Von der Leyen, Kinder + Bundeswehr = Selbstherrlichkeit + kindgerechte Ignoranz

Sogenannte moderne Gesellschaften widmen sich mit Inbrunst der Erziehung ihres Nachwuchses. Nichts wird dem Zufall überlassen. Alles ist genau vorherbestimmt. Die Erziehung zur Selbständigkeit, sie ist minutiös und kindgerecht geplant, von der ersten Minute in der Kindertagesstätte bis zur letzten Minute vor dem Schulabgang. Denn: Kinder müssen mit dem Rüstzeug versehen werden, das es ihnen nach Ansicht der sie versehenden Bildungsplaner ermöglich, sich in der Gesellschaft kompetent und so zu bewegen, wie es die entsprechenden Bildungsplaner für richtig halten bzw. gerne hätten: Man könnte diese Form der Erziehung als Prokrustesbett der Erziehung zur Selbständigkeit bezeichnen.

Und natürlich stehen die individuellen Erfahrungen der Kinder, steht die „Selbständigkeit des Lernens“, wie sie in der Reformpädagogik betont wird, um Vordergrund aller Bemühungen. Stünde die Selbstständigkeit des Lernen nicht im Vordergrund, man müsste die Schüler nicht anleiten, ihnen nicht vorgeben, woran sie ihre Selbständigkeit erproben sollen – oder?

Bundeswehr G36
Hallo Kinder: Keine Waffe: Sehhilfe!

Bei so viel Erziehung zur Selbständigkeit [Es gibt immer noch welche, die bei dieser Wortfolge nicht in lautes Lachen ausbrechen – testen Sie es an sich, ob sie den haarsträubenden Widerspruch bemerken!] bei so viel Bereitstellung von Erfahrungsräumen, in denen sich die Schüler dann anhand von Leitfragen oder bestimmten Aufgaben selbst zum Erkunden aufmachen dürfen, ist gewährleistet, dass kein Schüler eine Schule verlässt, der unvorbereitet auf die Realität trifft, der nicht den Kanon, der gesellschaftlich vorgesehenen Verhaltensweisen aus dem ff beherrscht, weil er ihn selbständig unter Anleitung entdeckt, erkundet und internalisiert hat.

Und doch gibt es gelegentliche Einsprengsel der ungefilterten Realität, Einsprengsel, die das gesamte pädagogische Konzept der geleiteten, pädagogisch wertvollen Ignoranz zum Einsturz bringen. Einsprengsel wie vor kurzem, in Stetten, beim Tag der Bundeswehr, in der Kaserne, in Stetten, als nach Angaben der ARD „Friedensaktivisten“ Bilder von Kindern gemacht haben, die die Kinder „beim Umgang mit Waffen der Typen G36 und P8 sowie bei einer Einweisung an einer Maschinenpistole des Typs MP7“ zeigen.

Waffen! Unglaublich. Waffen in einer Kaserne! Noch unglaublicher. Kinder, die am Tag der Bundeswehr mit ihren Erziehungsberechtigten in Kasernen gelassen werden und dort auf Waffen treffen, in einer Kaserne, in der ansonsten nur Rührei gebraten und Kuchen gebacken wird, auf Waffen, denen Erziehungsberechtigte und Kinder gleichermassen falsch gegenüberstehen [Man kann Erziehungsberechtigte eben keine Sekunde aus den Augen lassen. Die nehmen sich einfach das Recht, ihr Kind Waffen vom “Typ G36 und P8” anfassen zu lassen.]. Doppelt unfassbar und so gar nicht kindgerecht. Derartige Einbrüche der Realität, die sich gerade dadurch auszeichnet, dass Kasernen die Orte sind, in denen man Soldaten mit Waffen findet, sind im pädagogisch modernen Deutschland nicht vorgesehen. Am Ende wird ein Kind, weil es eine Pistole P8 gesehen hat, noch zum Massenmörder, meldet sich, nach Anblick eines G36 bei den Kurden im Irak zum freiwilligen Wehrdienst an?

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Fussballfans, auf dem Weg ins Stadion

Das darf nicht sein. Deshalb hat sich Verteidigungsminister-Laiendarstellerin Ursula von der Leyen, die auf das G36 schon deshalb nicht gut zu sprechen ist, weil sie mit ihren Entscheidungen gerade dafür gesorgt hat, dass deutsche Steuerzahler eine sehr teure G36-Zeche zahlen müssen, abermals zu einer ihrer gefürchteten Entscheidungen genötigt gesehen:

Im O-Ton:

“Um so etwas [Kinder, die „Waffen der Typen G36 und P8“ anfassen] in Zukunft von vornherein auszuschließen, habe ich entschieden, dass auf künftigen Tagen der Bundeswehr keine Handwaffen zum Anfassen mehr präsentiert werden“.

Derartiges selbstherrliches [Gendergerechte Formulierung ist wohl selbstdämliches] Gerede von Polit-Darstellern hat man seit Ludwig dem XIV vermisst. Wie gut, dass es von der Leyen gibt, die weitreichende Entscheidungen trifft, deren Heuchelgehalt auf einer Skala von 1 bis 100 irgendwo zwischen 98 und 99 anzusiedeln ist. Was passiert, wenn beim nächsten Tag der Bundeswehr „Friedensaktivisten“ ein Kind beim Besteigen eines Fennek oder in der Nähe eines Tigers fotografieren? Es ist nicht auszudenken. Bis zu diesem neuerlichen Einbruch der Realität in die kindgerechte Welt der geleiteten, pädagogisch wertvollen Ignoranz, können wir beruhigt durchatmen und uns an dem Irrglauben erfreuen, dass sich bei Kindern wieder der Eindruck durchsetzt, in Kasernen der Bundeswehr gebe es keine Waffen, dafür viele junge Menschen, die lustig und vergnügt durch die Gegend hoppeln und sich mit verschiedenen gesellschaftlichen nützlichen Aktivitäten, wie dem Füllen von Sandsäcken beschäftigen. Waffen und Krieg als furchtbare, ja höchst schreckliche Begebenheiten der von weißen Männern verrohten Welt, dürfen den Panzer der kingerechten Ignoranz nicht vor dem 18. Lebensjahr durchbrechen. Nein, halt! Man kann bereits ab 16 bei der Bundeswehr anheuern. Also nicht vor 16.


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