Der Wert eines Menschen
Was macht eigentlich den Menschen zum Menschen? Was macht sein Menschsein, seinen Wert aus? Haben alle Menschen den gleichen Wert, sind somit gleichwertig? Wenn ja, wieso gibt es dann Gesellschaften, deren Mitglieder danach streben, sich von anderen zu differenzieren? Sind alle Menschen gleich? Wieso formulieren dann manche Menschen Regeln, die für alle Menschen gelten sollen? Ist man als Mensch a-priori ein Wert an sich oder muss man sich sein Menschsein und somit seinen Wert erst verdienen? Gibt es eine Mindestanforderung an den Status “Mensch” oder ist alles Mensch, was wie ein Mensch aussieht?
Wir beginnen mit diesem Post eine Reihe zum Wert von Menschen, Posts, die in loser Folge unterschiedliche Perspektiven, wie sie Philosophen durch die Jahrhunderte auf die Fragen gerichtet haben: Was ist der Wert eines Menschen? Was macht den Mensch zum Menschen?
Und weil wir heute schon einmal Thomas Hobbes zitiert haben, geben wir dem alten Philosophen (1588 geboren) aus Englands Süden (genau aus Wiltshire) doch abermals das Wort.
Vorweg schicken müssen wir, dass für Hobbes jeder Mensch das ist, was man am besten als eine Ansammlung von natürlichen und zweckdienlichen Kapazitäten bezeichnen kann. Erstere, die natürlichen Kapazitäten (wie Intellekt, Körperkraft), die hat man von Geburt an, letztere, die zweckdienlichen Kapazitäten (Wissen oder Kampftechnik), die muss man sich erwerben. Beide Formen von Kapazitäten muss man nutzen, um sie zum eigenen Vorteil einzusetzen, wobei man die zweckdienlichen Kapazitäten erst erwerben muss, ehe man sie nutzen kann. Vorteile, die ein Mensch aufgrund seiner natürlichen Kapazitäten vor einem anderen hat, können jederzeit durch zweckdienliche Kapazitäten, die sich Letzterer aneignet, ausgeglichen oder umgekehrt werden. Kurz: Was ein Mensch ist, sein Wert, das ist letztlich die Frage danach, was ein Mensch im Laufe seines Lebens geleistet hat bzw. aus seinen natürlichen Kapazitäten gemacht hat.
In den Worten von Hobbes liest sich das wie folgt:
“Die Macht eines Menschen besteht, allgemein genommen, in seinen gegenwärtigen Mitteln zur Erlangung eines zukünftigen anscheinenden Guts und ist entweder ursprünglich oder zweckdienlich. Natürliche Macht ist das Herausragen der körperlichen oder geistigen Fähigkeiten, wie außerordentliche Stärke, Schönheit, Klugheit, Geschicklichkeit, Beredsamkeit, Freigebigkeit und Vornehmheit. Zweckdienlich ist die Macht, die durch natürliche Macht oder durch Zufall erlangt wird und als Mittel oder Instrument zum Erwerb von mehr Macht dient, wie Reichtum, Ansehen, Freunde […]
Die Geltung oder der Wert eines Menschen ist wie der aller anderen Dinge sein Preis. Das heißt, er richtet sich danach wieviel man für die Benützung seiner Macht bezahlen würde und ist deshalb nicht absolut, sondern von dem Bedarf und der Einschätzung eines anderen abhängig. Ein fähiger Heerführer ist zur Zeit eines herrschenden oder drohenden Krieges sehr teuer, im Frieden jedoch nicht. Ein gelehrter und unbestechlicher Richter ist in Friedenszeiten von hohem Wert, dagegen nicht im Krieg. Und wie bei anderen Dingen, so bestimmt auch bei den Menschen nicht der Verkäufer den Preis, sondern der Käufer. Denn mag jemand, wie es die meisten Leute tun, sich selbst den höchsten Wert beimessen, so ist doch sein wahrer Wert nicht höher als er von anderen geschätzt wird”.
Liefert Thomas Hobbes hier nicht eine hervorragende Erklärung für Wert-Inszenierungen, wie sie z.B. im Rahmen der derzeitigen öffentlichen Diskussionen stattfinden, in denen der Wert, den bestimmte Personen z.B. Flüchtlingen zuweisen, mit dem Unwert, den sie denen zuweisen, die ihre Wertsetzung nicht teilen, aufgerechnet wird. Ziel ist es natürlich, den eigenen Preis und den Preis des eigenen Leistungsspektrums für z.B. Arbeit mit Flüchtlingen in die Höhe zu treiben, und den Wert all derer, die wiederum am Wert der entsprechenden Leistungen zweifeln, in Abrede zu stellen?
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Wenn es schon um Wert geht, kann man gleich Menger konsultieren.
Die ökonomischen Erkenntnisse können verallgemeinert werden, da diese hier ihr Fundament in der Praxeologie haben. Der Wert des Menschen ergibt sich aus dem Nutzen, den er für den jeweiligen Betrachter hat – er ist subjektiv. Selbst das mit dem Grenznutzen funktioniert noch – es ist dann nicht mehr das letzte verfügbare Gut, sondern das letzte Individuum der betrachteten Menschengruppe, welche den Wert von Individuen in einer Gruppe bestimmt.
Hobbs ist im Grunde auf der richtigen Spur, aber der Ausdruck “wahrer Wert” wirkt verwirrend.
Es ist selbstverständlich, dass für die Gutmenschen besonders jene wertvoll sind, aus denen sie den meisten Nutzen ziehen – seien es Geld, Jobs, Anerkennung oder die durch den Glauben an die Propaganda geformte Meinung etwas Gutes gemacht zu haben.
Es ist sehr zu loben, daß Sie mit dieser Betrachtungsreihe an die Argumentationshöhe unserer Klassiker erinnern. Vielleicht finden sich ja Nachahmer. Für die größte Leistung von Hobbes halte ich seine Entdeckung eines sozialwissenschaftlichen Axioms: MACHT IST MÖGLICHER BESITZ.