Männerkongress: Männer sind gefälligst auch Opfer!
Manchmal, wenn der RSS-Feed am Samstag blinkt, sollte man ihn blinken lassen. Dummerweise haben wir ihn nicht blinken lassen. Deshalb haben wir die druckfrische Pressemeldung des Dritten wissenschaftlichen Männerkongresses zum Thema “Angstbeißer, Trauerkloß, Zappelphilipp – Seelische Gesundheit bei Männern und Jungen” nicht nur gesehen, sondern auch gelesen.
Oh, Graus!
Jetzt ist es amtlich: Nicht nur Frauen sind Opfer. Nein, Männer sind auch Opfer.
Das scheint alles zu sein, was den wissenschaftlichen Vertretern von Männern, die sich zu einem Männerkongress zusammenfinden, zum Thema “Männer” einfällt. Männer haben auch seelische Probleme und vor allem sind Sie depressiv, trauen sich aber nicht, ihre Depressivität einzugestehen. Das ist eines der Ergebnisse eines Männerkongresses, der sich mit “Rollenstereotypen” befasst haben will. Das Ergebnis hat in einer von elf Thesen zum Abschluss des Kongresses seinen Niederschlag gefunden.
Man weiß nicht, ob man weinen oder lachen soll.
In jedem Fall muss man feststellen, dass die Beschäftigung mit Rollenstereotypen bestenfalls bei den Teilnehmern vorhandene Stereotype verfestigt hat. Von Beseitigung keine Spur. Wozu auch, schließlich werden Männer gerade als Zielgruppe für Psychotherapie und Psychoanalyse entdeckt, alles angebliche Heilverfahren, die an Handauflegen erinnern und für die es keinerlei wissenschaftliche Fundierung gibt, also keine wissenschaftlichen Untersuchungen, die eine Wirksamkeit der psychoanalytischen oder psychotherapeutischen Ansätze belegen würden.
Aber, wie wir der Pressemeldung entnehmen, ist die “männliche Identitätsentwicklung … aus psychoanalytischer, entwicklungspsychologischer und psychohistorischer Sicht strukturell komplex und konflikthaft”. Die Behauptung kommt im Gewand einer Aussage daher, die zirkuläre Geltung beansprucht, denn aus Sicht von psycho-XY ist eine “männliche Identitätsentwicklung” “strukturell komplex und konflikthaft”. Na dann. Aus unserer Sicht ist sie das nicht. Deshalb verdienen wir auch nichts mit unseren Behauptungen, deshalb können wir auch keine Forderungen aufstellen, wie die folgende:
- “Männer brauchen zur Prävention der Folgen von Arbeitsstress mehr niedrigschwellige Hilfsangebote wie Stresspräventionsgruppen oder die psychosomatische Sprechstunde im Betrieb.”
Das genau hat Männern gefehlt: Die psychosomatische Sprechstunde im Betrieb und das Stresspräventionsprogramm. Letzteres fehlt vor allem dann, wenn Schicht und Akkord gearbeitet wird und eine Zielvereinbarung eingehalten werden muss. Man kann sich den Stressberater am Laufband von VW richtig vorstellen, wie er hektisch und fast schon in Stress verfällt, während er die Monteure davon abhalten will, hektisch zu werden und in Stress zu verfallen.
Damit nicht genug:
- “Wichtig ist eine Priorisierung von Maßnahmen der Stressprävention bei Beschäftigtengruppen mit überdurchschnittlich hoher psychosozialer Arbeitsbelastung.”
Ab sofort werden Deadlines und Liefertermine verboten, aus Gründen der Stressprävention.
