Wissenschaftliche Begleitung in Prozentrechnen

Derzeitige Inhaber politischer Positionen zeichnen sich durch eine Uniformität aus, die es Betrachtern nahezu unmöglich macht, personelle Wechsel nachzuvollziehen oder überhaupt zu bemerken. So unterscheidet sich weder der Duktus noch der Inhalt dessen, was gerade aus dem Bundesministerium für FSFJ kommt, von dem, was vor zwei, fünf, zehn Jahren aus diesem Ministerium gekommen ist. Der derzeitige Darsteller auf dem Ministerposten hat offensichtlich denselben Redenschreiber und in jedem Fall nichts anderes zu sagen als die vorhergehenden Darsteller.

“Wir”, so wird vom neuen Positionsinhaber, der sich Manuela Schwesig nennt, verkündet, “Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen auch in Bundesunternehmen”. Wer hätte das gedacht: “Wir” brauchen mehr Frauen in Führungspositionen. Das alle einschließende “Wir” ist eines der Markenzeichen feministischer und sozialistischer Ideologien, deren Zweck generell darin besteht, das Heil für alle zu verkünden. Also brauchen “Wir” mehr Frauen in Führungspositionen, wahlweise brauchen wir auch eine Reform der Minijobs, das, was wir brauchen, hängt generell davon ab, was diejenigen, die wissen was “wir” brauchen, gerade für sich selbst als vorteilhaft ansehen.

Wozu brauchen wir mehr Frauen in Führungspositionen? Das weiß die derzeitige Darstellerin auf dem Ministerposten auch nicht. Aber die Frage, wozu man mehr Frauen in Führungspositionen benötigt, welcher Nutzen sich damit verbindet, ist im Rahmen feministischer Heilslehre auch Häresie, und von daher ist nicht zu erwarten, dass sie von den Günstlingen, die den Minister-Darsteller umgeben, gestellt wird.

“Mit dem Gesetz zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen wird ein längst überfälliger Schritt getan. Es geht uns darum, dass aus einer Selbstverständlichkeit endlich Realität wird: Dass Frauen nämlich ebenso wie Männer Führungsverantwortung übernehmen. Dabei werden wir sehr genau auch auf die Regelungen für Unternehmen der Öffentlichen Hand achten. Der Anteil von Frauen in Führungspositionen muss signifikant besser werden. Der Public WoB-Index wird uns dabei helfen, die Entwicklung transparent zu machen.”

Das angesprochene Gesetz, das der Deutsche Bundestag wohl im August verabschieden wird, falls nicht doch jemandem einfällt, die Einschränkung der unternehmerischen Freiheit zu thematisieren, die dieses Gesetz darstellt, was im Sozialismus wenig wahrscheinlich ist, ist nicht Gegenstand dieses Posts.

Wir wollen uns dem WoB-Index widmen.

Der WoB-Index ist der Women on Board-Index. Der Women-on-Board-Index wurde gerade im Rahmen einer “Studie” erfunden, die von der Lobbygruppe “FidAR, Frauen in Aufsichtsräten” durchgeführt und mit Sicherheit vom Ministerium für FSFJ finanziert, und “durch den von FidAR beauftragten Kooperationspartner, die Juniorprofessur für Public Management an der Universität Leipzig” (10) begleitet wurde.

Fidar ProzentrechnenDie Kooperation von Seite 10, die von einer “Juniorprofessur” erbracht wurde, ist auf Seite 2 eine “wissenschaftliche Begleitung bei der Erhebung, Aufbereitung und Auswertung der Daten”, die “Jun.Prof. Dr. Ulf Papenfuß” geleistet hat. Autoren sind Monika Schulze-Strelow und Jutta von Falkhausen von FidAR, die offensichtlich nicht in der Lage waren, selbst die Datenerhebung, Datenaufbereitung und Datenauswertung durchzuführen.

Warum nicht? Vielleicht, weil die Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung, die letztlich in den WoB mündet, nichts anderes als krude, simple und jedem Sechstklässler geläufige Prozentrechnung ist. Der WoB ist nämlich nichts anderes als die Anzahl der weiblichen Mitglieder in Aufsichtsrat oder “Top-Management” geteilt durch die Anzahl aller jeweiligen Gremienmitglieder und multipliziert mit 100.

