Michael Gassmann hat ein Problem: Er sieht im Fernsehen nur noch Kochsendungen. Die medialen Versuche, die Komplexität der Nahrungsmittel und der Methoden ihrer Zubereitung zu reduzieren, hat bei Gassmann, Korrespondent für Handel und Konsumgüter bei der Welt, eine kognitive Dissonanz ausgelöst, denn: “Nur jeder zweite Grundschüler isst mittags zu Hause“.
Sie sehen den Zusammenhang?
Wir auch nicht.
Ungeachtet dessen ist zu beklagen, dass noch vor zehn Jahren 80 Prozent der Sechs- bis Neunjährigen regelmäßig mittags zu Hause gegessen haben. Heute sind es nur noch rund 50%, weiß Gassmann. Beklagenswert. Aber das hatten wir schon.
Warum beklagenswert?
GfK-Experte für was auch immer, vielleicht für die Essgewohnheiten der Sechs bis Neunjährigen, aber genaues erfährt man nicht, jener GfK-Experte also, Robert Kecskes, weiß: “Damit fehlt immer mehr Familien ein wichtiger Treffpunkt, um sich über familiäre Ereignisse zu unterhalten und von Erlebnissen zu erzählen”.
Mit vollem Mund?
Beim Mittagessen?
Wer hat diesen Experten erzogen.
Doch zurück zum beklagenswerten Inhalt des Beitrags des Korrespondenten der Welt. Damit wir es nicht vergessen, wird es uns eingehämmert: Psychologen sorgen sich: “Die Familien (welche genau bleibt unerwähnt) erleben das gemeinsame Essen als Treffpunkt für die ganze Familie in angenehmer Atmosphäre”. Das weiß Bernd Brixius, auch einer jener Experten für atmosphärische Familienessen.
Geschichten vom familiären Idyll unter besonderer Berücksichtigung des Mittagessens in angenehmer Atmosphäre
Brixius wie die zuvor bemühten namenlos gebliebenen Psychologen sind offensichtlich in Haushalten und an Esstischen großgeworden, an denen schlechte Noten nicht das familiäre Idyll gestört haben, es am Essen nichts auszusetzen gab und auch ansonsten nichts Störendes die “angenehme Atmosphäre”, die Familien und Familienessen inhärent ist, wenn es nach Herrn Gassmann geht, beinträchtigt hat.
Ist es nicht beklagenswert. Dass es dieses Mittagsessensidyll nicht mehr gibt oder nur noch selten oder nicht häufig genug für Herrn Gassmann, denn und zum dritten Mal und dieses Mal darf es Christine Brombach sagen: “Ernährung ist mehr als die Vesorgung des Körpers mit Nährstoffen”. Eine erstaunliche Erkenntnis, die all jene Nahrungsexperten, die denken, Nahrungsaufnahme diene dem Unterhalt des Körpers, in Erklärungsnot bringt.
Doch zurück zur angenehmen Atmosphäre des Mittagessens bei Familien: “Am Familientisch”, so zitiert Gassmann abermals Brombach, am “Familientisch werden Vorstellungen von Essen und Trinken vermittelt, lernen die Kinder von den Eltern, was als ‘richtig’ und ‘falsch’ oder ‘ungesund’ gilt und was nicht”.
So ist das.
Jetzt wissen Sie, warum sie zunehmen. Sie essen in der Kantine, unter dem schlechten Einfluss von Peers. Denn Peers sind ganz schlecht, wie Gassmann weiß, nicht wie die Familie. Die Familie und ihr Mittagstisch, die sind ganz gut und wissen, was richtiges und gesundes und richtig gesundes Essen ist. Deshalb gibt es kein Adipositas in Familien und keine Fehlernährung. Deshalb sind Familienmitglieder immer topfit und voller Mineralien und Spurenelemente.
Sie ist eben ein Idyll, die Familie, ein Ernährungsidyll.
