35 Prozent sehen keinen Unterschied. Dieses unscheinbare Ergebnis dazu, was 1.102 im Auftrag der AXA Befragte meinen, ist, was Medienschaffende zu interessieren scheint.
Bereits die Pressemitteilung titelt: “Umfrage: Frauen fahren besser Auto”. Die WELT titelt unter “Verkehrssicherheit” “Die Jungspunde mögen noch scherzen, die älteren Autofahrer haben es längst erkannt: Frauen sind die besseren Autofahrer. Das haben sie in einer Umfrage jetzt auch zugegeben”. Und der Focus schreibt in einem Beitrag, der mit der Meldung in der WELT fast identisch ist: “Frauen fahren besser Auto als Männer – glauben Männer”.
Es ist schon erstaunlich, wie leicht es Meinungen über die Realität gelingt, die Realität zu verdrängen und sich selbst an ihre Stelle zu setzen, wenn sie als “Umfrage” daherkommen. Um es noch einmal zu betonen: Gefragt wurden 1.102 Deutsche wer nach ihrer Meinung besser Auto fährt. Damit ist keinerlei Aussage darüber gemacht, wer tatsächlich besser Auto fährt. Vielmehr ist unter Einstellungsforschern hinlänglich bekannt, dass Fragen nach Meinungen vom eigenen Verhalten und von den sozialen Normen, die den Befragten umgeben, beeinflusst werden. Entsprechend spielen Stereotype bei diesen Meinungen eine große Rolle, Stereotype wie sie aus den selben Medien, die nunmehr die Frage danach, wer besser Auto fährt, beantwortet haben wollen, täglich verbreitet werden, Stereotype von vorsichtigen und sorgenden Frauen und draufgängerischen und egoistischen Männern. Was misst vor einem solchen kulturellen Hintergrund wohl eine Frage wie die oben zitierte?
Die Befragung, die von Welt und Focus zitiert wird, hat also überhaupt nichts mit der Frage zu tun, wer besser Auto fährt, sondern damit, was wer glaubt, wer besser Auto fährt. Das hat man beim Focus scheinbar auch erkannt und behauptet, Männer würden glauben, dass Frauen besser Auto fahren. Wie ein Blick in die Befragungsergebnisse (Seite 21) zeigt, ist dies schlicht falsch, denn 31% der Männer glauben, dass Männer die besseren Fahrer sind, während 24% der Männer der Ansicht sind, Frauen wären die besseren Autofahrer. Dagegen sind 17% der Frauen der Ansicht, Männer wären die besseren Autofahrer und 52% sind der Ansicht, Frauen seien die besseren Autofahrer. Diese geschlechtshomogenen Antworten deuten einmal mehr darauf hin, dass das öffentliche Klima von einer Dichotomie durchzogen ist, die männliche Eigenschaften negativ und weibliche Eigenschaften positiv bewertet.
Die WELT insinuiert im oben zitierten Abschnitt (der sich wortgleich im Focus wiederfindet), dass ältere Autofahrer längst erkannt hätten, dass Frauen die besseren Autofahrer seien, was notwendig voraussetzt, dass es eine feststehende Erkenntnis dahingehend gibt, dass Frauen die besseren Fahrer sind (und nebenbei hätte man Längsschnittdaten benötigt, um einen Erkenntnisprozess zu modellieren). Wenn dies aber so wäre, dann hätte es der AXA-Befragung nicht bedürft und die WELT hätte sich ihren Beitrag sparen können (was vielleicht auch besser gewesen wäre). Tatsächlich sinkt mit dem Alter der Befragten der Anteil derjenigen, die der Ansicht sind, Männer seien die besseren Fahrer, und zwar von 43% bei den 18- bis 24-jährigen auf 14% bei über 65-jährigen. Da mit einem steigenden Alter der Befragten in Umfragen unweigerlich ein steigender Anteil weiblicher Befragter einhergeht, weil es mehr weibliche als männliche Alte gibt, ist dieses Ergebnis kaum überraschend. Vielmehr bestätigt es abermals den oben vermuteten kulturellen Bias in den Daten. In keinem Fall, es sei abermals betont, sagt die Meinung von über 65-jähringen darüber, ob Männer oder Frauen die besseren Autofahrer sind, etwas darüber aus, wer tatsächlich der bessere Autofahrer ist.
