Eine Persönlichkeitsstörung von Personen in Machtpositionen: Das Hybris-Syndrom
Macht korrumpiert, so heißt es bekanntermaßen, und in diesem Zusammenhang dürften die meisten von uns an Korruption bzw. persönliche Bereicherung durch Vorteilsnahme im Amt, kleine (oder große) Geschenke, die Gegengeschenke erfordern, u.v.a.m. denken. Aber wie viele Menschen denken in diesem Zusammenhang daran, dass Macht, verstanden als Möglichkeit, Entscheidungen über eine größere Anzahl von Menschen treffen zu können, die sich auf diese Menschen bzw. ihre Handlungen oder ihre private Lebensführung auswirken, demjenigen, der diese Macht ausübt, eine Persönlichkeitsstörung verschaffen kann (die er vorher nicht oder nicht in dieser Weise hatte)?!
David Owen oder genau: Rt. Hon. the Lord Owen CH, dessen vollständiger Name David Anthony Llewellyn Owen lautet – er wurde im Jahr 1938 als Kind walisischer Eltern in England geboren – und der einen Sitz im House of Lords des britischen Parlamentes innehat und auf eine lange politische Karriere zurückschaut, (während derer er auch für den Brexit eintrat), aber auch eine medizinische Fachausbildung in Neurologie hat und in den 60er-Jahren als Arzt tätig war, beschäftigt sich bereits seit dem Beginn der 2000er-Jahre mit dem psychischen Gesundheitszustand von Politikern. In einem Artikel mit dem Titel “Hubris and Nemesis in Heads of Government”, der im Jahr 2003 im Journal of the Royal Society of Medicine erschienen ist, schrieb er:
“There have been incompetent Heads of Government in the past who have shown no signs of hubris and have often lacked for self-confidence. But there is an acknowledged association between hubris and incompetence in Iraq mentioned by a number of serious commentators. The restless energy of hubris that constantly intervenes does so, often without all the factual information; the excessive selfconfidence that does not seek advice or fails to listen to the wisdom of others, makes serious mistakes; and the inattention to detail and focus on the broad brush all combine to associate hubris with incompetence and poor judgement” (Owen 2003: 549).
D.h.
“Es hat in der Vergangenheit inkompetente Regierungschefs gegeben, die keine Anzeichen von Hybris zeigten und denen es oft an Selbstvertrauen mangelte. Aber es gibt einen anerkannten Zusammenhang zwischen Hybris und Inkompetenz im Irak [d.h. mit Bezug auf die Invasion des Iraks im Jahr 2003 unter dem damaligen Premieminister Tony Blair], der von einer Reihe seriöser Kommentatoren erwähnt wird. Die rastlose Energie der Hybris, die ständig eingreift, tut dies oft ohne alle sachlichen Informationen; das übermäßige Selbstvertrauen, das keinen Rat einholt oder nicht auf die Weisheit anderer hört, macht schwerwiegende Fehler; und die Unaufmerksamkeit gegenüber Details und die Konzentration auf das große Ganze – all dies bringt Hybris mit Inkompetenz und schlechtem Urteilsvermögen in Verbindung” (Owen 2003: 549).
Damit ist bereits grob zusammengefasst, was Owen später in einer Reihe von Veröffentlichungen als das “Hybris-Syndrom” beschrieben hat – und nicht nur anhand von Tony Blair, sondern am Beispiel einer ganze Reihe von Regierungschefs bzw. Personen in politischen Machtpositionen. So hat er in seinem im Jahr 2008 erschienenen Buch mit dem bezeichnenden Titel “In Sickness and in Power” in ihrem poilitischen Gebaren erkennbare Hybris u.a. von Woodrow Wilson, David Lloyd George, Adolf Hitler, John F. Kennedy und Anthony Eden beschrieben, die zu unvernünftigen politischen Entscheidungen geführt hat, die ihrerseits negative bis fatale Folgen für Millionen von Menschen hatten.
Aufgrund der Gefahr, die von von Hybris befallenen Personen in Machtpositionen ausgeht, spricht sich Owen in diesem Buch für eine unabhängige medizinische Untersuchung vor dem Amtsantritt eines Regierungschefs und für ein Verfahren zur Durchführung einer medizinischen Untersuchung nach dem Amtsantritt einer Führungskraft mit Entscheidungskompetenz aus und gegen die Möglichkeit von Politikern, ihre jeweiligen psychischen oder physischen Erkrankungen vor der Öffentlichkeit geheimhalten zu dürfen (Owen 2008a).
Owen ist nicht der Auffassung, dass jeder Mensch in einer Machtposition unweigerlich ein “Hybris-Syndrom” entwickelt, aber aufgrund seiner Beobachtungen und Aufarbeitungen der politischen Karrieren und Entscheidungen einer großen Anzahl von Regierungschefs ist Owen zu der Überzeugung gekommen, dass die Gefahr der Entwicklung eines solchen Syndroms offenbar eine Funktion der Besetzung einer Machtposition ist und sich umso eher entwickelt, je länger eine Person diese Machtposition einnimmt – weshalb Owen auch die Höchstdauer von Amtszeiten beschränkt sehen möchte –, und sich eher entwickelt, wenn eine Person in einer Machtposition bereits andere Persönlichkeitsstörungen aufweist, insbesondere Narzissmus, eine antisoziale Persönlichkeitsstörung oder eine histrionische Persönlichkeitsstörung. Anders als diese Persönlichkeitsstörungen, die sich gewöhnlich im Kindes- oder Jugendalter entwickeln, ist das “Hybris-Syndrom” für Owen eine sich im Erwachsenenalter entwickelnde und im Zusammenhang mit der Besetzung einer Machtposition erworbene Persönlichkeitsstörung.
Es erfordert nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass Owens Idee vom Hybris-Syndrom auf nicht viel Gegenliebe im politischen und wissenschaftlichen “establishment” gestoßen ist; wer weiß, wieviele ihm Angehörige sich selbst in einer (relativen) Machtposition wähnen und mit der Zeit ein Hybris-Syndrom entwickelt haben, das als solches die Möglichkeit ausschließt zu erkennen, dass eine Persönlichkeitsstörung vorliegt?!:
Es ist vor diesem Hintergrund, dass Owen Versicherungen dagegen, dass das Hybris-Syndrom bei Politikern fatale Folgen für Millionen von Menschen hat, bis auf Weiteres außerhalb dessen, der das Syndrom aufweist, sucht, und statt dessen in Verfahrensweisen, die innerhalb des demokratischen Systems ihren Platz haben sollten wie die oben bereits erwähnten Untersuchungen von Personen, die Machtpositionen besetzen, auf ihre – insbesondere psychische – Gesundheit, aber auch andere:
Die Feststellung eines Hybris-Syndroms setzt voraus, dass es in der medizinischen bzw. speziell psychiatrischen/psychologischen Nomenklatur einen anerkannten Status erhält, das seine Existenz als solches anerkennt. Bislang gibt es in den entsprechenden Verzeichnissen mentaler Störungen bzw. von Persönlichkeitsstörungen keinen Eintrag für ein Hybris-Syndrom. Das bedeutet nicht, dass es niemanden in der Profession gäbe, der die Idee vom Hybris-Syndrom als Persönlichkeitsstörung unterstützen würde. So hat der inzwischen verstorbene Gerald Russell, der (u.a.) Professor Emeritus des psychiatrischen Instituts der Universität London und Pionier im Gebiet der Ess-Störungen gewesen ist, bereits im Jahr 2011 die Leistung Owens hinsichtlich des Hybris-Syndroms gewürdigt und festgehalten:
“Owen has made important contributions to the psychiatry of politicians and others in positions of power, which should be warmly welcomed” (Russell 2011: 144),
d.h.
