Langweiliger PC-Junk von uns zum Rätsel aufgemotzt
Pressemeldungen aus den Sozialwissenschaften lesen sich immer öfter wie Parteiprogramme, in denen das Gute vom Himmel versprochen wird. Seit Sunstein und Thaler die Welt mit dem Konzept des Nudgings beglückt haben, ist die Anzahl der Gutmenschen unter den Akademikern, die kein Forschungsprogramm, keine Fragestellung, aber sehr viel Andienungsbereitschaft und rektale Fact-Finding-Kompetenz aufweisen, exponentiell gestiegen.
Angebliche Forschung, deren Zeil einzig darin besteht, sich als Steigbügelhalter einer ideologisch-motivierten Manipulation der Mitmenschen bei der politischen Kaste anzudienen, sind Legion. Eine graue Masse von phantasielosen, aber politisch-korrekten Besetzern wissenschaftlicher Positionen buhlt darum, von Politdarstellern zur Kenntnis genommen und in Zeitungen als Beispiel eines besonders braven Forscherleins präsentiert zu werden.
Wir haben im Folgenden eine dieser langweiligen, phantasielosen und in politischer Korrektheit nicht zu überbietenden Pressemeldungen zu einem angeblichen Forschungsergebnis, um zwei weitere, von uns erfundene Pressemeldungen ergänzt.
Unsere Leser stellen wir nun vor die Aufgabe herauszufinden, welche der drei Pressemeldungen die richtige ist. Wer sich durch Googlen um den Spaß bringen will, kann dies tun, aber bitte nicht anschließend abstimmen. Wir sind an einem Maß dafür interessiert, wie weit die politische Einvernahme der Sozialwissenschaften schon gediehen ist.
Möglichkeit 1: Wählerbeeinflussung
Mit einem kleinen psychologischen Trick lassen sich Bürger zu einer größeren Zustimmung zur Regierungspolitik bewegen. Das hat jetzt ein interdisziplinäres Team unter Leitung des Psychologie-Professors Dr. David D. Loschelder von der Leuphana Universität Lüneburg herausgefunden. Sogenannte dynamische soziale Normen können dafür sorgen, Wähler von Nicht-Regierungsparteien zur Abkehr von Oppositionsparteien zu bringen. Bewiesen haben das die Ergebnisse einer großangelegten Interventionsfeldstudie und ein Experiment.
In Deutschland haben 2017 nach Angaben des Bundeswahlleiters 46,6% der Wähler keine der beiden Regierungsparteien gewählt. Nicht nur das damit verbundene Misstrauen, auch die daraus resultierende Legitimationsproblematik sind unter Aspekten stabiler Regierungsbildung hochproblematisch. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben daher Überlegungen angestellt, wie Wähler zu einem der Demokratie förderlicheren Wahlverhalten bewegt werden können und verstärkt die Regierungsparteien wählen.
Die Gruppe um Professor Loschelder hat getestet, ob eine dynamische Norm wie „Immer mehr Wähler wechseln von Oppositionsparteien zur Regierung. Seien Sie ein Teil dieser Bewegung und wählen Sie eine Regierungspartei“ Wähler dazu bewegen kann, Oppositionsparteien zu vermeiden. Daten eines vierzehnwöchigen Interventionsversuchs mit insgesamt fast 24.000 ausgefühlten Wahlzetteln konnten zeigen, dass ein solcher dynamisch normierter Eingriff nachhaltig ist: Die Wahl von Regierungsparteien konnte im Untersuchungszeitraum um gut 17 Prozent gesteigert werden.
Möglichkeit 2: Konsumentenbeeinflussung
Mit einem kleinen psychologischen Trick lassen sich Verbraucher zu einer stärkeren Nutzung von Mehrweg-Bechern bewegen. Das hat jetzt ein interdisziplinäres Team unter Leitung des Psychologie-Professors Dr. David D. Loschelder von der Leuphana Universität Lüneburg herausgefunden. Sogenannte dynamische soziale Normen können dafür sorgen, Konsumenten von to go-Getränken zur Abkehr von Wegwerf-Bechern zu bringen. Bewiesen haben das die Ergebnisse einer großangelegten Interventionsfeldstudie und ein Experiment.
In Deutschland wurden 2015 nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe stündlich 320.000 Einweg-Becher verbraucht. Nicht nur der damit verbundene Ressourceneinsatz, auch die daraus resultierende Abfallthematik sind unter Nachhaltigkeitsaspekten hochproblematisch. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben daher Überlegungen angestellt, wie Verbraucher zu einem umweltfreundlicheren Verhalten bewegt werden können und verstärkt Mehrweg-Becher nutzen.
Die Gruppe um Professor Loschelder hat getestet, ob eine dynamische Norm wie „Immer mehr Kunden wechseln von to-go-cups zu einer nachhaltigen Alternative. Seien Sie ein Teil dieser Bewegung und wählen Sie einen wiederverwendbaren Becher“ Café-Kunden dazu bringen kann, Wegwerf-Becher zu vermeiden. Daten eines vierzehnwöchigen Interventionsversuchs mit insgesamt fast 24.000 verkauften Heißgetränken konnten zeigen, dass ein solcher dynamisch normierter Eingriff nachhaltig ist: Die Nutzung von Mehrwegbechern konnte im Untersuchungszeitraum um gut 17 Prozent gesteigert werden.
