Wer fliegt, ist dekadent. ZDF macht Extremismus salonfähig.

Vorwärts in die Vergangenheit!

Kennen Sie Niko Paech? Oder haben Sie das Pech, ihn zu kennen?

Haben Sie schon einmal von der Postwachstumsökonomie gehört?

Niko Paech, der an der Universität Siegen eine außerplanmäßige Professur für „Plurale Ökonomik“ besetzt, also eine Art Gnadenprofessur, die nach § 41 des Nordrhein-Westfälischen Hochschulgesetzes von der Hochschule verliehen werden kann, aber keinerlei Dienstverhältnis begründet, hat die Postwachstumsökonomie erfunden.

„(3) Die Bezeichnungen werden von der Hochschule verliehen. Die Verleihung setzt eine in der Regel fünfjährige erfolgreiche selbständige Lehrtätigkeit voraus, die durch ein Gutachten nachzuweisen ist. Im Falle des Absatzes 1 beginnt die Frist erst, wenn die Einstellungsvoraussetzungen einer Professorin oder eines Professors nach § 36 vorliegen. Die Bezeichnungen begründen weder ein Dienstverhältnis noch den Anspruch auf Übertragung eines Amtes. Außerplanmäßige Professorinnen und Professoren sowie Honorarprofessorinnen und Honorarprofessoren sind befugt, die Bezeichnung „Professorin“ oder „Professor“ zu führen.“

Das Konzept der „Postwachstumsökonomie“ wurde in einer Reihe von Zeitungen rezipiert, ist aber in der Ökonomie, zu der Paech eigentlich zählen sollte, weitgehend resonanzlos geblieben.

Nico Paech bedient im Weser Kurier die politische Agenda derer, die gerne einen menschengemachten Klimawandel herbeireden wollen, weil sie sich davon politische Vorteile und vor allem besser Kontrollmöglichkeiten versprechen, weil sie, um es einmal auf den Punkt zu bringen, demokratische Grundrechte beseitigen und eine Diktatur derer, die genau wissen, was für andere gut ist, durchsetzen wollen (der Gutmenschen, wie wir diese prätentiösen Persönchen nennen).

Die Postwachstumsökonomie ist, wie könnte es anders sein, eine Gesellschaft ohne Wachstum, eine, deren Mitglieder Verzicht üben und der Genügsamkeit huldigen. Man kann sich das vermutlich wie in der DDR vorstellen, in der die Bürger oft Jahrzehnte auf einen Kühlschrank oder einen Trabant warten mussten, entsprechend genügsam sein mussten und den Verzicht auf freies Reisen und freie Äußerung der eigenen Meinung üben mussten.

Interessanter Weise ist die Reisefreiheit, die Mobilität als Ganzes auch Paech ein Dorn im Auge, wie er gerade im Weser-Kurier deutlich gemacht hat.

Das ZDF hat die Meinung von Paech, die er ungehindert im deutschen Freilandversuch der Venezuela Emulation, Bremen, dem dortigen Weser Kurier kundtun konnte, gerade in ein auf junge Leser ausgerichtetes Meme verpackt und liefert damit ein Beispiel dafür, wie man Extremismus salonfähig machen kann, denn dass Paechs Position eine extremistische ist, dürfte außer Zweifel stehen:

Paech, der Ihre Reisefreiheit abschaffen will, tut dies vor dem Hintergrund seiner „Idee“ der Postwachstumsökonomie, die anmutet, als wäre sie aus einem Film über das 17. Jahrhundert, bevor die Agrarrevolution eingesetzt hat, entliehen. Kleine weitgehend subsistente Einheiten, sagen wir: Kolchosen, sollen dazu führen, dass die Distanz zwischen Herstellung und Verbrauch von Gütern minimiert wird. Wenn Sie in Zukunft ihren Kohl auf dem Balkon ihrer zugewiesenen 40 Quadratmeterwohnung zum Eigenverzehr anbauen, dann kommt das schon nahe an das, was Paech als Postwachstumsökonomie vorschwebt, eine Gesellschaft, die sich durch einen geringeren Lebensstandard, Genügsamkeit und Verzicht auszeichnet, wie er freimütig einräumt.

Da sie nun Kohl anbauen müssen, aber keine Ahnung vom Kohlanbau haben, wird sichergestellt, dass sie ihre Freizeit sinnvoll nutzen, mit Weiterbildung im Kohlanbau und darüber hinaus wird sichergestellt, dass ihre Entfremdung von produktiver Tätigkeit, die sie zum gedankenlosen Konsumenten dessen gemacht hat, was andere hergestellt haben, aufgehoben wird. Man kann dies als eine Variante des Überlebens-Empowerments ansehen, denn wessen Kohl nicht sprießt und gedeiht, der muss bei anderen betteln und wer nicht betteln will, der wird besser zum Kohlexperten.