“Owen hat wichtige Beiträge zur Psychiatrie von Politikern und anderen in Machtpositionen geleistet, die herzlich begrüßt werden sollten” (Russell 2011: 144).
Sozusagen natürliche Verbündete hat Owens mit seiner Idee auch in der Betriebswirtschaftlehre und hier speziell unter denjenigen, die mit Führungsstilen beschäftigt sind, gefunden. Der sich selbst überschätzende Manager ist in diesem Forschungsbereich eine bekannte und in vielen Fachbeiträgen thematisierte Figur, hat durch die Arbeit von Owen aber neue Impulse erhalten (s. z.B. Claxton et al. 2015; Garrard 2018; Sadler-Smith 2018; Sadler-Smith et al. 2017).
Bis heute gilt aber dennoch, was Russell in seiner Stellungnahme zu Owens Hybris-Syndrom ebenfalls festgehalten hat, dass nämlich [d]ie Beschreibung des Hybris-Syndroms weiter verfeinert und ausgearbeitet werden sollte, bevor es Eintritt in die in der Profession anerkannten psychiatrischen Klassifikationen finden kann (Russell 2011: 144). Eine das Syndrom zuverlässig messende Skala gibt es bis heute nicht, aber Owen und Davidson haben in einer Veröffentlichung aus dem Jahr 2009 vierzehn Verhaltensweisen vorgeschlagen, anhand derer das Hybris-Syndrom erkennbar sein soll. Es soll daran erkennbar sein, dass eine Person
- eine narzisstische Neigung dazu hat, die Welt vorrangig als eine Arena anzusehen, in der Macht ausgeübt und Ruhm erworben wird,
- eine Tendenz dazu hat, ihrem Handeln vorrangig das Streben danach zugrundelegt, die eigene Person in ein günstiges Licht zu rücken bzw. das eigene Image zu verbessern,
-
unverhältnismäßig viel Wert auf das eigene Image und Selbstdarstellung legt,
- in einer messianischen Art über ihre aktuellen Aktivitäten spricht und in ihrer Rede eine Tendenz zur eigenen Überhöhung aufweist,
- das eigene Ich in einem Maße mit der Nation oder einer Organisation identifiziert, dass sie ihre eigenen Ansichten und Interessen und diejenigen der Nation oder Organiation als identisch ansieht,
- dazu neigt, über sich selbst in der dritten Person zu sprechen oder den Majestätsplural für sich (d.h. “wir” statt “ich”) zu benutzen,
- übermäßiges Vertrauen in die eigene Urteilsfähigkeit bei gleichzeitiger Verachtung von Ratschlägen oder Kritik Anderer aufweist,
- einen an Allmacht grenzenden Glauben daran zeigt, was sie persönlich erreichen kann,
- davon überzeugt ist, dass sie nicht vor dem weltlichen Gericht der Kollegen oder der öffentlichen Meinung Rechenschaft ablegen muss, sondern vor dem Gericht der Geschichte oder Gottes,
- einen unerschütterlichen Glauben daran hat, dass sie vor diesem Gericht bestehen wird,
- den Kontakt zur Realität verliert,
- zur Unruhe, Rücksichtslosigkeit und zu impulsivem Verhalten neigt,
- dazu tendiert, die moralische Richtigkeit eines Handelns im Sinn eines ‘größeren Ganzen’ zu bestimmen, das die Notwendigkeit, praktische Aspekte wie die Kosten und die ggf. negativen Folgen des Handelns zu berücksichtigen, in ihren Augen überflüssig macht, und
- sich als inkompetent erweist, weil sie die Grundlagen und praktischen Erfordernisse (“the nuts and bolts of”) der Politikgestaltung missachtet (vgl. Owen & Davidson 2009: 1398).
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Owen und Davidson (2009: 1398) halten fest, dass die Mehrheit dieser vierzehn Merkmale (nämlich die Merkmale 1, 2, 3, 4, 7, 8 und 9) anerkannte Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung sind, und zwei weitere anerkannte Merkmale einer anti-sozialen bzw. einer histrionischen Persönlichkeitsstörung. Die fünf verbleibenden Merkmale werden von Owen und Davidson als “unique”, d.h. in diesem Zusammenhang: allein das Hybris-Syndrom kennzeichnend, bezeichnet. Dabei handelt es sich um die Merkmale 5, 6, 10, 12 und 13, die in der obenstehenden Liste durch Kursivsetzung hervorgehoben sind. Owen und Davidson betrachten das Hybris-Syndrom also nicht vorrangig als einen Untertyp der narzisstischen Persönlichkeitsstörung (obwohl sie es für möglich halten, dass sich das Hybris-Syndrom in Zukunft als Untertyp der narzisstischen Persönlichkeitsstörung erweisen wird; s. Owen & Davidson 2009: 1403) oder als eine Mischung bereits etablierter Persönlichkeitsstörungen, sondern als eine eigenständige Persönlichkeitsstörung, die lediglich (wenn auch einschlägige) Ähnlichkeiten mit in der klinischen Praxis bereits etablierten Persönlichkeitsstörungen hat.
Als diagnostisches Kriterium für das Vorliegen des Hybris-Syndroms schlagen Owen und Davidson vor, dass mindestens drei der vierzehn oben genannten Merkmale vorliegen müssen, wobei mindestens eines ein Merkmal sein muss, das von Owen und Davidson als “unique” bezeichnet wurde, d.h. mindestens eines der Merkmale 5, 6, 10, 12 oder 13 beobachtet werden muss.
