Mehrheit für Rot-Rot-Grün? Die alltägliche Propaganda

Korruption wird zur innovativen Verwendung von Steuergeldern, Lügen werden zu strategischen Aussagen, Zwang wird zum leichten Anschubsen, in der schönen neuen Welt des Neo-Faschismus, ist es an der Tagesordnung, die Realität anders darzustellen als sie nun einmal ist.

Eine zentrale Rolle im Versuch, Menschen ein X für ein U vorzumachen, spielen die angeblichen Qualitätsmedien, eine weitere Variante des beschriebenen Musters, denn die meisten angeblichen Qualitätsmedien sind nichts anderes als Propagandaschleudern.

Wenn in der ZEIT und in der Welt, die angeblich unterschiedliche politische Profile haben, derselbe Text der dpa in weitgehend identischer Weise übernommen wird und wenn dieser Text sich abermals dadurch auszeichnet, dass er ein Baustein in der großen Grünen Propagandaschlacht ist, in der die Zerstörung des Planeten für den 8. Mai 2025 angekündigt wird und nur Bündnis90/Die Grünen in trauter Eintracht mit anderen Sozialisten und Kommunisten die Apokalypse verhindern können, dann weiß man, ein neues Kapitel des Versuchs, Leser um den Verstand zu schreiben, ist aufgeschlagen.

Überschrieben ist das Kapitel mit: „Mehrheit für Neuwahlen und Rot-Rot-Grün“ bei der ZEIT und mit „Grün-Rot-Rot ist die beliebteste Koalition der Deutschen“ bei der Welt. Die beiden Überschriften sind so ziemlich das einzige, was die nachfolgenden Texte der beiden angeblichen Qualitätsmedien unterscheidet, denn beide Texte sind von dpa gekommen und werden an die eigenen Lesern weitgehend unredigiert durchgereicht. Fast so, als gäbe es eine entsprechende Agenda.

Im Text wird von einer Umfrage berichtet, die YouGov-Deutschland durchgeführt hat. „2042 Menschen“, so die Welt, wurden für die natürlich repräsentative Umfrage befragt. Man kann auch sagen, sie wurden missbraucht, denn was sie geantwortet haben, das interessiert niemanden.

Vielmehr werden ihre Angaben benutzt, um geradezu das Gegenteil aus dem abzuleiten, was tatsächlich gemessen wurde.

Und so entpuppt sich die Mehrheit aus der Überschrift der ZEIT, die angeblich für eine rot-rot-grüne Koalition ist, worunter man bei der ZEIT seltsamerweise eine Koalition zwischen Grünen, SPD und LINKE versteht, als Minderheit von 25%. Die korrekte Formulierung lautet entsprechend: Ein Viertel der von YouGov Befragten präferiert eine Koalition zwischen Grünen, SPD und LINKE.

Wollte man keine Sozialismus-Agenda befördern und den Lesern nicht suggerieren, es gebe eine Mehrheit für sozialistische Experimente, man könnte auch korrekt berichten, dass 75% der Befragten sich gegen eine rot-rot-grüne Koalition ausgesprochen haben. Damit wäre natürlich die Qualifizierung der Welt, nach der dieselbe Koalition, die beliebteste ist, vom Tisch, und man müsste korrekt formulieren, dass es die am wenigsten unbeliebte Koalition ist, die in der Umfrage von YouGov zur Wahl stand, denn natürlich fehlen z.B. sämtliche Koalitionsmöglichkeiten mit AfD-Beteiligung.

Die selektive Antwortvorgabe ist eine der Todsünden der empirischen Sozialforschung und ein Mittel der Wahl für all diejenigen, die mit Umfragen das Ziel verfolgen, ihre Befragten zu manipulieren.





