Staatsausgaben reduzieren wirtschaftliches Wachstum

Die Finanzkrise und die anhaltende Eurokrise sind dadurch geprägt, dass Regierungschefs mit dem Scheckheft unterwegs sind und immer größere Summen ausgeben, um vermeintlich Gutes damit zu bewirken. Ob als quantitative easing (also Gelddrucken) oder als über den Kreditmarkt finanzierter EU-Rettungsschirm, die staatlichen Ausgaben wachsen in Schwindel erregendem Tempo, und sie ziehen einen ganzen Rattenschwanz negativer Konsequenzen nach sich.

Dabei sind staatliche Ausgaben bei der politischen Linken und bei Ökonomen, die in den Fußspuren von John Maynard Keynes laufen, gut angesehen. Liegt die gesamtwirtschaftliche Nachfrage am Boden fängt die Konjunktur an zu stottern, es ist immer die gleiche Arznei, die aus dem nämlichen Lager verschrieben wird: Erhöhte Ausgaben des Staates sollen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöhen, die Wirtschaft ankurbeln und das zukünftig so dringend zur Deckung der Schulden benötigte Wirtschaftswachstum hervorbringen. Der Staat als “big spender” ist in dieser Situation gefragt, weil die private Investitionen sich in der Vertrauenskrise befinden: Weil Investoren Gewinne erwarten und Gewinne in wirtschaftlich unruhigen Zeiten nicht garantiert sind, halten sich Investoren zurück und warten auf bessere Zeiten. Um die besseren Zeiten schneller kommen zu lassen, soll nach Keynes der Staat auf den Plan treten und den Investoren zurückgeben, was sie verloren haben: Vertrauen in das wirtschaftliche Wachstum.

Der Preis für Keynesianische Vertrauensbeschaffung ist hoch: So hat die Bundesregierung in den Jahren 2008/2009 insgesamt drei Konjunkturpakete geschnürt und insgesamt 82,3 Mrd. Euro in die gesamtwirtschaftliche Nachfrage investiert. Dabei wurde das Kindergeld und der Kinderfreibetrag erhöht, es wurden neue Sonderabschreibungsmöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen geschaffen, die Abwrackprämie eingeführt, Lohnnebenkosten wurden etwas reduziert und vieles mehr, um wirtschaftliches Wachstum zu erreichen und vor allem die privaten konsumtiven Ausgaben und die privaten Investitionen zu befördern. Das ist der Weg, auf dem J. M. Keynes das Wachstum verspricht, und da sich die Binnennachfrage in Deutschland nach dem Jahre 2007 so gut wie gar nicht erholt hat und schon traditionell als schwach bezeichnet werden muss, scheint es der falsche Weg zu sein.

Es scheint nicht nur, es ist auch der falsche Weg, wie eine neue Studie zeigt, die Davide Furceri und Ricardo M. Sousa (2011) durchgeführt haben. Für 145 Länder und den Zeitraum von 1960 bis 2007 haben die Autoren untersucht, wie sich die Höhe staatlicher Ausgaben auf die Höhe des privaten Konsums und die Höhe privater Investitionen auswirkt. Das Ergebnis ist für alle Keynesianer ernüchternd: Je höhe staatliche Ausgaben, desto geringer nicht nur der private Konsum, desto geringer auch die privaten Investitionen. Staatliche Konjunkturprogramme sind somit eher ein Mittel dafür , langfristig das Wirtschaftswachstum zu verringern als es zu erhöhen: “The results of our paper suggest that govenment spending produces important crowding-out effects, by negatively affecting both private consumption and investment” (Furceri & Sousa, 2011, S.530).  Und in Zahlen: “An increase in governmant consumption by 1% of real GDP immidiately reduces consumption (investment) by approximately 1.2% (0.6%), with the decline continuing for about four years when the cumulative decrease in consumption has reached approximately 1.9% (1.8)”. In Deutschland reduziert eine 1%tige Steigerung staatlicher Ausgaben den privaten Konsum kurzfristig um 0.7% und die privaten Investitionen um 1.4%. Langfristig kumulieren sich die Rückgänge auf rund 2%. Nicht nur reduzieren staatliche Ausgaben privaten Konsum und private Investitionen, sie reduzieren beide auch dauerhaft. Dieses Ergebnis sollte Keynesianern und alle, die in staatlichen Ausgaben den Weg zum wirtschaftlichen Heil sehen, zumindest  zum Nachdenken, wenn nicht gar zum Überdenken ihrer Position anregen.

Furceri, Davide & Sousa, Ricardo M. (2011). The Impact of Government Spending on the Private Sector: Crowding-out Versus Crowding-in Effects. Kyklos 64(4): 516-533.

Bildnachweis: International Liberty

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