Vor allem das Mittagessen in der Familie ist ein Idyll, eines, das gerade kaputt gemacht wird, wie Gassmann weiß, weil nämlich nur “jeder zweite Grundschüler … mittags zu Hause” isst. Diese Schreckensmeldung ist für Gassmann der Anlass, das Ende der Familien-Gesprächskultur, wie er sie wohl kennt, zu verkünden. Die Schreckensmeldung basiert auf einer Pressemeldung der Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg (GfK), die mit “Mittags bliebt die Küche kalt” überschrieben ist und die folgende denkwürde Passage enthält, die Gassmann wohl überlesen hat:
“Vor allem die Klein- und Grundschulkinder essen deutlich seltener zu Hause
als vor zehn Jahren. Bei Kindern im Alter zwischen drei und fünf Jahren sind es 41 Prozent weniger, bei den 6- bis 9-Jährigen immer noch 33 Prozent. Dies ist mit dem Ausbau der Ganztagesbetreuung in den Kindergärten sowie den Horten und offenen Ganztagesschulen zu erklären.”
Was nun Herr Gassmann?
Haben Sie auch den Mut, den prognostizierten kulturellen Niedergang aufzuhalten und sich im Sitzstreik vor die Zerstörer der Familienkultur vor Kindergärten, Horte und Ganztagsschulen zu setzen?
Sind Sie das nicht der Esskultur, der Rettung der angenehmen Atmosphäre des familiären Essens und dem gesittenten Sprechen mit vollem Mund im Kreise seiner Lieben schuldig?
Die Welt war auch schon einmal besser.
Die Versuche, hinter angeblichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, wie denen von Psychologen versteckt, die eigenen Vorlieben als objektive Daten zu verkaufen, sind nicht mehr tolerabel. Die journalistische Angewohnheit, Hinz und Kunz als Experten für dies und das zu verkaufen, ist ermüdend.
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ich bin mir noch nicht ganz im Klaren darüber, ob dieser Artikel von Ihnen ernst gemeint ist, oder nicht.
Ich gehe aber davon aus, daß Sie es doch ernst meinten und muß der grundsätzlichen Tendenz, welche ich aus Ihrem Artikel herauslese, widersprechen!
Ich have aus dem Artikel herausgelesen, daß Sie, der Autor, es nicht für erforderlich halten, daß Familien ein gemeinsames (Mittags-)Mahl einnehmen, und, daß diese Situation des Beisammensitzens mit der Einnahme eines Essens den einzelnen teilnehmenden Menschen nicht förderlich sei.
Davon ausgehend, daß Sie dem nicht widersprechen, möchte ich zu dieser zum Ausdruck gebrachten Haltung meine eigene Meinung, basierend auf eigenen Erfahrungen abgeben:
1.) Das Wort “Mittagessen” kann mit einem beliebigen Begriff, welcher das gemeinsame Einnehmen einer Mahlzeit in der Familie beschreibt, egal ob Frühstück, Mittagessen, oder Abendbrot, umschrieben werden. Entscheidend ist leider, und das ist überaus bedauerlich, daß tatsächlich in immer weniger Familien mindestens eine Mahlzeit gemeinsam eingenommen wird.
2.) Warum ist das bedauerlich? Weil, selbst wenn es gelegentlich hektisch am Essenstisch zugeht, der Essenstisch die Familienbörse für Informationen ist. Zu den Informationen gehören gute und schlechte Nachrichten genauso wie, daß die Kinder einfach nur etwas bei den Eltern “abladen” wollen oder, selbst, wenn nicht gesprochen würde (kann durchaus mal passieren…), dann gäbe es immer noch die Kommunikation des Mienenspiels, aus welcher die am Tisch Sitzenden durchaus Informationen ziehen können.
Da Sie so auf die Situation abgehoben hatten, daß am Tisch schlechte Laune herrschen könnte (z.B. Junior hat eine schlechte Note im Englischunterricht nach Hause gebracht) und dies dann die Zusammenkunft nicht umbedingt ein Vergnügen sein läßt, möche ich dazu noch bemerken, daß solche negativen Erlebnisse durchaus zum Familienleben dazugehören und dabei von jedem gelernt werden muß, eine solche Situation entweder mal zu ertragen. Wenn es einem “zu bunt” wird (Dauer-Genöle v om alten Herrn), muß eben auch mal die Konfrontation gewagt werden und ein in der Luft hängendes Thema angesprochen werden.
Wo, wenn nicht in der Familie, sollen Menschen – sowohl die Kinder, als auch ihre Eltern – miteinander leben lernen?
Ich bin froh, daß ich wärend meiner Kindheit meistens gemeinsame Familien-Mahlzeiten (in allen Variationen!) erleben durfte und dies in meiner eigenen Familie auch so weitergeführt werden konnte!
