Panoptikum des Irrationalen: Neues aus der Genderwelt

Da wir mit den Hinweisen von ScienceFiles-Lesern einerseits nicht mehr Schritt halten können, andererseits die vielen interessanten Hinweise nicht einfach unbeachtet lassen wollen, haben wir uns entschlossen, in unregelmäßigen Abständen die Hinweise thematisch zu ordnen und als Sammelpost unter bestimmten Rubriken zu publizieren. Die erste Rubrik, die wir für diesen Zweck erfunden haben, ist das “Panoptikum des Irrationalen”, in dem es heute “Neues aus der Genderwelt” gibt. Wir danken vorab Dr. Günter Buchholz für seine regelmäßige Unterstützung von ScienceFiles.

Zentrum GspaderbornUnd los geht’s mit dem “Call for Papers” zur 4. (in Worten Vierte) Jahrestagung der Fachgesellschaft Geschlechterstudien Universität Paderborn am 14. und 15. Februar in Paderborn. Aufgerufen wird mit dem “Call for Papers” zur Übermittlung von Vorträgen, die sich mit dem Themenbereich “Erkenntnis, Wissen, Intervention – Geschlechterwissenschaftliche Perspektiven”. befassen.

Es ringelt einem die Fussnägel, wenn man “Erkenntnis und Wissen” mit “Intervention” in einem Atemzug liest und mehr noch, wenn “Wissenschaft” mit “Geschlecht” vermengt wird, so als gäbe es eine Geschlechterwissenschaft, die auf einen theoretischen Korpus verweisen kann, der sie als Wissenschaft auszeichnet. Ein theoretischer Korpus besteht aus geprüften allgemeinen Sätzen. Das Wörtchen “geprüft” verweist darauf, dass die allgemeinen Sätze einen empirischen Gehalt haben, dass sie etwas über die Realität aussagen, das geprüft werden und sich entsprechend als falsch erweisen kann. Ich kenne bislang keinen einzigen allgemeinen Satz aus den Hallen des Genderismus, der über den Status der ad-hoc Plausibilisierung bzw. des “wie kommt es mir vor” herausgekommen wäre. Und die Behauptungen aus den Reihen der Genderisten, die sich empirisch prüfen lassen, wohlgemerkt Behauptungen, die zumeist ad-hoc und ohne empirische Fundierung aufgestellt wurden, haben sich allesamt als falsch erwiesen: Frauenquoten bringen Unternehmen keine Diversity und vor allem sind sie schlecht für die Performanz von Unternehmen, ein Gender-Pay-Gap gibt es ebensowenig, wie eine “gläserne Decke” und die Work-Life-Balance ist ein Hirngespinst. Kurz: Genderismus ist keine Wissenschaft.

Vor diesem Hintergrund, der zeigt, dass es im Genderismus, oder wie man an der Universität Paderborn lieber sagt, im Bereich der Geschlechterstudien keinerlei allgemeine Aussagen gibt, die die Geschlechterstudien über den Status des intellektuellen Zeitvertreibs hinausbefördern, ist die Vermenung von “Erkenntnis”, “Wissen” und “Intervention” erschreckend, denn in Deutsch bedeutet es: Wir haben keine fundierten Erkenntnisse und entsprechend kein gesichertes Wissen, aber wir wollen schon einmal intervenieren und intervenieren ist, was die Geschlechterstudierer in jedem Fall wollen:

“Dabei soll es einerseits darum gehen, zu klären, in welchen Hinsichten von Wissen und Erkenntnis als Intervention gesprochen werden kann und wie Erkenntnis und Wissen als Intervention wirksam werden kann, andererseits soll gefragt werden, welches die Bedingungen der Möglichkeit sind, in Wissen und Erkenntnis zu intervenieren.”

