Zuwanderung und Antisemitismus: Kommt zusammen, was zusammengehört?
“Studie sieht keinen Anstieg von Antisemitismus durch Zuwanderung“. Die WELT titelt so. Antisemitismus, so steht im Text, sei ein Problem, das der „Mehrheitsbevölkerung entspringe und nicht ausschließlich oder sogar überwiegend von Minderheiten herrühre“.
In der Tat, in der „Studie“, auf die sich WELT bezieht, steht da, wo Journalisten immer lesen, in der Zusammenfassung der Ergebnisse, das Folgende zu lesen:
“Weder die Auswertung der bereits vorhandenen Daten noch der für diesen Bericht durchgeführten Befragungen deutet auf eine bedeutsame Verbindung zwischen den aktuellen MENA-Migranten und dem Ausmaß und der Gestalt des Antisemitismus in Westeuropa hin.
Antisemitismus ist ein Problem, das der Mehrheitsbevölkerung entspringt und nicht ausschließlich oder sogar überwiegend von Minderheiten herrührt“
Gut bzw. richtig abgeschrieben, kann man da nur sagen.
Die Studie, von der die WELT berichtet, ist von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ initiiert worden und hat Antisemitismus in fünf europäischen Ländern untersucht.
Das, was die WELT zitiert, steht in einem Text, der den Titel trägt: „Antisemitismus und Immigration im heutigen Westeuropa Gibt es einen Zusammenhang?“, Erstellt hat den Text in deutscher Sprache ein David Feldman. Sie ist so etwas wie der Mastertext, denn neben diesem Text gibt es noch fünf so genannte Länderstudien, darunter die Länderstudie für Deutschland, die in englischer Sprache veröffentlicht und von Mathias Berek erstellt wurde, der – wie könnte es anders sein – an einer Berliner Universität sein Geld verdient. Dieses Mal war wohl die TU an der Reihe.
“Antisemitism and Immigration in Western Europe Today Is there a connection? The case of Germany” heißt das Werk, in dem angeblich gezeigt worden sein soll, dass die Zuwanderung nach Deutschland zu keinem Anstieg von Antisemitismus geführt hat und dass Antisemitismus ein Problem der Mehrheitsgesellschaft ist.
Wenn man eine Fragestellung wie die hier vorliegende beantworten will, bei der untersucht werden soll, ob eine ab Zeitpunkt X einsetzende Entwicklung auf eine Variable, hier: Antisemitismus, einen Einfluss hat, so dass sich zum Zeitpunkt X+1 eine Veränderung feststellen lässt (oder eben nicht), dann ist das Design damit quasi vorgegeben.
Man benötigt Daten zu Antisemitismus, als dem, dessen Veränderung (oder Konstanz) untersucht werden soll, und zwar zu mindestens zwei Zeitpunkten, nämlich vor und nachdem sich das Ereignis, das einen Unterschied machen soll oder nicht, hier die Zuwanderung, ereignet hat.
Will man untersuchen, ob die Zuwanderung von Migranten aus arabischen, MENA-Ländern im vorliegenden Fall (also von Muslimen aus Nordafrika und Nahost), einen Effekt auf das Niveau von Antisemitismus in der Aufnahmegesellschaft hat, dann benötigt man also eine Messung vor der Zuwanderung und eine nach Abschluss der Zuwanderung.
Nun ist die implizite Hypothese, die sich mit der Fragestellung verbindet die, dass unter den Zuwanderern aus arabischen Ländern oder mit muslimischem Hintergrund Antisemitismus weit verbreitet ist, weiter als in der Aufnahmebevölkerung, so dass man zudem noch die Zuwanderer im Hinblick auf Antisemitismus untersuchen müsste, um die Fragestellung zu beantworten.
Die Messung von Antisemitismus wird dadurch erschwert, dass Antisemitismus nicht wie die Luftfeuchtigkeit gemessen oder wie das Alter einfach erfragt werden kann. Er muss operationalisiert werden. Unterschiedliche Studien haben dazu unterschiedliche Konzepte entwickelt, z.B. Fragen wie: „Juden denken, sie seien die besseren Menschen“, „Juden haben zu viel Macht in der Wirtschaft“, „Juden haben zu viel Macht in der Finanzwelt“, “Juden sind für die meisten der Weltkriege verantwortlich“ … Wer zu oft zustimmt, der gilt als Antisemit.