Der Entscheidung für dieses diagnostische Kriterium liegt die Vorstellung zugrunde, dass Owen und Davidson Komorbiditäten im Zusammenhang mit dem Hybris-Syndrom erwarten. D.h., dass sie erwarten, dass mit dem Hybris-Syndrom eine weitere, diagnostisch abgrenzbare Persönlichkeitsstörung, insbesondere eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, einhergeht (oder mehere weitere Persönlichkeitsstörungen einhergehen). Die Autoren weisen darauf hin, dass es z.B. (auch) für die narzisstische Persönlichkeitsstörung sehr schwierig ist, Personen zu finden, die nur diese, aber keine weitere Persönlichkeitsstörung, aufweisen (Owen & Davidson 2009: 1403).
An den von Owen und Davidson vorgeschlagenen Kriterien gibt es das ein oder andere auszusetzen. So ist z.B. das Kriterium 6 vom “Majestätsplural – ausgerechnet eines, das die Autoren speziell dem Hybris-Syndrom zugehörig ansehen –m.E. ein weitgehend untaugliches Kriterium, denn wenn jemand von “unseren Leistungen” redet, dann ist damit keineswegs impliziert, dass er eigentlich meint “meine Leistungen”, aber den Majestätsplural für sich benutzt; tatsächlich ist die Rede von “unseren Leistungen” gewöhnlich etwas, was darauf verweist, dass diese Leistungen nicht von einer Person allein erbracht wurde, sondern von einer Reihe von Personen, die aufeinander bezogen gehandelt haben.
Dagegen könnte man einwenden, dass gerade jemand, der sich selbst überschätzt, genau dies nicht einräumen würde, aber damit setzt man voraus, was zu zeigen ist: dass die Rede vom “wir” oder von “uns” bei einer Person als “Majestätsplural” zu verstehen ist, setzt voraus, dass man von dieser Person schon weiß, dass sie in Hybris befangen ist, statt sie als in Hybris befangen erweisen zu können. In jedem Fall ist die Verwendung von “wir” und “uns” in verschiedenen Kontexten unterschiedlich zu interpretieren, und Kontexte sind in Mess-Skalen, in die Indikatoren letztlich überführt werden müssen, sehr schwierig zu modellieren. Die Frage ist dann nicht nur, inwieweit bestimmte Merkmale als solche dazu geeignet sind, Persönlichkeitsstörungen abzubilden, sondern auch, wie genau sie zuverlässig gemessen werden können. Bislang liegt jedenfalls keine Skala zur Messung des Hybris-Syndroms vor.
Darüber hinaus bleibt – wie oben schon angedeutet – bis auf Weiteres offen, wie der Stellenwert des Hybris-Syndroms als Persönlichkeitsstörung einzuschätzen ist: wird es am besten als eine von anderen Persönlichkeitsstörungen zumindest im Prinzip unabhängige Persönlichkeitsstörung angesehen? Oder als ein Untertyp der narzisstischen Persönlichkeitsstörung? Oder als eine eigenständige Persönlichkeitsstörung, die sich jedoch durch eine ggf. bestimmte Kombination von Merkmalen anderer Persönlichkeitsstörungen auszeichnet? Die Klärung dieser Fragen ist notwendig, wenn das Hybris-Syndrom als eine Persönlichkeitsstörung validiert werden soll (Robins & Guze 1970) und Aufnahme in die entsprechenden Klassifikationssyteme finden soll.
Das alles bedeutet nicht, dass die Idee vom Hybris-Syndrom verworfen werden sollte; seien wir ehrlich: die schlichte Tatsache, dass die meisten von uns mit der Idee vom Hybris-Syndrom einschließlich der meisten der vierzehn von Owen und Davidson genannten Merkmale bestimmte eigene Beobachtungen und Erfahrungen verbinden können, mag dafür sprechen, dass die Idee ein mehr oder weniger verbreitetes und wichtiges Phänomen anspricht. Es bedeutet aber, dass noch einiges an Arbeit zu tun ist, bis das Hybris-Syndrom sozusagen “reif” ist, um in Klassifkationen von (mentalen/) Krankheiten aufgenommen zu werden.
Neuerdings, d.h. im Jahr 2023, hat sich Jean-Paul Selten von der School for Mental Health and Neuroscience an der Universität Maastricht für eine Aufnahme des Hybris-Syndroms in die Klassifikationssysteme für (mentale/) Erkrankungen eingesetzt und im Zuge seiner Argumentation zwei Dimensionen des das Hybris-Syndroms herausgearbeitet:
Selten hat mit der Benennung der beiden Dimensionen des Hybris-Syndroms und der Zuordnung bestimmter Merkmale zu einer der beiden Dimensionen schon zur Klärung des Konezptes vom Hybris-Syndrom beigetragen insofern man, wenn die Messung der Merkmale gelingt, Erwartungen darüber aufstellen kann, wie sich die einzelnen Merkmale mit Bezug auf die beiden Dimensionen und zueinander verhalten sollten. Anders gesagt: man hätte ein Modell vom Hybris-Syndrom, das ggf. statistisch validiert werden könnte.
Aber auch Selten weist auf die grundlegende Schwierigkeit hin, die mit der Messung der Indikatoren für das Hybris-Syndrom verbunden sind, allen voran
“… that individuals with the hubris syndrome are highly unlikely to collaborate in any investigation” (Selten 2023: 5891),
d.h.
“… dass Personen mit dem Hybris-Syndrom sehr wahrscheinlich nicht bereit sein werden, bei einer Untersuchung mitzuwirken” (Selten 2023: 5891).
Unter diesen Umständen gewinnen die Vorschläge von Owen, Verfahren zu etablieren, die die Gefahr, dass Personen, die in Hybris befangen sind, Unheil mit ihren Entscheidungen oder ihrem Handeln anrichten können, möglichst gering halten. Anders ausgedrückt: statt bei einzelnen Personen feststellen zu wollen, ob sie ein Hybris-Syndrom aufweisen bzw. entwickelt haben oder nicht, sollte unahängig von dieser Feststellung dafür gesorgt werden, dass Personen, die ein Hybris-Syndrom aufweisen bzw. entwickelt haben, nicht die Bedingungen vorfinden, unter denen es zur Geltung kommen kann. Welche Bedingungen dies im einzelnen sein können oder sollen, ist noch unklar; über die Ideen von Owen hinaus ist hierüber bislang so gut wie nicht nachgedacht worden. M.E. würden wir aber gut daran tun, darüber nachzudenken.
Ich vermute, dass entsprechende Bedingungen letztlich auf ein Mehr an Demokratie hinauslaufen werden bzw. auf eine stärkere Beschränkung der Möglichkeiten von Regierungschefs und wahrscheinlich auch von Kabinetten und Parlamenten, ihren Willen ggf. gegen den der Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen. Eine starke Einschränkung des Aufkommens von Steuergeldern, über das Regierungen verfügen können, sowie die Einführung einer weitgehenden Sachgebundenheit von Steuergeldern samt einer Verpflichtung zur detaillierten und transparenten Darstellung aller finanzieller Transaktionen von Regierungen, um die sachgemäße Ausgabe der Steuergelder zu belegen, wären eine Maßnahme, die Fehlentscheidungen von in Hybris befangenen Personen in politischen Ämtern die finanzielle Grundlage dafür entziehen würde, ihre negativen Folgen in der Realität entfalten zu können.