Selbst wenn ich richtig Zoff mit meiner Frau habe, ist es immer noch besser, wir sitzen an einem Tisch, als daß wir uns unversöhnlich voneinander trennen und in verschiedenen Räumen/Örtlichkeiten schmollen und zu keiner Lösung unseres Problemes kommen.
Allen familienpolitisch Interessierten empfehle ich Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates. Die gegenwärtige Familienpolitik hat garantiert nichts mit dieser kommunistischen Programmschrift und dem dort entwickelten Familien- und Gesellschaftsideal zu tun.
Sie entspricht ihr nur zufällig.
Ganz zufällig.
Man kann die Gesellschaft verändern, um die Familie zu ändern. Man kann auch die Familie ändern, um die Gesellschaft zu ändern.
Als jemand, der jeweils mittags und abends an einem lebhaften Familientisch gross geworden ist (und deshalb gekonnt mit vollem Mund sprechen kann), werde ich aus diesem Artikel auch nicht klug. Man ist doch hier gegen links und Feminismus, also wohl für die Kernfamilie. Dazu gehört auch das gemeinsame Essen.
Ich kenne die bei Sciencefiles üblichen Tischmanieren nicht, aber die Aussagen „Mit vollem Mund“ Beim Mittagessen“ lassen schlimme Befürchtungen aufkommen. Wie darf ich mir folgendes Szenario vorstellen: „wenn wir beim Abendessen oder beim Frühstück sitzen, sinnieren wir darüber“ (aus http://sciencefiles.org/2013/09/29/gender-netzwerke-absahner-mit-geschlecht/)
Denkt jeder still für sich? Oder wird gleichzeitig mit vollem Mund geredet, so dass sich die Krümel in hohem Bogen über den Tisch verteilen? Oder gibt es doch eine dritte Möglichkeit, nämlich dass einer redet während der andere kaut?
Aber Spaß beiseite. Also ich habe an dem Artikel wenig auszusetzen, außer dass der Begriff „Analyse“ in die Überschrift nicht passt und das Ganze eigentlich als Kommentar oder Meinung gekennzeichnet gehört.
Der stellt Artikel ein Zeitgeistphänomen blos, nämlich die versuchte Entwertung des Familienlebens. Doppelverdienermodelle, die ja politisch und oft auch medial favorisiert werden, ermöglichen nur Feierabend- oder Teilzeitfamilien. Familienleben als Eigenwert, das versucht man im uferlosem Emanzipationswahn den Menschen auszureden, manchmal mit Erfolg. Beide müssen Kariere machen (und sei es an der Supermarktkasse oder im Putzgewerbe….) damit nur ja keiner benachteiligt ist. Außer die Kinder, deren Familie Werktags zwischen 8 und 17 Uhr nicht existiert. Letztlich läuft der Artikel auf Teilzeitfamilien als Mangelmodelle hinaus, was aber leider nur ganz am Rande gestreift wird.
Ich habe erst spät im Leben begriffen wie viel es Wert war, dass ich Mittags nach Hause konnte, in ein Zuhause und nicht nur in ein Haus. Da stand was am Herd, das nannte man Mutter (kennt heute kaum noch jemand), hatte das Essen fertig und dann konnte man das, was einen gerade beschäftigt hat erst mal schön beim Tischgespräch abladen. Ganz ohne mit vollem Mund zu reden. Tischmanieren waren tatsächlich ein nützliches Nebenprodukt.
Also selbst beim in meiner Jugend vorherrschenden Modell des ein Vollzeit Erwerbstätig Vater und der Vollzeit Hausfrau und Mutter, kann man nur an den Wochenenden ein gemeinsames Mittagessen einnehmen, da durch die arbeitsbedingte Abwesenheit des Vaters von ca. 8-17 Uhr unter der Woche ein gemeinsames Mittagessen nicht möglich ist.
Das was dann früher nur mit der Mutter beim Mittagessen besprochen wurde und dadurch oft dem Vater vorenthalten wurde, muss dann heutzutage beim Abendessen besprochen werden, was sich vielleicht auch positiv auf die Väter auswirkt, die so unter der Woche mehr in das Familienleben einbezogen werden können.
” .. 10 Jahren 80 % der 6- bis 9jährigen regelmäßig mittags zu Hause gegessen haben. Heute sind es nur noch rund 50% ”
Falls es dem werten Herrn Gassmann noch nicht aufgefallen sein sollte, bin ich gerne behilflich:
Es gibt heute wesentlich mehr Frauen ( auch Mütter ) , die mittags gezwungen sind zu arbeiten zwecks Familienunterhalt, als noch vor 10 Jahren !