Fassen wir zusammen.
Um die Fragestellung zu beantworten benötigt man somit:
- Eine sinnvolle Operationalisierung von Antisemitismus;
- Mindestens zu zwei Zeitpunkten vor und nach der Zuwanderung eine Messung des Ausmaßes an Antisemitismus in der Aufnahmebevölkerung mit derselben Operationalsierung für Antisemitismus;
- Mindestens eine Messung mit wiederum derselben Operationalisierung für Antisemitismus bei den Zuwanderern, hier bei muslimischen Zuwanderern aus den MENA-Staaten.
Berek hat nichts davon.
- Er hat keine einheitliche Operationalisierung für Antisemitismus;
- Er hat keine Messzeitpunkt vor und nach der Zuwanderung, schon gar nicht für dieselbe Operationalisierung von Antisemitismus.
- Er hat keine Daten für die Zuwanderer.
Um fair zu sein, er hat sich bemüht, aber man kann eben aus Nichts keine Ergebnisse machen. Deshalb ist das, was David Feldman als Ergebnis der Fünfländer-Studie verkaufen will, für Deutschland falsch.
Denn:
Die Angaben darüber, welches Ausmaß an Antisemitismus in Deutschland überhaupt in der Aufnahmegesellschaft vorhanden ist, klaubt Berek aus unterschiedlichen Studien, die Antisemitismus unterschiedlich messen, zusammen. So berichtet er von der Mitte-Studie aus Leipzig, für die 2015 Daten gesammelt wurden, von Fragen aus dem Allbus, mit denen Antisemitismus gemessen werden sollte, die 2016 gesammelt wurden. Weitere Daten aus dem Allbus decken die Jahre von 2011 bis 2014 ab und so weiter.
Hier soll also mit Daten, die von unterschiedlichen Forschern zu unterschiedlichen Themen gesammelt wurden, in denen abweichende Operationalisierungen für Antisemitismus enthalten sind und die zudem alle vor dem bisherigen Abschluss der Zuwanderung gesammelt wurden, belegt werden, dass sich durch die Zuwanderung nichts (oder etwas) geändert hat.
Das ist nicht möglich.
Berek hat auch keine Daten für Flüchtlinge aus MENA-Staaten.
Die Aussagen, dass MENA-Flüchtlinge keine antisemitischen Einstellungen oder keine weit verbreiteten hätten, stammen aus 29 qualitativen Interviews mit Personen, die mit Flüchtlingen arbeiten, die bei NGOs angestellt sind, die bei muslimischen oder jüdischen Organisationen beschäftigt sind. Noch deutlicher: Berek hat gar keine Flüchtlinge befragt. Deshalb kann er KEINE Aussagen darüber machen, ob muslimische Flüchtlinge antisemitisch eingestellt sind oder nicht und wenn ja, wie sehr.
Dass er es dennoch tut, ist ein Etikettenschwindel erster Güte, der mit wissenschaftlicher Lauterkeit nicht vereinbar ist, aber teilweise humoristische Züge aufweist, z.B. wenn mit dem, was 29 Personen über Flüchtlinge sagen, belegt werden soll, dass MENA-Flüchtlinge nur ein geringes Maß an Antisemitismus mitbringen würden: Manche von den 29 interviewten Personen wären überrascht gewesen, dass der Antisemitismus gar nicht so stark unter den MENA-Flüchtlingen verbreitet sei, wie sie gedacht haben, schreibt Berek, andere hätten gesagt, die Flüchtlinge hätten zu viel um die Ohren, um sich über Antisemitismus Gedanken machen zu können, schreibt er weiter. Und er nimmt es für bare Münze, als Beleg dafür, dass Flüchtlinge nicht antisemitisch eingestellt sind oder nicht in dem Maß, das erwartet wurde, welches Maß auch immer das sein mag. Nichts von alledem hat etwas mit der Messung von Antisemitismus oder entsprechenden Einstellungen zu tun. Es ist reine Geldverschwendung, Junk.
Was die Ergebnisse, die Berek berichtet, zeigen, das wissen wir nicht, aber wir wissen, was sie nicht zeigen: Sie zeigen nicht, dass die Zuwanderung keinen Einfluss auf die Höhe des Antisemitismus in Deutschland hat, denn das wurde gar nicht untersucht.