Literatur
Claxton, Guy, Owen, David, & Sadler-Smith, Eugene, 2015: Hubris in Leadership: A Peril of Unbridled Intuition? Leadership 11(1): 57-78
Garrard, Peter, (Hrsg.), 2018: The Leadership Hubris Epidemic: Biological Roots and Strategies for Prevention. London: Palgrave Macmillan
Owen, David, 2008: In Sickness and Power: Illness in Heads of Government During the Last 100 Years. London: Methuen
Owen, David, 2008a: Let Us See the Medical Records of Future World Leaders. BMJ 2008; 337: a2486
Owen, David, & Davidson, Jonathan, 2009: Hubris Syndrome: An Acquired Personality Disorder? A Study of US Presidents and UK Prime Ministers over the Last 100 Years. Brain: A Journal of Neurology 132(5): 1396-406
Robins, Eli, & Guze, Samuel B., 1970: Establishment of Diagnostic Validity in Psychiatric Illness: Its Application to Schizophrenia. The American Journal of Psychiatry 126(7): 983-987
Russell, Gerald, 2011: Psychiatry and Politicians: The ‘Hubris Syndrome’. The Psychiatrist 35(4): 140-145
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Da hilft auch keine Ampel – Gruppentherapie mehr. Gummizelle
So kennen wir die Pseudo-Grünen mit ihren NMC-Akkus (Kobalt) in ihren E-Autos.
Und nein, NMC-Akkus werden in naher Zukunft nicht verschwinden, die Kapazitäten weiter ausgebaut.
Zurück zu den Grünen;
die Künast findet es ganz schrecklich das Bauern protestieren – Kinder kommen nicht zur Schule…
Achso; und wenn sich Leute auf die Straßen kleben mit hochgiftigem Kleber und dadurch Krankenwagen nicht zum Einsatzort kommen und Leben gefährden, ist das natürlich kein Grund zur Aufregung.
Die Pseudo-Linken und Pseudo-Grünen sind schon richtige Prachexemplare von Schwurblern.
Was war noch mal im Ahrtal und was für Psychos laufen so in Deutschland rum?
Ach ja, diese Psychos hier;
https://www.wsj.com/articles/germanys-opposition-politicians-blame-government-for-ignoring-flood-warnings-11626694101
https://www.youtube.com/watch?v=Uk-TsNQKDI0&pp=ygUUbGFjaGVuIGltIGZsdXRnZWJpZXQ%3D
Zu diesem Thema empfehle ich Gaius Baltar:
EMPATHY AND THE FALSIFICATION OF NARCISSISM https://substack.com/app-link/post?publication_id=1799205&post_id=136317556
A MECHANISM FOR NARCISSISM – PART 1 https://substack.com/app-link/post?publication_id=1799205&post_id=136747562
A MECHANISM FOR NARCISSISM – PART 2 https://substack.com/app-link/post?publication_id=1799205&post_id=137135743
Für mich ist es bereits ein Zeichen von Hybris, sich für so unverzichtbar zu halten, mehr als zwei Amtszeiten zu kandidieren. Dies trifft in Deutschland in exponierter Position besonders auf Kanzler Merkel zu, aber auch Wolfgang Schäuble hielt sich wohl für so unverzichtbar, dass er 51 Jahre! im Parlament saß. Wenn es keine Hybris war, muss er eine sehr unglückliche Ehe geführt haben. Diese “Nur-ich-kann-das”-Mentalität geht bis in Städte und Gemeinden hinunter. Nur eine rigorose Begrenzung der Amtszeiten kann da helfen. Zumindest wird so die Zeitspanne verkürzt, in der Hybris-Herrscher ihr Unwesen treiben können. Ganz verhindern wird man es sowieso nicht können.
Das große Problem der möglichen Diagnose wurde ja bereits im Artikel erwähnt: Keiner der an dieser Störung Leidenden wird dies jemals eingestehen. Und im Nachhinein, wenn der Schaden bereits eingetreten ist, nutzt die Erkenntnis, einen Menschen mit bestehender oder erworbener Persönlichkeitsstörung in ein hohes Amt gewählt zu haben auch wenig. Außerdem würde eine solche Klassifikation dazu missbraucht werden, den politischen Gegner mit einer neuen Methode zu diffamieren. Insbesondere, wenn man große Teile der Medien hinter sich weiß. Ich bin mir sicher, dass dann Experten wie die Pilze aus dem Boden schießen werden, die Diagnose über nicht genehme politische Gegner, wie zum Beispiel welche von der AfD, stellen werden.
@Ich glaube auch an den Osterhasen
Eine Begrenzung der Amtszeit ist auch das erste, was Owen und einigen anderen Autoren im Zusammenhang mit dem Hybris-Syndrom als erstes eingefallen ist; sie wäre zweifellos wichtig.
Und ja, ich habe ja auch in meinem Text ja schon dafür votiert, dass für alle praktischen Belange eher daran gearbeitet werden sollte, Wege zu finden, wie strukturell verhindert werden kann, dass jemand seine Hybris auslebt, als daran, jemandem dieses Syndrom zu quittieren, und zwar aus den Gründen und aufgrund der Befürchtungen, die Sie in Ihrem Kommentar genannt haben. Ich stimme Ihnen also vollkommen zu. Nur: so wenig wie sich (die meisten) Leute in politischen Positionen freiwillig einer Untersuchung auf das Hybris-Symptom (oder andere Persönlichkeitsstörungen) hin unterziehen werden, so wenig wahrscheinlich ist es, dass sie in ihren jeweiligen Funktionen ermöglichen werden, dass diese strukturellen Veränderungen eingeführt werden, konkret z.B. im Parlament eine Mehrheit dafür stimmen wird, eine persönliche Haftung für an der Bevölkerung angerichtete Schäden zu übernehmen oder bloß einer weitere Beschränkung der möglichen Amtszeiten einzuführen. So oder so wird das schwierig werden, aber so ist das eben, und Hindernisse sind dafür da, aus dem Weg geräumt zu werden; je mehr sich an diesem Versuch beteiligen, desto besser!
Ich schlage deshalb vor, in Erweiterung der Wahl des/der Wochenidioteninnen, unsere Polit-Minderleister nach verschieden Kriterien fachspezifisch nach Katalog zu beurteilen : (a la Stiftung Warentest oder ZDF)
Dummheit, fehlerhafte oder nicht vorhandeneLogik
Hybris
Narzissmus
Psychopathie
Hörigkeit
Imkompetenz
Realitätswahrnehmung
Drogenfreiheit
Bildungsdefizite
uvam ..
