PISA-Studie – Peinlichkeiten in sämtlichen Aussagen
Es gibt wieder eine PISA-Studie: „The ABC of Gender Equality in Education – Aptitude Behaviour, Confidence“, so heißt die Studie, die in der deutschen Presselandschaft das folgende Echo gefunden hat:
- Tagesschau: Mädchen trauen sich Mathe nicht zu;
- ZEIT: Mädchen trauen sich Mathe nicht zu;
- n-tv: Mächen und Zahlen: Ohne Mathe gibt’s weniger Karriere;
- Südwest-Presse: Mädchen meiden Mathe;
- SHZ: Mädchen als Mathemuffel;
- SPIEGEL: OECD-Bildungsstudie: Warum Mädchen in Deutschland Mathe nicht mögen;
- Badische Zeitung: Mathematik macht Mädchen Probleme;
- DIE WELT: Mädchen sind in Mathe noch ängstlich;
- Berliner Morgenpost: Mädchen trauen sich in Mathe weniger zu als Jungen;
Wie der Titel aus der Berliner Zeitung zeigt: Es wurden auch Jungen in der OECD-Studie berücksichtigt, ein Schluss, zu dem man nicht unbedingt kommen muss, wenn man die restlichen Titel der Zeitungen betrachtet.
Insgesamt ist sich die Pressewelt weitgehend einig, dass die OECD-Studie deshalb relevant ist, weil sie Probleme bei Mädchen ausgemacht hat.
Einige wenige Zeitungen scheren aus der Einheitsfront der um Mädchen Besorgten aus:
- Wirtschaftswoche: OECD-Bildungsbericht: Problemschüler sind oft Jungen;
- Neue Osnabrücker Zeitung: OECD-Studie 2015: Leistungsschwache Schüler häufiger männlich;
Nehmen wir das Ergebnis, das die deutsche Presselandschaft am wenigsten interessiert, gleich vorweg: Jungen haben einen höhere Wahrscheinlichkeit, im PISA-Test die Kompetenzstufe 2 nicht zu erreichen als Mädchen.
In Deutschland sind die entsprechenden Unterschiede signifikant, aber offensichtlich uninteressant, denn nur der Wirtschaftswoche und der Neuen Osnabrücker Zeitung ist dieses Ergebnis eine Meldung wert.
Erzielt wurde dieses Ergebnis über alle Kompetenzstufen hinweg, d.h. betrachtet man die rudimentärsten Kenntnisse in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaft, die in den PISA-Tests abgefragt werden, dann sind 6 von 10, die diese Kenntnisse nicht erreichen, Jungen.
Man stelle sich vor, dieses Ergebnis wäre umgekehrt, das Medienecho wäre mit Sicherheit ein anderes. So aber sind es nur Jungen, die schlechter abschneiden als Mädchen, und man hat sich ja daran gewöhnt, dass Jungen seltener auf Gymnasien ankommen, seltener ein Abitur machen und zwischenzeitlich auch seltener studieren als Mädchen und vor allem daran hat man sich gewöhnt, dass Jungen häufiger auf Haupt- und Sonderschulen enden als Mädchen und letztlich auch häufiger ohne einen Schulabschluss bleiben als Mädchen. Wozu sich noch über diese Punkte sorgen?