Es ist einfach erschreckend, mit welcher Offenheit Geschlechterstudierer sagen, dass es ihnen darum geht, in die Gesellschaft zu intervenieren, die Welt zu missionieren (, denn das müssen sie kraft fehlender empirischer Basis), mit ihrem Geschlechterheil zu überziehen. Wenn man wie ich zu denen gehört, die denken, dass sich Wissenschaft durch eine klare Trennung zwischen Erkenntnis- und Verwertungszusammenhang auszeichnet, dann wird einem wirklich übel, wenn man liest, dass die Geschlechtestudierer Wissen und Erkenntnis bereits als Intervention sehen, was sie nur können, wenn sie ihre Ideologie bereits in den Erkenntniszusammenhang einbringen, eine der methodischen Todsünden, denn damit ist Erkenntnis unmöglich gemacht, und man findet nur, was man sowieso finden wollte. Es ist Missbrauch von Wissenschaft. Mehr noch, sie wollen die “Bedingungen der Möglichkeit” erkunden, um in “Wissen und Erkenntnis zu intervenieren”. Das nennt man in Deutsch Zensur. Die Geschlechterstudierer wollen das “richtige” Wissen und die “richtige” Erkenntnis vorgeben, der Schritt in den Totalitarismus ist damit vollzogen.

NDRWo wir beim Thema Zensur sind, der NDR hat munter zensiert, und zwar Kommentare, mehr als 100 Kommentare, wie man beim NDR zugibt,  die einen Artikel mit dem Thema “Brauchen wir Feminismus?” zum Anlass genommen haben, um genau das zu tun, was die Kommentarfunktion bei öffentlich-rechtlichen Anstalten (ich finde es immer passender, die Sender als Anstalten zu bezeichnen) nahelegt: Sie haben ihre Meinung gesagt. Kommentare wie die folgenden hatten die Redakteure des NDR zu lesen:

  1. “Wer braucht schon eine menschenverachtende Ideologie, die Männern ihre Männlichkeit austreiben will?”
  2. “Vergewaltigung? Darauf hoffen doch viele von diesen hässlichen Weibern vergeblich bis heute.”
  3. “Frauen haben es schwerer? Unsinn, die werden alle gefördert.”
  4. Wie dem auch sei. Wir sind unterwegs. Dagegen ist nichts zu machen. Wir entreißen den Frauen und den Medien die Deutungshoheit. Das ist unser Geburtsrecht.”

In einem aufgeregten Beitrag auf den Seiten des NDR sind es genau diese vier Kommentare, die Katharina Buss als Beispiele für einen “hasserfüllten Tonfall” anführt. Die vier Kommentar-Besipiele werden dann vom NDR-Netzwerk Experten Fiete Stegers umrahmt, der sagt: “Wir haben Richtlinien, welche Kommentare bei uns auf der Seite erscheinen dürfen und welche nicht. Ganz einfach: Strafrechtlich relevante Beiträge dürfen das nicht sein. Wenn jemand zu Gewalt aufruft, wenn jemand beleidigend wird gegen andere Personen…”.

In der Tat, es ist ganz einfach: Keiner der vier ursprünlich zensierten Kommentare ist beleidigend gegen andere Personen – auch wenn Netzwerk-Experte Stegers den Plural benutzt, so kann man doch keine Gruppen, sondern nur konkrete Menschen beleidigen. Einen strafrechtlich verwertbaren Kommentar gibt es nicht, und zur Gewalt wird auch nicht aufgerufen.

Kommentar 1 gibt die Meinung des Kommentierenden über Feminismus wieder und bezeichnet den Feminismus als menschenverachtend. Das ist eine empirische Aussage, die man prüfen kann.

Kommentar 2 gibt seine Vermutung darüber zum Besten, warum Themen wie Vergewaltigung, die in der Polizeilichen Kriminalstatistik einen Miniaturbereich füllen, von Feministen so prominent gemacht werden, warum der Feminismus von allem, was Feministen unter Sexualität ordnen, besessen zu sein scheint, und warum die entsprechenden Themen generell Männer nicht auch als Opfer von sexueller Nötigung oder von Vergewaltigung thematisiert. Eine solche einseitige Besessenheit braucht eine Erklärung, und die naheliegendste Erklärung für eine bestimmte Fixierung auf etwas ist immer noch und sozialpsychologisch untermauert, die Deprivation von etwas.

Kommentar 3 widerspricht einer Annahme die offensichtlich im kommentierten Text gemacht wurde und fügt sogar eine Bedingung an “werden überall gefördert”, die man prüfen kann.

Kommentar 4 beschreibt lediglich eine Gegenbewegung, die darauf aus ist, “den Frauen” die “Deutungshoheit” zu entreißen.

Nichts von dem, was kommentiert wurde, ist beleidigend, ein Aufruf zur Gewalt oder gar strafrechtlich relevant. Warum also ereifert sich Frau Buss?