Wenn man die diversen Defizite und Krankheitsbilder der Miglieder unserer Führungsclique kennt, dann kann man sie doch viel besser verstehen.
Eine Mitwirkung Betreffender scheint mir verzichtbar, da Äußerungen und Verhaltensweisen in Masse vorliegen.
Ist z.B. ein Scholzomat ein durchprogrammierter Höriger oder hat er nur ein Unterwerfungssyndrom ?
@operantl
Wenn man bedenkt, dass heutzutage viele Unternehmen, einige Universitäten und verschiedene staatliche Einrichtung wie z.B. das Militär Eignungstests für Stellenbewerber durchführen (ebenso wie Gesundheitschecks), dann ist nicht einzusehen, warum ausgerechnet Leute im öffentlichen Dienst und unter ihnen ausgerechnet Leute in höheren politischen Funktionen ungetestet bleiben sollten. Allenfalls könnte man argumentieren, dass gewählte Volksvertreter eben diese sind, und seien sie auch noch so gestört oder inkompetenz oder was auch immer, aber dieses Argument funktioniert m.E. nur in einem demokratischen System, in dem Abgeordnete tatsächlich “das Volk”, genauer: ihre Wähler, ggf. aus ihrem Wahlkreis, VERTRETEN, also deren Wille umsetzen. Da das nicht der Fall ist und sich Personen in politischen Positionen anmaßen, Politiken sogar gegen den Willen der Mehrheit der Bevölkerung und oft im Rahmen einer “Expertokratie” und hier oft zum Schaden weiter Teile der Bevölkerung durchzusetzen, kann ich überhaupt nicht erkennen, warum Leute in politischen Positionen und m.E. überhaupt in der öffentlichen Verwaltung (ebenso wie Leute mit Lehrauftrag im Bildungssystem) ohne Eignungs- bzw. Persönlichkeitstest bleiben sollten. Gerade diejenigen, die gerne behaupten, dass Entscheidungen (tatsächlich oder vermeintlich) rational bzw. evidenz-basiert getroffen werden sollten, sollten doch die ersten sein, die sich offen zeigen dafür, sich selbst einem entsprechenden evidenz-basierten Verfahren zu unterwerfen!
Schlage deshalb vor, eine “Stiftung Personentest” zu gründen.
Kleine Anmerkung zu diesem sehr interessanten Artikel:
Es fällt auf dass in der sog. Mainstreampresse das Thema “Persönlichkeitsstörung bei Politikern” ausschließlich bei Trump angesprochen wird. Folglich wird sich die Forderung nach Tests für Politiker nie durchsetzen. Der ÖRR wird die Politiker weiter gegen jede Zweifel an deren Amtseignung verteidigen.
A.S.
Ja, die mainstream-Presse schreibt eben denen nach dem Mund, die sie bezahlen. Aber die Tatsache, dass es Rt. Hon. Owen gibt, der zwar auch über Trump, aber ebenso über viele andere Regierungschefs auf allen Seiten des politischen Spektrums geschrieben hat, dass es Leute wie Russell und Selten gibt, die Owens Arbeit aufnehmen, und in aller Bescheidenheit: Leute wie mich, die seine Arbeit einem größeren Publikum auch außerhalb des englischsprachigen Raumes bekannt machen, zeigt doch, dass das Thema “Persönlichkeitsstörung bei Politikern” eben doch nicht nur mit Bezug auf Trump angesprochen wird. Die Dinge brauchen ihre Zeit, bis sie Früchte tragen; um so wichtiger, dass man besser heute als morgen damit beginnt, sie bekannt zu machen …
Dann hoffen wir mal dass nach dem Crash der Parteienaristokratie, die uns in die Kakistokratie geführt hat, mehr Vernunft kommt und die persönliche Eignung wieder eine Rolle spielt bei der Personalauswahl.
Wobei ich da nach wie vor den ÖRR als das größte Problem sehe. Mit legalen Mitteln (und anderes kommt für mich nicht in Betracht) lässt sich deren Regierungspropaganda kaum beenden.
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“Politische Ponerologie: Eine Wissenschaft über das Wesen des Bösen und ihre Anwendung für politische Zwecke” Andrzej Lobaczewski
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“Das erste Manuskript dieses Buches wanderte im kommunistischen Polen ins Feuer, wenige Minuten bevor die Geheimpolizei erschien. Die zweite Kopie – von Wissenschaftlern unter widrigsten Bedingungen der Gewalt und Unterdrückung aufs Neue zusammengestellt – wurde via Kurier an den Vatikan gesandt. Doch der Empfang des Manuskripts wurde nie bestätigt, alle wertvollen Inhalte waren verloren.
Im Jahr 1984 wurde die dritte Kopie vom letzten überlebenden Wissenschaftler, Dr. Andrzej M. Łobaczewski, aus dem Gedächtnis niedergeschrieben. Zbigniew Brzeziński verhinderte die Veröffentlichung dieser Kopie.
Nachdem das Buch ein halbes Jahrhundert lang unterdrückt wurde, ist es nun endlich verfügbar.
Politische Ponerologie ist in seiner klinischen und nüchternen Beschreibung des Wesens des Bösen schockierend. In seinen literarischen Textstellen ist es aber auch ergreifend, wenn der Autor die immensen Leiden jener Wissenschaftler beschreibt, die von der Krankheit, die sie untersuchten, angesteckt oder gar von ihr vernichtet wurden.
Politische Ponerologie analysiert Gründer und Unterstützer von politisch unterdrückenden Regierungen. Łobaczewski untersucht Faktoren, die zusammenwirken, wenn Menschen sich gegenseitig unmenschlich behandeln. Moral und Menschlichkeit können den Raubzügen des Bösen nicht lange standhalten. Das einzige Mittel gegen das Böse und seine hinterlistige Vorgehensweise einzelnen Menschen und Gruppen gegenüber ist das Wissen um seine Existenz und sein Wesen.”
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Die Entstehungsgeschichte? Hmmmm. Aber der Inhalt! (Hinweis auf die Kommentare bei Amazon.)
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Bedenken Sie immer, dass all die heutigen Wenden erst nach der EINEN wichtigen angestoßen werden konnten, dies war die Intelligenzwende.
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Das Buch empfehle ich ständig.
Zwar sind einige psychiatrische Kategorien heute anders, aber der Ansatz ist zeitlos.
Vor allem geht es auch – im Gegensatz zu vielen Büchern und Studien über pathologische Individuen – um die Auswirkungen auf die Gesellschaft.