In Zeiten der kulturellen Bereicherung sollten Sie die Tatsache akzeptieren , daß es bei Anderen durchaus üblich ist , mittags nicht zu essen .
Stellen wir uns vor die Zahl 27 wäre die Lieblingszahl der meisten Leute. Nun kommt eine selbsternannter Rechenexperte und sagte: 25 + 4 = 27
Die Anerkennung der Leser ist ihm gewiss, denn 27 ist eine schöne Zahl.
Der Autor Gassmann beschreibt in seinem Artikel ein Problem: >> immer weniger Kinder bekommen zu Hause ein Mittagessen<> Fehlernährung und Fehlinformation durch die Kommuniktion mit den falschen Gesprächspartnern<>Die Familien sollen wieder mehr zu Hause kochen<<!
Hier wird aus einer ganzen Kette vernetzter Probleme eines herausgegriffen und in der Überlegung genau 1 Schritt zurück gegangen um dort den Ursprung dieses einen Problems zu beweisen. Das ist, wie hier berechtigt kritisiert wird, albern!
Familien, die nur noch ihre Kinder versorgen können, wenn Mutter und Vater arbeiten, haben eben Schwierigkeiten täglich einen gemeinsamen Mittagstisch zu gestalten. Und Eltern, die selbst in 3. Generation konsumterrorisierte Opfer erfolgreicher Marketingkampagnen sind, haben logischerweise Schwierigkeiten das Problem zu begreifen und den Handlungsbedarf zu erkennen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass von staatlicher Seite alles getan wird um den Familien das Leben schwer zu machen. Darüber steht nichts in dem kritisierten Artikel, obwohl man nicht "studiert" haben muß um diese Zusammenhänge zu erkennen. Ich halte somit die obige Kritik für berechtigt.
Bei uns ist das gemeinsame Mittagessen/Abendessen ein wichtiger Baustein der Familiengemeinschaft. Und ja, die Kommunikation dabei ist wichtig. Wir schaffen das sogar beim Essen aber ohne mit vollem Mund zu reden. Komisch. Und genau da findet auch eine gute Portion Erziehung statt. Von uns (den Eltern) haben die Kinder gelernt, wie man das Besteck hält, welche Haltung man vorm Teller hat und dass “Körpergeräusche” jedlicher Art unerwünscht sind. Nirgendwo sonst können die Kinder das lernen, sogar das Gegenteil ist der Fall: als wir den Jüngsten mittags im Hört betreuen ließen, hat er sich zurückentwickelt, mit offenem Mund gekaut und auf das Besteck verzichtet. Ja, so lernt man von den “Peers”! Wir sind noch eine (aus meiner Sicht) intakte Familie, also ideales Angriffsziel für Soziologen und das linke Spektrum. Aber es wir werden uns wehren, so viel schon mal vorab.
“‘Ernährung ist mehr als die Vesorgung des Körpers mit Nährstoffen’. Eine erstaunliche Erkenntnis, die all jene Nahrungsexperten, die denken, Nahrungsaufnahme diene dem Unterhalt des Körpers, in Erklärungsnot bringt.”
ich denke, hier war gemeint, dass das Essen in der Gruppe (nicht die Ernährung an sich), neben der Nahrungsaufnahme auch eine soziale Komponente hat.
Manchmal geht es darum Hierarchien einzuprägen – wer nimmt als ersten vom Essen, wer darf die besten Stücke nehmen, wer bestimmt wann aufgehört wird mit Essen?
Auch gewisse Normen werden beim Essen in der Gruppe erlernt – bestimmte Tischsitten z.B., die später im Leben für die teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen hilfreich sein können.
Verstärkung eines Zusammengehörigkeitsgefühls – Nahrung, eine häufig knappe Resource, wird in der Gruppe geteilt. Auch wenn bestimmte Mahlzeiten eine Auswahl zulassen, wird zumindest vom gleichen Angebot genommen. Das verstärkt das zusammengehörigkeitsgefühl in der gruppe – es wird Geteilt, und es wird von einer gemeinsamen Resource genommen.
