The pampered Generation / Die verhätschelte Generation
Die Soziologie kennt die Generationenbilder. Generationenbilder beschreiben in mehr oder weniger groben Zügen Charakteristika, von denen diejenigen, die sich mit Generationen, also mit Geburtskohorten befassen der Ansicht sind, sie fassten das Klima, die Atmosphäre, vielleicht auch die Handlungsbedingungen, unter denen die Mitglieder einer bestimmten Generation aufgewachsen sind, in einer hinreichend allgemeinen und zutreffenden Weise zusammen.
Helmut Schlesky hat vor Jahrzehnten den Begriff der “skeptischen Generation” geprägt, die Medien sind voller Bereicht über die Millennials, die Generationen X, Y und Z, es gibt die heimatlose und seit neuestem auch die überforderte Generation, und deshalb ist es an der Zeit, dass wir der Generationenfolge eine eigene hinzufügen:
The Pampered Generation / Die verhätschelte Generation
Die verhätschelte Generation ist das Ergebnis der nach-Wende Erziehungsversuche, es sind Kinder, der Globalisierung, die ungeahnten Zugang zu Waren aus aller Herren Länder geschaffen hat. Erdbeeren im Winter, X-Box und Computer, sie sind Insignien der verhätschelten Generation wie das Smartphone und die Designer-Klamotten.
Aufgewachsen ist die Mehrheit der verhätschelten Generation ultra-behütet und abgeschirmt von allem, was man als eigene Erfahrung so machen kann. An die Stelle der eigenen Erfagrungen sind second-hand-Erfahrungen pädagogischer Werthaftigkeit getreten, vorgekaute pädagogisch-wertvolle Erfahrungsräume haben dafür gesorgt, dass der verhätschelten Generation keinerlei von pädagogisch-wertvollen Vorgaben abweichende Inhalte zugemutet wurden. Und natürlich dürfen die Sozialarbeiter und Psychologen nicht fehlen, die mit Argusaugen von Kindergarten über die Schule bis zum Lehrberuf oder bis zur Universität darüber wachen, dass Kindern und Jugendlichen aus der verhätschelten Generation nichts widerfährt, was von Sozialarbeitern und Psychologen als negativ bewertet wird. Früher konnten Kinder an negativen Erfahrungen wachsen. Heute sorgen Sozialarbeiter und Psychologen dafür, dass Kinder bestenfalls körperlich wachsen.
Die verhätschelte Generation, das ist die Generation, die keinen Weg selbst zurücklegen muss: Papa und Mama stehen bei Fuss und bieten einen 24/7-Fahrdienst an. Es ist die Generation der Kinder, die ständig im Mittelpunkt stehen, bei denen jedes WaWaWa gefeiert wird, wie die Erkenntnis des Jahrhunderts und jeder kindliche Übergriff auf die Welt der Erwachsenen als besondere Leistung gilt. Es ist die Generation der Kinder, die im Zug oder im Restaurant auf und ab rennen, die man fünf Wagen weiter hören kann, die in der Öffentlichkeit vor allem durch Schreien auffallen und die in ihrem Leben eines nicht kennen gelernt haben: Rücksicht auf andere zu nehmen.
Die verhätschelte Generation es ist die Generation der kleinen Könige, einer kleiner als der andere.
Dem Status des Wawawa-Königs entsprechend, ist es manchen der nunmehr zumindest als erwachsen geltenden Kinder nicht vorstellbar, dass sie etwas nicht wissen könnten, dass Erfahrung etwas ist, was andere, ältere, erwachsene Menschen, ihnen voraus haben. Sie haben keinerlei Referenzgröße, die ihnen anzeigen würde, welche großen Lücken ihr bruchstückhaftes Wissen von der Welt aufweist.
Sie wurden zuhause verhätschelt, jeder Unsinn wurde gefeiert und ermuntert. Entsprechend ist es nicht verwunderlich, wenn sie weiterhin erwarten, für jeden Unsinn gefeiert und zu weiterem Unsinn ermuntert zu werden.
Arbeit kommt in der verhätschelten Generation nicht vor. Sie mussten sich keinen Wunsch selbst erfüllen, waren nie genötigt, an ihrem Unterhalt mitzuarbeiten, z.B. weil das Geld nicht dafür ausgereicht hat, die monatliche Rechnung des Smartphones zu bezahlen. Sie nehmen das Vorhandensein ausreichender finanzieller Ressourcen als garantiert wahr und mokieren sich bestenfalls darüber, dass andere mehr haben, z.B. die Bonzen, denen die verhätschelte Generation feindlich gegenübersteht, weil sie tatsächlich oder vermeintlich mehr finanzielle Ressourcen haben. Dieses Mehr an Ressourcen, das anderen Generationen vor ihnen noch als Ansporn zur eigenen Arbeit und zum eigenen Engagement gedient hat, es dient der verhätschelten Generation als Anlass mehr von den Ressourcen zu fordern, die sie ganz selbsterverständlich als ihnen zustehend ansehen.
Sie wurden im Verlauf ihres Lebens von Arbeit ferngehalten, entsprechend kommt es ihnen gar nicht in den Sinn, dass man, um sich Wünsche zu erfüllen, arbeiten muss oder dass man denjenigen, die durch ihre Arbeit dafür sorgen, dass man selbst sich Wünsche erfüllen kann, mit Respekt und Achtung gegenübertreten muss. Nein, die verhätschelte Generation, ihre Mitglieder, sie kennen keine Achtung vor Leistung und Arbeit anderer. Vielmehr nehmen sie die Leistung und Arbeit anderer als selbstverständlich hin, als Recht, das ihnen zusteht, um ihr Leben und ihre Wünsche zu finanzieren, ihre Existenz, die sich bislang dadurch auszeichnet, dass sie der Gesellschaft Kosten aufbürdet ohne etwas zurückzugeben.