In der Coronazeit wieder gelesen – viele Sätze habe ich erst da wirklich “erlebt” und nicht wie vor 15 Jahren nur verstanden.
Würde mich freuen, wenn dieses Buch auch einmal auf diesem Blog besprochen würde.
Toller Beitrag, und schöner Hinweis auf David Owen, den kannte ich noch nicht.
Wenn ich nur besser Englisch könnte, kann ich aber nicht.
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Daß sich die Hybris erst entwickelt, liegt an dem Grund, daß Menschen, wenn sie erst einmal in Positionen sind, in denen sie nicht mehr in Reflexion mit anderen Menschen gehen müssen, sondern nur noch bestimmen können, sind sie als Mensch überlastet, weil ein Mensch dafür nicht gebaut ist.
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Die Frage ist also sehr grundsätzlicher Natur. Ist es überhaupt sinnvoll Ämter zu schaffen, die einem auf künstlichem Wege Befugnisse ermöglichen, die man als Mensch eigentlich gar nicht erfüllen kann?
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Jesus soll einmal gesagt haben, “richtet nicht auf daß ihr nicht eines Tages selbst gerichtet werdet.”
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Nun bin ich alles andere als ein Kirchen Fan, aber dieser Satz macht Sinn, denn um richten zu können, bräuchte man Objektivität. Man kann als Mensch aber eben nur leidlich objektiv denken, handeln kann man dann noch nicht mal mehr leidlich objektiv, sondern nur subjektiv. Auch die Gewaltenteilung ändert daran nichts, denn auch der Gesetzgeber kann zwar objektiv denken, aber handeln kann er nur subjektiv, folglich kann der Richter auch nur nach den subjektiv erlassenen Gesetzen richten. Nur wird ein objektives Richten anhand dieser subjektiven Gesetzen, eben nichts Objektives sein. Folglich kann man als Mensch zwar urteilen, aber eigentlich nicht verurteilen.
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Das gesamte Herrschaftsprinzip, und eine Demokratie ist auch ein Herrschaftsprinzip, ist also auf etwas aufgebaut, zu dem der Mensch eigentlich nicht in der Lage ist. Der Mensch ist im Handeln subjektiv, und zu nichts anderem ist er fähig. Ein Mensch kann auch eigentlich keine Gesetze machen, denn ein Gesetz ist inhaltlich eben aus sich selbst seiend, die entstehen aus der Wirklichkeit, aber man kann sie als Mensch nicht machen. Regeln, die kann man als Mensch machen, aber dazu hat jeder das Recht, und nicht nur Gewählte, oder Selbstermächtigte.
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Das bei Menschen, bei denen über längere Zeit nun genau so etwas gefordert wird, erschafft dann in ihnen das, was man als Hybris bezeichnet. Die Bewußtheit, die Wahrnehmung, wird eingeschränkt, und über das Unbewußte wird man in Situationen geleitet, die einen über die eigene Überheblichkeit stürzen lassen, um wieder zurück zum Menschsein geleitet zu werden, zu dem man eben angelegt ist.
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Das Unangenehme für die Beherrschten ist eben, daß die herrschenden Menschen über ihre Machtposition unter Androhung von Gewalt etwas Bestimmen können, und dadurch ist ihre Subjektivität in der Lage ihre Hybris auf die Beherrschten abzulenken. Zu mindest eine Zeit lang.
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Das dürfte so in etwa eine Diagnose unseres derzeitigen politischen Dilemmas sein, in dem aber nicht nur wir in Deutschland sind, sondern das findet derzeit über die Weltkriege zeitlich gesteuert nahezu überall statt. Die Weltkriege erzeugten nämlich eine Art gemeinsamen zeitlichen Reset der Hybris, und weil er für alle Staaten durch die Weltkriege quasi synchronisiert wurde, baute sich seit dieser Zeit die Hybris langsam aber zeitgleich in den Staaten wieder auf, und was vor den Weltkriegen bei den Staaten noch zeitlich verteilt stattfand, findet nun zur ähnlichen Zeit statt.
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Man könnte daraus natürlich ableiten, na dann können die armen Politiker ja eigentlich nichts dafür. Nein das würde ich anders sehen, denn es ist schon eine Entscheidung die man trifft, wenn man in Ämter und Positionen geht, die es beinhalten, daß man sich über die Menschen stellt. Man kann auch einfach mit seinen Mitmenschen leben, auch wenn das nicht immer leicht und nur friedlich abgeht.
“Die Frage ist also sehr grundsätzlicher Natur. Ist es überhaupt sinnvoll Ämter zu schaffen, die einem auf künstlichem Wege Befugnisse ermöglichen, die man als Mensch eigentlich gar nicht erfüllen kann?”
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Ich denke, es liegt nicht an den Ämtern (Notwendigkeit).
Mir scheint, einer der Kardinalfehler bei der Ämterbesetzung ist, keine absolute und dauerhafte Trennung von Macht und Kontrolle zu haben.
Dort liegt Mißbrauch, Korruption und Perversion verborgen.
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Einen interessanten Denk-Vorschlag habe ich gelesen, einfach mal den Staat als großes Gebilde weg zu denken, ab zu schaffen, Milei ?
Man kann natürlich schon Ämter und Positionen haben. Wie Sie schon sagen, geht es in größeren Gemeinschaften nicht ohne, die Frage ist, sollte man den Ämtern Befugnisse zuteil werden lassen, die sie ÜBER das Menschsein hinwegsetzen.
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Betrachten wir eine Kausalkette des Zusammenlebens, das deswegen zustande kommt weil es das Individuum fördert. Mensch bildet Familie, Familien bilden Stämme, Stämme bilden Völker, Völker bilden Staaten. Vielleicht gibt es auch noch Zwischenschritte.
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Wenn wir die nun betrachten, dann ist der einzige, der eine aus und in sich gegründete Wirklichkeit hat, der Mensch als Individuum ist. Alles andere sind Konstrukte, denn es kommt keine Familie zur Welt, auch kein Stamm, kein Volk, kein Staat. Das heißt, all die Konstrukte müssen dem Mensch als Individuum dienlich sein. Dazu braucht es natürlich Kommunikation miteinander.
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Solange die Kommunikation eben auf Augenhöhe passiert, geht alles gut. Stellt sich der Staat, das Volk, oder was auch immer ÜBER das Individuum Mensch, dann ist es nicht mehr dem dienlich, dem es seine Wirklichkeit verdankt, denn aus sich gibt es den Staat, das Volk, etc. nicht. Woher sollte also die Legitimation kommen?
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Weil der Verband mehr Teilnehmer hat? Das wäre schlichtweg nichts anderes, als das Recht des Stärkeren, nur nicht mehr des einzeln Stärkeren, sondern durch den Verband Stärkeren. Wenn das passiert, dann beginnt der Verband auf Kosten der eigentlichen Wirklichkeitsträger zu leben, was ihn auf Dauer natürlich zersetzt, weil wer sich von sich selbst nährt, ist irgendwann nicht mehr.