Bleibt die Frage zu klären, wo die Behauptung, dass Antisemitismus der Mehrheitsgesellschaft entspringe, ihre Datengrundlage hat. Abermals müssen wir feststellen, dass es für diese Behauptung keine Datengrundlage gibt. Es gibt eher eine Datengrundlage für das Gegenteil: So zeigt sich für deutsche Befragte mit einem „muslimischen Hintergrund“, dass sie häufiger den oben genannten Aussagen, mit denen Antisemitismus gemessen wird, zustimmen als deutsche Befragte ohne „muslimischen Hintergrund“ (Seite 58). Dieses Ergebnis wischt Berek mit der Bemerkung vom Tisch, dass es auf den Aussagen von nur 100 Muslimen beruhe. Derartige Bedenken, was die Fallzahl angeht, kommen ihm nicht in den Sinn, wenn er vollmundige und weitreichend Schlüsse aus dem zieht, was ihm 29 Sozialarbeiter, Mitarbeiter von NGOs, Flüchtlingsverbänden usw. ÜBER muslimische Flüchtlinge erzählt haben.
Wie gesagt, die angebliche Studie hat ihre humoristischen Einlagen.
Eine weitere wollen wir unseren Lesern nicht vorenthalten. Berek ist mit dem Problem konfrontiert, dass quantitative Studien zeigen, dass Deutsche mit einem muslimischen Hintergrund antisemitischen Einstellungen nicht nur häufiger, sondern auch offener vertreten als Deutsche ohne diesen Hintergrund. Dieses Ergebnis, das die gesamte Aussage der vermeintlichen Studie, nach der die Mehrheitsbevölkerung am Antisemitismus schuld ist, zertrümmern kann, muss weg. Was tut man in einem solchen Fall?
Das hier:
„The most important difference is that Germans with a Muslim migration background express antisemitic attitudes in a more overt and uncoded manner than do non-migrant non-Muslim anti-Semites, who express them through filters and more readily adapted to established speech-norms.”
Wenn man also nicht messen kann, dass antisemitische Einstellungen unter Deutschen verbreiteter sind als unter Deutschen mit muslimischem Hintergrund, wenn es vielmehr umgekehrt ist, dann liegt das daran, dass die Deutschen ohne Migrationshintergrund besser wissen, was sie nicht sagen dürfen. Denn natürlich steht fraglos fest, dass Deutsche ohne muslimischen Hintergrund antisemitischer eingestellt sind als Deutsche mit muslimischem Migrationshintergrund. Dass Berek mit diesem Unsinn seine gesamte vermeintliche Studie ad absurdum führt, kommt ihm nicht einmal in den Sinn.
Wozu Leute wie Berek sich noch die Mühe machen, qualitative Interviews zu führen und anderer Leute Studien zu lesen, wo sie doch schon vorher wissen, was am Ende herauskommt, ist uns wie immer ein Rätsel.
Bleibt festzuhalten, dass die Studie, die unter der Federführung des Londoner Birnen-Institut „Pearsinstitut“ durchgeführt wurde, mit Sicherheit sehr, sehr viel Geld gekostet hat. Aber die Fragestellung, die damit angeblich beantwortet werden soll, wird damit gerade nicht beantwortet.
Ob, wenn ja, wie und in welchem Ausmaß sich Zuwanderung auf Antisemitismus auswirkt, das ist nach dieser teuren Studie genauso unklar wie zuvor.
Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft, die hier so verantwortungslos mit “ihrem” Geld umgeht, wurde übrigens von der deutschen Bundesregierung und der Stiftung der deutschen Wirtschaft mit gut 5,2 Milliarden Euro ausgestattet. 385 Millionen davon sind als Stiftungskapital zur Förderung von „Projekten“ vorgesehen. Wofür die Erträge des Stiftungskapitals verpulvert werden, haben wir gerade gezeigt.
Hat Ihnen der Beitrag gefallen?
Dann unterstützen Sie bitte das private Blog ScienceFiles!
[wpedon id=66988]
ScienceFiles-Spendenkonto
Weitere Möglichkeiten, ScienceFiles zu unterstützen
Anregungen? Hinweise? Kontaktieren Sie ScienceFiles
©ScienceFiles
Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:
Donorbox
Unterstützen Sie ScienceFiles
Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto:
HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Unser Spendenkonto bei Halifax:
ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):- IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
- BIC: HLFXGB21B24
Getreu der Daten der ADL positioniert sich die Welt damit als ein Paradebeispiel für Antisemitismus bzw plumpen Antijudaismus.
