Geteilte Wahnwelten? Psychisch Gestörte wählen Grüne

Aus der Reihe, Forschung, die sich heute niemand mehr traut.
Bei Thieme findet sich der folgende Beitrag aus dem Jahre 2003:

Bullenkamp, Jens, and Burkhardt Voges (2003). Wahlverhalten chronisch psychisch Kranker. Psychiatrische Praxis 30(08): 444-449.

Hinter einer Bezahlschranke.
Ergo tut man gut daran, den Beitrag in seiner englischen Ausgabe, die umsonst zu haben ist, zu lesen:

Bullenkamp, Jens, and Burkhard Vogtes (2004). Voting preferences of outpatients with chronic mental illness in Germany. Psychiatric Services 55(12): 1440-1442.

Im Beitrag geht es um das Wahlverhalten psychisch Kranker, chronisch psychisch Kranker, von Personen, die so psychisch krank sind, dass sie Verrichtungen des täglichen Lebens nicht mehr alleine bzw. ohne Aufsicht erledigen können. Sie benötigen daher eine Form der Beaufsichtigung bzw. der Betreuung. Ergo sind die psychisch Kranken, die chronisch psychisch Kranken, um die es im Beitrag von Bullenkamp und Vogtes geht, alle in Einrichtungen des betreuten Wohnens untergebracht.

Und das nicht erst seit gestern.
Ihre Krankheitsgeschichte reicht im Durchschnitt 15 Jahre in die Vergangenheit. Die Autoren packen ihre Probanden unter die Sammelkategorie der chronisch psychisch Kranken zusammen. Diese Kategorie umfasst alles von der Schizophrenie über affektive Störungen zu Persönlichkeitsstörungen.

Die Frage, die Bullenkamp und Vogtes interessiert, sie lautet: Was haben die chronisch psychisch Kranken, die an der Bundestagswahl 2002 teilgenommen haben, gewählt? Und falls sie nicht teilgenommen haben, was hätten Sie gewählt, wenn sie teilgenommen hätten. An der Befragung von Bullenkamp und Vogtes, die diese Frage beantworten sollte, haben 110 von 215 in psychiatrischen Unterkünften in Mannheim Untergebrachte teilgenommen. Hier ist das Ergebnis:

Wahlgewinner unter psychisch Kranken sind eindeutig die Grünen. Der direkte Vergleich des Wahlergebnisses für Mannheim mit dem Ergebnis der Befragung von psychisch Kranken zeigt einen 20%igen “Zugewinn” für Grüne, dem ein Verlust von 16% bei der CDU gegenübersteht. Auch die FDP steht bei psychisch Kranken nicht hoch im Kurs.

Bullenkamp und Vogtes versuchen ihr Ergebnis im Hinblick auf die überwiegende Präferenz für linke Parteien bei chronisch psychisch Kranken damit zu erklären, dass chronisch psychisch Kranke in der Regel in sozioökonomischen Verhältnissen leben, die an Armut grenzen, weshalb sie Parteien wählen würden, die ihnen Geld in ihrer Armut versprechen.

Die Grünen?

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Auch 2002 haben sich die Grünen nicht dadurch ausgezeichnet, Politik für Menschen zu machen, die sich, was auch immer, nicht leisten können. Schon damals waren die Grünen die Partei von Nachkommen spießiger Mittelschichtsfamilien, die im Wesentlichen eine Politik für die eigene Klientel verfolgt hat, die Posten im Speckgürtel von Ministerien z.B. im Kampf gegen Rechts, für das Klima und zumindest am Anfang noch für die Umwelt, beschaffen sollte. Ansonsten haben die Grünen eine Reihe von politischen Zielen verfolgt, die allesamt mit höheren Lebenshaltungskosten für Bürger, nicht mit geringeren einhergingen und -gehen.

Insofern muss die Frage, warum chronisch psychisch Kranke die Grünen wählen, anders beantwortet werden.

Zunächst ist die Kausalität zu klären:

Sind die Menschen chronisch psychisch Krank WEIL sie die Grünen gewählt haben oder wählen sie die Grünen, weil sie chronisch psychisch krank sind? Die lange Dauer der Erkrankung von im Durchschnitt 15 Jahren bei den Probanden von Bullenkamp und Vogtes spricht dagegen, dass weite Teil der Grünenwähler, obschon die Autoren dieselben Ergebnisse für 1994 und 1998 berichten, durch die Wahl der Grünen psychisch erkrankt sind.

Es ist also eine Frage der Attraktivität.
Was macht die Grünen für psychisch Kranke attraktiv?
Worin besteht die gemeinsame Plattform?

Ist die gemeinsame Plattform, auf der sich Wähler und Gewählte wiederfinden, eine des Realitätsverlusts?
Trifft man sich in Wahnvorstellungen?
Sind Wahnvorstellungen das affektiv vermittelnde Glied zwischen Wählern und Gewählten?

Oder gibt es eine gemeinsame Herkunft, die Wähler und Gewählte verbindet, eine Herkunft aus den gleichen spießigen Milieus, ist die Entscheidung zur Wahl der Grünen also eher ein Ergebnis des traditionalen Verhaltens?

Oder steckt rationales Kalkül hinter der Wahl der Grünen, etwa die Hoffnung, einen Posten in der Grünen Partei zu finden. Eine Hoffnung, die sich zwangsläufig mit der Erwartung verbindet, als chronisch psychisch Kranker in den Reihen der Grünen nicht weiter aufzufallen?

Schließlich könnte die Verbindung zwischen Wählern und Gewählten eine wertrationale, eine Sache des Glaubens sein, gemäß dem Motto: gemeinsamer Glaube an z.B. den von Menschen verursachten Klimawandel überbrückt alle psychischen Unterschiede, ebnet den Graben zwischen psychisch Gestörten und nicht weiter Auffälligen ein.

Was meinen Sie, was trifft zu?


Featured Image: “Künast deckt auf”; Wahlplakat der Grünen aus dem Bundestagswahlkampf 2002


 


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