Frech! Hoher Krankenstand: PharMafia bietet sich als Retter der deutschen Wirtschaft an

Bei den Verlautbarungsmedien der PharMafia findet sich heute in Variation die folgende Schlagzeile:

Der hohe Krankenstand, so das Ergebnis der SIEBEN Seiten umfassenden “Studie” des vfa, des Verbands der forschenden Pharmaunternehmen, sei für die Rezession in Deutschland verantwortlich, dafür, dass Deutschland nicht nur wirtschaftlich, sondern tatsächlich der “kranke Mann” sei.

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Die geforderte Konsequenz aus dieser Erkenntnis kann man fast vorhersagen:

Mehr Geld für Prävention, Medikamente, mehr Steuergelder sollen in die Taschen von Pharmaunternehmen fließen. Das Geld, das der Verband der forschenden Pharmaunternehmen in die Lobbyarbeit, die als eigene “Forschung” ausgegeben wird, steckt, ist also gut angelegt. Man kann sich darauf verlassen, dass die Systemmedien die Meldung verbreiten, diese Schützenhilfe der PharMafia, die man dazu benutzen kann, die katastrophale Wirtschaftspolitik der Ampelkoalition gut zu reden.

Und so steht bei der ARD zu lesen, was in der “Studie” in nahezu identischen Worten zu finden ist:

ARD:

“Um die Folgen von Krankheitswellen zu reduzieren und die Wirtschaftsleistung zu stärken, seien Investitionen in die Gesundheit und Präventionsmaßnahmen sinnvoll und wichtig, heißt es in der Studie weiter. Denn würde der in den vergangenen zwei Jahren beobachtete Krankenstand die neue Normalität darstellen, stünden der deutschen Volkswirtschaft Arbeitskraft von rund 350.000 Beschäftigten weniger zur Verfügung.”

vfa-“Studie”:

“Investitionen in die Gesundheit und Präventionsmaßnahmen scheinen angesichts der Folgen schwerer Krankheitswellen gleichermaßen sinnvoll und wichtig. Sie reduzieren einerseits die individuellen Folgen von Krankheit. Andererseits stärken sie die Wirtschaftsleistung und damit das, was als Einkommen zur Verfügung steht. Würde der in den vergangenen zwei Jahren beobachtete Krankenstand die neue Normalität darstellen, stünden der deutschen Volkswirtschaft Arbeitskraft im Umfang von umgerechnet gut 350.000 Beschäftigten weniger zur Verfügung.”

Ist die ARD-tagesschau nicht ein würdiger Vertreter der Interessen der PharMafia?

Indes, die “Studie” ist keine Studie, sie ist eine für die besonders Dummen unter den Medienvertretern aufgebaute Mirage, in der Zahlen als etwas ausgegeben werden, das sie nicht sind. Und das Beste, dass man die Ergebnisse der “Studie” nicht ernst nehmen kann, das steht in der “Studie”:

“Die Ergebnisse unterstellen den vollständigen Ausfall der krankheitsbedingten Fehlstunden im Produktionsprozess. Angesichts der teils nur spärlichen Datenlage zu den einzelnen Wirtschaftszweigen können keine Abschätzungen vorgenommen werden, in welchem Umfang der Ausfall anderweitig – beispielsweise durch Überstunden – kompensiert werden konnte. Der berechnete Produktionsausfall stellt also eine Obergrenze dar. Es spricht allerdings einiges dafür, dass der tatsächliche Verlust in der Industrie überdurchschnittlich ausfällt, da industrielle Arbeitsprozesse weniger flexibel sind als in den Dienstleistungsbereichen.”

Der “berechnete Produktionsausfall” ist keine “Obergrenze”, er ist eine freie Schätzung. Schätzen Sie eine andere Zahl und niemand wird Ihnen die Zahl widerlegen können. Das ist keine Forschung, das ist Humbug.

In Deutsch: Die Autoren dieser “Studie”, Claus Michelsen und Simon Juncker, nutzen in ihrer “Studie” ein paar Grundrechenarten, um über die Höhe des Krankenstandes und den vergangenen Produktionsoutput in unterschiedlichen Zweigen des produzierenden Gewerbes auszurechnen, wie viel mehr die entsprechenden Unternehmen produziert hätten, wenn der Krankenstand 2023 nicht so hoch gewesen wäre, wie er es war (dazu gleich).