Wie leicht es doch ist, unbelegte Dinge als Fakten darzustellen. Ob es eine psychosoziale Arbeitsbelastung gibt, die zu nennenswerten Beeinträchtigungen für Arbeitnehmer oder Unternehmen führt, wäre erst noch zu zeigen, bevor man versucht, daran zu verdienen. Aber, wenn wir psychosoziale Arbeitsbelastung einmal als eine Belastung definieren, die sich daraus ergibt, dass die eigene Tätigkeit gesellschaftlich nicht gut angesehen ist oder einen niedrigen soziale Status hat, dann freut es uns zu hören, dass Stressberater nun Hilfsarbeiter dabei unterstützen, wie sie Toiletten putzen oder Abfall-Facharbeiter dabei, wie sie den Inhalt aus dem Gelben Sack sortieren.

Und natürlich kann es auch nicht weiter so sein, dass Frauen Depressionen für sich monopolisieren. Männer haben auch ein Recht auf ihre Depression und müssen entsprechend und zum Wohl all der Depressions-Behandler gleichgestellt werden.
- “Zwei wesentliche Gründe für die Unterdiagnostizierung von Depression bei Männern sind die Angst vor Stigmatisierung bei den Betroffenen und ein geschlechterbezogener Verzerrungseffekt in der Depressionsdiagnostik zugunsten weiblicher Symptome. Depressivität kann sich bei Männern jedoch auch unter der Tarnkappe von Aggressivität, Suchtmittelmissbrauch, Hyperaktivität oder Risikoverhalten manifestieren.”
Das nennt man Kaffeesatzleserei. Niemand weiß, wie viele Männer tatsächlich depressiv sind. Aber die Männerkongressler wissen, dass zu wenige Männer als depressiv diagnostiziert werden, weil die depressiven Männer zu ängstlich sind, sich als Depressive zu erkennen zu geben oder diagnostizieren zu lassen. Das Bemühen um Gleichstellung wird nun auch von männlicher Seite zu einem Bemühen um rent seeking, um steuerzahlerfinanzierte Einnahmequellen.
Und – um es noch einmal zu sagen – der Männerkongress hat sich mit Rollenstereotypen beschäftigt. Das darf man nicht vergessen, vor allem deshalb nicht, weil die elf Thesen, die die 200 Männerkongressler verabschiedet haben, nicht nur ein Musterbeispiel in rent seeking sind, sondern auch ein Musterbeispiel in Framing. Framing beschreibt die Wahrnehmung der Welt auf Grundlage seiner eigenen Vorstellung der Welt, seiner eigenen Rollenstereotypen, die aber nichts damit zu tun haben, was anderen denken oder tun. Und so finden sich depressive Männer unter der Tarnkappe von “Aggressivität, Suchtmittelmissbrauch, Hyperaktivität oder Risikoverhalten”. Jungen haben einen “typische[n] Drang zu motorischer Bewegung und Expansivität”, und zwar von Natur aus, was die Frage aufwirft, wie die Generationen vor uns es geschafft haben, Jungen an eine Schulbank zu bringen und dort zu halten.
Aber, Bewegung hat eben “besonders bei Jungen” eine große Bedeutung für die gesundheitliche Entwicklung und frühzeitig angebotene “Elterntrainings wie ‘wir2’ können eine präventive Wirkung entfalten” (für was auch immer). Am besten ist jedoch These elf, das highlight des Männerkongresses:
“Gerade bei AD(H)S sollte statt ideologischer Vereinfachung die Komplexität des Themas reflektiert werden. Beschleunigte Jungen (z.B. mit AD(H)S) und verlangsamte Mütter (z.B. mit Depressionen oder schweren Traumatisierungen) verweisen auf einen transgenerativen Zusammenhang.”
Nicht nur Feministen, nein, auch Männerkongressler können verbal onanieren, was natürlich der Komplexität des Themas geschuldet ist, dem die Jungen davonrennen, während die Mütter nicht aus den Startklötzen kommen, weil sie depressiv sind. Deshalb stören die davonrennenden Jungen den transgenerativen Zusammenhang und die Mütter sind noch depressiver als zuvor – oder so.

