Nach der Pandemie ist vor der Pandemie: Die WHO bringt H5N1 in Stellung

H5N1 ist ein Influenzavirus, Typ A.

Influenzaviren werden der Familie der Orthomyxoviridae zugerechnet. Es gibt sie in vier Verschleimrichtungen, A, B, C. und, nein, nicht D, Thogotovirus [das Zecken übertragen]. Typ C scheint harmlos, Typ B findet sich des öfteren in Säugetieren und verursacht die meisten der regionalen verbleibenden Ausbrüche. Typ A wird hauptsächlich von Vögeln verbreitet und ist für die meisten Influenza-Epidemien verantwortlich. Vögeln kann das Influenza-Virus in der Regel nichts anhaben. Es überdauert in deren Verdauungstrakt und .. ja, mehr zumeist nicht.

Acht RNA-Segmente die mindestens 10 Proteine umfassen oder programmieren, wie man es gerne hätte, machen das herkömmliche Influenza-Virus aus. Eine hervorragende Methode um jede Form der Gegenwehr in Windeseile auszumutieren, es genügen zwei Viren in derselben Zelle um einen Möglichkeitsraum von 256 mutierten Nachkommen zu eröffnen.

Die Typ A Influenzaviren werden entsprechend ihrer Variationen bei Hamagglutinin (HA) und Neuraminidase (NA), zwei Glykoproteinen klassifiziert. 15 Varianten in HA und 9 NA-Subtypen sind derzeit bekannt, etwa H1N1 der Übeltäter, der die spanische Grippe verursacht hat, der nach dem ersten Weltkrieg weitere große Lücken in die Bevölkerung geschlagen hat, sich in den 1950er Jahren vom Acker gemacht hat, um 1977 mit neuer Kraft – plötzlich und unerwartet – wieder aufzutauchen, eine zeitliche Abfolge, die so manchen auf die Idee gebracht hat, es hier mit einem Laborflüchtling, nicht mit einem in freier Wildbahn Überlebenden zu tun zu haben:

dazu:
Rozo, Michelle & Gronvall, Gigi Kwik (2015). The Reemergent 1977 H1N1 Strain and the Gain-of-Function Debate. mBio 6(4): 1-6.

Ein paar der Seltsamkeiten:

H1N1- Influenza, der Auslöser der spanischen Grippe, die 1918/19 so viele Millionen Tote gefordert hatte, ist wieder aufgetaucht.
H1N1- Influenza war zuletzt Mitte der 1950 Jahren gefunden worden. Danach ist H1N1 verschwunden, bis eben 1977.
1977 hat die Pandemie im Norden Chinas begonnen. Weil die Russen die ersten waren, die der WHO den “neuen” Stamm der H1N1-Influenza gemeldet haben, erhielt die Influenza zum Dank den Namen: Russian Flu – Russische Grippe.

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Zwischen HA und NA gibt es eine interessante Form der Arbeitsteilung: Hämagglutinin (HA) ist dafür zuständig, Zugang zu menschlichen Zellen zu verschaffen, um die viralen RNA-Stränge im Zellkern zu deponieren, damit sie dort neue Viruspartikel produzieren. Neuraminidase (NA) ist dann dafür zuständig, dem neuen Virus den Abschied von seiner Geburtszelle zu ermöglichen, es in die große Welt des menschlichen Organismus vor allem die Atemwege zu schicken.

Alles in allem sind Influenzaviren unberechenbar, die Art und Weise, in der sie mutieren, nicht vorhersehbar, wie bei den meisten RNA-Viren, so dass es nicht möglich ist, dem jeweiligen Strang, der gerade virulent ist, vorzubeugen, einfach deshalb nicht, weil der jeweilige Strang erst bekannt wird, wenn er sich weit verbreitet hat. Dass dem so ist, liegt daran, dass Influenzaviren ihre Oberflächenproteine verändern können und damit den Antikörpern ihres Wirts ein Schnippchen schlagen. Ein paar kleine, in einem bekannten Fall eine einzige Mutation reicht zuweilen aus, die Antikörper, die gegen die Vorgängerversion des neuen Virus gebildet wurden, ins Leere laufen zu lassen.