Die Charakteristika der verhätschelten Generation machen eine Frage dringlich:
Wer hat die verhätschelte Generation zu verantworten?
Die Welt der verhätschelten Generation
Unser Antwortvorschlag: alle diejenigen, die pädagogisch Wertvolles leisten und dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche nur noch in vorgefertigten Erfahrungsräumen als Marionetten des gerade herrschenden Zeitgeistes aufwachsen können. Es trifft, wie könnte es anders sein, die vielen Gutmenschen, die behüten und umsorgen und dafür sorgen, dass Selbständigkeit und freier Wille abgetötet und durch kruden antisozialen und nicht-empathischen, atomaren Egozentrismus ersetzt werden. Dessen Hauptmerkmal besteht darin, dass Mitglieder der verhätschelten Generation den Kontakt zur Außenwelt als Einbahnstraße ansehen: Ihnen wird gegeben, aber sie müssen nichts zurückgeben.
Warum sollte Sie auch etwas zurückgeben müssen, als wawawa-Könige, die sich nicht vorstellen können, dass der Wert eines Individuums nicht darin besteht, dass es existiert, sondern sich aus dem ableitet, was es geleistet hat?
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Ein Konzept zur “Enthätschelung” der “verhätschelten Generation”
Große Zustimmung zur Beschreibung der “verhätschelten Generation”. Dem letzten Satz möchte ich jedoch “höchst-un-wissenschaftlich” widersprechen, ” (…), dass der Wert eines Individuums nicht darin besteht, dass es existiert, sondern sich aus dem ableitet, was es geleistet hat?”, da sich letztlich aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird.
Vor dem Hintergrund unserer tradierten Wahrnehmungsmuster [Dispositive] werden Jugendliche meist als gesellschaftliche „Risikogruppe“ betrachtet und nicht als “Problemlöser” und “Agenda-Setter” geachtet.
Aufgrund unserer eigenen, demokratiefernen Sozialisation, fällt es uns schwer, uns unsere Jugend als demokratische Quelle zur Erneuerung unserer (Zivil-)Gesellschaft vorzustellen.
Jugendliche sollte es ermöglicht werden, eine Vorreiterrolle, beispielsweise bei der “Energiewende” oder “Digitalen Agenda” als Promotoren für den notwendigen kulturellen ‘Bewusstseinswandel’, einzunehmen.
Mittels eines demokratischen Initiationsritus, durch den Bildung zum permanenten Selbst-Entfaltungsprozess von Jugendlichen wird, würde genügend “katalytische Prozessenergie“ freigesetzt, um die zahlreichen überkommenen Dispositive für unsere komplexe Gesellschaft wieder erkennbar, bewertbar und zugleich kulturell überformbar, zu machen. Für uns Erwachsenen sind diese grundlegenden Lernprozesse zwar auch
noch möglich, erfordern jedoch einen gewissen Leidensdruck, da wir zunächst bereit sein müssten, bereits
gelernte Haltungen infrage zu stellen und zu verwerfen, um Neues lernen zu können.
Dagegen verfügen Jugendliche, “systemisch” betrachtet, durch ihren Synapsenüberschuss bereits über sehr viel offenes geistiges und seelisches “Potenzial”, um sich neuen Gegebenheiten anzupassen.
Durch die trivialisierenden Lernsettings in unseren Schulen wird dieses Geschenk der Natur, jedoch auf eine, ihre Persönlichkeit verletzende Weise, zurückgewiesen. Die einseitige und übermäßige Belastung durch bloßes Faktenlernen hat auf das Gehirn von Jugendlichen den Effekt eines “Downgradings”.
Obwohl bekanntlich überwiegend Jungs gegen diese Missstände opponieren, stellt sich ansonsten dieser staatlich
organisierten, systematischen Vernichtung von “Humankapital” bisher praktisch niemand öffentlich entgegen.
Es ist ebenso zynisch, wie zugleich auf mehrfache weise Gesellschaft schädigend, wenn sich aus diesem System einer selbst erzeugten „Bildungs-Obsoleszenz“ anschließend, auf Kosten der Eltern und des Steuerzahlers, eine milliardenschwere „Bildungs-Kompensations-Industrie“ speist.
Die Bemühungen Schulen zu “Integrationsschulen” weiter zu entwickeln, lassen die Schieflage ihrer “Double Bind-Strukturen” als Zielkonflikt deutlich werden.Einerseits sollen integrative Schulen als “soziale Schutz- und (Ein-)Bindungsräume” dem Wohl aller Kinder und Jugendlichen dienen, andererseits werden die Schüler entsprechend
des “Leistungsprinzips” einem Selektionsprozess unterworfen, wodurch positive Aufmerksamkeit künstlich verknappt wird.
Bei den sogenannten “schwächeren” Kindern würde sich so, eine zuvor, während der ersten Sozialisation bereits angelegte, ängstliche Grundstimmung, durch diese zusätzliche Angst vor Ausgrenzung, noch verstärken. So kann die “zweite Chance”
einer “Selbst-Bildung”, welche uns die Entwicklungsphase der “Pubertät” gewissermaßen “biologisch nahelegen würde”, von den Jugendlichen nicht für ihre aktive Selbst-Integration in die Gesellschaft genutzt werden. Die Pubertät als “anthropologisches Entwicklungsprogramm”, welches darauf ausgelegt ist sich in einer neuen Horde zu integrieren, wurde sozusagen kulturell auf eine Weise umprogrammiert, dass wir, durch die gesetzten selektiven Bedingungen in unseren Schulen zu viele Jugendliche
in ihrer menschlichen Würde kränken und durch Ausgrenzung unter Stress setzen.