HateSpeech.
Auflage eindampfen und Onlinepräsenz blockieren wären das Mindeste was die FDP öffentlich fordern sollte.
Was genau soll dieser “Antisemitismus” heute überhaupt sein? Juden waren Banker – Hitler war Vegetarier.
Hitler wollte die Juden (jez schwarzweiß denken und sich eine Knopp Doku vorstellen) AUSRADIEREN. Das würd ich als klar antisemitisch definieren. Die Körperliche Vernichtung des religiösen Glaubens, das “Jude sein”.
Gibt ja auch Israelkritische Juden. Und in jedem (westlich geprägten) Land wird es kleinste Gruppen geben, die ihren Theorien und kranken Gedanken nachhängen. Da könnte Bildung helfen. Mit absoluter Sicherheit sind diese Gestalten aber nicht die Mehrheitsgesellschaft.
Wie sieht es mit den Mehrheitsgesellschaften dort aus, wo die meisten Juden leben, also bei den Nachbarn? Nach obiger Definition irgendwie ziemlich antisemitisch. 100 % Antisemiten. Jeder Moslem (oder Muslim? die sind so divers) der kommt (um zu bleiben) ist also erstmal ein Antisemit mehr.
Sudie fertig. Wo gibts die Kohle?
“Antisemitismus ist ein Problem, das der Mehrheitsbevölkerung entspringt und nicht ausschließlich oder sogar überwiegend von Minderheiten herrührt“
Das Adverb “sogar” impliziert eine Steigerung. Antisemitismus, der überwiegend von Minderheiten herrührt ist also die Steigerung zu Antisemitismus, der ausschließlich von Minderheiten herrührt. Interessante Logik. Passt zum Artikel.
Wenn ich das so lese und feststelle, das ich, der von diesen Dingen kaum Wissen hat, ein weiten Teilen auch zerpflücken kann, dann frage ich mich, wo nehmen diese Menschen, -noch dazu aus universitärem Umfeld-, die Frechheit her, solches Machwerk auch noch zu veröffentlichen,
…und was sagt eigentlich die Universität zu solcher Arbeit ?
Vielleicht sollte man dem Verfertiger anraten, in Zukunft auf Chinesisch zu veröffentlichen, dann liest es außer Elkmann keiner mehr.
Den noch:
https://vera-lengsfeld.de/2018/06/19/der-importierte-antisemitismus/#more-3213
Ich finde das ein sehr wichtiges Thema. Hat irgendwer eigentlich mal die Betroffenen (Juden) gefragt? Fragen Sie doch mal den Herrn Broder. Oder Herrn Abdel-Samad. Einzelfälle.
Hamed Abdel Samad ist Moslem. Aber man kann ihn selbstverständlich mal fragen; da haben Sie Recht!
Danke. Köstlich die argumentative Volte des anti-mehrheitlichen Helden gegen Schluss. Auch können Deutsche ihre Neigung zu Ehrenmorden besser kaschieren. Umgekehrt: wenn in Gruppe A mathematische Fähigkeiten weniger ausgeprägt sind als in Gruppe B, liegt das sicher daran, dass Gruppe A ihre überlegenen Fertigkeiten besser verstecken kann. Im Falle des B. muss man davon ausgehen, dass es sich nicht um einen singulären Lapsus handelt, sondern um intrinsische wissenschaftliche und intellektuelle Insuffizienz. Zusammen mit der langen Reihe vorheriger Fälle, die Sie aufgedeckt haben, wirft das die Frage auf, was aus diesen Thesenrittern, Phrasenwälzern und Servilschaftlern wird. Ich rege daher erneut ein Register an, in dem die Namen der Bereks und ihre geistigen Produkte verzeichnet sind und über die Zeit verfolgt wird, welche Verläufe ihre Karrieren nehmen und was sie schriftlich emittieren. Man könnte daran beispielhaft die Entwicklung der sozialwissenschaftlichen Akademaille im weitesten Sinne AAS-affiner Milieus verfolgen.
