“Schlafmangel” reduziert Wirkung von Impfstoffen: Junk Journalismus trifft Junk Science

Haben Sie Lust auf ein Experiment?
Schön.
Dann lesen Sie bitte den folgenden Text:

“Menschen, die im Zeitraum ihrer Impfung weniger als sechs Stunden Schlaf pro Nacht haben, zeigen nur eine verminderte Antikörperreaktion. Dies deutet darauf hin, dass ausreichend Schlaf vor einer Impfung eine einfache Möglichkeit sein könnte, die Wirksamkeit von Impfstoffen zu verbessern. Das ist das Ergebnis einer Meta-Analyse von Forschern der University of Chicago und des französischen Nationalen Instituts für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm).”

Der Text stammt vom MDR und ist unter den Kategorien “Wissen” und “Klimawandel” abgelegt. Beides ist falsch.

Der Autor des kurzen Textes beim MDR behauptet, die Ergebnisse stammten aus einer Meta-Analyse, dieser Meta-Analyse:

Spiegel, Karine, Amandine E. Rey, Anne Cheylus, Kieran Ayling, Christian Benedict, Tanja Lange, Aric A. Prather, Daniel J. Taylor, Michael R. Irwin, and Eve Van Cauter (2023). A meta-analysis of the associations between insufficient sleep duration and antibody response to vaccination. Current Biology 33(5): 998-1005.

Es ist eine “Meta-Analyse”, wenngleich eine, die nur kurz oberhalb einer Einzelstudie angesiedelt ist. Aber dazu gleich.
Sie haben gelesen, was der MDR geschrieben hat.
Welchen Schluss ziehen Sie daraus?

Dass die miserable Wirkung von mRNA-Spritzbrühen, die Schuld derjenigen ist, die sich nicht ausreichend durch Schlaf auf den Shot vorbereitet haben?
Das ist vermutlich die beabsichtigte Wirkung, die der Schreiberling des MDR erreichen will.

Wer weiterliest, der kommt am Ende des kurzen MDR-Textes zu einem irritierenden Absatz:

“Die Forscher schätzen, dass die Auswirkungen von unzureichendem Schlaf auf die Impfstoffreaktion zwei Monaten abnehmender Antikörper nach der Impfung entsprechen würden. Diese gelte sowohl für den Atemwegsvirus Influenza als auch Hepatitis, die die Leber betrifft. Dies deute darauf hin, dass sich dieser Effekt auf alle Arten von Viren erstrecken könnte, einschließlich Coronaviren wie SARS-CoV-2.”

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Wurde überhaupt nicht geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und COVID-19 Spritzbrühen gibt?

Der Absatz hier legt es nahe. Und natürlich legt die ganze Forschung die Frage nahe, warum weniger als 6 Stunden Schlaf, die von Spiegel et al. (2023) in Bausch und Bogen als Schlafmangel deklariert werden, weil nämlich die National Sleep Foundation 7 bis 9 Stunden Schlaf für Erwachsene empfiehlt, und wenn die National Sleep Foundation in den USA das empfiehlt, dann muss alles, was weniger ist, Schlafmangel sein, warum also Schlafmangel zu weniger Anitikörper nach Impfung führen soll. Bei derart brachialer Vorgehensweise verwundert es nicht, dass die Frage: “Warum” sich weniger Schlaf als von der National Sleep Foundation empfohlen, auf die Effektivität von Impfstoffen auswirken soll, nicht einmal am Rande gestreift wird. Es ist eben so. Wer von den Empfehlungen der National Sleep Foundation abweicht, der wird schon sehen was er davon hat…

Betrachten wir die vermeintliche Meta-Studie etwas genauer. Die Meta-Studie besteht aus 7, in Worten: SIEBEN Studien, die sich angeblich der Frage nach dem Zusammenhang zwischen weniger als empfohlenem Schlaf und der Effektivität (gemessen als Anzahl von Antikörpern nach Impfung) von Impfstoffen widmen. Keine dieser Studien hat COVID-19 Spritzbrühen zum Gegenstand. Sie beziehen sich alle auf Influenza Impfstoffe (4 von 7 Studien), notorisch unwirksamer Junk, was seit langem bekannt ist und auf Hepatitis (3 von 7 Studien). Ob die Autoren dieser 7 Studien ebenfalls ohne jeden Bezug zur Theorie auskommen, das ist uns nicht bekannt, in jedem Fall kommen alle sieben Studien ohne allzuviel Gemeinsamkeiten aus.

  • Vier von sieben Studien sind experimentelle Studien, in deren Verlauf die Opfer der Forscher zunächst für einen ganzen Tag vom Schlaf depriviert wurden, direkt vor der “Impfung” und dann gebeten wurden, 7,5 bis 12 Stunden, je nach Studie, zu schlafen.
  • Drei von sieben Studien lassen die Befragten über ihre Schlafstunden berichten, keine davon beginnt mit dem Bericht VOR der Impfung, alle beginnen an Tag 0, also dem Tag der Impfung und verfolgen den Geimpften dann in den ersten beiden Tagen, oder am 10ten, 21sten und 30sten Tag nach der Impfung, oder jeden Tag für 14 Tage nach der Impfung.