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Damit sind wir bei H5N1.
Wie die meisten Stränge von Influenza, die in Geflügel zu finden sind, ist H5N1 für Menschen so lange ungefährlich, so lange es dem Virus nicht gelingt, eine Variante zu entwickeln, die für Menschen gefährlich ist, weil sie zwischen Menschen übertragbar ist. Bislang ist dies noch überhaupt nicht gelungen, obschon H5N1 einige Anläufe genommen zu haben scheint. Sechs Tote waren 1997 zu beklagen, als es H5N1 gelungen ist, Menschen zum ersten Mal zu infizieren, allerdings nur solche, die sich in intensivem Kontakt zu Geflügel aufhielten, die auf Hühnerfarmen bzw. Frischfleischmärkten in Hong Kong gearbeit haben. Obduktionen haben damals gezeigt, dass Zytokin-Stürme in allen Fällen die Todesursache waren. H5N1 ist es gelungen, vor allem Interferon und TNF-alpha, Tumor-Nekrose-Faktor-Alpha, die im angeborenen Immunsystem die erste LInie der Verteidigung bilden, ins Leere laufen zu lassen. Da beide Interferon wie TNF-Alpha, für die Regulierung der Immunreaktion verantwortlich sind, gab es keine Regulierung, sondern hohe Konzetrationen von Zytokinen, vergiftungsähnliche Schockreaktionen und schließlich Tod der Betroffenen.

  • Das erste Auftauchen von H5N1 im Jahre 1997 verlief glimpflich, blieb was Menschen angeht auf Hongkong beschränkt.
  • 2001 kam H5N1 wieder, abermals in Hongkong.
  • 2002 tauchte eine neue Variante von H5N1 auf.
  • Und dabei ist es seither geblieben. Neue Genotypen von H5N1 sind fast schon zur Normalität geworden.

Cui, Pengfei, Jianzhong Shi, Congcong Wang, Yuancheng Zhang, Xin Xing, Huihui Kong, Cheng Yan et al. (2022). Global dissemination of H5N1 influenza viruses bearing the clade 2.3. 4.4 b HA gene and biologic analysis of the ones detected in China. Emerging microbes & infections 11(1): 1693-1704.

Cui, Jin, Nannan Qu, Yang Guo, Lan Cao, Siyu Wu, Kun Mei, Hailiang Sun et al. (2017). Phylogeny, pathogenicity, and transmission of H5N1 avian influenza viruses in chickens. Frontiers in Cellular and Infection Microbiology 7 (2017): 328.

Guan, Y., J. S. M. Peiris, A. S. Lipatov, T. M. Ellis, K. C. Dyrting, S. Krauss, L. J. Zhang, R. G. Webster, and K. F. Shortridge (2022). Emergence of multiple genotypes of H5N1 avian influenza viruses in Hong Kong SAR.Proceedings of the National Academy of Sciences 99(13): 8950-8955.

Kou, Z., F. M. Lei, J. Yu, Z. J. Fan, Z. H. Yin, C. X. Jia, K. J. Xiong et al. (2005) New genotype of avian influenza H5N1 viruses isolated from tree sparrows in China. Journal of virology 79(24): 15460-15466.

Die folgende Tabelle der WHO trägt dieser Normalisierung der H5N1-Ausbrüche auf Basis der daran Erkrankten und Verstorbenen Rechnung:

Von 2003 bis 2020 sind weltweit 861 Menschen an einer Avian Flu, an H5N1 erkrankt, davon sind 455 verstorben. Die Case Fatality Rate beträgt demnach 52,8%. Das macht H5N1 zu einem der für Menschen gefährlichsten Viren, die derzeit bekannt sind. Zum Glück ist H5N1 nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Weshalb also schlägt die WHO Alarm:

Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus hat ein Warnvideo publiziert, in dem er Vorsicht angesichts eines neuen Ausbruchs von H5N1 anmahnt. Was an diesem “neuen Ausbruch” so besonders sein soll, ist auch schnell erzählt: H5N1 wurde bei Säugetieren, Füchsen und Seelöwen und Nerzen entdeckt und ein Zwischenwirt ist notwendig, um aus einem zur zwischenmenschlichen Transmission weitgehend unfähigen H5N1 ein zwischen Menschen übertragbares Virus zu machen.

Indes, ein Zwischenwirt zwischen Vogel und Mensch ist nicht unbedingt notwendig, um aus dem trägen kaum zur zwischenmenschlichen Übertragbarkeit fähigen Gesellen H5N1 einen hochmotivierten, leicht zu verbreitenden Killer zu machen. Es genügt ein Labor in China. Von dort haben im Jahr 2013 Chinesische Forscher des Harbin Veterinary Research Institute in Science einen Beitrag veröffentlicht, in dem sie davon berichten, dass sie mit H5N1 herumgespielt haben.

