Unsinn der Woche: Geschichten vom in Ministerien kursierenden Wahnsinn

Stupendous YappiCLYDE BRUCKMAN: “I foresee a rock affair between superstar Madonna and super-witness Kato Kaelin.” Well, that’s a gimme, that’s not really going out on a limb, is it? “I foresee Author J.D. Salinger finally publishing a new novel and hitting the talk show circuit to promote it.” Hmmm… that’s just playing the odds. “I foresee the revelation that not Elvis, but rather Buddy Holly is still alive, having faked his own death so many years ago. Holly will not only reemerge but also regroup with the Crickets and they will headline in next year’s Lalapalaza…” Lalapaz… pazoola?

Manche von uns beanspruchen für sich, Dinge zu sehen, die andere nicht sehen können. Sie blicken wahlweise in die Vergangenheit oder die Zukunft. Sie wissen Dinge, die bei ihren Zuhörern Erstaunen und vielleicht auch Entzücken auslösen. Sie enthüllen die Geheimnisse der Welt, kennen die Lotto-Zahlen für die Ziehung am ersten September Wochendende im Jahres 2038, sie wissen, wie man mit Alien in Kontakt tritt, sprechen mit Toten, Verschwundenen, kennen den Ghul von nebenan, träumen von Reisen auf Mondbarken, die von nicht näher bekannten Ruderern angetrieben werden, und sie arbeiten in Ministerien, wie ich seit meiner Lektüre des “2 Atlas zur Gleichstellung” weiß.

NyarlathotepWer bislang dachte, in manchen Ministerien gäbe es noch rudimentäre Reste von Verstand und Rationalität, der muss dieses Vorurteil begraben und sich mit der Wirklichkeit anfreunden. In Ministerien grassiert der Wahnsinn. In Ministerien sehen die dort Beschäftigten Dinge, die Normalsterblichen verschlossen bleiben. In Ministerien sind Medien aller Art mit Tischerücken beschäftigt, befinden sich die meiste Zeit in Trance und, wenn sie daraus aufwachen, blicken Sie auf Zahlen und teilen der Umwelt ihre unglaublichen Erkenntnisse mit, Erkenntniss, die man nur im Wahn haben kann, Erkenntnisse, die jedem mit Rationalität Geschlagenen das nackte Entsetzen den Rücken hinunter kriechen lassen und die ihm ein und für alle Mal versichern, dass es Nyarlathotep ist, der da in seinem Wahnsinn und in deutschen Ministerien nagt.

Da man als Blogbetreiber Sorgfaltspflichten gegenüber seinen Leseren hat: Seit gewarnt, Ihr Leser, ich mute Euch jetzt Auszüge aus dem 2. Atlas zur Gleichstellung von Frauen und Männern zu, der gerade vom Bundesministerium für FSFJ veröffentlicht wurde. Ich übernehme keine Haftung für eventuell eintretende und nachhaltige geistige Verwirrung, und auch Wutanfälle von Lesern, die über eine Grundbildung in Mathematik und Statistik verfügen, sowie die Folgen der Wutanfälle sind nicht in meiner Verantwortung.

scully facepalmUnd jetzt geht es los, und zwar auf Seite 30 des genannten Atlanten zur Gleichstellung. Dort werden dem Leser Daten für Bundesländer präsentiert, die den “Anteil von Jungen an den Abgängerinnen und Abgängern aus allgemeinbildenden Schulen ohne schulischen Abschluss” angeben; nur die Anteile für Jungen. Anteile für Mädchen kommen nicht vor.  Aber gut, man kann sich die entsprechenden Anteile hinzudenken, in dem man die für Jungen angegebenen Prozentwerte, die zwischen 59% (Berlin) und 64% (Brandenburg und Rheinland-Pfalz) variieren, von 100 subtrahiert. Die in jedem Fall geringeren Werte geben dann den Anteil der Mädchen an all jenen an, die im Jahre 2010 ohne einen Schulabschluss geblieben sind. Nach dieser kurzen Berechnung entnehmen wir den Daten, dass im Jahre 2010 unter denjenigen, die in z.B. Deutschland die Schule ohne einen Abschluss verlassen haben, 61% Jungen und 39% Mädchen waren und dass es im Jahre 2006 63% Jungen und 37% Mädchen waren, können wir auch noch errechnen. Und mehr kann man diesen Zahlen als Normalsterblicher auch nicht entnehmen, denn Sie geben nun einmal einen Anteil und nichts als einen Anteil an, denkt man. Doch im Ministerium sind Seher beschäftigt. Spirituelle Wesen aus einer anderen Sphäre, die, wenn sie den Anteile 61% Jungen sehen, mehr sehen, als 61% Jungen. Sie sehen:

  • das Vorhandensein einer geschlechterspezifischen Schullandschaft;
  • den Stand der Umsetzung geschlechtsspezifischer Unterrichtskonzepte;
  • Gender Kompetenz im Alltag;

Ich habe einmal von jemandem gelesen, der in jedem, den er gesehen hat, einen Mafiosi oder Banditen gesehen hat. Er ist in einer eigens für Fälle wie ihn errichteten Institution geendet, um u.a. Mafiosi und Banditen vor ihm zu schützen. Vielleicht hätte er nicht Mafios und Banditen sehen sollen, sondern Gender und Genderlandschaften, die Karriere in Ministerien oder beim Bundesverfassungsgericht wäre ihm offen gestanden.