Kein Funktionär in Politik, Gewerkschaft oder Bildung will daran etwas ändern, also legen wir diese störenden Fakten aus der Realität beseite und wenden uns den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu: Hysterie und moralischer Panik, denn in der neuen PISA Studie, die auf den Ergebnissen aus 2012 basiert, in dieser PISA-Studie wurde ein schockierendes, ein unglaubliches, ein den gesellschaftlichen Fortbestand gefährdendes Ergebnis gefunden, hinter dem die Tatsache, dass viele Jungen bereits in der Schule aussortiert werden und ihre Chancen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, minimiert, wenn nicht beseitigt werden, verblasst:
„Mädchen sind schlechter in Mathematik als Jungen und stimmen eher der Aussage zu ‚Ich bin einfach nicht gut in Mathe'“. Das weiß die Tagesschau zu berichten. Mädchen trauen sich Mathe einfach nicht zu, wird daraus geschlossen. Und im Bericht der OECD ist dieser Schocker wie folgt beschrieben: „In der Mehrzahl der PISA-Teilnehmerländer und -volkswirtschaften schneiden leistungsstarke Mädchen in Mathematik schlechter ab als leistungsstarke Jungen; bessere Ergebnisse erzielen sie nirgends. Mädchen vertrauen im Allgemeinen weniger in ihre mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten. Sie leiden laut eigener Aussage auch häufiger unter Mathematikangst, selbst wenn sie ingesamt hohe Leistungen erzielen“.
Ist das nicht schockierend? Was sind die Tausende von Jungen, die nicht einmal das rudimentärste Kompetenzlevel erreichen, was die hunderttausende Jungen, die seit wir 2002 auf die Nachteile von Jungen hingewiesen haben, ohne Schulabschluss und Chance auf dem Arbeitsmarkt geblieben sind, gegenüber der Angst von leistungsstarken Mädchen vor Mathematik? Wie immer, wenn die Hysterie sich in eine moralische Panik steigert, verblasst die Realität zur Unkenntlichkeit.
Selbst Ergebnisse, die es seit dem Jahre 2007 gibt, verblassen dann, weil es gerade so bequem ist, sie zu vergessen, denn könnte oder wollte man sich erinnern – z.B. daran, dass Mädchen trotz schlechterer Leistungsfähigkeit in PISA mit Blick auf ihre schulische Bewertung und proportional zu Jungen besser benotet werden, es würde die eigene Hysteriefähigkeit beeinflussen.
So hat Heike Diefenbach im Jahre 2007 die Mathematiknoten von PISA-Teilnehmern mit deren PISA-Leistungen verglichen und Folgendes festgestellt: “
„Berechnet man weiter die Anteile von Jungen und Mädchen, die gemessen an den erreichten Punktzahlen im Mathematiktest [in PISA] über- oder unterbewertet sind [also keine korrespondierenden Noten erhalten], so zeigt sich, dass der Anteil derer, die bei der Benotung unterbewertet wurden, unter den Jungen deutlich größer ist als unter Mädchen (26,9% vs. 19,7%), während der Anteil derer, die der erreichten Punktezahl entsprechend benotet (19,8% vs. 22,5%) oder überbewertet (53,3% vs. 57,8%) wurden, unter Mädchen größer ist als unter Jungen.“ (Diefenbach, 2007: 104).
Mit anderen Worten, es ist gar nicht notwendig, dass Mädchen Angst vor Mathematik haben, denn sie werden sowieso eher besser benotet als es ihren Leistungen im Test entspricht, während Jungen eher schlechter benotet werden, als es ihren Leistungen entspricht. Also kein Grund zur Sorge. Warum die PISA-Analysten nicht untersucht haben oder rezipiert haben, was Heike Diefenbach 2007 auf Basis der PISA-Daten von 2003 untersucht hat, ist uns ein Rätsel. Vermutlich ist das Ergebnis, dass Mädchen bei der Notengebung gegenüber Jungen bevorzugt werden, politisch gerade nicht erwünscht, oder es stört, wenn man gerade so schön dabei ist, sich in Hysterie und eine moralische Panik hinein zu steigern.
Was kann man tun, um die drohende gesamtgesellschaftliche Katastrophe, die sich daraus ergibt, dass Mädchen behaupten, sie hätten Angst vor Mathematik, noch abzuwenden?
Hier so meint man bei der OECD sind Eltern und Lehrer gefordert, steht doch zu befürchten, dass sie den Mädchen falsche Rollenbilder vorleben oder geringe Erwartungen an die Armen herantragen, die daraus den falschen Schluss ziehen, Angst vor Mathematik zu haben und deshalb schlechter abschneiden als sie es würden, würde man keine falschen Rollenbilder und keine geringen Erwartungen an sie herantragen. Denn: Mädchen sind Wesen, die willenlos auf der Welle der Erwartung in Richtung vorgegebener Rollenbilder treiben, und deshalb muss man den die Hilflosen tragenden Strom in die richtigen Kanäle lenken.