Ihre eigene Einordnung ist “hasserfüllter Kommentar-Tonfall”. Das nun wiederum ist absoluter Unsinn. Einen Tonfall kann man nicht lesen. Ton verweist auf etwas Hörbares. Wenn man also einen “hasserfüllten Kommentar-Tonfall” konstatiert, dann spricht hier die eigene Phantasie und nicht die Realität, was mich wieder zu einem Thema bringt, das ich oben schon angesprochen habe. Genderisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre (schmutzige) Phantasie anderen unterstellen, anderen unterschieben, was nur sie denken, das, was andere gesagt haben, mit ihren eigenen Phantasien anreichern, um es dann als hasserfüllt und ich weiß nicht was, bezeichnen zu können. Letztlich verdammen und bekämpfen Genderisten immer sich selbst, so dass man den Genderismus auch als großangelegte masochistisch-exhibitionistische Bewegung bezeichnen könnte, deren Mitglieder eigene Ängste, Deprivationen und Verletzungen anderen unterschieben, um sie dann öffentlich zu verarbeiten. (Der NDR Beitrag steht übrigens unter der Überschrift “Organisierter Frauenhass …”, womit die Autorin ihren eigenen Essentialismus preis gibt, denn sie kann sich offensichtlich nicht vorstellen, dass viele Frauen einen erheblichen Unterschied zwischen Kritik am Feminismus und Frauenhass sehen, sich gar nicht als Feministin begreifen und mit Feminismus nichts zu tun haben wollen. Und wie man von 100 Kommentaren auf organsisierten Frauenhass kommt, um diese Frage zu beantworten, ist ein Maß an Phantasie notwendig, wie man es offensichtlich nur in Anstalten hat.)

HawkVerbreitet wird Genderismus unter dem Begriff “Gender- und Diversitymanagement” seit Neuestem an der Hochschule für Angewandte Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen (HAWK). Anna Müller wird vom Professorinnenprogramm insgesamt 5 Jahre gefördert, um “eine Gender- und Diversitysensibilisierung in Studium, Lehre und Forschung” zu bewirken. Besser kann man den Abgesang auf Wissenschaft und Erkenntnis und Wissen nicht beschreiben. Genderistenlehrstühle dienen nicht dem Wissen, sondern der Sensibilisierung. Sensibilisierung – offensichtlich ein neues Wort für Indoktrination, wie dem “Call for Paper” oben leicht entnommen werden kann. (HAWK, wie sich die Hochschule für angewandte Kunst im Akronym nennt, hat für Menschen, die des Englischen mächtig sind und sich etwas in der US-amerikanischen politichen Szene auskennen, eine Konnotation, die einem im Zusammenhang mit Gender und Diversity schmunzeln, wenn nicht breit grinsen lässt, um genau zu sein, es gibt eine ganze Menge von Konnotationen, die einem grinsen lassen -)

Nachtrag

Wie ich gerade sehe, ist die Universität Paderborn ein wahres Mustermädel des Genderismus. Die Universität zeichnet sich entsprechend nicht mehr durch herausragende Leistungen in Wissenschaft und Forschung, sondern durch eine erfolgreiche Teilnahme am Professorinnenprogramm II aus. Entsprechend wird auch nicht vermeldet, dass mit Professor, sagen wir rein hypothetisch Gary S. Becker, eine Instanz auf dem Gebiet der Mikro-Ökonomischen Forschung erfolgreich nach Paderborn gelockt werden konnte, denn dazu müsste man Leistung hochachten, nein, in Paderborn sind wir in der post-Leistungsphase und entsprechend lesen sich “Erfolgs”meldungen wie folgt:

“Bereits im Professorinnenprogramm I warb die Universität Paderborn 2008 erfolgreich drei Professuren ein. In der zweiten Auflage des Programms können nun mit dem positiv begutachteten Umsetzungsbericht drei weitere Professuren mit Wissenschaftlerinnen besetzt werden. … Die durch die Förderung freiwerdenden Mittel investiert die Hochschule entsprechend der Zielsetzung des Professorinnenprogramms in Gleichstellungsmaßnahmen”.

Ein kläglicheres Zeugnis dessen, was eine Universität von sich hält, kann man sich kaum mehr vorstellen: Wir sind zwar wissenschaftlich gesehen, hinter dem Mond, aber wir haben einen Kindergarten, einen Wickelraum und einen Eltern-Kind Begegnungsraum – Uni Paderborn immer an der Spitze, wenn es um Genderismus geht.

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