Paradoxerweise scheint gerade der Versuch Jugendliche im Rahmen ihrer Sozialisation, beispielsweise mittels des
“Beutelsbacher Konsens”, vor der “Überwältigung” durch paternalistische “Inkulturationsprozesse” zu schützen, wiederum zu einer Art von laissez-fairer, demokratischer “Unter-Bindung” zu führen, durch welche Jugendliche anfälliger gemacht werden für kompensatorische, anti-demokratische Bindungs- und Ideologie-Angebote.
Für diese neue Form einer “Demokratischen Jugend-Beteiligungs-Kultur” bedarf es daher weniger einer Lobby für die Jugend, als vielmehr der Schaffung struktureller, politischer Freiräume, innerhalb derer Jugendliche selbst eine wesentliche “Lobby-Rolle”
übernehmen könnten.
PSI-21 (Politik Schule Internet & Agenda-21)
Das Ziel ist es, mithilfe von PSI-21 die bestehenden “Bildungs-Dispositive” so zu erweitern, dass es den nachfolgenden Generationen zukünftig möglich sein wird, selbst die veralteten Dispositive leichter durch neue zu ersetzen, um sich so, im Sinne einer “kulturellen Resilienz”, den sich jeweils veränderten Gegebenheiten, besser angepassten zu können.
Mittels dieses Universal-Konzeptes für einen “demokratischen Initiationsritus” wird für Jugendliche die Möglichkeit geschaffen, gelebte Demokratie zu einer prägenden Selbst-Wirksamkeitserfahrung zu machen.
Gestaffelt nach Altersstufen der Schüler, stehen ihnen Politiker auf den verschiedenen politischen Verantwortungsebenen gegenüber:
• den jüngsten (12-14-jährigen) Schülern Politiker auf kommunaler Ebene,
• den älteren (15-16-jährigen) Schülern Politiker auf Landesebene und
• den ältesten Schülern Politiker auf Bundesebene, oder perspektivisch
• sogar auf europäischer Ebene.
Projektablauf:
Die Schüler eines Jahrgangs wählen ihr „Haupt-Themengebiet“ aus, welches
z. B. einem Ressort der jeweiligen politischen Ebene entsprechen würde.
Das durch Mehrheitsentscheid festgelegte Thema wird den Fraktionen der entsprechenden politischen Ebene mitgeteilt.
Jede Fraktion stellt zwischen fünf und zehn Fragen aus diesem „Haupt-Themengebiet“ die Schüler.
In jeder Klasse (bzw. Kurs) formieren sich Arbeitsgruppen entsprechend der Anzahl
der vertretenen Fraktionen. Jede Gruppe hat nun die Aufgabe die vorliegenden Fragen der
Fraktionen für die jeweils anderen Gruppen im Rahmen einer Präsentation verständlich zu machen.
Es sollen Begriffe erläutert werden und Hintergrund-Information zum besseren
Verständnis der komplexen Zusammenhänge geliefert werden.
Nun kann jeder Schüler eine „Schülerfrage“ stellen, welche im Internet veröffentlicht wird und von den beteiligten Mitschülern bewertet werden kann. Gesucht werden die „Top Ten“ der Schülerfragen.
Zuletzt hat jeder Schüler die Möglichkeit, sich anonym einzuloggen, sich die Partei auszuwählen, welcher er sein Feedback geben möchte sowie die „Schüler-Top Ten“ Fragen zu beantworten.
Die Auswertung der Feedbacks an die Fraktionen wird im Internet veröffentlicht.
Die Auswertungen der Feedbacks, auf die Schülerfragen, werden zu Anträgen
formuliert und den jeweiligen Gremien zur Entscheidung vorgelegt.
(Beispielhaft ist hier die SPD-Fraktion der BVV Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf,
welche dem Jugendparlament C-W volles Antragsrecht eingeräumt hat.)
Die Pubertät – als „Krise“, – scheint wie gemacht,
um „Chancen“ kulturellen Lernens zu eröffnen.
“Die (mögliche) Erkenntnis, dass Pubertät – quasi als eine biologische „Hidden Agenda“ –
zugleich die hervorragendsten kulturellen Entwicklungschancen zur Unterstützung von
„nachhaltigen“ gesellschaftlichen Bewusstseins-Bildungsprozessen böte, kann wohl so
lange nicht gewonnen werden, bis sich diese aus den konkreten Erfahrungen einer
angewandten Praxis des Konzeptes von PSI-21 herleit ließe.”
2.) Bildungslandschaften als Referenzprojekte im Rahmen
der “Digitalen Agenda” + Energiewende
Die technischen und menschlichen Bedingungen für die “Digitale Agenda” sollten als ein gemeinsames dynamisches System betrachtet werden, dessen Voraussetzungen und (Sicherheits-)Standards sich am Menschen als „dem Maß aller Dinge“ orientieren, da wir sonst Gefahr laufen könnten als überforderte „Zauberlehrlinge“ zunehmend die “System-Kontrolle” zu verlieren.
„Bis heute gibt es in Kontinentaleuropa noch keinen wissenschaftlich wie politisch international sichtbaren Internet-Thinktank, der die politischen,
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Wirkungsweisen der Digitalisierung durchdenkt und detaillierte Handlungsempfehlungen als
Reaktion darauf entwickelt.“ (KAS, Die politische Meinung Nr. 526/ 5_6 2014/ DIGITAL/ Wann beginnt der Heißhunger? Zolleis, Udo/ S. 21)
Diese Handlungs- und Orientierungslosigkeit blieb nicht ohne Folgen:
[Plattform Industrie 4.0 vor dem Aus:
»Deutschland hat die erste Halbzeit verloren« 10.02.2015 von Karin Zühlke]
Wir sollten lernen Schulen unter einer neuen Perspektive zu betrachten, als konkrete Handlungserprobungsräume für vorweggenommene, sozial-kultur-technische gesellschaftliche Entwicklungen von Zukunftsperspektiven. Nach diesem Verständnis tragen Schulen enorme Entwicklungspotenziale in sich.