Die WELT-Überschrift ist in der Tat irreführend. Aus der Studie: „Im Fall von Deutschland ergaben verschiedene Studien, dass antisemitische Einstellungen unter Muslimen weiter verbreitet sind als in anderen Teilen der Bevölkerung … Eine Studie in der größten ethnischen Gruppe, derjenigen mit türkischem Hintergrund, ergab, dass 49 % der Befragten eine positive Haltung gegenüber Juden ausdrückten, während 21 % eine negative Haltung zeigten und 30 % eine neutrale Antwort gaben. Eine weitere Studie, die 2013 veröffentlicht wurde, ergab, dass Jugendliche mit muslimischem Hintergrund ein höheres Maß an israelbezogenem Antisemitismus aufweisen als die deutsche Bevölkerung im Allgemeinen. Unter jungen Muslimen mit arabischem Hintergrund lag der Wert hier bei 42 %, bei anderen jedoch bei etwa 25 %.“
Dies wird jedoch im Folgenden u.a. relativiert mit dem Verweis auf den geringen Anteil der Muslime an der Gesamtbevölkerung. „Der Grad, zu dem Muslime für die Gesamtwerte des Antisemitismus in diesen Gesellschaften verantwortlich sind, ist gering … Die Ergebnisse für die muslimische Bevölkerung sollten daher nicht von der Tatsache ablenken, dass antisemitische Einstellungen größtenteils von der Mehrheitsbevölkerung … herrühren.“ Die Logik scheint also die folgende zu sein: Minderheiten schlagen statistisch nicht so durch. Dennoch: Wenn eine Minderheit stärker antisemitisch ist als der durchschnittliche Bürger, steigt bei zunehmender Migration dieser Minderheit das „Gesamt-Volumen“ an Antisemitismus im Land an.
Weiter: „Wir müssen außerdem berücksichtigen, dass das Messen antisemitischer Einstellungen nicht mit dem Messen antisemitischen Verhaltens gleichzusetzen ist. … Gleichzeitig wissen wir, dass ein Großteil antisemitischen Verhaltens von ‚antisozialer‘ und ‚opportunistischer‘ Natur ist, ohne eine klare ideologische oder religiöse Motivation.“ Hier wird nahegelegt, dass antisemitisches Handeln zum „Großteil“ nichts mit eigentlichem Antisemitismus/einer Weltanschauung zu tun hat. Sicher ist sich Herr Feldman andererseits, dass in Deutschland antisemitische Straftaten „überwiegend“ die Handlungen von ideologisch rechten, nicht muslimischen Deutschen sind.
Die „erhöhte Präsenz von Antisemitismus in muslimischen Minderheiten“ erklärt Feldman damit, dass in deren Herkunftsländern antisemitische Einstellungen weiter verbreitet sind. Muslime wie auch die Kinder und Enkelkinder von MENA-Migranten seien zudem mit „Benachteiligung, Diskriminierung und Vorurteilen konfrontiert“. In Deutschland deuteten Studien daraufhin, „dass Diskriminierung und schlechte Integration zur Verstärkung des antisemitischen Denkens beitragen oder den Weg dafür bereiten“. Muslime würden zu einschlägigen sozialen Medien, radikalen Gruppierungen und Moscheen „getrieben“. Womit indirekt, eine derzeit beliebte Sichtweise, die hiesige „Gesellschaft“ für den Antisemitismus von Migranten mit verantwortlich gemacht wird.
… und Wortkapriolen wie ” israelbezogene[r] Antisemitismus” machen hinreichend deutlich, dass überhaupt kein Interesse daran besteht, den Worten, die man benutzt, einen Sinn zu geben bzw. die Einstellungen, die man beklagen möchte, inhaltlich klar zu definieren.
Erstens bezeichnet der Begriff “Antisemitismus” negative Einstellungen gegenüber Semiten, wozu eine große Gruppe von Muslimen selbst gehört, aufgrund der Tatsache, dass sie eine semitische Sprache sprechen. Gemeint ist gar nicht “Antisemitismus”, sondern “Judenhass”.
Zweitens hat eine Kritik an der Politik Israels, vermutlich aufgrund ihres Umgangs mit den Palästinensern, die deren Schutz in Deutschland seltsamerweise kaum jemanden zu interessieren scheint, nichts mit “Antisemitismus” zu tun, selbst dann, wenn man den Begriff fälschlich als Synonym für “Judenhass” benutzt. “Israel” ist nämlich kein Synonym für “Juden” bzw. umgekehrt.