Möglichkeit 3: Elternbeeinflussung
Mit einem kleinen psychologischen Trick lassen sich Eltern zu einer stärkeren Nutzung von nachhaltigen Sozialisationspraktiken bewegen. Das hat jetzt ein interdisziplinäres Team unter Leitung des Psychologie-Professors Dr. David D. Loschelder von der Leuphana Universität Lüneburg herausgefunden. Sogenannte dynamische soziale Normen können dafür sorgen, Eltern zur Abkehr von traditionellen Rollenmodellen zu bringen. Bewiesen haben das die Ergebnisse einer großangelegten Interventionsfeldstudie und ein Experiment.
In Deutschland werden auch 2018 nach Angaben des Deutschen Frauenrats traditionelle Rollenmodelle zur Anwendung gebracht. Nicht nur die damit verbundene Geschlechterdichotomie, auch das daraus resultierende Rollenmodell sind unter Diversitätsaspekten hochproblematisch. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen haben daher Überlegungen angestellt, wie Eltern zu einem LGBTI freundlicheren Erziehungsverhalten bewegt werden können und verstärkt Inter- und Transsexuelle Erziehungsmodelle nutzen.
Die Gruppe um Professor Loschelder hat getestet, ob eine dynamische Norm wie „Immer mehr Eltern wechseln von traditionellen Erziehungsstilen zu einer nachhaltigen Alternative. Seien Sie ein Teil dieser Bewegung und wählen Sie einen modernen Erziehungsstil“ Eltern dazu bringen kann, ihre Kinder nach Grundsätzen von LGBTI zu erziehen. Daten eines vierzehnwöchigen Interventionsversuchs mit insgesamt fast 24.000 Erziehungsinteraktionen konnten zeigen, dass ein solcher dynamisch normierter Eingriff nachhaltig ist: Die Nutzung von GBTI-Erziehungsstilen konnte im Untersuchungszeitraum um gut 17 Prozent gesteigert werden.
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Alle drei erscheinen mir als größtmöglicher Unsinn. Die “Bechergeschichte” ist ja nun wirklich bescheuert, wenn nicht sogar bizarr…!
Am meisten Fördermittel könnte man sicher mit dem Wählerbeeinflussungs-Fake abgraben. Also wenn ich Soziologieprofessor wäre – ich würde so eine Studie schreiben. Da würde ich geliebt!
Ich habe mich für die Elternbeinflussung Entschieden, da sind die bescheuersten Buzzwords zu finden, wobei sicherlich auch die Wählerbeinflussung echt großes Potential hat.
Das mit dem Kaffeebecher ist doch erfunden, wer im Empfangsbereich von HR3 ist hat sicher schon mitbekommen, das der Schwachsinn schon Radioprogramm ist, da braucht keiner mehr ne Studie
Ich tippe auch auf Elternbeeinflussung. Weniger Wahlmanipulation Vorwurfsgefahr als bei 1), dennoch Möglichkeit die Gesellschaft umzubauen (der Linken liebstes Hobby).
Möglichkeit 1 halte ich schon für zu wissenschaftlich, Möglichkeit 2 und 3 sind eigentlich gleich auf, was den Blödsinn angeht. Die Bechergeschichte wird so oder so gemacht, aber weil man einen neuen Menschen erschaffen will, halte ich Möglichkeit 3 für die richtige Antwort. (und jetzt wird gegoogelt)
Angesichts meiner persönlichen Erfahrungen in EU und den USA komme ich immer mehr zu dem Schluß, daß es vor allem staatliche Bildung- und Wissenschaftssysteme / -monopole sind, die als “5. Gewalt” den Staat / die Staatskaste in der steten Ausweitung ihrer Machtbefugnisse und im Umkehrschluß der steten Einengung der übrigen Selbstbestimmung / Freiheit “normaler” Einwohner / “Bürger” wirken bzw. dienen.
Die Staatlichkeit ist nämlich keineswegs ein “Garant für Unabhängigkeit der Lehre und Forschung”, sondern das genaue Gegenteil – so wie es übrigens auch für staatliche Medien gilt. Der Vergleich mit den USA ist da sehr hilfreich, denn staatliche Medien spielen in den USA eine geringere (wenn auch nicht zu unterschätzende) Rolle und Bildung / Forschung ist den den USA faktisch nicht staatlich monopolisiert – im Gegensatz zu Deutschland bzw. EU. In den USA sind insbesondere die Macht des Staates ausweitende / die Freiheit des Einzelnen stetig weiter einschränkende) Bestrebungen und Ideen vor allem an den staatlichen / staatlich finanzierten Schulen und Universitäten vertreten und werden primär dort “ersonnen” / kreiert und von dort aus verbreitet. Diese staatlichen “Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen” haben in den USA dennoch eine erhebliche, wachsende Bedeutung, was sich wiederum in den politischen Gemengelage in der Bevölkerung widerspiegelt: Sozialisten gewinnen derzeit immer mehr an Einfluß / staatlicher Macht.
Ich lag falsch. Ausgerechnet die Möglichkeit, die ich als unwahrscheinlichste Variante einsortiert hatte, war es. Naja, bin halt nur Ingenieur und kein Soziologe :-).
ganz spontan(?): abgefuckt
Habe brav nach (!) dem Abstimmen gegoogelt und lag falsch. Aber eigentlich hält man heutzutage ja in den „Wissenschaften“ (und der Gesellschaft an und für sich) alles für möglich, das hat durchaus etwas Beängstigendes.
“….mit insgesamt fast 24.000 ausgefühlten Wahlzetteln ….”
Formal eine schöne rhetorische Spitze – doch vermutlich ist das die bittere Realität bezüglich der politischen Kompetenz bzw. Mündigkeit eines erheblichen Teils der Wahlberechtigten.