Im Interesse der Daseinsvorsorge im Falle eines “Blackouts” wäre es sinnvoll, auf der Grundlage kombinierter Energietechnologien (“Netzknoten” auf KWK-Basis) Schullandschaften als redundante und autarke “Smart-Grigd-Schools” aufzubauen.
Im Rahmen zahlreicher, lokaler “Referenz Projekt-Schulen” könnten Wissenschaftler, Unternehmen und Schüler (als zukünftige Kunden) ihren praktischen Erfahrungshorizont gemeinsam erweitern und neue Produktangebote, welche zukünftig den vernetzungsfähigen “Prosumer” voraussetzen, gleichzeitig zur Marktreife und -akzeptanz führen.
Bekanntlich steckt der Teufel im Detail und aus den praktischen “Fehlern” die Schüler, innerhalb dieses neuen “Dualen Systems” machen können (sollten), würde unsere Gesellschaft sukzessive klüger und resilienter.
“Success consists of going from failure
to failure without loss of enthusiasm!”
“da sich letztlich aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird.”
Dem wiederum muss ich wiedersprechen, denn Leistungsdruck erwächst nicht aus der Existenz von Leistung und Dasein hat keinen Wert an sich. Vielmehr müssen Menschen ihre Existenz mit einem Wert füllen und wie anders als durch Leistung oder für manche weniger emotional geladen: durch Tätigkeit sollte das geschehen? Zum Menschen wird man nicht dadurch, dass man sich in eine Umwelt setzt, wie eine Zwiebel und darüber sinniert, wer man ist, bis man verfault oder gefressen wurden, sondern dadurch, dass man einen Eindruck auf seine Umwelt macht, einen Eindruck hinterlässt, und zwar durch Handlung.
Im Deutschen gibt es ein sehr schönes Wort, das ist die “Wirklichkeit”. Im Gegensatz zur Realität, der Dinglichkeit, die zum bloßen summarischen Abzählen der Dinge veranlaßt und sie damit isoliert, umfaßt die Wirklichkeit alles, was auf uns wirkt. Das sind Gedanken und Erinnerungen genauso wie die Natur, die Stadt, das sind unsere Klamotten, in die wir in der Jugend hineingzwungen werden genauso wie die gesellschaftliche Umwelt.
Leistungsdruck entsteht doch vor allem aus Erwartungen anderer an uns. Mit Zuckerbrot und Peitsche werden wir nicht nur von den Eltern zu einer bestimmten Einstellung ihren Erwartungen gegenüber geschult, auch die Schule, in der wir geschult werden, dem Leistungsbetrieb dieser Gesellschaft gerecht zu werden.
Solange wir bestrebt sind, diese Erwartungen zu erfüllen, es allen Recht machen wollen, wachsen auch die Zweifel, ob das, was wir gerade tun, richtig ist. Der Mensch entzweit sich mit sich selbst.
Zu sich selbst findet man über verschiedene Wege. Das ist die Kultur, die Tradition, Spiritualität, kurz, der Auseinandersetzung mit den unendlichen Einflüssen, eben mit allem, das auf uns wirkt. Haben wir aufgehört zu analysieren und zu zerteilen, das vereinigende Band gefunden, können wir uns frei machen von den Einzelwirkungen, welche die unzähligen Dinge auf uns ausüben, und wachsen darüber hinaus.
Der Zen-Buddhismus versucht mit Koans den Menschen aus seiner Isolation herauszuheben: Wie klingt das Klatschen einer Hand?
Und dieser Selbstfindungsprozeß mündet (sollte) schließlich in der Selbstbefreiung (münden): Jeder Mensch bestimmt sich selbst! Dann ist Gott mit uns, oder der Himmel. Dann tun den Willen des Himmels, der nur das Gute will und nicht das Böse.
Ich gehöre nicht zu denen, die sich als Ergebnis der sozialen Erwartungen anderer ansehen. Vermutlich hänge ich dem symbolischen Interaktionismus in diesem Punkt an, wenn ich denke, dass soziale Erwartunge, die schon Dahrendorf in Muss-, Kann- und Soll-Erwartungen unterschieden hat, nicht die Handlung an sich sind, sondern eine Handlungsorientierung, der man folgen kann, aber nicht folgen muss, nicht einmal dann, wenn es sich um Muss-Erwartungen handelt. Entsprechend hänge ich doch sehr an der Idee des Freien Willens, der ohne eine individuelle Entscheidung darüber, wie man sich zu Erwartungen stellt, nicht vorhanden wäre. Und mir scheint, ihre Selbstfindung, die mir mehr als Flucht vor Entscheidungen erscheint, eine Abkehr von der Wirklichkeit, die in meiner Welt mit der Realität übereinstimmt, der dinglichen Realität, auf ein Verleugnen des freien Willens zu gunsten eingebildeter Selbstfindung (eingebildet, weil in keinerlei Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit stehend) hinaus zu laufen.
““da sich letztlich aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird.”
Das Leistungsprinzip ist nicht etwas, was man beliebig durch ein anderes Prinzip austauschen kann, weil es angeblich “die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht”. Als Anthropologin muss ich darauf hinweisen, dass die Fähigkeit, sich aus eigener Kraft zu ernähren und seine sonstigen Bedürfnisse aus eigener Kraft zu befriedigen, eine notwendige Komponenten menschlichen (Über-/)Lebens sind, und statt “die Verleugnung des eigenen Selbst” zu verursachen, ist Leistung in diesem grundsätzlichen Sinn und vermutlich auch in abgeleiteten und stärker kulturell überformten Arten und Weisen es eine grundlegend wichtige Quelle menschlicher Selbständigkeit und eines entsprechenden Selbstwirksamkeitserlebens.