Für derat umfangreiche und komplexe Berechnungen benötigt man heute eine “wissenschaftliche Begleitung”. Und natürlich benötigt man die “wissenschaftliche Begleitung” auch für die “Datenerhebung”, die darin besteht, Unternehmen, an denen Bund oder Länder eine Beteiligung haben, aus dem entsprechenden Beteiligungsbericht zu entnehmen, deren Web-Page aufzurufen und die Seite auszudrucken, der die Mitglieder des jeweiligen Aufsichtsrats und des “Top-Managements” zu entnehmen sind. Hochkomplexe Tätigkeiten wie die genannten, können nicht von den Damen Schulz-Strelow und von Falkenhausen durchgeführt werden. Nein, dazu bedarf es einer “wissenschaftlichen Begleitung”.

Sind die vermeintlich komplexen Informationen, die sich über einfache Prozentrechnung erzielen lassen, dann erst einmal erzielt, so werden sie in einen  “WoB-Index” überführt. Das klingt dann richtig kompliziert und täuscht nicht nur umfangreiche Berechnung und tiefgründige Überlegung vor, nein, es zeigt auch, dass die wissenschaftliche Begleitung in einem Punkt versagt hat: dem Index. Ein Index ist nämlich ein zusammenfassendes Maß, in dem mehrere Informationen kombiniert und verarbeitet werden: Die Preissteigerung über Warengruppen und Dienstleistungen z.B. im Preisindex, die Entwicklung der 100 größten deutschen Aktiengesellschaften im DAX. Kurz: Ein Index gibt eine Veränderung über eine repräsentative Reihe von individuellen Werten wieder.

Deshalb ist der WoB-Index kein Index, es sei denn, den Machern schwebt mehr ein Pranger vor, eine Art schwarze Liste, auf die Unternehmen gesetzt werden, öffentliche im vorliegenden Fall. Genau: 225 öffentliche Unternehmen von 14000, an denen Bund, Länder oder Kommunen einen Anteil haben: also 1,6% aller Beteiligungsunternehmen, die von den Autoren behandelt werden als seien sie repräsentativ für die Unternehmen mit Bundesbeteiligung.

Das ist dann gleich der nächste Lapsus, der der wissenschaftlichen Begleitung von Juniorprofessor Ulf Papenfuß entgangen ist. Die magere Zahl von 225 Unternehmen ist in keiner Weise repräsentativ für die 14000 Unternehmen, an denen die öffentliche Hand beteiligt ist. Das kann man gefahrlos behaupten, denn den Künstlern von Fidar und der “Juniorprofessur für Public Management” ist es nicht einmal in den Sinn gekommen zu prüfen, ob die Auswahl, die sie getroffen haben, in irgend einer Weise repräsentativ für die nicht berücksichtigten Unternehmen ist.

PercentageEntsprechend sind die Ergebnisse, die der vermeintlich komplexen Prozentrechnung, für die wissenschaftliche Begleitung erforderlich war, entnommen werden können, das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Sie sind bestenfalls eine Momentaufnahme, die keinerlei Wert für sich hat, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass das Dunkelfeld der nicht berücksichtigen Unternehmen systematisch von den untersuchten Unternehmen abweicht. Die Ergebnisse sind ein Beispiel für den Fehlschluss der “hasty generalization”. Anders formuliert: Das BMFSFJ hat gerade wieder Steuergelder dazu verschwendet, das eigene Günstlingsnetzwerk zu unterhalten, den Lobbyverband FiDAR durchzufüttern und im Gegenzug eine komplett nutzlose Studie erhalten.

Aber wir leben in einer Zeit, in der die Kenntnisse in Logik, Methoden und Statistik, die Kenntnisse zu Reichweite und Aussagekraft von Ergebnissen nicht weit verbreitet sind. Am wenigsten sind diejenigen, die gerade den Minister geben dürfen, von entsprechenden Kenntnissen belastet, weshalb sie lauthals und voller Überzeugung und basierend auf komplexen Prozentrechnungen eines weitgehend willkürlich zusammengewürfelten Haufens von Unternehmen verkünden, was “Wir” brauchen.

Wir wissen nicht, was Sie, also unsere Leser brauchen, aber wir wissen was “wir”, ScienceFiles, brauchen, wir brauchen eine Intelligenzinitiative anstelle einer Exzellenzinitiative, und wir brauchen eine Quote: Darsteller ministerieller Rollen müssen einen IQ jenseits von mindestens 75 nachweisen.

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