Wer sich verpflichtet, Anreisen unter 1000 Kilometer zu Konferenzen oder ähnlicher wissenschaftlicher Betätigung nicht mehr per Flugzeug zu bestreiten, der bekommt an der Universität Potsdam ein Fleißkärtchen und darf sich in Zukunft als Klimawandel-Dschihadist fühlen, einer, der fast im Alleingang und mit einem Anteil von rund 0,0000000009% den Klimawandel verhindert hat.
Nun haben wir, als wir vom Ablasshandel in Potsdam berichtet haben, auch davon berichtet, dass uns die entsprechenden Informationen von einem Beschäftigten der Universität Potsdam zugeschickt wurden, der dort – wie wir geschrieben haben – in einer Mischung aus Verzweiflung, Amüsiertheit und Sarkasmus dem Treiben zusieht.
“… ich weiß nicht, ob Sarkasmus die passende Beschreibung für meine Haltung gegenüber deutschen Unis ist, eher eine Mischung aus Fassungslosigkeit, Verzweiflung und wachsendem Zynismus.
Und eigentlich versuche ich Berührungen mit offiziellen Verlautbarungen der Uni zu vermeiden. Aber gestern habe ich den Fehler gemacht, während ich in der Mikrowelle mein Mittagessen warm gemacht habe, doch in der unieigenen Hochglanzbroschüre der Uni Potsdam (ich frage mich ja wozu eine Uni für so etwas eigentlich Geld ausgeben soll und darf, aber das ist ein anderer Punkt) zu blättern. Und alleine 3 Minuten blättern reichen aus, um das ganze Elend der deutschen Unis zu illustrieren.
Beispiel Nummer 1: Ein Artikel über einen Juniorprofessor der Uni Potsdam mit Namen Johannes Ungelenk (nein, ich erfinde das alles nicht), überschrieben mit “Vom Ungewissen berührt”, Zwischenüberschrift “Die Lust am Nichtverstehen entdecken”. Natürlich arbeitet der junge Herr auch noch über Judith Butler. Ganze 8 (in Worten acht) Texte sind dabei herausgekommen, und soweit ich das gefunden habe, wird er 2x (in Worten zweimal) zitiert. Das reicht in Deutschland für eine Professur (wenn auch aktuell “nur” Juniorprofessur, aber meistens werden die ja eh entfristet).Beispiel Nummer 2: Ein Artikel mit dem zauberhaften Titel “Von Odysseus’ Reisebüro bis Aquaman” über die Arbeiten von Prof. Filippo Carlà-Uhink (immerhin laut Google Scholar 41 Arbeiten und 179 Zitate….). Ein Zitat aus dem Artikel: “Seit 2013 forscht er im mittlerweile zweiten DFG-Projekt “Key Concepts in Theme Park Studies” zu Darstellungen griechischer Kultur in Vergnügungsparks”. Falls Sie glauben, das muss nun wirklich ein Witz sein, hier ist der Link zur Seite der DFG.Seine Arbeit führte ihn schon zu folgenden Parks (u.a.): Asterix Park in Frankreich, Park Mount Olympus in den USA, Happy Valley Beijing in China und E-DA Themenpark in Taiwan.
Man kann offensichtlich heutzutage auf Kosten des Steuerzahlers in der Weltgeschichte rumreisen, um Achterbahn zu fahren…”