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Ich will keine Politik, bei der die Befehlskette nur eine Richtung kennt.
Also Amt und Position ja, höhere Befugnisse als das Individuum, nein.
Ich will keinen Polizisten, der mittels Gewaltmonopol Ordnung schafft.
Ich will Polizisten die mit Verstand das Zusammenleben auf Augenhöhe ordnen.
Weil Gewalt erzeugt Gewalt, auch wenn die durch Staat verursachte Gegenreaktion mittels Gewaltmonopol zunächst unterdrückt wird, aber im Anwachsen der unterdrückten Gegenreaktion dann irgendwann als Terrorismus wieder auftaucht.
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Etc. etc.
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Das heißt, zurück zur Wirklichkeit.
Ein Mensch, ist ein Mensch. Er kann nicht plötzlich richten, weil er sich eine Perücke und Umhang angezogen und 25 Jahre lang Recht studiert hat, er bleibt subjektiv, auch wenn er den Anschein von Objektivität vermittelt. Und ein Subjekt ist eben, wie es die Begriffsherkunft sagt, den Gesetzen unterworfen, aber nicht den Gesetzen, die einige künstlich konstruiert haben, und sich dabei höher stellen als andere, und den Menschen zum Subjekt ihrer Gesetze machen, sondern der Mensch ist gemeinsam den Gesetzen der Wirklichkeit unterworfen.
Nicht mehr, nicht weniger.
Jesus soll einmal gesagt haben, ich bin nicht gekommen, um das Gesetz zu zerstören, sondern um es euch zu bringen. Er war gegen das Jüdische Hohepriestertum wie auch gegen das römische Imperium, weil er wohl erkannt hatte, das Beides nur Regeln zur Herrschaft waren, die auf Kosten eines gemeinsamen Lebens in Wirklichkeit gingen, was unweigerlich irgendwann zur Korrektur gegenüber der Wirklichkeit führen mußte. Die Kriege, die Menschengemachten Plagen.
Was unbedingt noch erwähnt werden muss ist die Tatsache, wenn jemand nach einem Amt oder einer Position mit Macht strebt, leidet dieser bereits schon unter einer Persönlichkeitsstörung! Kein normaler Mensch der geistig gesund ist, sucht nach Macht oder will Macht über andere ausüben!
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Auslöser dieser Störung ist meist ein Kindheitstrauma, welches die betroffene Person nur zu bewältigen glaubt, wenn sie Karriere und Macht anstrebt. Auch mangelnde Liebe führt zu solchen Verhaltensweisen oder verstärkt sie noch! Hat die betroffene Person nun diese Machtposition erreicht, wird der Grad der frühkindlichen Traumata sichtbar. Je stärker der Machtanspruch, umso stärker der Drang, das alte Trauma auf diese Weise verarbeiten zu können. Das geschieht unbewusst und kann soweit gehen, dass diese Person nur durch das Quälen anderer Personen eine Linderung der Störung und des Schmerzes erfährt. Ein gutes Beispiel für ein Endstadium sind z. B. Vergewaltiger, die sich selbst die Macht nehmen oder Diktatoren und Weltherrschafts-Eliten und deren Wasserträger, denen Macht gegeben wurde oder die sich sich erkämpft haben! Solche Leute gehören in eine Therapie und nicht auf Machtpositionen!
Hybris ungefaehr so?”
Immer wenn ich Rat brauche rede ich mit mir selbst”
Persoenlich finanziell und juristisch fuer politisch fragwuerdige und das eigene Volk schaedigende Entscheidungen zu haften, sowie eingeschraenkte Regierungszeit, wuerde den Groessenwahnsinn, die Uerheblichkeit, die Abgehobenheit und die Selbstgerechtigkeit erheblich vermindern.
@Elisa
“Hybris ungefaehr so?”
Immer wenn ich Rat brauche rede ich mit mir selbst”
Ja, so, aber nicht NUR so. “Immer wenn ich Rat brauche rede ich mit mir selbst” würde in der Liste der Merkmale des Hybris-Syndroms Nummer 7 entsprechen (einem Merkmal, das (auch) ein Merkmal der narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist). Für mich persönlich bilden in der Liste die Merkmale 4, 5, 7, 8, 9, 10, 11 und – vielleicht mehr als alle anderen – 13 Hybris ab. Aber ob ich damit richtig liege oder nicht, müsste zukünftige Forschung erweisen. Und ja, am wichtigsten ist es, Vorschläge zu entwickeln, wie verhindert werden kann, dass Leute ihre Hybris überhaupt ausleben können.
Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel, liebe Frau Diefenbach. Ich hätte eine Nachfrage dazu: Sollte in diesem Zusammenhang nicht auch das Dunning-Kruger Syndrom genannt werden? Ich weiß nicht, ob das eine notwendige Voraussetzung wäre, es würde aber zumindest “gute” Startbedingungen schaffen.
@Selamat Semua
… und vielen Dank zurück für Ihre netten Worte! Was den Dunning-Kruger-Effekt betrifft: Er gilt als ein sogenannter kognitiver bias, wurde aber m.W. nicht in einen Zusammenhang mit Persönlichkeitsstörungen gebracht, obwohl Dunning und Kruger ja selbst Psychologen waren. Sie können völlig zu Recht fragen, warum diese Verbindung nicht hergestellt wurde. Ich weiß es nicht, und vielleicht sollte der D.-K.-Effekt tatsächlich als eine Persönlichkeitsstörung angesehen werden. Oder vielleicht steht er im Zusammenhang mit bereits als solchen anerkannten Persönlichkeitsstörungen wie z.B. der narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Es wäre, glaube ich, wirklich eine gute Idee, wenn sich jemand darum bemühen wollte, zu untersuchen, wie der Dunning-Kruger-Effekt in die “Landschaft” der Persönlichkeitsstörungen passt oder passen könnte. Ich weiß nicht, was Owen dazu sagen würde, wenn man ihn fragen würde, ob seine Idee vom Hybris-Syndrom seiner Meinung nach eine Verbindung zum Dunning-Kruger-Effekt hat. Grundsätzlich,. d.h. was Selbstüberschätzung betrifft, zielen beide ja in dieselbe Richtung. Vielleicht würde Ower sagen, dass es die Wahrscheinlichkeit dafür erhöht, dass jemand ein Hybris-Syndrom entwickeln wird, wenn diese Person in eine “Macht”-Position gelangt und diesen kognitiven Bias hat. Das ist, glaube ich, das, was Sie mit “guten Startbedingungen” meinten!? Vielleicht würde er aber sagen, dass beide nichts miteinander zu tun haben, vielleicht deshalb, weil der D.-K.-Effekt eine Art allgemeiner kognitiver Stil ist, während das Hybris-Syndrom von Owen explizit als etwas betrachtet wird, das erst im Zusammenhang mit der Einnahme einer “Macht”-Position und auch dann erst nach einer gewissen Zeit in dieser Position auftaucht. Tatsache ist jedenfalls, dass nicht jeder ausnahmslos ein Hybris-Syndrom entwickelt, bloß, weil er seit einiger Zeit eine “Macht”-Position einnimmt, so dass sich die Frage danach, bei wem das warum so oder anders ist, natürlich stellt. Wie ich schon in meinem Text schrieb: Bis das Hybris-Syndrom als solches als eine Persönlichkeitsstörung anerkannt werden kann, ist noch viel Denk- und Forschungsarbeit zu tun. Aber gerade, dass das eine “work in progress” ist, macht es ja so spannend.