Wer bislang geglaubt hat, nur Feministen hätten es auf den Geldbeutel von Steuerzahlern abgesehen, der muss sich durch den Dritten Männerkongress eines Besseren belehren lassen: Männer treten zum Sturm auf die feministische Opferbastion an. Nicht nur durch die Forderung nach einem “gendersensiblen Umgang mit dem Thema partnerschaftliche Gewalt”, sondern vor allem durch die Psychologisierung von Männern, deren Zwangseinweisung in die Welt des Traumas und der Depression, deren Verhorizontalisierung auf der Couch der Psychoanalytiker und Psychotherapeuten, die mit gewichtigem Gesicht aus der sprichwörtlichen Mücke, den psychotischen Alptraum konstruieren.
Es lebe der neue Mann, der gemeinsam mit seiner Partnerin heult, während die Probleme ungelöst bleiben und die Zeit ohne Rücksicht auf die Heulenden verstreicht.
Übrigens haben Jungen und Männer tatsächlich Probleme:
Jungen finden sich häufiger als Mädchen auf Sonderschulen, werden häufiger mit sozial-emotionalen Störungen, die man jedem andichten kann, der nicht passt, auf eben dieselben abgeschoben oder erst gar nicht eingeschult.
Jungen machen seltener ein Abitur, bleiben dagegen häufiger ohne Schulabschluss als Mädchen.
Männer arbeiten härter als Frauen und sterben deshalb im Durchschnitt früher.
Männer tragen die Hauptlast der gesetzlichen Rentenversicherung und entnehmen der Rentenversicherung dennoch deutlich weniger als Frauen.
Männer sind häufiger arbeitslos als Frauen.
Männer begehen häufiger Selbstmord als Frauen.
Und und und …, aber der Männerkongress hat nichts Besseres zu tun, als Männer zu Couch-Gemüse beim Psycho-Analytischen-Therapeuten zu reduzieren.
Weit haben wir es gebracht!
Wir streiten übrigens nicht ab, dass Männer auch psychische Probleme haben (können). Aber wir vertrauen auf die Fähigkeit auch von Männern, sich dann, wenn sie entspechende Probleme haben, geeignete Hilfe zu suchen.
Und zum Schluss die volle Ladung maskuliner Selbstfindung, especially dedicated to men (like us) from Dr. habil. Heike Diefenbach:
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Nach dem Videoclip muss ich allerdings tatsächlich in Behandlung. 😛
Ja, was können wir Männer uns über diesen Männerkongress freuen – vorbei an den tatsächlichen Problemen…
Tjo. Ich finde damit meine Befürchtung, das eine “linke” Männerpolitik vor allem dazu dienen wird, noch mehr Absolventen nutzloser Studiengänge ebenso gut dotierte, wie wert- und nutzlose, vom produktiven Teil der Bevölkerung bezahlte, “Kümmerpöstchen” zu verschaffen, bestätigt.
Woher kommt das Wissen, Psychotherapie sei wirkunglos? Ist das gemeint im Sinne von “ich kenne keine Studie, die das Gegenteil besagt” oder “ich keine eine Studie, die das besagt”?
Die Verbindung zwischen Selbstmordrate und Depressionen hatte ich zuletzt beim Geschlechterallerlei aufgezeigt. Insofern finde ich diesen Punkt der Forderungen sogar zentral.
Es steht Ihnen jederzeit frei, uns auf Studien aufmerksam zu machen, die zeigen, dass Psychotherapie einen empirisch messbaren und positiven Effekt hat, und zwar einen Effekt, den die Psychotherapie auch erzielen will. Im vorliegenden Fall wäre das z.B. eine Studie, die zeigt, dass potentielle Selbstmörder durch eine Psychotherapie dazu bewegt wurden, wieder vom Fenstersims ins Zimmer zu kommen.
