Herbert’s Quarry – ein magischer Ort am Rande der Brecon Beacons [Roving Welsh]
Etwa seit dem 16. Jahrhundert ist Düngemittel im Einsatz.
Justus Liebig hat, gemeinsam mit seinen beiden Schülern, James Sheridan Muspratt und Edward Frankland, das Superphosphat, den ersten Mineraldünger im Jahre 1849 in seinem Privatlabor entwickelt.
Es hat noch einige Jahrzehnte gedauert, bis sich Kunst- oder Mineraldünger durchsetzen konnten.
In der Zwischenzeit musste Dünger von woanders besorgt werden.
Und bis in die 1950er Jahre wurde er in Wales u.a. in Herbert’s Quarry besorgt.
Aus Stein.
In harter, gefährlicher Arbeit.
In Kalkstein-Brüchen.
Aus der Zeit der Kalksteinbrüche in Wales gibt es nur wenige Bilder.
Zwei haben wir finden können:
Arbeiter in den Trefil Limestone Quarries in der Nähe von Tredegar; Amgueddfa Cymru – National Museum Wales;
Llwynon Limestone Quarry, Penderyn, in 1903; Amgueddfa Cymru – National Museum Wales
Man beachte die Vorschlaghämmer, die die Arbeiter im Bild links in der Hand haben. So wie rechts, wird es auch in Herbert’s Quarry ausgesehen haben, wobei Herbert’s Quarry noch größer ist als der Llwynon Limestone Quarry, der hier abgebildet ist.
Rund 200 Jahre lang haben Arbeiter aus dem nahegelegenen Brynamman in Herbert’s Quarry Kalkstein gebrochen, in Kalköfen Brandkalk mit Hitze aus dem Gestein gelöst, Brandkalk, Kalziumoxid, das mit Wasser zu “Löschkalk” (Ca(OH)2) verfestigt, auf Äcker verbracht und dort unter Zufuhr von CO2 zu Kalziumcarbonat (CaCO3) wird, das als Base saure Böden fruchtbarer macht. Ein Kalkreislauf, wie er Jahrhunderte bestanden hat.
Der dazu notwendige Bergbau hat erhebliche Narben in der Landschaft hinterlassen.
Indes, die ehemaligen Kalksteinbrüche in Wales, sie sind von einer Schönheit, die den Reisenden schnell in ihren Bann schlägt und verweilen lässt.
Jahrzehnte, in denen das Gelände des ehemaligen Kalk-Steinbruchs sich selbst überlassen geblieben ist, haben eine Landschaft geschaffen, deren Reiz man sich nicht entziehen kann. Ein Grund, warum wir immer wieder zu Herbert’s Steinbruch kommen.
Herbert’s Steinbruch ist keine Attraktion für Touristen, die sich in Reiseführern findet.
Wer sich für die Gegend interessiert. Wir befinden uns hier:
Herbert’s Quarry erreicht man über Brynamman.
Er liegt unterhalb der Black Mountains und noch vor den Brecon Beacons, die sich vom Steinbruch aus gesehen in den Nordosten von Wales erstrecken.
Informationen zur Geschichte der Kalkherstellung in Waliser Steinbrüchen, finden sich bei CALCH – Dyfed Archiological Trust. Die Art und Weise, in der Kalkstein gebrochen und zu Brankkalk verabreitet wurde, wird dort ebenfalls erklärt. Wer nicht selbst lesen will: Die Steine werden zunächst in handhabbare Größen zerkleinert und dann in einen Kalkofen eingefüllt, immer abwechselnd mit einer Schicht Kohle, die als Brandmittel benutzt wird, um die Temperatur zu erreichen, ab der Brandkalk aus dem Gestein gelöst wird. Die Abbildung links zeigt einen Draw Kiln, der letzte Stand der Technik des Kalkofens.