Meinem Unternehmen wurde in diesen Tagen das Magazin “Gesundheit im Fokus”, Sonderausgabe ISSN 2194-3362, zugestellt. Darin befindet sich ein Beitrag von Christian Bremer, ehemaliger Leistungssportler und seit 20 Jahren erfolgreich mit Vorträgen und Seminaren zur Vermeidung von Stress, Ärger und Burn-out. Der Beitrag mit dem Titel “Wie sie Stress und Ärger dauerhaft vermeiden” enthält ein paar Erläuterungen, wonach sich nicht “aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird”, sondern der Druck entsteht durch die eigenen subjektiven Gedanken, die sich ein Einzelner über andere Personen und Ereignisse macht.
Zitat Christian Bremer:
“Der wahre Grund für Stress und Ärger: Wir bewerten statt wahrzunehmen.
Vielen Menschen gelingt es nicht, bei der Analyse für Stress und Ärger zwischen ihrer tatsächlichen Umwelt und ihren Gedanken über die Umwelt zu unterscheiden. Sie schlussfolgern oft: Der Grund für ihr Unwohlsein läge in ihrer Arbeit oder familiären Situation. Vorschnell werden so Kollegen, Mitarbeiter, Kunden, “Branchenprobleme” oder Ehepartner als Grund für die Erschöpfung angesehen. Das ist so weit verbreitet wie falsch. Und führt zu einer passiven Haltung des “gestressten” Menschen, weil der Grund außerhalb der eigenen Person gesucht wird. So machen Sie sich aber abhängig von externen (demotivierenden) Faktoren wie z.B. “Firmenkultur” oder “Wirtschaftskrise”.
Beispiel: In einer Projektgruppe fühlen Sie sich von einem Mitglied unter Druck gesetzt, ein anderes Projektgruppenmitglied betrachtet dasselbe Verhalten als eine willkommene Heraufforderung. Das in beiden Situationen vorherrschende “Problem” ist also nicht die “Person an sich”, sondern es sind die jeweiligen subjektiven Gedanken über diese Person. Erwartungen, Leistungsdruck, Zeitnot existieren nur als Gedanken im Kopf des gestressten Menschen. Haben Sie mal versucht, sich auf ein “Problem” zu setzen? Es geht nicht, weil “Problem” nur ein Gedanke ist.
Kümmern Sie sich um Ihre Gedanken
Wie können wir aus dem gedanklichen Teufelskreis des Stresses heraustreten? Meine Antwort: Stress und Ärger [und das Leistungsprinzip] können als Geschenk angesehen werden, weil sie einen automatischen Weckruf für jeden Menschen darstellen. Der Weckruf wird immer dann ausgelöst, wenn wir uns
• gegen das, was uns Leben bietet, stemmen und
• wenn wir nicht bei uns selber sind (sondern außerhalb unserer eigenen Angelegenheiten).
Beispiel: Wenn ein Kollege durch “unhöfliche Forderungen nervt”, so sind wir gestresst, weil wir uns “außerhalb unserer Angelegenheiten” bewegen. Denn die Höflichkeit und Ausdrucksweise des Kollegen ist seine Angelegenheit. Darüber hinaus stemmen wir uns, wenn wir uns über sein Verhalten aufregen, gegen die Tatsache, dass Menschen unterschiedlich und manche eben nicht so sind, wie wir sie uns wünschen.
Stress [und das Leistungsprinzip] als Geschenk anzusehen bedeutet, sich den Stress bewußt zu machen und ihm nicht auszuweichen, kleinzureden aber auch nicht zu problematisieren und zu vergrößern. In unserer Gesellschaft wird Stress [und das Leistungsprinzip] jedoch nicht als Geschenk und positives Signal, sondern als Schwäche, Krankheit oder Leistungstief verstanden.
(…..)
Das bedeutet für Sie: Wann immer Sie Stress empfinden, halten Sie kurz inne und erkennen Sie die eigene Wertung (“mein Kollege ist unhöflich”). Schalten Sie dann aus diesem Zustand des Wertens in einen Zustand des Wahrnehmens (“mein Kollege spricht laut”). Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte können so nicht stressen.” Zitat Ende.
Ich kann nur aus meiner Recherche nochmals den (aus meiner Sicht) Kernpunkt dieses Aufsatzes bestätigen:
300.000 Kinder bekommen Ritalin, weil sie eine erfundene Krankheit (ADHS) angeblich geerbt haben. Wie Prof. Hüther aufgezeigt hat, passiert dabei entscheidend, dass ihnen die Selbsterfahrung im Umgang mit Herausforderungen beraubt werden: bspw. lernen sie keine Frustrationstoleranz, denn die Droge gaukelt Ihnen (neurologisch) Erfolg vor.
Im Übrigen zeigt sich darin eine tiefgreifende Männerfeindlichkeit, denn betroffen sind in der Diagnose verstärkt Jungen (Verhältnis 4:1 zu Mädchen) und Verordnung schwerer Psychopharmaka (3:1). UND: mindestens zu 33% (teils weit über 50%) sind das Kinder aus Trennungsfamilien: sprich Müttersöhne und -töchter.
So leicht irrt man sich wenn man zu locker mit Zahlen umgeht: der Anteil von scheidungskindern in der schule ist geringer als die scheidungsrate, da diese zum einen bei Ehen mit Kindern geringer ist, und zum anderen Ehen auch noch geschieden werden, nachdem die Kinder aus der schule sind
Wie schon angemerkt und zur Klarstellung: NICHT 33% der Kinder sind ADHS-Kinder, sondern mindestens 33% der ADHS-Kinder sind Trennungskinder.