Dies wirft die Frage auf, anhand welcher Kriterien man überhaupt bestimmen kann, ob Männer oder Frauen die besseren Autofahrer sind. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass die Frage, ob Männer oder Frauen die besseren Autofahrer sind, eine Frage ist, die interessant ist, obwohl ich daran erhebliche Zweifel habe. Aber gut, wie operationalisiert man “guter Autofahrer”?
Eine ganze Reihe von Variablen kommt einem in den Sinn:
- unfallfreies Fahren,
- umsichtiges, andere nicht gefährdendes Fahren,
- zügiges, andere nicht hinderndes und nervendes Fahren,
Für die genannten drei Kriterien des guten Fahrens (es gibt sicher noch mehr, aber belassen wir es dabei), ist Fahr-Erfahrung eine Variable, die sich positiv auf alle drei Kriterien auswirkt. Entsprechend müsste man in die Bestimmung des guten Fahrers auch seine Fahr-Erfahrung einrechnen, seine Kilometerleistung pro Jahr. Zudem ist ein guter Fahrer in der Lage, nicht nur mit dem Peugeot 106, sondern auch mit einem Mercedes Sprinter oder vielleicht mit einem 7.5 Tonnen LKW sicher zu fahren. Zur Fahrmenge kommt somit die Art des Fahrzeugs, um zu bestimmen, ob ein Fahrer ein guter Fahrer ist.
All diese Determinanten des “guten Fahrers” misst die Frage, die in der Befragung der AXA gestellt wurde, nicht. Sie misst statt dessen, die Meinung der Befragten und um sich zu vergegenwärtigen wie unsinnig dieses Verfahren ist, wie ungeeignet es ist, um den “guten Fahrer” zu bestimmen, muss man sich nur die Antwort vergegenwärtigen, die die Fahrerin des Kleinwagens, die es auf der Autobahn nie über die mittlere Spur hinaus schafft und dieselbe für die gesamte Autobahnfahrt blockiert, gibt, die sieht, dass sie ständig von männlichen “Rasern” überholt wird, obwohl sie bereits mit 100 am Limit dessen fährt, was sie für vertretbar hält. Man muss fragen, welche Antwort der Papa gibt, der immer gerne einen Peugeot 206 RC gefahren wäre, aber aufgrund familialer Verprlichtungen es nie über den Opel Astra hinausgeschafft hat, er, der aus Sorge um den Nachwuchs die 80 Kilometer Marke auf Landstraßen nicht überschreitet und ständig von rasenden Einzelfahrern überholt wird, zuweilen sogar von einem LKW, dessen Fahrer es einfach nicht mehr ausgehalten hat?
Man stelle sich die Frage danach, was die Frage “Wer sind Ihrer Meinung nach die besseren Fahrer: Frauen oder Männer?” misst, vor dem Hintergrund eines gesellschaftlichen Klimas, das Arne Hoffmann bereits vor Jahrzehnten zu dem Buchtitel “Sind Frauen die besseren Menschen” veranlasst hat und vor diesem Hintergrund kann man dann eigentlich nur erstaunt sein, erstaunt darüber, dass “nur” 38% der Befragten der Ansicht sind, Frauen seien die besseren Autofahrer.
Dass Befragungen immer häufiger von Personen durchgeführt werden, die von Methoden empirischer Sozialforschung nicht viel bzw. keine Ahnung haben, daran haben wir uns bei ScienceFiles mittlerweile leider gewöhnen müssen. Dass nunmehr auch “Spezialisten” am Werk sind, die den Unterschied zwischen einer Meinung und einem Faktum nicht mehr kennen oder nicht mehr kennen wollen, ist für uns jedoch eine neue Qualität oder ein weiterer Schritt auf dem Weg in den konstruktivistischen Wahnsinn.