Diejenigen, die diese angebliche Studie finanziert und verbrochen haben, sollten m.E. grundlegend damit beginnen, sprechen zu lernen, d.h. in Rechnung zu stellen, dass Worte tatsächlich eine Bedeutung haben und der sinnvolle Gebrauch von Worten diese Bedeutung abbildet, weshalb in der Regel kein anderes Wort benutzt werden kann, um just diese Bedeutung abzubilden – wenn sie denn gemeint ist.
Ehrlich gesagt habe ich starke Zweifel daran, dass diejenigen, die diese “Studie” finanziert und verbrochen haben, mehr als eine sehr vage Ahnung davon haben, was sie eigentlich selbst meinen. Sie wollen halt irgendetwas im Zusammenhang mit der Mehrheitsgesellschaft beklagen und Minderheiten einfach, weil sie Minderheiten sind, entweder als Opfer von irgendetwas inszenieren oder sie entschuldigen, wenn es gar nicht anders geht als auch Angehörige von Minderheiten als weniger als perfekte Menschen benennen zu müssen.
Mich ärgert das in seiner dumpfen Stupidität oft, auch jetzt gerade. Aber immer häufiger passiert es, dass mich das nur noch langweilt.
Sie haben Recht, gerade der ”israelbezogene Antisemitismus”, gemeinhin in den Rechtsextremismus-Studien abgefragt mit dem beliebten Statement „Bei der Politik, die Israel macht, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Juden hat“, ist ein verschwommenes Ding. Es mag da Überschneidungen geben. Es ist aber ein Unterschied, ob man die aktuelle Politik einer sehr konkreten Regierung eines Staates unbehaglich findet (die der Opposition evtl. befürworten würde!) oder ob man die gesamte Bevölkerung des Staates (eigentlich Mitglieder einer Gruppe, die in der Welt ja weit verstreut ist) aus Prinzip ablehnt. Bei keinem anderen Staat, denke ich mal, würde man ein solches vorgegebenes Statement in einer Studie sinnvoll finden. „Bei der Politik, die die Bundesregierung verfolgt, kann ich gut verstehen, dass man etwas gegen Deutsche hat.“ Die Befragten hören den Satz ja nur mal kurz telefonisch und führen keine intellektuelle Inhaltsanalyse durch.
“Mich ärgert das in seiner dumpfen Stupidität oft, auch jetzt gerade. Aber immer häufiger passiert es, dass mich das nur noch langweilt.”
Ich empfehle Ihnen zur Erfrischung das Gedicht Das Falsche von Hans Magnus Enzensberger – man kann es hier lesen:
https://books.google.de/books?id=gotjCgAAQBAJ&pg=PT108&lpg=PT108&dq=enzensberger+fehlerlinguistik&source=bl&ots=1YuZaO-V65&sig=maiGfK39z26m2Iz1w4pDwHZymOU&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjNkbHiqtTcAhWR-qQKHbbYC3oQ6AEwAnoECAgQAQ#v=onepage&q=enzensberger%20fehlerlinguistik&f=false
Auf die Gefahr hin, dass ich nur das offensichtliche ausspreche. Nach meiner Erfahrung und (nur) anekdotischer Evidenz gibt es in Deutschland keinen Antisemitismus mehr in der autochtonen Bevölkerung. Der Judenhass wurde den Deutschen nach dem Krieg gründlich ausgetrieben und durch den Schuldkomplex eher in das Gegenteil gedreht. Bei dieser Studie geht es wohl eher darum vom historisch tiefsitzenden Judenhass der Muslime abzulenken und Argumente gegen die muslimische Immigration zu entkräften. Geliefert wie bestellt!
Wie schön, dass noch jemand weiß, dass bei der Rede von “Antisemitismus” tatsächlich nicht “Antisemitismus” gemeint ist, sondern “Judenhass” bezeichnen soll! Ich habe mich richtig gefreut, Ihren Kommentar zu lesen.
Wie schön wäre es erst, wenn alle sich darum bemühen würden, auch das zu sagen, was sie meinen, nämlich “Judenhass” und nicht einfach ein Wort benutzen würden, das sie irgendwie mit dem assoziieren, worum es eigentlich geht, z.B. “Antisemitismus”! Und dann sind wir noch nicht bei dem Punkt, dass man “Judenhass” u.a. nicht sinnvoll dadurch messen kann, dass man nach Einstellungen zur Politik des Staates Israel fragt.