Eins vorweg: Ich lese nicht die Fachliteratur von allem, mit dem ich mich beschäftige. Und ich könnte wahrscheinlich auf die Schnelle auch keine Studie zitieren, die belegt, dass die Sonne im Osten aufgeht.
Über Psychotherapieforschung (Wikipedia-Artikel) bin ich auf folgendes PDF gestoßen. Ab S. 120 etwa:
“Allerdings zeigen einige Studien unabhängig vom Schweregrad der depressiven Episode bereits innerhalb der ersten vier- bis fünf Wochen einer kognitivbehavioralen Psychotherapie [718-720] eine signifikante Response. Hardy et al. (2005) [718] zeigten, dass in 50 % der KVT-Studien „sudden gains“, also „plötzliche und deutliche Verbesserungen
“, innerhalb der ersten fünf Wochen auftreten. In der Studie von Hautzinger et al. (1996) [199; 504] ließen sich im Studienarm mit alleiniger Psychotherapie bereits in der dritten Woche anhaltende Responder (Therapieende und Ein-Jahres-Katamnese, 51 %) von Nichtrespondern (12 %) signifikant trennen, sowohl bei den ambulanten wie bei den stationären Patienten. Die Übersichtsarbei t von Longmore und Worell (2007) [719] kommt
zum Schluss, dass 60-70 % der Therapieresponse bei einer KVT innerhalb der ersten vier Wochen Therapie erzielt wird. In der Studie von Keller et al. (2000) [498] mit chronisch depressiven Patienten war die Response bei CBASP zunächst später eingetreten im Vergle
ich zu Antidepressiva; nach acht Wochen war sie jedoch gleich. Dies könnte ein Hinweis sein, dass die Wirklatenz von der Chronizität abhängt.”
Sicher, auch das soll man alles auseinandernehmen und kritisch hinterfragen. Aber es klingt auf den ersten Blick nicht nach “Wir haben alles versucht, konnten aber nie eine Wirkung von Psychotherapie feststellen” (so hatte ich Ihre Globalaussage verstanden). Dass nicht jede Therapie nach heutigen Erkenntnissen sinnvoll sein mag, dass man in der Medizin Behandlungsmethoden kritisch beäugen muss: Keine Frage.
Wenn vermeintliche wissenschaftliche Ergebnisse mit zeitlicher Einschränkung berichtet werden, dann kann man davon ausgehen, dass z.B. nach sechs bis acht Wochen, also nach den betrachteten “ersten vier bis fünf Wochen” die Anzahl der “Nichtresponder” deutlich höher liegt… Letztlich ist das Ziel einer Therapie die Heilung, nicht das Ansprechen auf eine Therapie, das zudem in den meisten dieser pseudo-klinischen Studien über eine Selbstauskunft der Patienten oder eine Einschätzung der behandelnden Ärzte gemessen wird.
Die Effekte psychotherapeutischer Interventionen sind notorisch schwierig zu messen, und selbst dann, wenn die Messung einigermaßen gelingt und intersubjektiv mitgeteilt werden kann und akzeptabel erscheint, kann gewöhnlich keine überzeugende empirische Evidenz für langfristige positive Effekte solcher Interventionen erbracht werden.
Teilweise liegt das in der Natur der Sache, denn an psychotherapeutische Interventionen knüpfen sich sehr viele normative und ethische Fragen wie z.B. die was genau eine positive Wirkung einer psychotherapeutischen Intervention ist und wer festlegt, was für wen wann positiv ist. Ist es z.B. ein positiver Effekt, wenn jemand seine Frustration und Depression angesichts real existierender Verhältnisse als etwas anzusehen lernt, was sich mit der Lebenserfahrung notwendigerweise einstellt und auf das man am besten durch schlichte Akzeptanz des status quo reagiert? Ist es positiv, wenn ein Klient seine Abhängigkeit von Drogen durch eine Abhängigkeit vom Therapeuten oder der Therapie als solcher eintauscht? Wenn nicht, wie verhindert man das? Ist es überhaupt möglich? Und wenn nicht, sind solche potentiell negativ zu bewertenden Effekte in einer Evaluation berücksichtigt worden? Gewöhnlich ist das nicht der Fall, aber falls doch, wäre zu fragen, wie diese Effekte mit den vordergründig besehen positiven Effekten zu gewichten sind und und und ….