Ganz anders Jungen. Wir erinnern uns an Jungen? Die kommen auch in der PISA-Studie vor und ihnen, also nicht Jungen, sondern den Jungen, die nicht einmal Kompetenzniveau 2 erreichen, also Jungen, die kaum des Rechnens oder Lesens fähig sind, ist auch ein Kapitel im Bericht gewidmet, eines über Underperformance. Diese männlichen Underperformer sie sind selbst an ihrer Misere schuld, denn sie sind nicht wie Mädchen willenlose Trottel, die von Lehrern und Eltern falsch gesteuert werden, nein Jungen sind selbst für ihr schlechtes Abschneiden zuständig, so kann man staunend in diesem PISA-Machwerk lesen, denn:
- Jungen spielen häufiger Videospiele als Mädchen;
- Jungen verbringen mehr Zeit vor dem Computer und im Internet als Mädchen;
- Jungen spielen häufiger Schach oder programmieren Computer als Mädchen;
- Jungen haben häufiger negative Einstellungen gegenüber der Schule als Mädchen;
- Jungen kommen häufiger zu spät zur Schule als Mädchen;
- Und:
- Jungen lesen seltener außerhalb der Schule als Mädchen;
- Jungen machen weniger Hausarbeiten als Mädchen;
Ja. Und deshalb soll es mehr Jungen als Mädchen geben, die Kompetenzstufe 2 nicht erreichen.
Die Welt der PISA-Analysten ist so peinlich einfach, dass man sich fragt, ob die PISA-Konsortien aus wissenschaftlichen Underperformern rekrutiert werden. In ihrer einfachen Welt, in der Mädchen nur passiv und willenlos und Jungen nur aktiv und willensstark vorkommen, stellt sich z.B. nicht die Frage, warum Jungen häufiger spät zur Schule kommen als Mädchen, warum sie häufiger negative Einstellungen gegenüber der Schule haben als Mädchen?
Es ist kaum zu erwarten, dass Jungen mit negativen Einstellungen gegenüber der Schule geboren wurden. Wahrscheinlicher ist es, dass sie die entsprechenden negatven Einstellungen auf der Grundlage der Erfahrungen, die sie in der Schule gemacht haben, entwickelt haben. Gesteht man diese Möglichkeit zu, dann stellt sich die Frage, was für Erfahrungen Jungen häufiger als Mädchen in der Schule machen? Sind dies Erfahrungen, dass man bei gleicher oder besserer Leistung schlechter benotet wird als Mädchen, dass man als Junge von Lehrern benachteiligt wird, dass man sich ständig den Unsinn über die Benachteligung von Mädchen anhören muss? Deutsche Schulen werden mittlerweile von einer Mehrzahl von weiblichen Lehrern bevölkert, das mag ein Grund dafür sein, dass Jungen der Schule den Rücken kehren.
Aber selbst wenn man diesen Schluss nicht ziehen will, dann wird man gleiches Recht für alle gelten lassen müssen und zumindest in Erwägung ziehen müssen, dass die Lehrer, die nach Ansicht der PISA-Analysten Mädchen falsche (Rollen-)Erwartungen entgegenbringen, so dass Mädchen Angst vor Mathematik entwickeln, auch Jungen falsche (Rollen-)Erwartungen entgegen bringen, was zur Folge hat, dass Jungen das Kapitel Schule abhaken.
