Feminismus und Sozialismus – zwei Auswüchse derselben Geisteshaltung

Gestern hat George Reisman auf “Mises.Org” in brillianter Weise gezeigt, warum Nazi-Deutschland ein sozialistischer Staat war und warum Sozialismus in jeder Form eine totalitäre Diktatur benötigt. Reisman analysiert aus ökonomischer Perspektive und entsprechend kommt bei ihm die soziologische und die sozialpsychologische Perspektive zu kurz bzw. nicht vor.

Wir wollen seine Ausführungen heute zum Anlass nehmen, um zu zeigen, dass der totalitäre Kern von Sozialismus keine Folge einer Entwicklung ist, die einsetzt, nachdem der Sozialismus an die Macht gekommen ist, sondern auf der Geisteshaltung basiert, die Sozialismus trägt, auf dem Weltbild der Sozialisten. Mehr noch, wir werden zeigen, dass das Weltbild der Sozialisten mit dem Weltbild der Feministen identisch ist, und entsprechend beide Heilslehren dieselbe Konsequenz haben: Totalitarismus.

eat the richAusgangspunkt unserer Analyse ist die Psyche und das Menschenbild derer, die Sozialismus und Feminismus unterstützen, beidem anhängen. Sie gehen zunächst von einer Einteilung der Welt in zwei antagonistische Gruppen aus, nämlich die Besitzer der Produktionsmittel und die Produktivkräfte, oder die Bonzen und die ausgebeuteten Arbeiter in der geistigen Welt der Sozialisten und die bösen Patricharchen und ihre weiblichen und männlichen Opfer in der feministischen Variante von Sozialismus.

In beiden Fällen sind die phantasierten Großgruppen exklusiv, will heißen, eine Produktivkraft kann nicht Besitzer von Produktionsmitteln werden und ein weibliches oder männliches Opfer kann nicht böser Patriarch werden. In beiden Fällen sind askriptive Merkmale so determinierend, dass es auf den ersten Blick kein Entrinnen gibt: Wer als Arbeiter geboren ist, hat keine Chance, sein Leben in die Hand zu nehmen und die Regeln selbst zu setzen, nach denen er spielen will. Wer als weibliches oder männliches Opfer geboren ist, bleibt Opfer, kann nichts aus seinem Leben machen.

DGB BundesvorstandEs sei denn, die Avantgarde der Arbeiterschaft oder die Vordenker des Feminismus bekommen ihren Willen. Sowohl die sozialistische als auch die feministische Avantgarde besteht aus erleuchteten Personen, aus einer Art Hohepriester, die zwar geistig zur Klasse der Unterdrückten gehören, aber mit der Gabe gesalbt sind, den anderen in der Opfer- oder Ausgebeutetenkklasse den Weg aus dem Elend zu weisen.

Der Weg ist in beiden Fällen mit einem Menschenbild gekoppelt, das man nur als menschenunwürdig bezeichnen kann: Beide, Sozialisten wie Feministen sind der Ansicht, Arbeiter bzw. die vermeintilchen Opfer des Patriarchats seien unfähig zum eigenständigen Handeln, der Hilfe ihrer Avantgarde bedürftig und müssten auf den richtigen Weg paternalisiert werden. Auf den richtigen Weg paternalisieren können die entsprechenden Opfer und Ausgebeuteten natürlich nur die Hohepriester des Sozialismus bzw. des Feminismus mit ihren tiefen Einsichten in die Welt. Woher diese tiefe EInsicht kommt, welche Qualifikation die Avantgarde zu ihrer Einsicht befähigt, niemand weiß es.

untertan_kurfuerstDiese absurde Argumentation findet bei bestimmten Persönlichkeiten, die sich zur Gefolgschaft ihrer Gurus degradieren, Widerhall. Es sind dies Persönlichkeiten, die sich als von außen gesteuert ansehen, Persönlichkeiten, die glauben, nicht ihres Glückes eigener Schmied zu sein und entsprechend auf die Hilfe mächtiger anderer angewiesen zu sein. Es sind Persönlichkeiten, die für sich befürchten, im Wettbewerb mit anderen nicht bestehen zu können und deshalb der Hilfe eines Pater Familias zu bedürfen, eines Kämpfers für die vorgeblich eigene Sache, der ihnen den Weg in den Erfolg ebnet, aus welch kleinen Brötchen dieser Erfolg auch bestehen mag.