Jedenfalls gilt nicht einfach: ein positiver Effekt ist zu verzeichnen, wenn sich jemand, meist der Therapeut, gut fühlt. Sehr oft gilt als entscheidender positiver Effekt, wenn jemand für zwei Wochen die Selbstverletzungen unterlässt und erst in der dritten Woche wieder damit anfängt o.ä. Ja, das ist vielleicht erst einmal positiv, aber kann ein solches Ergebnis wirklich befriedigen? Wohl kaum. Angesicht dessen, was der Interventionsspaß kostet, kann und darf es auch nicht befriedigen.
Hinzu kommt, dass Evaluationen psychotherapeutischer Interventionen weit überwiegend NICHT von unbeteiligten Dritten durchgeführt werden, sondern von denjenigen, die sie konzipiert oder durchgeführt haben oder eine entsprechenden Lobby angehören. Es ist nicht überraschend, dass es WELTWEIT so gut wie keine Evaluation gibt, bei der jemand die eigene Intervention als nicht oder nicht nur negativ bewertet hat.
Die einzige (wirklich bemerkenswerte – Respekt!) Ausnahme, die ich diesbezüglich kenne, ist die Evaluation einer Intervention von Joan McCord aus dem Jahr 1978, in der sie die Effekte eines Interventionsprogramms zur Verhinderung von Delinquenz bei männlichen Jugendlichen nach dreißig Jahren untersuchte. Es zeigte sich, dass das Programm nicht nur nicht die erwünschte Wirkung hatte, sondern sich negativ auf die Teilnehmer auswirkte: “… comparisons between the treatment and control groups indicate that the program had negative side effects as measured by criminal behavior, death, disease, occupational status, and job satisfaction” (McCord 2007: 19). Dafür, wodurch diese Effekte zustandegekommen sein können, schlägt McCord verschiedene Mechanismen vor. Einer davon ist dieser: “The treatment program may have generated such high expectations that subsequent experiences tended to produce symptoms of deprivation. Or …, through receiving the services of a ‘welfare project’, those in the treatment program may have justified the help they received by perceiving themselves as requiring help” (McCord 2007: 20).
Wen’ interessiert, hier die Literaturangabe:
McCord, Joan, 2007: Crime and Family. Selected Essays of Joan McCord. Edited and with a Forword by Geoffrey Sayre-McCord. With an Introduction by David P. Farrington. Philadelphia: Temple University Press.
Bei der Psychoanalyse kommt weiter hinzu, dass sie – anders oder stärker als einige andere psychotherapeutischen Entwürfe – viele Widersprüche enthält und in Teilen esoterisch ist, also mit Größen wie z.B. dem Unbewussten hantiert, die per definitionem nicht beobachtbar/messbar sind. Damit scheidet sie strenggenommen aus einer wissenschaftlichen Betrachtung und Beurteilung wie sie eine Evaluation eigentlich beinhalten sollte, aus.
Ohne eine Wertung abzugeben:
Ich vermute, es handelt sich um diese Studie: http://www.sfi-frankfurt.de/forschung/archiv-der-forschungsprojekte/frankfurter-praeventionsstudie/projektbeschreibung.html
@Graublau
Man muß aber eben auch auf die äußeren Faktoren bei psychischen Problemen hinweisen. Siehe Robin Williams, dessen empathische Ex-Frauen offenbar gerne die Millionen annahmen, obwohl sie ihn leiden sahen.
Ich sehe leider auch ein bißchen so eine feministische Kümmer-Ethik bei manchen Maskulisten.