Man muss kein Hellseher sein, um zu wissen, dass die Arbeit mit großen Steinbrocken gefährlich ist, und so gibt es auch verteilt über Herbert’s Quarry Geschichten von Todesopfern, die der Steinbruch gefordert hat. Etwa den 22jährigen David Davies, der von seinem eigenen Karren überrollt wurde, nachdem sein Pferd gescheut hat.
Die Reste des ehemaligen Steinbruchs sind mit der Zeit von der Natur reklamiert wurden. Sie finden sich von vielen Moos-Arten überwachsen und von Millionen kleiner Blümchen umrankt. Herbert’s Quarry ist heute das Zuhause für unzählige Vögel, die sich das Areal mit den eigentlichen Bewohnern von Wales, Schafen, teilen. Und wer genau hinsieht, der findet Tufa, etwas, das es außerhalb von Höhlen nur selten gibt, Kalzit in Deutsch, das Ergebnis von Kalziumhydroxid, Resten des ehemaligen Kalk-“Bergbbaus”, das von Wasser ausgewaschen wird.
Und jetzt lassen wir Sie mit Impressionen dieses magischen Platzes allein.
Alle Bilder sind urheberrechtlich gechützt.
Wem das Lied im Video gefallen hat, es stammt von Jackson Dean und kann hier nachgehört werden.
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Man lernt sowas wohl erst zu schätzen wenn man etwas älter wird.
*LOL* … “zu schätzen wenn man etwas älter wird.” …. du hast ja sowas von recht. Früher als Jugendliche hätte es mich gelangweilt, früher hasste ich wandern. Jetzt liebe ich die Berge und schöne Landschaften.
… naja, es hat auch etwas damit zu tun, wie und wo man aufwächst, vermute ich. Ich selbst bin immer gerne gewandert, habe als Studentin vorlesungsfreie Zeit oft zum Wandern und Zelten benutzt (und das schließt nicht aus, dass ich in meiner Jugend ein – gemessen an den Verhältnissen damals – relativer Weltenbummler gewesen bin), und ich kannte das Wandern und Zelten von Kindesbeinen an. Fakt ist, dass man an “kargen und öden” Plätzen wie Herbert’s Quarry fast nie allein ist, egal, an welchem Wochentag und zu welcher Uhrzeit man kommt. (Am Ende des Videos können Sie sehen, dass der Parkplatz vor Herbert’s Quarry ziemlich voll ist.) Die Leute “verlaufen” sich, so dass man relativ allein ist, aber man ist sehr selten wirklich ganz alleine. Und diese Leute sind oft Ältere, wenn man diese Orte unter der Woche besucht, einfach, weil die Jüngeren arbeiten müssen, aber am Wochenende oder jetzt, in der Ferienzeit, sind auch viele Familien und – auffällig oft – junge Pärchen unterwegs. Letztlich kann ich nur für mich sprechen: ich liebe die Weite der Landschaft in den Brecons, die gleichzeitige Nähe zum Himmel und zur Erde (falls das irgendwie Sinn macht) und die Art, wie diese Landschaft den Blick für’s Detail schult. Dann entdeckt man, dass die Landschaft karg und öde erscheinen mag, aber sie tatsächlich von ich weiß nicht wie vielen verschiedenen Arten von Moosen und Gräsern bedeckt ist, von Tieren besiedelt, die man dort vielleicht nicht erwarten würde, z.B. Schmetterlingen, die zwischen den wilden Blumen, die zwischen den Steinen wachsen, hin und her fliegen, und Vögeln, die in den Gräsern nisten und von deren Anwesenheit man erst dadurch erfährt, dass man sie aus Versehen aufscheucht, gar nicht zu reden, von den wilden Ponys … Kurz: man entdeckt seinen Sinn für die kleinen Dinge (wieder), und die vermeintlich “großen” werden an den ihnen zukommenden Platz zurückverbannt.
Bitte nicht falsch verstehen, “Karg und Öde” ist nicht abwertend gemeint, mir fiel nix besseres ein.