Ich denke, das ist es was die Experten im Kopf haben, und was verloren geht – das Essen nicht im Sinne reiner Nahrungsaufnahme, sondern das Essen in der Gruppe als gruppendynamischer Prozess. Wobei einige der Experten dann auch gleich werten – die Gruppe “Famile” wird höher gewertet als z.B. eine Schulklasse die gemeinsam isst, oder der Kreis der Kollegen in der Kantine. Der verstekte Vorwurf, der in den Aussagen der Experten steckt, ist, dass die Familie mit dem nicht-mehr-so-häufig-stattfindenden wenige Prägend auf die Kinder einwirken können, und andere Gruppen, mit denen das Kind zusammen ist, an Einfluss gewinnen.
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Sehr geehrter Herr Klein,
ich bin mir noch nicht ganz im Klaren darüber, ob dieser Artikel von Ihnen ernst gemeint ist, oder nicht.
Ich gehe aber davon aus, daß Sie es doch ernst meinten und muß der grundsätzlichen Tendenz, welche ich aus Ihrem Artikel herauslese, widersprechen!
Ich have aus dem Artikel herausgelesen, daß Sie, der Autor, es nicht für erforderlich halten, daß Familien ein gemeinsames (Mittags-)Mahl einnehmen, und, daß diese Situation des Beisammensitzens mit der Einnahme eines Essens den einzelnen teilnehmenden Menschen nicht förderlich sei.
Davon ausgehend, daß Sie dem nicht widersprechen, möchte ich zu dieser zum Ausdruck gebrachten Haltung meine eigene Meinung, basierend auf eigenen Erfahrungen abgeben:
1.) Das Wort “Mittagessen” kann mit einem beliebigen Begriff, welcher das gemeinsame Einnehmen einer Mahlzeit in der Familie beschreibt, egal ob Frühstück, Mittagessen, oder Abendbrot, umschrieben werden. Entscheidend ist leider, und das ist überaus bedauerlich, daß tatsächlich in immer weniger Familien mindestens eine Mahlzeit gemeinsam eingenommen wird.
2.) Warum ist das bedauerlich? Weil, selbst wenn es gelegentlich hektisch am Essenstisch zugeht, der Essenstisch die Familienbörse für Informationen ist. Zu den Informationen gehören gute und schlechte Nachrichten genauso wie, daß die Kinder einfach nur etwas bei den Eltern “abladen” wollen oder, selbst, wenn nicht gesprochen würde (kann durchaus mal passieren…), dann gäbe es immer noch die Kommunikation des Mienenspiels, aus welcher die am Tisch Sitzenden durchaus Informationen ziehen können.
Da Sie so auf die Situation abgehoben hatten, daß am Tisch schlechte Laune herrschen könnte (z.B. Junior hat eine schlechte Note im Englischunterricht nach Hause gebracht) und dies dann die Zusammenkunft nicht umbedingt ein Vergnügen sein läßt, möche ich dazu noch bemerken, daß solche negativen Erlebnisse durchaus zum Familienleben dazugehören und dabei von jedem gelernt werden muß, eine solche Situation entweder mal zu ertragen. Wenn es einem “zu bunt” wird (Dauer-Genöle v om alten Herrn), muß eben auch mal die Konfrontation gewagt werden und ein in der Luft hängendes Thema angesprochen werden.
Wo, wenn nicht in der Familie, sollen Menschen – sowohl die Kinder, als auch ihre Eltern – miteinander leben lernen?
Ich bin froh, daß ich wärend meiner Kindheit meistens gemeinsame Familien-Mahlzeiten (in allen Variationen!) erleben durfte und dies in meiner eigenen Familie auch so weitergeführt werden konnte!
Selbst wenn ich richtig Zoff mit meiner Frau habe, ist es immer noch besser, wir sitzen an einem Tisch, als daß wir uns unversöhnlich voneinander trennen und in verschiedenen Räumen/Örtlichkeiten schmollen und zu keiner Lösung unseres Problemes kommen.
Mit bestem Gruß,
Andreas Damm
Allen familienpolitisch Interessierten empfehle ich Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staates. Die gegenwärtige Familienpolitik hat garantiert nichts mit dieser kommunistischen Programmschrift und dem dort entwickelten Familien- und Gesellschaftsideal zu tun.
Sie entspricht ihr nur zufällig.
Ganz zufällig.
Man kann die Gesellschaft verändern, um die Familie zu ändern. Man kann auch die Familie ändern, um die Gesellschaft zu ändern.
Viel Spaß bei der Lektüre!