Allen Probanden, die sich zur Teilanhme an einer der sieben Studien haben breit schlagen lassen, wurde zu einem oder mehreren Zeitpunkten, je nach Studie, Blut genommen, um die Anzahl der Antikörper zu bestimmen, die als Reaktion auf die Impfung oder die mehren Impfungen (bis zu drei bei Influenza), die berücksichtigt wurden, gebildet wurden.

Allein das reicht schon, um zu sehen, dass hier Äpfel mit Birnen vergleicht, wer diese Studien in einen Topf wirft. Aber es kommt noch besser:
Die folgenden beiden Tabellen zeigen die Effektstärken, die die Autoren für den Zusammenhang zwischen Schlafmangel/Deprivation, irgend was eben, und Menge von Antikörpern im Blut berechnet haben:

Lassen Sie sich nicht davon täuschen, dass die Autoren versuchen, mehr vorzugaukeln, als sie tatsächlich an Studien berücksichtigt haben, einfach dadurch, dass sie die Studien, die es erlauben, für Männer und Frauen getrennt analysieren. Beginnen wir in der oberen Hälfte. Das sind die Studien, denen eine Selbsteinschätzung der Dauer des Schlafs zugrundeliegt. Alle Studien, deren als Strich mit einem Punkt in der Mitte abgebildeter Wertebereich die gestrichtelte Linie schneidet, sind Junk, denn sie besagen, dass sich weniger Schlaf als empfohlen sowohl positiv als auch negativ auf die Anzahl der Antikörper auswirkt. Es bleibt genau eine Studie, “Parther 2012”, deren Autoren Hepatitis B Impfstoff mit der Schlafmenge in Zusammenhang gebracht haben.

Dieselbe Studie ist in der unteren Hälfte der Tabelle zu finden, die die Studien darstellt, die objektive Maße enthalten, in denen also ein experimentelles Setting genutzt wurde, um die Effekte von Schlafdeprivation, nicht etwa von Schlafmangel, wenn denn weniger als 6 Stunden Schlaf Schlafmangel angeben, auf die Bildung von Antikörpern nach Impfung zu untersuchen, wobei die Frage, warum ein Zusammenhang zwischen Schlafdeprivation und Anzahl von Antikörpern bei 40 bis 60jährigen bestehen soll, weiterhin ohne theoretische Fundierung ist. Und in dieser unteren Hälfte der Tabelle sind die Ergebnisse eben dieser Studie als Junk ausgwiesen, weil der Werteberich über die gestrichelte, senkrechte Linie hinausreicht, was einmal mehr bedeutet, dass – in diesem Fall Schlafdeprivation vor Impfung – sich entweder positiv oder negativ auf die Bildung von Antikörpern nach Impfung auswirkt. Das ist für die Autoren doppelt misslich, denn sie schreiben in ihrem Text:

“For studies that used objective measures of sleep, a robust adverse impact of short sleep on vaccine response was detected.”

Sie reden hier von “kurzem Schlaf”, offenkundig um Leser zu täuschen, denn in allen vier Studien wurden die Probanden komplett vom Schlaf depriviert.

Ein Blick in die untere Hälfte der Abbildung zeigt, dass die “robusten Ergebnisse”, die die Autoren gefunden haben wollen, lediglich auf den Ergebnissen basieren können, die Spiegel (2002), Benedict (2012) und Lange (2011) für Männer gefunden haben, junge Männer in allen Fällen. Depriviert man junge Männer von Schlaf, dann ist die Immunreaktion auf eine Influenza oder Hepatitis Impfung schlechter als in einer Kontrollgruppe, die nicht vom Schlaf depriviert wurde. Die Ergebnisse aller drei Studien basieren auf insgesamt knapp 50 Probanden, jeweils die Hälfte in der Kontroll-, die andere Hälfte in der Interventionsgruppe. Kaum das, was man als robustes Ergebnis bezeichnen würde… Und sicher nicht das, was man zur Grundlage von Aussagen über die Anzahl von Antikörpern, die nach einem COVID-19 Shot gebildet wurden, machen kann, oder, wie die Autoren selbst schreiben:

“The present meta-analyses include data from studies examining associations between sleep duration and antibody responses to the influenza and hepatitis vaccines. At the present time, there are no comparable published data for COVID-19 vaccines.”

Wir stehen somit am Ende einer Meta-Analyse auf einer empirischen Basis, die man wohl eher als bescheiden bezeichnen muss. Eine empirische Basis, die sich aus sinnlosen Ergebnissen zusammensetzt, die die Autoren dennoch interpretieren.

Junk.

Junk Studie, die aus ideologischen Zwecken in einen Junk-Beitrag beim MDR Eingang gefunden hat.


 

 

 

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