Depressionen und psychische Krankheiten haben innere Ursachen: Mißhandlungen in der Kindheit.
Und äußere Faktoren wie Schicksalsschläge durch männerfeindliche Strukturen z.B. in der Justiz.
Viel wichtiger finde ich allerdings, darauf hinzuweisen, wieviele Mütter ihre Kinder mißhandeln und sexuell mißbrauchen. Auch das könnte den später Erwachsenen helfen sowie den jetzigen Kindern.
Es ist eben eine komplex-konflikthafte Angelegenheit. 🙂
“Wer KEIN Leben hat, hält sich an seine Rechte. Wer das Leben hat, hält sich an seine Pflichten. Der alte Lao- Tse wusste bescheid.
Kommt, Männer, raus aus der Winselecke! Männlichkeit leben, von Björn Leimbach lesen, David Deida, was auch immer- aber kommt weg von der Frauenfixiertheit.
Hier die Musik dazu:
Ach Fügner, will RTL2 Dich nicht mehr, dass Du jetzt wieder in Blogs Deine platten Slogans mit dem Nährwert Null raushauen musst? 😀
Siehe hierzu mein Artikel auf Genderama (http://genderama.blogspot.de) und/oder http://www.agensev.de
Warum der feige Hinweis auf einen Text, in dem Sie mir Unsinn unterstellen? Haben Sie Angst vor einer direkten Auseinandersetzung?
Bleibt nur das alte: Cut and Paste
Also: zunächst einmal will ich doch die schärferen Formulierungen wie “Unsinn” etc. zurücknehmen, bleibe aber bei meiner Meinung der Unsachlichkeit Ihrer Kritik.
Es ist ja ein schwieriges Terrrain – die Abwägung zwischen evoltuionsbiologisch entwickelten Fähigkeiten und Eigenschaften und der Kultur individueller Freiheiten, die nicht in Stereotypen hineingepresst werden will.
Eine Stereotypifizierung kann ich bei keinem der Teilnehmer erkennen; meine Formulierung “was Jungen eigentlich sind” ist auch ungenau, meint aber dass Jungen von Geburt an die Welt anders wahrnehmen und interpretieren als Mädchen und auch anders reagieren. So wurde an der Cambridge University (z.B.) nachgewiesen, dass schon männliche Säuglinge ein anderes Interesse an Gegenständen zeigen, nämlich ein durchaus systemisches/technisches. Auch gemeint sind die diversen neurobiologischen Unterschiede, die eine andere Affektregulierung bei Jungen vorbestimmen. D.h. nicht dass aus einem Jungen was Bestimmtes wird. Es heisst halt: Jungen fühlen und handeln etwas anders.
Das ist kein Stereotyp.
Was Leuzinger-Bohleber betrifft: ich hatte keine Zeit nach einem Link zu suchen, vermute es gibt keinen …. aber Moment …… hier ist etwas: http://sofis.gesis.org/sofiswiki/Die_Frankfurter_Pr%C3%A4ventionsstudie_in_Kinderg%C3%A4rten_zur_Verhinderung_psychosozialer_Desintegration_%28insbes._von_ADHS%29_-_FP
Das macht es nicht wirklich besser – zeigt dafür, was Sie eigentlich denken bzw. schon von Geburt an gedacht haben.
Ich bin mir sicher, dass an der Cambridge University nichts nachgewiesen wurde – sofern die Untersuchung nicht aus der theologischen Fakultät stammt. Religiöse sollen ja nach wir vor Schwierigkeiten mit dem haben, was Wissenschaft zeigen kann und dem, was sie gerne zeigen würden, weil sie zu wissen meinen, dass es wahr ist (Stichwort. Falsifikationismus).
Da sind Sie sich aber so ziemlich über manches sicher, ohne darüber was gelesen zu haben oder (Kongress) dabei gewesen zu sein. Empirisch abgesichert sieht anders aus.