PrintSeite 34 des Altanten zur Gleichstellung beschert uns den prozentualen Anteil “von Jungen an den Abgängerinnen und Abgängern aus allgemeinbildenden Schulen mit Hochschulreife”. Abermals bleibt der Anteil der Jungen, der dieses Mal zwischen 43% (z.B. in Brandenburg) und 46% (z.B. in Bremen) variiert ohne Anteil der Mädchen. Und abermals sehen die Menschen im Ministerium nicht nur z.B. 44% Jungen, die deutschlandweit eine Hochschulreife erreichen, sondern:

  • ein geschlechtsspezifisches Bildungsgefälle im oberen Segment.

Zu dieser Vision gibt es Folgendes zu sagen: (1) es handelt sich um Schulabschlüsse und die haben nur entfernt etwas mit Bildung zu tun; (2) wo man wenn nur Anteile für Jungen gegeben sind ein geschlechtsspezifisches Bildungsgefälle hernehmen will, ist mir nicht klar, aber die Gedanken sind bekanntlich frei und in Ministerien sind sie offensichtlich ungebändigt; (3) wenn Jungen mit Mädchen im “oberen Segment” verglichen werden sollen, aber nur Jungen dargestellt sind, dann suggeriert der Begriff “Bildungsgefälle”, dass Mädchen schlechter abschneiden als Jungen. Das ist dann der Punkt, wo Phantasie und Manipulation eine Verbindung eingehen.

Weiter geht die Reise im Atlas auf Seite 36, der vorletzten Station dieser Tour of Madness. Auf Seite 36 lesen wir:

“Definition: Anteil der Schulabgängerinnen und Schulabgänger mit einem Schulabschluss …, der zum Studium berechtigt. … Die Quote gibt den Anteil der studienberechtigten Schulabgängerinnen und Schulabgänger an der entsprechenden Bevölkerung am 31.12. des Vorjahres an.”

Es wäre für alle Beteiligten besser, wenn man Angestellten in Ministerien bis auf weiteres verbieten würde, ihren (vielleicht) noch vorhandenen Verstand durch “Quoten” und “Innen” zu benebeln. Trotz allen Quotengeredes gibt der “Indikator”, der auf Seite 36 dargestellt ist, keine Quote, sondern einen Anteil an, der auch bei mehrfachem Hinsehen nicht zur Quote wird. Darüber hinaus widersprechen sich die beiden zitierten Sätze, denn dargestellt kann entweder der Anteil der Schulabgänger mit einem Schulabschluss, der zum Studium berechtigt, sein oder der Anteil der Studienberechtigten an der entsprechenden Bevölkerung. Was die “entsprechende Bevölkerung” ist, ist jedermanns Phantasie überlassen. Möglicherweise sind es alle 17-, 18- und 19jährigen, möglicherweise alle Schulabsolventen bestimmten Alters oder alle Schüler eines bestimmten Alters. Suchen Sie sich aus, was Ihnen am plausibelsten vorkommt. Es ist sowieso egal, denn die letztendlich herauskommenden Zahlen sind nur Hüllen für weit mehr und nur Eingeweihten zugängliche Information.

Ravings of a madmanDamit komme ich zu meinem Lieblingsbeispiel, das sich auf Seite 84 findet. Dieses Beispiel gilt es entsprechend zu zelebrieren. Es ist so ……  [Setzen Sie ein, was immer Ihnen einfällt!], dass man es kaum glauben mag. Also: Auf Seite 84 finden sich Werte für die durchschnittliche Lebenserwartung von Männern und Frauen pro Bundesland und für Deutschland. Man liest, dass der durchschnittliche deutsche Mann 78 Jahre alt wird, die durchschnittliche deutsche Frau 83 Jahre. Mehr gibt es eigentlich daraus nicht zu lesen, auch bei mehrfachem Hinsehen, ergibt sich nicht mehr als 78 und 83…
Nicht so für die Ministerialen. Sie sehen wieder Dinge, die Sie und ich nicht gesehen haben, nämlich:

  • höheres Risikoverhalten
  • nicht adäquates Ernährungsverhalten
  • tödliche Verkehrsunfälle
  • berufliche Belastung
  • weniger Gesundheitsvorsorge

Spätestens auf Seite 84 muss man alle Hoffnung auf Heilung, alle Hoffnung darauf, dass es möglich sein könnte, z.B. durch entsprechende Fortbildungsprogramme etwas Ratio in Ministerien zu verbreiten, begraben. Konfrontiert mit dieser Form von Phantasie, diesem Sehen von Dingen, die nicht da sind, muss selbst der wohlmeinendste Psychiater das Feld räumen und besser noch: die Flucht ergreifen. Vielleicht sollte man um Ministerien einen Cordon Sanitaire ziehen, sie zu “Vernunftfreien Zonen” erklären? Wie auch immer. Ein ganzer Atlas voller Unsinn ist schwer zu verdauen, und es ist fast noch schwerer, bei Verstand zu bleiben. Um meiner Sorgfaltspflicht gerecht zu werden, hier eine Aufgabe für die Leser des Blogs, um zu prüfen, ob sie noch unversehrt an Geist und Verstand sind.

Der Anteil der weiblichen Angestellten im BMFSFJ liegt bei 65%, der Anteil der männlichen Angestellten liegt bei 35%. Was kann man den beiden Zahlen 65 und 35 noch entnehmen?

P.S. Der 2. Atlas (die Nummerierung verspricht nichts Gutes) wurde übrigens durch das “Ministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Senioren Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt” erstellt. Das BMFSFJ ist also nur für die Veröffentlichung verantwortlich. Ich habe aber keinen Zweifel, dass das “Werk” nahezu identisch wäre, hätten es die FSFJler erstellt.

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