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Als ehemaliger Berufskraftfahrer möchte ich verallgemeinernd behaupten: Frauen verursachen Unfälle, Männer führen sie aus. Die Polizei kann natürlich nur das Ergebnis bewerten.
Kriterium für gutes Fahren ist aber, wie erwähnt wurde, nicht nur unfallfreies Fahren. So müssen Fahrer von Anhängerzügen in der Lage sein, den Anhänger rückwärtsfahrend an ein Tor zu schieben, und zwar um Zentimeter genau, und dies im Nahverkehr oft mehrmals täglich. Gelegentlich mußte ich mit dem Anhänger rückwärtsfahrend auch mehre hundert Meter weit enge, kurvige Grundstückswege passieren.
Es gibt Lkw-Fahrer, die wegen dieser Anforderungen keine Anhängerzüge fahren können. Mit Sattelzügen ist es etwas einfacher. Frauen, welche gut rangieren können, habe ich keine gesehen, aber es mag sie vereinzelt geben.
Da Männer mehr fahren, größere Autos fahren (LKWs) und auch mehr beruflich fahren (= schneller vorankommen müssen) bauen sie auch mehr Unfälle und auch schwerere Unfälle, was aber ein statistischer No-Brainer ist.
Frauen hingegen sind AN SICH die schlechteren Fahrerinnen…
a) und bauen deshalb mehr Unfälle PRO GEFAHRENEM KILOMETER
und
b) MULTIPLIZIEREN ihre Minderfähigkeit, so dass Frauen-Frauen-Unfälle disproportional höher vorkommen als Männer-Männer-Unfälle:
Im Klartext: Frauen sind teilweise 3x schlechter als man es der Wahrscheinlichkeit nach erwarten müsste.
Das heißt, Frauen fahren derart schlecht, dass selbst bei Unfällen, die Männer verschuldet haben, man eine weibliche Komponente (mitbeteiligte weibliche Verkehrsteilnehmer) nicht übersehen darf.
Zitat aus:
http://www.zeit.de/auto/2012-11/autoversicherung-unisex
> … aus Sicht von Versicherungsmathematikern sind Männer und Frauen nämlich äußerst unterschiedliche Wesen. Wer sich davon ein Bild machen wollte,
> musste bisher nur mal bei einem Kfz-Versicherer anrufen. Dort mussten männliche Autofahrer mit einer kleinen, aber feinen Ungerechtigkeit
> leben: Beim Abschluss einer Kfz-Versicherung wurden Frauen finanziell bevorteilt. Der Grund: Sie bauen weniger Unfälle.
“Bauen” Frauen tatsächlich weniger Unfälle? Oder sind die Daten nur falsch eingesammelt worden?
Im übrigen ist das seit Ende 2012 vorbei. Seitdem gelten Unisex-tarife.
Zitat aus:
http://www.autoversicherung-online.info/KFZ-Versicherung/Autoversicherung-fuer-Frauen
> Wenn eine Frau beim Einparken etwas länger braucht oder auf der Autobahn das Gaspedal nicht bis zum Bodenblech durchdrückt, sind Sprüche wie
> „Frau am Steuer, Ungeheuer“ oder „Frau am Steuer, das wird teuer“ nicht weit. Dass genau das Gegenteil der Fall ist und Frauen weit weniger Kosten
> verursachen, weil sie sicherer und besonnener fahren, beweisen seit Jahren die Statistiken, unter anderem von der Prüforganisation Dekra.
Auch hier wieder das gleiche Spiel. Diesmal kommen Daten der Dekra zum Zuge.
Wenn Frauen besser fahren würden, dann hätte doch eine Autoversicherung nur für Frauen (eventuell mit entsprechenden Rabatten) einen durchschlagenden Erfolg.