Die Gefolgschaft trifft sich mit ihrer Avantgarde in ihrer Angst vor der Freiheit, in ihrer Ablehnung von allem, was mit Selbstverantwortung und Selbstwirksamkeit einher geht. Doch während die Gefolgschaft aus einem psychologischen Minderwertigkeitskomplex heraus, den sozialistischen und feministischen Hohepriestern folgen, sind die entsprechenden Hohepriester von blankem Opportunismus getrieben. Sie nutzen die Schwäche ihrer Gefolgschaft schamlos aus, erzählen ihr, was sie hören will, beschwören täglich aufs Neue das gemeinsame Feindbild des Patriarchen und Bonzen bzw. die vermeintlich gemeinsame Opferposition, in der man sich gemeinsam befinde.

All diese Beschwörungen sind sprachlicher Natur und sie leben davon, nicht getestet zu werden. Das Zerrbild des Bonzen, des arbeiterquälenden Monsters, das für Gewinn über Leichen geht, lebt ebenso wie das Zerrbild des hässlichen Patriarchen, der seine weiblichen und männlichen Opfer (sexuell) belästigt, ausnutzt, am Fortkommen hindert, sie in ihrer Opferrolle festhält davon, dass kein Arbeiter einen Bonzen näher kennenlernt und kein überzeugtes Opfer einen vermeintlichen Patriarchen. Hier erweisen sich Zerrbilder als besonders Hilfreich, denn die Travestie der Wirklichkeit ist nie in der Wirklichkeit zu finden. Wer einen angeblichen Bonzen trifft, der nett ist, einen selbstsicheren Mann, der im Gegensatz zur feministischen Beschreibung ein Mensch mit Bedürfnissen, Ängsten und Nöten ist, der trifft immer Ausnahmen von der Zerrbild-Regel. Er trifft nie auf jemanden, der seine Überzeugung erschüttern könnte, denn seine Überzeugung ist, dass seine Opferrolle, sein Elend fremdverursacht sind. Opferrolle und Elend dürfen nicht aus eigener Kraft überwindbar sein, sonst könnte man selbst etwas ändern, was in letzter Konsequenz bedeuten würden, man wäre selbst an seiner Situation schuld.

Albert SchweizerDas, wie gesagt, darf nicht sein und hier trifft sich der Totalitarismus der Avantgarde mit dem der Gefolgschaft. Letztere brauchen ein Feindbild, um die eigene Deprivation als ihnen zugefügt erklären zu können, Estere liefern dieses Feindbild, um das Bedürfnis ihres Gefolges zu befriedigen und um sich selbst als deren Avantgarde zu präsentieren und davon zu profitieren.

Je erfolgreicher die sozialistische und feministische Avantgarde in der Überzeugung ihrer Gefolgschaft ist, desto mehr wird offenbar, dass die Avantgarde in erster Linie daran interessiert ist, ein eigens Auskommen zu erschleichen und eben nicht daran interessiert ist, das Los der selbsterklärten Opfer, die ihre Gefolgschaft sind, zu verbessern. Entsprechend wird es für die Avantgarde immer wichtiger die Risse, die zwischen Anspruch und Wirklichkeit auftauchen und die Kritik, die aus den Reihen konkurrierender Avantgarden auftaucht, zu kaschieren und verstummen zu lassen. Beides erfordert zunehmend totalitäre Mittel der Herrschaft und Kontrolle, Mittel, wie sie aus Stalins Sowjetunion und Honneckers DDR bestens bekannt sind und Mittel, die im Rahmen des Feminismus derzeit auf die Kontrolle der Sprache und den Zugang zu Positionen in Verwaltung und Universitäten begrenzt sind, aber nicht lange darauf begrenzt sein werden.

Grenzanlage05-001Letztlich ist es also die Deprivation und Angst der Gefolgschaft, die den Erfolg der opportunistischen Avantgarde begründet, und letztlich ist es dieselbe Deprivation und Angst der Gefolgschaft, die den Totalitarismus begünstigt, der kommen muss, um z.B. zu erklären, warum trotz des Sieges der sozialistischen oder feministischen Revolution das Los der Gefolgschaft sich nicht oder kaum verändert hat. Dazu werden in der Regel weitere Angstgegener erfunden, Kapitalisten, Konter-Revolutionäre, Maskulisten, Terroristen, Rechte, die jüdisch-kapitalistische Weltverschwörung alle jene angstbesetzten Figuren, die man aus dem Ärmel ziehen kann, um etwas zu haben, wovor man die Gefolgschaft mit immer neuen Mitteln der Repression schützen muss. Und solange die Gefolgschaft in erster Linie durch Angst vor Freiheit und Angst zu entdecken, dass man selbst für die eigene Lage verantwortlich ist, getrieben wird, hat die Avantgarde leichtes Spiel: Ihre Herrschaft ist gesichert, denn ihre Nachläufer sind damit beschäftigt, andere dafür verantwortlich zu machen, dass die Veränderung der eigenen Situation nicht in Angriff genommen wird.

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