Meine letzte Berechnung (destatis / Robert-Koch-Institut) ergibt 41%. Ein befreundeter Sozialarbeiter berichtet mir sogar von 80% in seinem Umfeld.
Das ist eine Erfahrung, die ich nur bestätigen kann, das ist absolut alarmierend, wie Söhne von Alleinerziehenden als Ersatzehemänner in Allmachts- und Ohnmachtsphantasien aufwachsen und diese sich körperlich äussernde Spannung bei den armen Jungens dann per Ritalin “erstickt” wird (auf Kassenkosten natürlich …)
Ich denke es ist noch wichtig, die Diskrepanz anzusprechen zwischen der Suggestion, die die Kleinen von ihren Eltern erhalten (“Euch steht alles zu !”) und ihrer tatsächlichen sozio-demographischen Situation: Der völlig überdehnte Sozialstaat verspricht den Bürgern schon heute eine soziale Absicherung, die nicht mehr zu bezahlen ist. Wegen der Überalterung der Gesellschaft wird sich das in den nÄchsten 10-20 Jahren exponentiell beschleunigen, schon jetzt gehen fast 50% der staatlichen Sozialausgaben in Renten, Tendenz stark steigend (da fällt dann ein Professorinnenprogramm für eine 1/3 Milliarden Euro schon fast garnicht mehr auf …)
Diese Kinder werden ihr gesamtes Leben schuften, um den “Apo-Omas” (die leben nämlich 7 Jahre länger als die Apo-Opas … und werden täglich mehr) einen sorgenfreien, reiselustigen, medizinversorgten, gutgewissigen Lebensabend zu bescheren. Schon jetzt beträgt die Steuerquote in unserem Leben fast 70% (wenn man direkte und indirekte Steuern addiert), diese Quote wird sich noch erhöhen müssen, denn die (v.a. Sozial-)Ausgaben werden sich erhöhen.
Mein Punkt: Diese paar Kinder werden weder fähig (auf Grund ihrer Erziehung) noch willens (auf Grund der “enteignenden” Struktur des Staates) sein, ein leistungsbetontes, selbstbestimmtes Leben zu leben. Und ob die intellektuell meist schwachen, kulturell orientierungslosen und ebenfalls sozialstaatsverpamperten Migrantenkinder das schaffen werden (wie rot-grün-schwarz uns das ja so unproblematisch-blauäugig verklickern will) – das darf doch “nach einem Blick aus dem Fenster” bezweifelt werden ?!
Tja, mit Stichtag 89′, und ich war jenseits von CIA und “LUSCH” nicht unwesentlich beteiligt, verschwanden bis auf LUHMANN alle mir medial vertrauten Soziologen in der Versenkung, um uns ca. ein Jahrzehnt später mit Psychodelicas zu kommen! Noch Fragen?
PS.: Entschuldigung. Bin halt der Mann der Zweizeiler!
In vielen Dingen sicherlich etwas, was jeder durch eigene Beobachtungen sehen kann.
Die Frage, die ich mir allerdings stelle, ist, ob es sich um eine Frage von Generationen, bzw. der Umstände des Aufwachsens einer Generation ist, oder nicht viel eher daran liegt, daß die ganze Gesellschaft immer weiter nach links abdriftet.
Work-Life-Balance ist doch in den Medien anerkanntermaßen wichtiger als jede Karriere, Reichtum muß nur verteilt und nicht erarbeitet werden und die Bonzen sind doch immer an allem schuld und böse. Wer mit so etwas in allen Medien den ganzen Tag berieselt wird, der muß doch so werden.
… naja, wenn die Gesellschaft seit einiger Zeit immer weiter nach links rückt oder besser: die Lebensbedingungen, die alle oder fast alle in einer Gesellschaft betreffen, seit einger Zeit immer stärker von linker oder derzeit: linkstotalitärer Politik beeinflusst werden, dann IST das ja eine grundlegende Randbedingung des Aufwachsens, die spezielle Randbedingungen schafft wie z.B. das Zusammenpferchen von Kindern in Betreuungsanstalten von sehr frühem Alter an oder eben die Berieselung mit “guter Konsument – böser Bonze”-Ideologie.
Und unter eben solchen bzw. vergleichbaren Bedingungen mussten diejenigen, die jetzt Jugendliche oder junge Erwachsene sind, aufwachsen. Insofern sehe ich den Widerspruch nicht zwischen “Umständen des Aufwachsens einer Generation” und einem Abdriften der Gesellschaft nach links.
Aber wenn man bedenkt, dass vor zwanzig Jahren die Gesellschaft sicherlich noch nicht so weit in Richtung Linkstotalitarismus marschiert war wie das heute der Fall ist, kann man trefflich darüber spekulieren, welches Generationenbild für diejenigen zu konstatieren sein wird, die derzeit Kinder sind, sagen wir: von 0 bis 10 Jahren alt sind. Derlei Spekulationen hebe ich mir für meine nächste depressive Phase auf ….
“kann man trefflich darüber spekulieren, welches Generationenbild für diejenigen zu konstatieren sein wird, die derzeit Kinder sind”
Dazu etwas zur Beruhigung: Zumindest meine Schüler haben (so gut wie alle) von diesem linksgrünen Irrrealismus die Schnauze gestrichen voll. Ganz ohne mein Zutun. Die haben einfach zu viele Lehrer und andere Möchtegernpädagogen erlebt, die als notorische Weltverbesserer dermaßen lächerlich und nervig waren, dass die ganze Bewegung kaum ernst genommen wird. Der 68er Typ war als Lehrer bei Schülern eigentlich nie sehr beliebt. Zu naiv, zu großer Unterschied zwischen Selbstbeschreibung und Wirklichkeit, unangenehme Distanzlosigkeit, zu wenig Autorität und bringt die Schüler nicht weiter. Auch das Toleranzgerede kommt schlecht an. Die Schüler wissen meist, dass sie selber toleranter als die Toleranzforderer sind. Ich kann nicht sagen ob meine Beobachtungen irgendwie repräsentativ sind, aber sie sind zumindest ein Lichtblick. Es kann sein, dass die Jugend mit jugendtypischem Klarblick diesen Wahn erkennt und korrigiert.