Quasi könnte dieser Versicherer der Konkurrenz ein Schnippchen schlagen. Die Männer, die ja mehr Schäden verursachen, verbleiben bei der konkurrierenden Versicherung, die Frauen wirbt man ab.
Sieg auf der ganzen Linie. Wirklich? Jedenfalls dachte sich ein Unternehmen sowas in der Art, und das Ergebnis:
Zitat aus:
http://www.ineas.de/de/versicherung/
> 1. Insolvenzverfahren von Ineas
Sowie Zitat aus:
http://www.ladycaronline.de/de/home/
> 1. Ineas: Insolvenzverfahren
Und nun die Frage. Wieso, wenn Frauen besser Auto fahren, musste ein Kfz-Versicherer (nur für Frauen) Insolvenz anmelden?
@AskSnowden was mich an der Seite auch stört ist, dass nicht gesagt wird, ob die Daten Rohdaten oder bereinigte Daten sind.
Wenn nämlich nur 20% der Autofahrer weiblich sind, jedoch 33% der Unfälle verursachen, dann würden nämlich die Frauen mehr Unfälle verursachen.
Allerdings kann es schon sein, dass die Frauen weniger Unfälle verursachen. Sie fahren ja auch erheblich defensiver. Dafür sehen (fast) alle Frauenautos verbeult aus 😉
Auch muss man berücksichtigen, dass Frauen einen “natürlichen” Bonus haben, wenn man Unfall bilateral – also ohne Polizei und Versicherung – geklärt wird.
Dies müsste ebenfalls ermittelt und verrechnet werden.
Eine kurze Recherche ergibt: Männer fahren dreimal soviele Kilometer wie Frauen, verursachen aber nur knapp doppelt soviele Unfälle. Darüberhinaus gibt es mehr autofahrende Männer in den unfallträchtigeren Altersgruppen der Jugendlichen und der Rentner. Führen Frauen ähnlich risikofreudig wie Männer, wäre ihre Unfallquote pro Kilometer vermutlich noch höher.
Berufsbedingt sind Männer zudem beim Fahren öfter unter Zeitdruck.
Schlussendlich ist die Unfallquote auch nur ein Kriterium zur Bewertung der Fahrtüchtigkeit.
Im Rennsport, wo nicht nach Geschlecht getrennt wird, ist die Sache mehr als eindeutig.
Das ist doch mal ne Aussage. Danke.
Besseres fahren wird ja üblicherweise nur über die Unfallhäufigkeit definiert.
Soundso viele Unfälle, davon soundso viel Prozent von Männern verursacht.
Dabei geht man stillschweigend davon aus, dass etwa gleich viele Männer und Frauen am
Steuer sitzen.
Aber ist das tatsächlich so? Allein die ganzen LKW´s werden doch fast ausschliesslich von Männern gefahren. Wenn Paare unterwegs sind, ist meist der Mann am Steuer, die Frau auf dem Beifahrerssitz..
Wenn mehr Männer fahren als Frauen, ist es nicht verwunderlich wenn sie in mehr Unfälle verwickelt sind.
In eine vernünftige Berechnung müsste also auch der TATSÄCHLICHE prozentuale Anteil von Frauen und Männern am Steuer mit einfließen.
Genau passend zum obigen Artikel erschien jetzt ein “Spiegel”-Bericht über eine Falschparkende Studentin, die einen männlichen Kommilitonen durch ihre Fahr-Untüchtigkeit, gepaart mit Anspruchsdenken, zum Helden machte.
Kurz zusammengefaßt: Eine Frau parkte ihren Wagen auf zwei Parkplätzen gleichzeitig – sogar absichtlich, wie sie selber erklärte. Nämlich, damit keiner auf die bekloppte Idee kommt sich so dort hinzustellen. Damit unterschätzte sie aber die Fahrkünste eines Kommilitonen, der sich zentimetergenau in die Lücke schob und seinen Wagen durch die Heckklappe verließ. Als die Frau zurückkam, hatte sie das “Problem”, das sie auf Andere umlegen wollte, nun gesteigert für sich selber – und wurde frech. Dreist und anspruchsvoll, wie Frauen feminismusbedingt heute oft schon sind, beschwerte sie sich via Facebook und bekam Antworten wie diese:
“Bei Leuten wie Natalie fühl ich mich eindeutig überqualifiziert für diese Uni.”