Damit die feuchten Träume von Friedrich Engels auch den richtigen Rahmen erhalten, empfehle ich zudem die Lektüre des Patriarchats von Dr. habil. Heike Diefenbach.
Als jemand, der jeweils mittags und abends an einem lebhaften Familientisch gross geworden ist (und deshalb gekonnt mit vollem Mund sprechen kann), werde ich aus diesem Artikel auch nicht klug. Man ist doch hier gegen links und Feminismus, also wohl für die Kernfamilie. Dazu gehört auch das gemeinsame Essen.
Ich kenne die bei Sciencefiles üblichen Tischmanieren nicht, aber die Aussagen „Mit vollem Mund“ Beim Mittagessen“ lassen schlimme Befürchtungen aufkommen. Wie darf ich mir folgendes Szenario vorstellen: „wenn wir beim Abendessen oder beim Frühstück sitzen, sinnieren wir darüber“ (aus http://sciencefiles.org/2013/09/29/gender-netzwerke-absahner-mit-geschlecht/)
Denkt jeder still für sich? Oder wird gleichzeitig mit vollem Mund geredet, so dass sich die Krümel in hohem Bogen über den Tisch verteilen? Oder gibt es doch eine dritte Möglichkeit, nämlich dass einer redet während der andere kaut?
Aber Spaß beiseite. Also ich habe an dem Artikel wenig auszusetzen, außer dass der Begriff „Analyse“ in die Überschrift nicht passt und das Ganze eigentlich als Kommentar oder Meinung gekennzeichnet gehört.
Der stellt Artikel ein Zeitgeistphänomen blos, nämlich die versuchte Entwertung des Familienlebens. Doppelverdienermodelle, die ja politisch und oft auch medial favorisiert werden, ermöglichen nur Feierabend- oder Teilzeitfamilien. Familienleben als Eigenwert, das versucht man im uferlosem Emanzipationswahn den Menschen auszureden, manchmal mit Erfolg. Beide müssen Kariere machen (und sei es an der Supermarktkasse oder im Putzgewerbe….) damit nur ja keiner benachteiligt ist. Außer die Kinder, deren Familie Werktags zwischen 8 und 17 Uhr nicht existiert. Letztlich läuft der Artikel auf Teilzeitfamilien als Mangelmodelle hinaus, was aber leider nur ganz am Rande gestreift wird.
Ich habe erst spät im Leben begriffen wie viel es Wert war, dass ich Mittags nach Hause konnte, in ein Zuhause und nicht nur in ein Haus. Da stand was am Herd, das nannte man Mutter (kennt heute kaum noch jemand), hatte das Essen fertig und dann konnte man das, was einen gerade beschäftigt hat erst mal schön beim Tischgespräch abladen. Ganz ohne mit vollem Mund zu reden. Tischmanieren waren tatsächlich ein nützliches Nebenprodukt.
Also selbst beim in meiner Jugend vorherrschenden Modell des ein Vollzeit Erwerbstätig Vater und der Vollzeit Hausfrau und Mutter, kann man nur an den Wochenenden ein gemeinsames Mittagessen einnehmen, da durch die arbeitsbedingte Abwesenheit des Vaters von ca. 8-17 Uhr unter der Woche ein gemeinsames Mittagessen nicht möglich ist.
Das was dann früher nur mit der Mutter beim Mittagessen besprochen wurde und dadurch oft dem Vater vorenthalten wurde, muss dann heutzutage beim Abendessen besprochen werden, was sich vielleicht auch positiv auf die Väter auswirkt, die so unter der Woche mehr in das Familienleben einbezogen werden können.
” .. 10 Jahren 80 % der 6- bis 9jährigen regelmäßig mittags zu Hause gegessen haben. Heute sind es nur noch rund 50% ”
Falls es dem werten Herrn Gassmann noch nicht aufgefallen sein sollte, bin ich gerne behilflich:
Es gibt heute wesentlich mehr Frauen ( auch Mütter ) , die mittags gezwungen sind zu arbeiten zwecks Familienunterhalt, als noch vor 10 Jahren !
In Zeiten der kulturellen Bereicherung sollten Sie die Tatsache akzeptieren , daß es bei Anderen durchaus üblich ist , mittags nicht zu essen .
Stellen wir uns vor die Zahl 27 wäre die Lieblingszahl der meisten Leute. Nun kommt eine selbsternannter Rechenexperte und sagte: 25 + 4 = 27
Die Anerkennung der Leser ist ihm gewiss, denn 27 ist eine schöne Zahl.