Paech redet natürlich nicht von Kohlköpfen, er spricht von „einfachen Technologien“, von mechanischen Nähmaschinen zum Beispiel, die nach seiner Ansicht, die zu den Ansichten gehört, die einem normal funktionierenden Gehirn nicht nachvollziehbar sind, die „menschliche Produktivität“ erhöhen sollen.





Nun gut.

Der Hass auf diejenigen, die sich gedankenlos ins Flugzeug setzen, um in Urlaub zu fliegen oder die ihre Urlaubsreise kreuzend in der Karibik verbringen wollen, ist bei Paech so groß, dass er das Fliegen „als nackte Gewalt gegen die Überlebensfähigkeit der menschlichen Zivilisation“ gerne verbieten möchte. Das sagt er natürlich nicht offen, aber es steckt hinter jedem Satz, in dem er seine Verachtung für die Menschen zum Ausdruck bringt, die nicht wie er weder Flugzeug noch Auto benutzen.

Denn in der Postwachstumsökonomie, wie sie Paech vorschwebt, sind globale Wertschöpfungsketten nicht mehr vorhanden, ist Amazon verboten. Hier herrscht die lokale Selbstversorgung, die Abhängigkeit von der Fremdversorgung ist aufgehoben. Wenn man das, was Paech als Postwohlstandsökonomie entwirft, so betrachtet, dann wird man den Gedanken nicht los, dass es sich dabei um eine Neuauflage der romantisch-verklärten Urhorde handelt, die ums nackte Überleben kämpft.

Ums nackte Überleben muss man bei Paech wohl nicht kämpfen, aber die Wohltaten des Kapitalismus, die Freiheiten, die moderne Technologien gebracht haben, die gibt es bei ihm nicht, an ihre Stelle tritt, was er „Resilienz“ nennt, die Fähigkeit, sich selbst zu versorgen und Genügsamkeit, die Paech mit dem Aufruf an alle Individuen verbindet, Zufriedenheit an die Stelle des Konsums chinesischer Waren und US-Amerikanischer Burger zu setzen.

Paech erfüllt damit alle Kriterien, die einen Extremisten auszeichnen und damit auch keine Zweifel daran entstehen, sagt er im Interview mit dem Weser Kurier:

„Demokratische Instanzen wagen niemals, gegen den Mainstream vorzugehen. Das wäre politischer Selbstmord. Deshalb bedarf es zunächst glaubwürdiger Signale aus der Zivilgesellschaft. Sie muss die Politik darin bestärken, endlich mit Klimaschutz zu beginnen.“

Das Mehrheitsprinzip, auf dem eine demokratische Gesellschaft basiert, wird hier explizit durch die Herrschaft einer Postwachstums-Avantgarde ersetzt, die Herrschaft der Erleuchteten, die richtig finden, was Paech richtig findet. Wo der Unterschied zum Totalitarismus des Dritten Reiches oder dem Kommunismus von Stalin besteht? Es gibt ihn nicht.

Und deshalb wird die Wahrnehmung von Reisefreiheit bei Paech auch zum Verbrechen:

„Ich halte es für ein Verbrechen, Jugendliche nach dem Abitur nach Australien fliegen zu lassen. Eine einzige Australien-Reise verursacht etwa ein Zwanzigstel dessen, was einem Menschen während seines ganzen Lebens an Kohlenstoffdioxid zustehen könnte. Manche der jungen Kosmopoliten haben mit 30 Jahren eine Emissionsbilanz, die beide Großeltern nicht einmal am Ende ihres Lebens zusammen hatten.“

Das muss man wohl so verstehen, dass derjenige, der die ihm zustehende Menge an Kohlendioxid überschritten hat, zumindest in ein CO2-neutrales Lager interniert werden oder einer umweltfreundlichen Euthanasie zugeführt werden soll. Vielleicht weiß Paech auch einfach nicht, was er sagt.

Der Mann liegt den nordrhein-westfälischen Steuerzahlern auf der Tasche. Seine Ablehnung des Kapitalismus hat ihn nicht dazu geführt, genügsam zu sein und auf das Geld der Steuerzahler zu verzichten. Dekadent ist eine Gesellschaft, die Schwätzperten wie Paech durchfüttern kann.


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