Da herrscht ein einziges Chaos in einer Menge von Gehirnen, die anscheinend überfordert sind, wenn sie irgendetwas verbal und kognitiv auseinanderhalten sollen. Ich frage mich nur, woher dieses Chaos stammt. Nun ja, es gibt ja bakterielle Infektionen, die dazu führen sollen, dass das Gehirn zersetzt wird. Ich frage mich ernsthaft, was dabei herauskommen würde, wenn man entsprechende epidemiologische Studien durchführen würde. Normal finde ich das jedenfalls nicht.
Zitat: “Antisemitismus ist ein Problem, das der Mehrheitsbevölkerung entspringt und nicht ausschließlich oder sogar überwiegend von Minderheiten herrührt“
‘…….nicht ausschließlich oder sogar überwiegend’ Muß es nicht eher heißen…..’nicht überwiegend oder sogar ausschließlich’?
Aber was kann man von Pappnasen aus den Redaktionsstuben der MSM und der zweifelhaften Besetzung bei den Studienproduzenten denn schon erwarten als – intellektuellen Mangel an allen Ecken und Enden.
Die “Studie” ist ein geradezu tolldreister Versuch, mit der vermutlich unehrlichen “Zeugenaussage” von 29 (sic!) Migrationsaktivisten eine sicherlich relativ hohe/höhere Häufigkeit an judenfeindlichen Einstellungen unter muslimischen Einwanderer-Asylanten unterschlagen zu wollen.
Und sich dann auch noch über nur 100 Befragte Migranten in einer Studie mit gegenteiligem Ausgang beschweren. Ha! Frechheit!
Und mit Sicherheit in vollem Bewußtsein geschrieben, daß es dann ohnehin nichts ausmacht, wenn der Fake auffällt. So what???
Dank sei Science files für den Rationalen Widerstand!
Da in der Studie ja aus Nichts weitreichende Schlussfolgerungen gezogen/gesponnen werden, mache ich das jetzt in sozialplanerischer Weise auch einfach mal und nehme die Ergebnisse einfach als wahr an. Dann zeigt doch die Studie, dass man alle Probleme, die unter “Antisemitismus” subsumiert werden, ganz einfach zu lösen sind:
1. Alle Antisemiten der Welt werden in Deutschland aufgenommen. Laut der Studie verschwindet ja ihr Antisemitismus auf wundersame Weise beim Überquere der Grenze zur BRD, sonst hätte die Studie ja einen Anstieg feststellen müssen, was sie nicht hat. Darüber hinaus wären die Deutschen ohne Migrationshintergrund dann keine Mehrheit in ihrem eigenen Land mehr und wir lernen ja aus der Studie, dass nur von der Mehrheitsbevölkerung Antisemitismus ausgeht. Er wäre also beseitigt.
2. Wir (wer das ist, wäre noch zu klären) Zwangsverstreuen die Deutschen ohne Migrationshintergrund in alle Teilen der Welt, da ja nur von Ihnen der Antisemitismus ausgehen kann. Mit dem zweiten Lemma der Studie, demzufolge nur die Mehrheitsbevölkerung Antisemitismus ausüben kann, wären die Deutschen ohne Migrationshintergrund dann in vielen Ländern eine Minderheit (alle nach China langt rechnerisch), von der ja kein Antisemitismus ausgehen kann. Er wäre also auch beseitigt.
Ich habe einen Traum, dass eines Tages alle diese Studienerstellen, die bei Sciecefiles.org aufgeflogen sind, zusammen an einem Gemeinschaftsprojekt arbeiten und dann einen entsprechenden Bericht rausgeben müssen, ein Amalgam aus allerlei Gutmenschentum, was sich an seiner jeweils spezifischen Klientel erlabt und davon überzeugt ist, es handelt sich um das wichtigste der Welt. Die ganzen angeblichen Ungerechtigkeiten die von der männlichen deutschen Bevölkerung ausgehen müssten dann genderneutral formuliert werden, aber so dass alle merken, dass mehr für Flüchtlinge getan werden muss mit der Begründung, es gäbe zu wenig schwarze lesbische Asylbewerberinnen auf deutschen Vorstandsposten, die ohnehin zu gering bezahlt sind usw. Ach wie herrlich…