Was die Chinesischen Forscher hier getan haben, ist leicht zu beschreiben: Sie haben ein Hybrid aus zwei Viren, aus H5N1 und H1N1 geschaffen,  von dem man annehmen kann, dass es nun Eigenschaften beider RNA-Stränge, von H5N1 und H1N1 kombiniert.

H5N1 ist, wie die Tabelle oben zeigt, ein aggressiver Killer. Wer an H5N1 erkrankt hat eine Überlebenswahrscheinlichkeit von 48%. Aber, wie gesagt, H5N1 ist so gut wie nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. H1N1 ist von Mensch zu Mensch übertragbar. H1N1, besser bekannt als Influenza A Subtypus H1N1 ist Nachfolger des Virus, das 1918/19 weltweit rund 50 Millionen Menschen getötet hat, der spanischen Grippe. Seit 1976 kehrt es regelmäßig wieder, 2009 als Pandemie. H1N1 ist hoch ansteckend zwischen Menschen, hat aber nur eine Letalität von 0,1% bis 0,2%, d.h. nicht viele sterben, 99,8% derjenigen, die an H1N1 erkranken, überleben die Erkrankung.

Mit anderen Worten, die Chinesischen Forscher haben ein Virus, das für Menschen in mehr als der Hälfte der Fälle der Erkrankung tödlich verläuft, aber nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, mit einem Virus gemischt, das sehr leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, sie haben ein Virus geschaffen mit dem Potential rund die Hälfte der Menschheit auszurotten.

Zhang et al. (2013).

Das war im Jahr 2013.

Hualan Chen, hauptverantwortlich für die Forschung, hat damals gegenüber der britischen Zeitung “The Independent” erklärt, dass die Studie zeige, dass es H5N1 gelingen könne, von Mensch zu Mensch übertragen zu werden, wobei die Übertragung, wie die Studie aus Harbin zeigt, aerosol erfolgen kann, also durch winzige Tröpfchen, vor denen man sich kaum schützen kann. Die Ergebnisse, so Chen weiter, zeigten, dass H5N1 die Ursache einer Pandemie sein könne.

Die Forschung aus China hat 2013 zu einem Aufschrei der Entrüstung geführt. Lord May of Oxford, der ehemalige Präsident der Royal Society und ehemalige Chief Scientist der Britischen Regierung hat gegenüber dem Independent von einer unverantwortlichen Studie gesprochen:

“They claim they are doing this to help develop vaccines and such like. In fact, the real reason is that they are driven by blind ambition with no common sense whatsoever.”

Simon Wain-Hobson, Professor am Pasteur Institut in Paris, hält es für hochwahrscheinlich, dass das neugeschaffene Virus von Mensch zu Mensch übertragen werden könne und eine hohe Letalität habe. Er hält es für ausgeschlossen, dass die Forschungsergebnisse als Grundlage für die Entwicklung eines Impfstoffes benutzt werden können, wie die Chinesischen Forscher behaupten:

“The virological basis of this work is not strong. It is of no use for vaccine development and the benefit in terms of surveillance for new flu viruses is oversold.”

Mit anderen Worten, die Erschaffung eines neuen Super-Virus, das so tödlich wie H5N1 für Menschen ist und so übertragbar wie H1N1 zwischen Menschen, hat keinerlei wissenschaftlichen Wert. Das an sich ist schon schlimm genug, aber es kommt noch hinzu, dass bereits 2013 chinesische Labore im Gespräch waren, weil sie nicht in der Lage waren, grundlegende Sicherheitsstandards einzuhalten:

“The record of containment in labs like this is not reassuring. They are taking it upon themselves to create human-to-human transmission of very dangerous viruses. It’s appallingly irresponsible”, hat Lord May 2013 bereits geurteilt.

Glaubt jemand, dass Chinesische Labore in Harbin, Wuhan oder Peking nach 2013 damit aufgehört haben, Viren, für deren Hybridisierung sie 2013 die technologischen Grundlagen entwickelt haben, weiter zu hybridisieren und z.B. ein neues Coronavirus aus vorhandenen Stämmen zu schaffen?

Und glaubt jemand, dass es vor diesem Hintergrund nicht mehr als beunruhigend ist, Dr. Tedros nach jahrelanger Ignoranz gegenüber H5N1 ausgerechnet jetzt, da sich SARS-CoV-2 nicht mehr eignet, um Panik zu schüren, H5N1 aus dem Hut zu zaubern?


 

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