Und abhaken sollte man auch diese PISA-Geschlechterstudie, die eine Peinlichkeit empirischer Sozialforschung darstellt, eine Aneinanderreihung von „wie-hätte-ich-es-gerne-Aussagen“ darstellt (oder was hat Schachspielen und Computer programmieren oder Videospiele spielen damit zu tun, dass Jungen Kompetenzlevel 2 nicht erreichen?) und in einer Aussage kumuliert, die an Peinlichkeit wirklich nicht mehr zu übertreffen ist:
„Fazit: PISA zeigt, das[s] geschlechtsspezifische Unterschiede bei den schulischen Leistungen nicht auf natürliche Begabungsunterschiede zurückzuführen sind“.
PISA zeigt das natürlich nicht, denn es wurde im Rahmen von PISA keine neurologische Untersuchung durchgeführt. Vielmehr ist diese Aussage ein Schluss, gezogen aus der Beobachtung, dass Mädchen nicht in allen Nationen, die an PISA teilgenommen haben, in Mathematik hinter Jungen zurückbleiben.
Jungen sind auch im Fazit für die PISA-Analysten irrelevant.
Aber es ist erfreulich, dass die PISA-Analysten einerseits bei den Erkenntnissen ankommen, bei denen die Bildungsforschung in den 1950er Jahren bereits angekommen war, andererseits ist es erschreckend zu sehen, welche Vorurteile die PISA-Analysten mit sich herumgetragen haben, scheinen sie doch gedacht zu haben, es gebe biologische Geschlechtsspezifika, die das Erlernen von Inhalten in Mathematik und Naturwissenschaft determinieren.
Man fragt sich unwillkürlich: Wenn die Spezialisten der OECD das gedacht haben, auf welche (eigene) Erfahrung mit ihren Fähigkeiten bzw. nicht vorhandenen Fähigkeiten gründete sich diese Überzeugung? Und: Wenn die PISA-Analysten das all die Jahre und bis gerade eben gedacht haben, wie konnten sie dann stumm beiseite stehen und die Überflutung von Schulen mit aufgrund ihrer Biologie inkompetenten weiblichen Lehrern geschehen lassen?
Fragen über Fragen an ein peinliches Machwerk, das man besser heute als morgen dem Schredder übergibt.
Diefenbach, Heike (2007). Die schulische Bildung von Jungen und jungen Männern in Deutschland. In: Hollstein, Walter & Matzner, Michael (Hrsg.). Soziale Arbeit mit Jungen und Männern. München: Reinhardt, S.101-115.
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Hat dies auf psychosputnik rebloggt.
Ausm Spiegel: „Die Geschlechterdifferenzen begründen sich aber nicht durch angeborenes Vermögen oder Unvermögen, sondern eher durch eine erworbene Haltung gegenüber der Materie.
….
In Korea sieht es allerdings anders aus: Hier trauen die Eltern ihren Töchtern und Söhnen so gut wie gleichermaßen zu, einen MINT-Beruf zu ergreifen. Im OECD-Schnitt konnten sich nur etwa fünf Prozent aller Mädchen im Alter von 15 Jahren vorstellen, später in einem MINT-Fach zu arbeiten. Bei den Jungen waren es 20 Prozent.“
Also die typische Genderposition bei der OECD. Alles „sozial konstruiert“. So ein Mist wie Gene gibt es doch gar nicht.
DAS könnte man mal menschenfeindlich nennen.
Und die Sache mit Korea? Wie sehen da die Zahlen zur weiblichen MINT-Begeisterung aus, nachdem die Eltern ihren Töchtern genau so viel zutrauen? Waren die 5% des nächsten Satzes darauf bezogen?
Wenn nicht, wird hier offenbar gezielt etwas verschwiegen.