Nur 9%, so informieren ZEIT und Welt gleichlautend ihre Leser, hätten eine Präferenz für die Große Koalition aus CDU/CSU und SPD. Die ZEIT schreibt zum Beispiel:

„Die große Koalition ist der Umfrage zufolge von allen möglichen Bündnisoptionen inzwischen diejenige, die am wenigsten gewollt wird. Nur neun Prozent der Befragten würden sich für diese Option entscheiden, wenn sie es sich aussuchen könnten.“

Nun wird Sozialforschung auf einer Reihe von Grundlagen und Annahmen über menschliches Verhalten betrieben. Eine dieser Annahmen geht z.B. davon aus, dass Präferenzen geordnet sind und konsistent oder transitiv. D.h. wenn jemand lieber Bier als Wein trinkt und lieber Wein als Karottensaft, dann wird erwartet, dass er auch lieber Bier als Karottensaft trinkt. Gäbe es eine Umfrage, in der Befragte angeben, sie trinken lieber Bier als Wein, aber lieber Karottensaft als Bier, dann wäre dies ein Zeichen für a) Befragte, die Angaben nach Lust und Laune gemacht und die Forscher mit Datenmüll versorgt haben oder b) eine Manipulation der Fragen durch die Befrager.

In der YouGov-Umfrage wird, so berichten ZEIT und Welt im dpa-Gleichklang, auch folgendes Ergebnis hervorgebracht:

“Die Mehrheit der Deutschen hat sich in einer Umfrage für eine Neuwahl des Bundestags ausgesprochen. In einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov stimmten 52 Prozent für einen solchen Schritt, nur 27 Prozent wünschten sich eine Fortsetzung des Bündnisses von Union und SPD. 21 Prozent machten keine Angaben.”

Offenkundig haben hier 27 Prozent eine Präferenz für eine große Koalition, wieso diese 27% im weiteren Verlauf der Umfrage von YouGov auf 9% zusammenschmelzen, die angeblich eine Große Koalition favorisieren, ist ein Geheimnis, das man nur lüften kann, wenn man den Fragetext vor sich hat, also weiß, was um aller Götter willen YouGov da gefragt hat.

Aber, nächstes Indiz für eine Manipulationsabsicht: Wie so oft, wird über Umfragen vorab berichtet, damit die (Falsch-)Meldung verteilt ist, bevor die Kritik an der Umfrage eintrifft.

Indes ist es nicht notwendig die Fragetexte zu kennen, um zu wissen, dass hier massiv gemauschelt wurde. Wenn aus 27% der Befragten, die eine klare Präferenz für eine Große Koalition haben (sonst würden sie kaum für deren Fortsetzung plädieren) plötzlich 9% werden, die eine Große Koalition präferieren, dann kann dies, einmal mehr, nur zwei Ursachen haben: a) die Befragten machen sich über die Befrager lustig und geben willkürliche Antworten oder b) die Befrager manipulieren über die Frageformulierungen die Antworten der Befragten, so dass am Ende herauskommt, was scheinbar gewünscht ist: Unter den unbeliebten Koalitionen und unter Auslassung einer Vielzahl möglicher Koalitionen ist die rot-rot-grüne Koalition die am wenigsten unbeliebte.

Wenn Sie uns fragen, was wir für wahrscheinlicher halten, willkürliche Antworten durch Befragte oder Manipulation durch Befrager: Die Anzeichen sprechen für Manipulation auf mehreren Ebenen, bei YouGov, bei dpa und bei den vermeintlichen Qualitätsmedien, bei denen z.B. 25%, die eine rot-rot-grüne Koalition präferieren, zur Mehrheit erklärt werden, obschon schon Grundschüler wissen, dass 25% eine Minderheit sind.

Dass der Indikator klarer Manipulation, der offenkundig schon in der Pressemeldung von dpa enthalten ist, keinem der „Qualitätsjournalisten“, die ihr „Qualitätsplagiat“ der „Qualitätsvorlage von dpa“ angefertigt haben, aufgefallen ist, dass nämlich in der selben Umfrage einmal 27% und einmal 9% eine Präferenz für die Große Koalition haben, das sei nur am Rande angemerkt.


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