Also ich befürworte Leistung, wobei das für mich das Ergebnis einer produktiven, menschengerechten und sozialen Grundhaltung ist. ( ohne Druck, was andere von mir denken… ) Dazu empfinde ich auch ein ziemlich ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, denn Rechte und Pflichten bedingen einander ! Was aber ist Pflicht ?
Dazu fällt mir die sehr schöne und sehr fundierte Auslegung von Friedrich Schiller ein :
Pflicht – wenn man gerne tut, was man muss !
Vielleicht ist das Ganze ja auch nur ein Symptom für den Erfolg des Kapitalismus. Wir haben ja jetzt den Ueberfluss der Dinge und auch die Sicherheit wird ins Extreme getrieben. Zitat: “Wenn die Vorgängergeneration alles aufgebaut hat, bleibt den Kindern nur noch das Einreissen”.
Vor knapp zwei Jahren habe ich in einem Forum auf XING dieses Thema als Frage in einem Post eingestellt (“Ist das der “neue” Mensch? Ist das der Mensch der “neuen” Zeit?”) und war sehr überrascht über die Antworten, denn die Antwortenden konnten die von mir dargestellte Problematik in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen (z.T. als Chefs, z.T. als Mitarbeiter, leider keine Antworten von Eltern oder “Betroffenen”) überhaupt nicht nachvollziehen bzw. berichteten von ganz anderen und eher gegenteiligen Erfahrungen als ich angenommen hatte und als Ihr Beitrag, Herr Klein, vermuten lässt.
Mein Post lautete:
“Seit gut 25 Jahren beobachte ich, dass Eltern ihre Kinder ab dem zartesten Alter mit immer weniger Grenzsetzungen erziehen und diese Kinder auf Grund dessen auch nur sehr wenig Halt und Orientierung für ein Leben in der Sozialgemeinschaft vermittelt bekommen. Sie, die Kinder, dürfen quasi alles. Und vor allem dürfen (oder müssen?) sie alles selbst entscheiden: Was will ich gerade essen oder trinken oder spielen, was will ich anziehen, wer soll/darf mich gerade – oder im nächsten Moment – auf den Arm nehmen, Papa oder Mama oder Oma/Opa, will ich Papa (oder Mama) dieses Wochenende besuchen oder lieber doch nicht, was will ich sonst noch … ich weiß nicht was.
Kindern jeglichen Alters (auch Jugendlichen) werden Entscheidungen zugemutet, die bei weitem ihre altersentsprechenden Intellekte und Einsichtsfähigkeiten überschreiten.
Ich selber habe gerade das “Vergnügen”, im Verwandtenkreis hin und wieder einen 3-jährigen dabei zu beobachten, wie er seine Eltern mit seinen Lust- und vor allem seinen Unlustgefühlen dominiert und diese sich (scheinbar?) nicht in der Lage sehen, ihm konsequent eine Richtlinie, eben eine Grenze, für sein Verhalten zu geben. Sie erklären allen Ernstes und mit absolut “logischen” und erwachsenen Argumenten einem 3-jährigen, warum das von ihnen gewünschte und vorgeschlagene Verhalten sinnvoller ist, als das von ihm gewollte. Oder sie lassen das Kind gewähren, obwohl sie ihm ein anderes Verhalten vorgegeben haben. Gerade beim Essen ist es schon zu den kuriosesten Situationen gekommen!
Das Leiden an dieser Situation ist beiden, Eltern und Kind, anzusehen, trotzdem wird nichts beziehungsweise nur wenig seitens der Eltern geändert. Seitens des Kindes sowieso nicht, hat es doch (wiederum scheinbar) erreicht und bekommen, was es erreichen und bekommen wollte.
Die Psychologin Dr. Jirina Prekop hat dieses Phänomen bereits 1988 in ihrem Buch “Der kleine Tyrann” ausführlich beschrieben. Auch andere Autoren haben sich dieses Themas ausführlich, umfassend und intensiv angenommen. Leider habe ich noch keine Forschungen und/oder Literatur zu den Auswirkungen auf die erwachsene Lebensgestaltung dieser halt- und grenzenlosen Kinder/Menschen gefunden.
Da es sich um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen handelt, muss sich dieses eigentlich auch wahrnehmbar in der Gesellschaft auswirken. Aufgrund meiner vorangegangenen Beschreibung könnte man meinen, dass die Folgen einer solchen Erziehung nur negativ sein können.
Hier meine erste Frage: Sind die Folgen einer solchen Erziehung tatsächlich nur negativ oder gibt es auch (erkennbare) Vorteile?
Inzwischen sind die ersten “Opfer” dieser haltlosen Erziehung (sind sie das wirklich?) mit der Ausbildung oder ihrem Studium fertig und drängen 25- bis 35-jährig auf den Arbeitsmarkt.
Nun meine Fragestellungen an die (Arbeitswelt-) Community:
Ist die “haltlose Generation” wirklich so haltlos?
Haben Sie als Personaler, Vorgesetzer, Ausbilder, Chef in eigener Firma Erfahrungen mit solchen Menschen?
Können Sie solche Menschen überhaupt identifizieren?
Welche Vorteile können Sie erkennen?