„Was kann man tun, um die drohende gesamtgesellschaftliche Katastrophe, die sich daraus ergibt, dass Mädchen behaupten, sie hätten Angst vor Mathematik, noch abzuwenden?“
Ganz einfach: Man beklagt lauthals den Fachkräftemangel, der sich vor allem (aber nicht alleine) auf den wissenschaftlich-technologischen Bereich beschränkt. Dann versucht man, das brach liegende Potential nicht oder kaum berufstätiger Mütter zu aktivieren, wie aktuell das Beispiel Schweiz zeigt (u. a. 50’000 Akademikermütter, die NICHT arbeiten!). Anschliessend fordert man bessere Fremdbetreuungsstrukturen für Kinder, die sich erwiesenermassen eh‘ nur 21 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung wünschen, wie neueste Zahlen vom Bundesamt für Statistik zeigen. Ein Ende des Tunnels liegt also in greifbarer Nähe…
besser man lässt das „potenzial“ so wie es ist, als weitere staatseingriffe zur förderung von erwerbstätigkeit, was die diskriminierung von hausarbeit impliziert, zu beschließen um es zu „aktivieren“. wenn der mangel so dringend wäre, würden die frauen nämlich freiwillig in den arbeitsmarkt drängen. aber sie haben sich nun einmal entschieden, es nicht zu tun, und diese persönliche entscheidung muss respektiert werden. aber wahrscheinlich geht es der wirtschaft nur um lohndrückerei und sozialisierung von kosten. wenn es so dringend ist, könnten die unternehmen auch ihren finanziellen beitrag zur ausbildung neuer fachkräfte leisten oder leute weiterbilden.
Sie haben recht, Pille: Kinderkrippen, Kindertagesstätten und Ganztagsschulen – Kapitalisten, Feministen und Marxisten einig Hand in Hand, einer der nützliche Idiot des anderen: Die Kapitalisten wollen neues Arbeiterinnenmaterial requirieren, die Feministen wollen die Frauen von den Kindern befreien, und die Marxisten wollen die verhasste bürgerliche Familie zerschlagen.
Die Sache ist eigentlich noch viel gefährlicher: Diese Fokussierung auf Mathematik ist in sich schon ein Unding ! Der Sprachnachteil der Jungen ist weltweit dreimal, in Deutschland viermal höher, als der Mathenachteil der Mädchen, das entspricht 1 1/2 bzw. 2 Schuljahren !!! Nun kann man ohne Mathematik ganz gut leben, ohne Sprachkompetenz aber nicht – ein schwacher sprachlicher Auftritt, funktionale Lesemängel und Schreibschwierigkeiten zerstören auch einfachste Berufskarrieren, bevor sie überhaupt begonnen haben. Das ist das Los unserer Jungens. Nicht die notwendige Mathenachhilfe für die Mittelstandstochter, die auf Kosten des Reitunterrichts geht und andere PISA-Luxusthemen. Im übrigen verstehe ich die Aufregung um diese Selbsteinschätzung der Mädchen in Bezug auf Mathe nicht: Sie spiegelt doch nur wider, was tatsächlich Fakt ist – Mädchen werden zwar in Mathe besser bewertet, trotzdem sind sie leistungsschwächer als ihre männlichen Kollegen, das reflektiert ihre (eigentlich erfreuliche) realistische Selbsteinschätzung wider, wo ist denn hier eigentlich das Problem. Es regnet ja auch nicht, weil der Wetterbericht es hervorgesagt hat, sondern er sagt es hervor, weil zu erwarten ist, dass es regnet – oder ist das auch alles sozial konstruiert ?!?
Zu Korea: Die Lösung für die höheren Leistungen ist hier ganz einfach. Koreanischen Eltern ist die Selbsteinschätzung, Angstverhalten, Gendersensibilität und ich weiss nicht noch was, völlig egal. Die investieren bis zu 40% ihres Familieneinkommens in die Kinderbildung und wollen ein return of investment sehen. Deshalb wird von den Mädchen wie von den Jungen erwartet, dass sie in Mathematik sich konzentrieren und das hohe Abstraktionsniveau genau so mitmachen, wie im Naturkundeunterricht ins Mikroskop zu schauen oder im Mutterspracheunterricht über Gefühle zu reden oder den Akkusativ zu unterstreichen. Und genau das ist eben der Marxistische Fehlschluss der Genderisten – sie schieben alle Probleme, die auftauchen (z.B. dass Mädchen Mathe schlicht zu anspruchsvoll ist) auf „die Gesellschaft“, die sich ändern müsse – eine Strategie, die erkennbar alles beim alten lassen will.