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Indes, die Vertreter der Pharma-Industrie, die diese Studie verfasst haben, sie widmen sich nur sehr oberflächlich der Suche nach den Ursachen dafür, dass der Krankenstand in Deutschland seit 2021 so massiv erhöht ist, höher als im Jahr der wütenden SARS-CoV-2 Pandemie 2020, in dem noch keine rettenden Pharma-Säfte zur Verfügung standen. Man hätte erwartet, dass Vertreter der Pharmaindustrie mit ihren einzigartigen Einsichten in die Krankheiten der Menschheit, eine klare Vorstellung von den Ursachen des hohen Krankenstandes haben. Indes:

“Über die Ursachen des außergewöhnlich hohen Krankenstands gibt es derzeit noch keine abschließenden Erkenntnisse. Eine häufiger ins Feld geführte Erklärung ist, dass soziale Kontakte im Zuge der Pandemiebekämpfung reduziert wurden und zusätzliche Hygienemaßnahmen dazu führten, dass nicht nur die Corona-Infektionsketten unterbrochen wurden, sondern auch saisonale, grippeähnliche Erkrankungen seltener auftraten.”

Herzig, die beiden, die doch tatsächlich behaupten, Lockdowns und anderer Corona-Wahnsinn hätten dazu geführt, dass nicht nur Grippe zeitweise ganz verschwunden sei, sondern COVID-19 in seiner Verbreitung reduziert worden sei. Und aus der Logik des Arguments muss man wohl entnehmen, dass nun, da die Lockdowns nicht mehr vorhanden sind, Grippeviren große Lücken in die Belegschaft schlagen, viel größere als in der Vergangenheit. Ein innovativer Versuch mit dummen Konsequenzen, denn wenn Maßnahmen gegen Erkrankungen dazu führen, dass diese zeitversetzt und viel mehr Kranke fordern als ohne diese Maßnahmen, was heißt das dann für die Prävention, die die Vertreter der Pharmaindustrie fordern…?

Wie auch immer.
Machen wir uns ein eigenes Bild über den tatsächlich extrem hohen Krankenstand:

Quelle: vfa

Das Interessante an dieser Abbildung: Offenkundig fallen “saisonale Nachholeffekte” in Deutschland, wie sie die vfa-Autoren als mögliche Erklärung für den hohen Krankenstand ausgeben, mit größerer Entfernung zu den Lockdowns und anderen “Hygienemaßnahmen” immer heftiger aus, ganz so, als hätte die Grippe und andere saisonale Erkrankungen wie z.B. COVID-19 Gefallen an ihrer Verbreitung gefunden und ganz so, als wäre die normalerweise bei Menschen vorhandene Abwehrkraft, man nennt sie auch “Immunsystem” durch irgend etwas außer Kraft gesetzt, beschädigt, zerstört worden…; Vielleicht auch durch mehrere Etwase, etwa Lockdowns, “Hygienemaßnahmen” und eine experimentelle medizinische Prozedur, an der witzigerweise dieselben verdient haben, die nun versuchen, über die Prävention der davon ausgehenden gesundheitlichen Folgen ein weiteres Mal zu profitieren …

Das Ausmaß des Krankenstandes über einem Durchschnitt, über dessen Berechnungsgrundlage sich die vfa-Autoren ausschweigen, wird nun unter Zuhilfenahme von Grundrechenarten mit dem wirtschaftlichen Output der Vorjahre, vielleicht als Mittelwert, vielleicht nicht, multipliziert, um den “Verlust”, der sich bei unterschiedlichen Unternehmen eingestellt hat, zu berechnen. Dabei kommt dann sowas heraus:

Quelle: vfa

Sie sehen: Breite Verluste in den unterschiedlichen Branchen durch den hohen Krankenstand.

Nun geht mit solchen Abbildungen zumindest die Annahme einher, dass die Wertschöpfung in den genannten Industriebereichen ansatzweise der durchschnittlichen Wertschöpfung der Vorjahre entspricht, so dass man überhaupt etwas berechnen kann, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Indes, ausnahmslos alle hier genannten Industriebereiche haben sich in den letzten drei Jahren durch Kürzungen, Stilllegungen, Entlassungen und Produktionsverlagerungen, sowie einen nachlassende Nachfrage nach den eigenen Produkten bei gleichzeitig extrem steigenden Produktionskosten ausgezeichnet.

Ein paar Beispiele:





Quellen durch Klick auf die Bilder abrufbar.

Es ist kaum zu erwarten, dass Unternehmen, die mit einer mangelhaften Nachfrage konfrontiert sind, die Produktionsstandorte stilllegen, die Produktion verlagern, die Mitarbeiter entlassen und die Produktion drosseln, dann, wenn die krankgemeldeten Mitarbeiter vor Ort gewesen wären, plötzlich mehr produziert hätten…

Entweder, die Autoren des vfa kennen die rudimentärsten Zusammenhänge wirtschaftlicher Abläufe nicht, oder es handelt sich bei der vfa-Studie um einen rotzfrechen Versuch, aus der Gesundheitskrise, für die die PharMafia zumindest in Teilen verantwortlich ist, zusätzlichen Profit zu schlagen, “to add insult to injury”, wie man im Englischen sagt, wörtlich übersetzt: der Verletzung noch eine Beleidigung hinzufügen.

PharMafia eben.

Und wenn Sie sich nun fragen, wen der Verband forschender Pharmaunternehmen eigentlich vertritt, hier die Antwort:


 

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