Schön, daß das einmal gesagt werden durfte.
Immer wieder dieses Thema, jeder Mensch ist ein anderer Autofahrer, egal ob Mann oder Frau.
Nein, nicht egal ob Mann oder Frau. Dieses “egal” kommt immer nur, wenn ein Ergebnis zum Nachteil der Weiber ausfällt. Fällt es zu ihrem Vorteil aus, dann steigt die Geschlechter-Sensibilität sprunghaft an.
Die “Meinungsforschung” zu Dingen, die sich auch faktenbasiert erheben lässt, wird zunehmen.
Die Berichterstattung über “Frauen sind die besseren Autofahrer” habe ich seit Jahren nicht gehört, da schon damals (in den späten 90ern?) jemand auf die gute Idee war, das pro gefahrenem Kilometer auszurechnen, da es ansonsten keinen Sinn macht, und das ergibt, wie Frauenhaus ja schon zitiert, ein ganz anderes Bild. Natürlich bekommt man in Genderdeutschland nicht (http://bit.ly/14I8Vsp), aber man kann das ja selbst nachrechnen. Was mich bei der Lektüre der von mir verlinkten pdf verwunderte, war eine neue Erkenntnis, die niemanden zu kümmern scheint: für jede Frau, die im Straßenverkehr stirbt, sterben 265% Männer (zugegeben: das sind nur 165% mehr).
Aber wie man sieht, hat die Genderforschung auch dafür eine Lösung: Man ignoriert einfach Fakten. Und den Teil des eigenen Untersuchungsergebnisses, der einem nicht passt – wenn ich den von Herrn Klein kritisierten Bericht noch richtig im Kopf habe (das war gestern Nacht), finden doch nur Frauen, dass Frauen besser Autofahren als Männer, oder?
Man kann sich aber schonmal auf die erste Studie zum Thema Gender Pay Gap mit dieser Methodik vorbereiten – mit den widerlichen Zahlen wird man ja immer nur kritisiert als arme Genderforscherin: Fragen wir die Leute einfach, ob sie denken, dass sie weniger verdienen. Am besten mit folgender Fragestellung:
“In Deutschland verdienen Frauen 22% weniger als Männer. Bitte beantworten Sie folgende Frage: Finden Sie, dass Sie als Frau weniger verdienen als Männer?”
Wer labert, sollte Soziologie werden. Nein, im Ernst: Vollführe eine Studie die im naturwissenschaftlichen Sinne als aussagekräftig erscheinen kann und werde berühmt. Und du wirst es. Denn nicht alles ist so einfach wie Kern- und Teilchenphysik.
Das kann ich so nicht stehen lassen, auch wenn es witzig gemeint ist. Die Tatsache, dass es immer mehr Hanseln gibt, die denken, empirische Sozialforschung sei einfach und man gehe einfach ins Feld und frage drauflos ändert nichts daran, dass sich Generationen von Soziologen bemüht haben, einen validen und reliablen Korpus der empirischen Sozialforschung zu erstellen und eine große Zahl guter und erkenntnisreicher Studien entstanden ist, ein Korpus, von dem Soziologen, also richtige Soziologen, heute noch zehren. Dass das Fach von Labertüten und möchtegern-Befragern überschwemmt worden ist, die dabei sind, den guten Namen, den die empirische deutsche Soziologie einmal hatte (Opp, Esser, Nauck) zu verspielen, ist nicht die Schuld der Soziologie. Entsprechend wäre hier eine differenzierte Betrachtung angebracht, es kommt ja auch niemand auf die Idee, die Verkäufer von Krötentrunk auf dem Jahrmarkt zum Anlass zu nehmen, die gesamte Naturwissenschaft in Misskredit zu bringen.