Der Beitrag auf ScienceFiles hat nicht den Kongress zum Gegenstand, sondern die 11 Thesen zum Abschluss und die dazugehörige Pressemeldung. Ich fürchte, es ist ziemlich klar, wer hier nicht richtig gelesen hat.
@Tom Todd
das ist ja wohl der Oberhammer – uns durch diesen Verweis auf unserem eigenen blog auf diese Hinterherum-Art dahintricksen zu wollen, dass wir Ihre unbegründeten Einlassungen gegen unsere Kritik durch unseren blog populär machen! Sie sollten sich schämen, wobei Sie sich aussuchen können, wofür (am meisten): für die Feigheit, für den Betrugsversuch, den Versuch, die Möglichkeit zu verhindern, dass wir auf Ihre Einlassungen antworten können …
Wenn DAS Ihren Vorstellungen von männlicher Identität und männlichen Verhaltensweisen entspricht, dann kann ich nur sagen, dass es um die neue Männlichkeit noch viel schlimmer bestellt zu sein scheint als wir es anlässlich des Männer-Kongresses vermutet haben! Das ist dann nämlich nicht mehr einfach nur traurig, sondern schlichtweg unanständig und erwachsener Menschen einfach nicht würdig (Herr Kant lässt grüßen!).
Ansonsten kann ich mich Michael Kleins Antwort auf Ihre hinterherum geäußerte Kritik nur anschließen:
Wenn der Kongress ein Aufbrechen von Stereotypen bewirkt haben sollte, dann jedenfalls nicht bei Ihnen, denn sonst wäre es Ihnen nicht möglich, darüber zu spekulieren, was Männer oder Jungen “eigentlich” sind. Wenn sie überhaupt etwas “eigentlich” sind, dann Individuen, die ein paar biologische Merkmale von fragwürdiger Relevanz miteinander teilen.
Gerade deshalb ist es ein Mißstand, wenn z.B. Menschen, nur weil sie Männer sind, eine längere Lebensarbeitszeit haben sollen als andere Menschen. DAS aufzuzeigen wäre doch wohl Aufgabe eines Männerkongresses, obwohl ich nicht sehe, warum man dies nicht auch und viel besser im Rahmen der soziologischen Sozialstrukturanalyse zeigen könnte und sollte.
Ansonsten denke ich, dass Sie das Buch von R. D. Hinshelwood mit dem Titel “Therapy or Coercion” mit Gewinn lesen würden. Der Autor ist selbst Psychoanalytiker (der Klein’schen Variante), sieht aber nennenswerte ethische und wissenschaftstheoretische Fragen mit der Psychoanalyse verbunden, die er diskutiert und einer Lösung zuzuführen versucht – für mich persönlich ohne Erfolg, aber darum geht es nicht; er SIEHT wenigstens die Probleme!
Und wo wir gerade dabei sind möchte ich Ihnen noch den folgenden Text mit auf den Weg geben:
“When it comes to evaluating psychodynamic therapy, the devil is in the details”
Anestis, Michael D.; Anestis, Joye C.; Lilienfeld, Scott O.