Die Frage ist, ob das Hybris-Syndrom zwingend auf schlechte Politik schließen lässt. Man kann die Checkliste auch an Staatsmännern wie de Gaulle oder Adenauer abarbeiten. Das Phänomen unserer Zeit ist eher der Dunning-Kruger-Effekt durch Zusammentreffen von Hybris, Inkompetenz und Wählerverachtung.
@Freiberufler
Von der Idee her lässt das Hybris-Syndrom zwingend auf schlechte Politik schließen, denn der Gedanke ist ja, dass Ignoranz gegenüber den Ratschlägen oder überhaupt Überlegungen Anderer zur Sache sowie gegenüber Kritik oder Hinweisen auf mögliche negative Folgen eben dazu führt, dass negative Folgen gar nicht erst antizipiert werden oder für irrelevant erklärt werden oder Dinge bei der Implementierung einer Politik gänzlich unbeachtet bleiben, so dass negative Folgen, die vermeidbar oder milderbar gewesen wären oder vielleicht, wären sie antizipiert worden, dazu hätten führen sollen, dass die Politik gar nicht erst umgesetzt werden sollte, entstehen. Ich finde, ein sehr gutes Beispiel hierfür ist die massenhafte Verbreitung von Windrädern und Solar-Panels, die jede Menge Sondermüll produzieren werden, von denen niemand weiß, wie sie einigermaßen umweltverträglich entsorgt werden können, und die im Verlauf ihrer “Lebens”-Zeit die Natur durch Versiegelung riesiger Flächen und Totschlag jeder Menge Vögel und Fledermäuse sehr viel stärker schädigen als sie (angeblich) Nutzen für “das” Klima bringen können. Für das “gute” Ziel wurde einfach auf jede vernünftige Abwägung von Vor- und Nachteilen verzichtet, und wer auf negative Folgen hingewiesen hat, dem wurde unterstellt, Lobbyist für die Fossile-Brennstoffe-Industrie zu sein. Insofern bedeutet Hybris Verachtung der Überlegungen oder Ansichten Anderer (nicht nur von Wählern) und (produziert u.a. deshalb) Inkompetenz und kommt nicht zu Letzteren hinzu. Jedenfalls ist das die Idee vom Hybris-Syndrom nach Owen.
@Personen in Machtpositionen
na ja – ich weiß nicht, ob die gezeigten Personen in Machtpositionen sind.
Meiner Meinung nach sind das Schauspieler, die ihre Rolle etwas strukturieren können, aber sie sind nur Schauspieler, deren Text anderen Ortes formuliert wird.
Als Leute mit Macht würde ich – nehmen wir mal die Politikschauspieler in deutschen Rollen – dann Gates, nehmen, Soros, möglicherweise die führenden Mitglieder des Board of Trustees, dem Kuratorium des WEF, Rothschild oder Rockefeller !
Diese müssen zu einem Ereignis nicken – die “Politiker” dürfen bei Bedarf nicken oder sie werden ersetzt !
Und die wirklich Mächtigen haben einfach andere Interessen, für die die Schauspieler dann Gründe erfinden und vortragen dürfen oder sie vertuschen müssen, um im Amt bleiben zu dürfen!
Das mag als Hybris der “Politiker” wirken, ist aber nur schlechtes Schauspiel! Schlecht Schauspieler in einer schlechten Rolle !
Na gut, könnte man dann schon wieder als Hybris verstehen !
@zdago
Owen hat selbst eine lange politische Karriere, und insofern dürften ihm Personen in den traditionellen politischen “Macht”positionen einfach näherliegen als Soros oder Gates. Ich kann nicht für Owen sprechen, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass er nicht bestreiten würde, dass Personen in “Macht”positionen außerhalb der etablierten politischen Positionen ein Hybris-Syndrom entwickeln können. Und “Macht” ist ja nicht, was man hat oder nicht hat; “Macht” hat man in bestimmten Bereichen und mehr oder weniger, und manchen mag ihre politische “Macht” tatsächlich von anderen mit noch mehr “Macht” in relevanten Bereichen gegeben worden sein, aber das macht sie ja nicht ohnmächtig, und sie können immer noch Entscheidungen treffen, die sich auf die Bürger ggf. sehr negativ auswirken können. (Das ist ein Grund, warum ich mit dem Begriff “Macht” einige Schwierigkeiten habe; ich meine, dass wir treffender von Entscheidungsbefugnissen in bestimmten Bereichen sprechen würden, denn das ist doch, worum es in der Realität geht.)
Hybris war die einzige Sünde die kein Gott der alten Griechen entschuldigte, entschuldigen konnte, wollte. Es ist also ein schon länger bekanntes Problem.
Eine MPU für Bewerber um höhere Ämter, auch und vor allen politische Ämter, muss dringend eingeführt werden, mit welchen Bausteinen auch immer. Milgram geht natürlich nicht, weil sowas nur funkt wenn man nicht weiß, dass es ein Test ist. Insofern wäre ein Hirnscann besser um Narzissmus festzustellen. Und auf Hybris und einiges Andere muss auch getestet werden.
Leider ist über Hybris, Narzissmus et al in der ITD11 oder so nur indirekt unter Süchten (Teil F, 66 ? oder so) was zu finden. Aber eine Feststellung über Geld- und Macht-Gier wäre als Zulassungskriterium zu bestimmten Posten wirklich sinnvoll. Ausrotten wird man diesem Formenkreis von Erkrankungen kaum. Genauso wie die Verbrennung von Hexen auch nicht zu einer besseren Menschheit führte.
Eine Art MPU für politische Ämter würde den Bürger schützen. Jedenfalls vor Politikern dieses Typs die zum Taxifahrer sagen:
“Fahren Sie mich irgendwo hin, ich werde überall gebraucht.”