Und Moose, Gräser und Schmetterlinge fesseln heute eher meine Aufmerksamkeit wie eine Hotpants und ein knappes Top. Wobei das auch interessant sein kann…
Scheiße, ich glaube ich bin alt.
… also, mich haben Hotpants und ein knappes Top noch nie gefesselt – ich muss also auch alt sein !? Aber wenn ich bedenke, dass ein muskulöser Mann im muscle shirt, der dunkelhaarig ist und einen Drei-Tage-Bart hat, am richtigen Ort am richtigen Tag nach wie vor meine Aufmerksamkeit erregen kann, dann bin ich vielleicht doch noch nicht soooo alt 🙂
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Man lernt sowas wohl erst zu schätzen wenn man etwas älter wird.
*LOL* … “zu schätzen wenn man etwas älter wird.” …. du hast ja sowas von recht. Früher als Jugendliche hätte es mich gelangweilt, früher hasste ich wandern. Jetzt liebe ich die Berge und schöne Landschaften.
… naja, es hat auch etwas damit zu tun, wie und wo man aufwächst, vermute ich. Ich selbst bin immer gerne gewandert, habe als Studentin vorlesungsfreie Zeit oft zum Wandern und Zelten benutzt (und das schließt nicht aus, dass ich in meiner Jugend ein – gemessen an den Verhältnissen damals – relativer Weltenbummler gewesen bin), und ich kannte das Wandern und Zelten von Kindesbeinen an.
Fakt ist, dass man an “kargen und öden” Plätzen wie Herbert’s Quarry fast nie allein ist, egal, an welchem Wochentag und zu welcher Uhrzeit man kommt. (Am Ende des Videos können Sie sehen, dass der Parkplatz vor Herbert’s Quarry ziemlich voll ist.) Die Leute “verlaufen” sich, so dass man relativ allein ist, aber man ist sehr selten wirklich ganz alleine. Und diese Leute sind oft Ältere, wenn man diese Orte unter der Woche besucht, einfach, weil die Jüngeren arbeiten müssen, aber am Wochenende oder jetzt, in der Ferienzeit, sind auch viele Familien und – auffällig oft – junge Pärchen unterwegs.
Letztlich kann ich nur für mich sprechen: ich liebe die Weite der Landschaft in den Brecons, die gleichzeitige Nähe zum Himmel und zur Erde (falls das irgendwie Sinn macht) und die Art, wie diese Landschaft den Blick für’s Detail schult. Dann entdeckt man, dass die Landschaft karg und öde erscheinen mag, aber sie tatsächlich von ich weiß nicht wie vielen verschiedenen Arten von Moosen und Gräsern bedeckt ist, von Tieren besiedelt, die man dort vielleicht nicht erwarten würde, z.B. Schmetterlingen, die zwischen den wilden Blumen, die zwischen den Steinen wachsen, hin und her fliegen, und Vögeln, die in den Gräsern nisten und von deren Anwesenheit man erst dadurch erfährt, dass man sie aus Versehen aufscheucht, gar nicht zu reden, von den wilden Ponys … Kurz: man entdeckt seinen Sinn für die kleinen Dinge (wieder), und die vermeintlich “großen” werden an den ihnen zukommenden Platz zurückverbannt.
Bitte nicht falsch verstehen, “Karg und Öde” ist nicht abwertend gemeint, mir fiel nix besseres ein.
Und Moose, Gräser und Schmetterlinge fesseln heute eher meine Aufmerksamkeit wie eine Hotpants und ein knappes Top. Wobei das auch interessant sein kann…
Scheiße, ich glaube ich bin alt.
… also, mich haben Hotpants und ein knappes Top noch nie gefesselt – ich muss also auch alt sein !? Aber wenn ich bedenke, dass ein muskulöser Mann im muscle shirt, der dunkelhaarig ist und einen Drei-Tage-Bart hat, am richtigen Ort am richtigen Tag nach wie vor meine Aufmerksamkeit erregen kann, dann bin ich vielleicht doch noch nicht soooo alt 🙂
Mir gefallen solche Gegenden auch sehr gut.