American Psychologist, Vol 66(2), Feb-Mar 2011, 149-151. doi: 10.1037/a0021190
Abstract
Comments on the original article, “The efficacy of psychodynamic psychotherapy,” by J. Shedler (see record 2010-02208-012). As Shedler noted, some researchers have reflexively and stridently dismissed psychodynamic therapy (PT) as ineffective without granting outcome studies on this modality a fair hearing. We applaud Shedler’s efforts to bring PT into the scientific mainstream and hope that his article encourages investigators to evaluate claims regarding PT’s efficacy with a more objective eye. Nevertheless, as Shedler also observed, one reason for the scientific community’s premature dismissal of PT is traceable to some psychodynamic practitioners’ historical antipathy toward controlled research and propensity to overstate PT’s efficacy. Regrettably, Shedler falls prey to the latter error by glossing over key methodological details, ignoring crucial findings that run counter to his position, and overstating the quality and quantity of the evidence base for PT. Because of space constraints, we focus only on a handful of the more serious shortcomings of Shedler’s analysis (a more complete review of these issues is available from the first author on request). (PsycINFO Database Record (c) 2012 APA, all rights reserved)
Sie solten auch nicht vergessen, dass sich Psychotherapeuten aus guten Gründen explizit von der Psychoanalyse abgesetzen wollten und abgesetzt haben und es dementsprechend psychotherapeutische Schulen gibt, die geradezu als Gegenunternehmen zur Psychoanalyse bezeichnet werden können, allen voran vielleicht – mein persönlicher Favorit unter den Psychotherapien – die Gestalttherapie nach Frederic S. Perls – und NICHT die so genannte Gestalttherapie in ihrer aktuellen Version, die dem Geist der Gestalttherapie nach Perls geradezu entgegenläuft.
Und schließlich könnten Sie mit Gewinn darüber nachdenken, wie sich einiges von dem, was auf dem Männerkongreß geäußert wurde, zu dem Konzept der Resilienz und der Wichtigkeit von Resilienz für die mentale Gesundheit von Menschen verhält.
Und wenn Sie das alles aufgearbeitet haben und dazu kompetent Stellung nehmen können, dann können wir weiter diskutieren – aber nicht vorher, und überhaupt muss ich mich fragen, ob eine Diskussion mit Leuten möglich ist, die dermaßen hintenherum agieren – anscheinend können oder wollen sie ja nicht diskutieren!
“Übrigens haben Jungen und Männer tatsächlich Probleme:
(…)
Männer begehen häufiger Selbstmord als Frauen.
(…)
Wir streiten übrigens nicht ab, dass Männer auch psychische Probleme haben (können). Aber wir vertrauen auf die Fähigkeit auch von Männern, sich dann, wenn sie entspechende Probleme haben, geeignete Hilfe zu suchen.”
Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen Depressionen und Selbstmord?
Was ist denn eine geeignete Hilfe bei psychischen Problemen, wenn es Psychotherapie nicht ist?
Ich gehe davon aus, dass sie “zwei Videos angucken” scherzhaft gemeint haben. Leider haut das in dieselbe alte Kerbe, dass Depressionen keine echten, ernsten Probleme sind.
Obdachlose haben sicher häufiger psychische Probleme wie Depressionen. Aber was ist wohl das größere Problem der Obdachlosen: die Depression oder die Obdachlosigkeit, aus der sie oftmals nicht mehr herauskommen? Während Frauen übrigens häufig gar nicht erst so tief fallen, da Familie und Gesellschaft einschließlich sozialer Einrichtungen und Partner sie wie selbstverständlich viele Stufen vorher auffangen. Siehe das Beispiel Gewaltschutzgesetz und Frauenhaus. Der Mann wird bei entsprechenden Vorwürfen der Frau einfach der Wohnung und in Obdachlosenunterkünte oder privat zu zahlende Pensionen / Hotels verwiesen. Die Frau hingegen hat die Möglichkeit in ein Frauenhaus zu gehen *und* sich per Gewaltschutzgesetz die alleinige Hoheit über die Wohnung zu verschaffen, die in den meisten Fällen alleine der Mann bezahlt bzw. ihm gehört. Einer der Gründe, warum ich jedem Mann schon vom Zusammenziehen abrate, insbesondere ohne klare Aufteilung von Rechten, Pflichten und Kostenteilung im Innenverhältnis. Die Lösung besteht darin, dass der Mann alleine im Mietvertrag steht und Frau eben einen im Ernstfall auch kurzfristig kündbaren Untermietvertrag bekommt. Wer sich nicht vertrauenswürdig verhält, muss sich nicht wundern, wenn man ihm nicht mhr vertraut.