Der Autor Gassmann beschreibt in seinem Artikel ein Problem: >> immer weniger Kinder bekommen zu Hause ein Mittagessen<> Fehlernährung und Fehlinformation durch die Kommuniktion mit den falschen Gesprächspartnern<>Die Familien sollen wieder mehr zu Hause kochen<<!
Hier wird aus einer ganzen Kette vernetzter Probleme eines herausgegriffen und in der Überlegung genau 1 Schritt zurück gegangen um dort den Ursprung dieses einen Problems zu beweisen. Das ist, wie hier berechtigt kritisiert wird, albern!
Familien, die nur noch ihre Kinder versorgen können, wenn Mutter und Vater arbeiten, haben eben Schwierigkeiten täglich einen gemeinsamen Mittagstisch zu gestalten. Und Eltern, die selbst in 3. Generation konsumterrorisierte Opfer erfolgreicher Marketingkampagnen sind, haben logischerweise Schwierigkeiten das Problem zu begreifen und den Handlungsbedarf zu erkennen.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass von staatlicher Seite alles getan wird um den Familien das Leben schwer zu machen. Darüber steht nichts in dem kritisierten Artikel, obwohl man nicht "studiert" haben muß um diese Zusammenhänge zu erkennen. Ich halte somit die obige Kritik für berechtigt.
Gruß, EO
Bei uns ist das gemeinsame Mittagessen/Abendessen ein wichtiger Baustein der Familiengemeinschaft. Und ja, die Kommunikation dabei ist wichtig. Wir schaffen das sogar beim Essen aber ohne mit vollem Mund zu reden. Komisch. Und genau da findet auch eine gute Portion Erziehung statt. Von uns (den Eltern) haben die Kinder gelernt, wie man das Besteck hält, welche Haltung man vorm Teller hat und dass “Körpergeräusche” jedlicher Art unerwünscht sind. Nirgendwo sonst können die Kinder das lernen, sogar das Gegenteil ist der Fall: als wir den Jüngsten mittags im Hört betreuen ließen, hat er sich zurückentwickelt, mit offenem Mund gekaut und auf das Besteck verzichtet. Ja, so lernt man von den “Peers”! Wir sind noch eine (aus meiner Sicht) intakte Familie, also ideales Angriffsziel für Soziologen und das linke Spektrum. Aber es wir werden uns wehren, so viel schon mal vorab.
“‘Ernährung ist mehr als die Vesorgung des Körpers mit Nährstoffen’. Eine erstaunliche Erkenntnis, die all jene Nahrungsexperten, die denken, Nahrungsaufnahme diene dem Unterhalt des Körpers, in Erklärungsnot bringt.”
ich denke, hier war gemeint, dass das Essen in der Gruppe (nicht die Ernährung an sich), neben der Nahrungsaufnahme auch eine soziale Komponente hat.
Manchmal geht es darum Hierarchien einzuprägen – wer nimmt als ersten vom Essen, wer darf die besten Stücke nehmen, wer bestimmt wann aufgehört wird mit Essen?
Auch gewisse Normen werden beim Essen in der Gruppe erlernt – bestimmte Tischsitten z.B., die später im Leben für die teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen hilfreich sein können.
Verstärkung eines Zusammengehörigkeitsgefühls – Nahrung, eine häufig knappe Resource, wird in der Gruppe geteilt. Auch wenn bestimmte Mahlzeiten eine Auswahl zulassen, wird zumindest vom gleichen Angebot genommen. Das verstärkt das zusammengehörigkeitsgefühl in der gruppe – es wird Geteilt, und es wird von einer gemeinsamen Resource genommen.
Ich denke, das ist es was die Experten im Kopf haben, und was verloren geht – das Essen nicht im Sinne reiner Nahrungsaufnahme, sondern das Essen in der Gruppe als gruppendynamischer Prozess. Wobei einige der Experten dann auch gleich werten – die Gruppe “Famile” wird höher gewertet als z.B. eine Schulklasse die gemeinsam isst, oder der Kreis der Kollegen in der Kantine. Der verstekte Vorwurf, der in den Aussagen der Experten steckt, ist, dass die Familie mit dem nicht-mehr-so-häufig-stattfindenden wenige Prägend auf die Kinder einwirken können, und andere Gruppen, mit denen das Kind zusammen ist, an Einfluss gewinnen.