Diese investment-Theorie von Bildung in Korea führt eben auch dazu, dass Frauen Ingenieure werden, und nicht Baggerfahrer, Kindergärtner oder Boutique-Eröffnerinnen. Nicht, weil die Gesellschaft das eher akzeptiert etc., sondern weil sie selbst akzeptieren, dass ein gut bezahlter Beruf mit einer hohen Belastung und einem hohen intellektuellen Investment verbunden ist.
Südkorea ist nur eines von vielen Beispielen im asiatischen Raum. Auch auf den Philippinen ist der Anteil weiblicher Studierender in MINT-Fächern im Vergelich zu den meisten OECD-Mitgliedstaaten ausserordentlich hoch. Allerdings hat das einen ganz anderen Grund: Da die phlippinische Volkswirtschaft vom primären (und, weitaus schwächer, vom sekundären) Sektor geprägt ist, entwcheiden sich viele Mädchen für Dienstleistungsberufe oder MINT-Fächer, um so den körperlich anstrengenden Blue Collar-Jobs zu entgehen.
Haben Sie jemals Kontakt zu Koreanern gehabt? Die werden nach amerikanischen Prinzip ausgebildet. Laufende dumme Roboter die den Chip gar nicht erst brauchen , weil sie eh alles glauben! by the way wie hoch ist die rate der privaten Schulden in Korea? Schwindelerregend!
als mint-student kann ich das desinteresse von frauen an solchen fächern bezeugen – ich bin keineswegs erfreut darüber ;). es ist aber tatsache, dass mädchen, selbst die, die auf dem zeugnis bessere noten in mathe bekommen, in solchen berufen nicht ihre zukunft sehen obwohl sie dem anschein nach geeigneter wären als einige der männlichen bewerber (die nicht-nerds) sind.
die genderisten – die oecd ist durchsetzt von ihnen – versuchen aber verzweifelt jegliche geschlechtsspezifischen interessensunterschiede (natürlich haben alle individuen eines geschlechts nicht automatisch das gleiche interesse, aber es wird eine allgemeine tendenz in der statistik sichtbar) zu korrigieren. daran müssen sie aber immer mehr scheitern, je wohlhabender die gesellschaft ist, da immer mehr frauen dann wegen sättigungseffekten die höhe des einkommens als weniger wichtig schätzen als das persönliche interesse am beruf. oder als weitere umstände, die es ihnen z.b. erlauben, sich nebenbei noch um ihre kinder zu kümmern. das bedürfnis kann man natürlich auch nicht wegregulieren, denn die gefühlsmäßige bindung ist nicht wegzudiskutieren. wenn wirtschaftlich alles in ordnung ist, werden frauen dazu neigen, mehr zeit in ihre kinder zu investieren statt in ihre karriere, da können die emanzen jaulen und protestieren so lange sie wollen. das ist einfach die logik menschlichen handelns.
so kommen jungen in die für die industrie und wirtschaft relevanten und gutbezahlten berufe, obwohl ihre schulnoten im durchschnitt schlechter sind. ich denke vor allem deswegen interessieren diese nur wenige leute, sonst hätte sich schon aus anderen richtungen widerstand geregt. ein paar männliche nerds reichen aus um den laden am laufen zu halten, und der rest macht berufe in denen goethe, geschichte, und vieles von dem anderen kram, den man in der schule hätte lernen sollen, völlig irrelevant sind.
Ich kann in diesem Zusammenhang nur nochmals auf den Film “Das Gleichstellungs-Paradox“ von Harald Eia verweisen, der in Norwegen bereits zu einer breiten Debatte über Sinn und Unsinn der Gender-Forschung geführt hat.
In Mitteleuropa wurde dieser Film leider komplett ignoriert; zu mächtig scheint die Lobby der “Genderista“.
http://bit.ly/13bECOE