Welche Nachteile können Sie erkennen?
Sind Sie vielleicht Vater oder Mutter eines solchen Menschenkindes? Wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie mit den jungen Erwachsenen bzgl. der Anforderungen des Berufslebens?
Oder sind Sie vielleicht jemand, die/der in den “Genuss” einer solchen Erziehung gekommen ist? Wenn ja, welche Erfahrungen haben SIE bzgl. der Anforderungen des Berufslebens? Inwieweit gereicht Ihnen die Erziehung Ihrer Eltern zum Vor- oder Nachteil?
Welche Fragen stellen sich denn IHNEN in Bezug auf diese Thematik?”
Also entweder habe ich seinerzeit die falschen Fragen gestellt oder die falschen Menschen gefragt. Auf jeden Fall bekam ich meine Beobachtungen der “gepamperten Generation” nicht bestätigt.
Nichtsdestotrotz kann ich Sie in Ihren Wahrnehmungen und Ausführungen durch meine eigenen Beobachtungen nur bestätigen und ich bin angenehm überrascht, dass sich auch andere Menschen (sowohl Sie als auch die Kommentatoren) mit dieser Thematik und Problematik auseinandersetzen.
Freundlichen Gruß,
Peter Lauhöfer.
Der wert eines lebewesens besteht im lebendigsein. Kein lebewesen ist wertlos! Allerdings können lebewesen nutzlos oder schädlich sein, je nach ideologischem und ökologischem standpunkt.
Ihr pamphlet gefällt mir, aber es träfe präzieser, wenn Sie von nichtsnutzen und schädlingen sprächen, anstatt von wertlosen.
Ich weiß nicht, ob mich das freut, dass Ihnen unser “Pamphlet” gefällt. Bin mir gar nicht bewusst, dass wir ein solches geschrieben haben. Ich habe wenig Lust mit Ihnen über Begriffe zu streiten. Bei ScienceFiles vertreten wir die Werttheorie, wie sie sich in den Ökonomie seit Adam Smith findet. Und entsprechend ist die Terminologie für uns nicht beanstandenswert, sie es es nur dann, wenn man das Wort “Wert” mit einem “ideellen Wert” füllt, der mir nicht so ohne weiteres nachvollziehbar ist, es sei denn, ich leite einen ideellen Wert aus einer religiösen Haltung ab, was aber mit Wissenschaft nicht zu tun hat.
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Ein Konzept zur “Enthätschelung” der “verhätschelten Generation”
Große Zustimmung zur Beschreibung der “verhätschelten Generation”. Dem letzten Satz möchte ich jedoch “höchst-un-wissenschaftlich” widersprechen, ” (…), dass der Wert eines Individuums nicht darin besteht, dass es existiert, sondern sich aus dem ableitet, was es geleistet hat?”, da sich letztlich aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird.
Vor dem Hintergrund unserer tradierten Wahrnehmungsmuster [Dispositive] werden Jugendliche meist als gesellschaftliche „Risikogruppe“ betrachtet und nicht als “Problemlöser” und “Agenda-Setter” geachtet.
Aufgrund unserer eigenen, demokratiefernen Sozialisation, fällt es uns schwer, uns unsere Jugend als demokratische Quelle zur Erneuerung unserer (Zivil-)Gesellschaft vorzustellen.
Jugendliche sollte es ermöglicht werden, eine Vorreiterrolle, beispielsweise bei der “Energiewende” oder “Digitalen Agenda” als Promotoren für den notwendigen kulturellen ‘Bewusstseinswandel’, einzunehmen.
Mittels eines demokratischen Initiationsritus, durch den Bildung zum permanenten Selbst-Entfaltungsprozess von Jugendlichen wird, würde genügend “katalytische Prozessenergie“ freigesetzt, um die zahlreichen überkommenen Dispositive für unsere komplexe Gesellschaft wieder erkennbar, bewertbar und zugleich kulturell überformbar, zu machen. Für uns Erwachsenen sind diese grundlegenden Lernprozesse zwar auch
noch möglich, erfordern jedoch einen gewissen Leidensdruck, da wir zunächst bereit sein müssten, bereits
gelernte Haltungen infrage zu stellen und zu verwerfen, um Neues lernen zu können.
Dagegen verfügen Jugendliche, “systemisch” betrachtet, durch ihren Synapsenüberschuss bereits über sehr viel offenes geistiges und seelisches “Potenzial”, um sich neuen Gegebenheiten anzupassen.
Durch die trivialisierenden Lernsettings in unseren Schulen wird dieses Geschenk der Natur, jedoch auf eine, ihre Persönlichkeit verletzende Weise, zurückgewiesen. Die einseitige und übermäßige Belastung durch bloßes Faktenlernen hat auf das Gehirn von Jugendlichen den Effekt eines “Downgradings”.
Obwohl bekanntlich überwiegend Jungs gegen diese Missstände opponieren, stellt sich ansonsten dieser staatlich
organisierten, systematischen Vernichtung von “Humankapital” bisher praktisch niemand öffentlich entgegen.
Es ist ebenso zynisch, wie zugleich auf mehrfache weise Gesellschaft schädigend, wenn sich aus diesem System einer selbst erzeugten „Bildungs-Obsoleszenz“ anschließend, auf Kosten der Eltern und des Steuerzahlers, eine milliardenschwere „Bildungs-Kompensations-Industrie“ speist.
Die Bemühungen Schulen zu “Integrationsschulen” weiter zu entwickeln, lassen die Schieflage ihrer “Double Bind-Strukturen” als Zielkonflikt deutlich werden.Einerseits sollen integrative Schulen als “soziale Schutz- und (Ein-)Bindungsräume” dem Wohl aller Kinder und Jugendlichen dienen, andererseits werden die Schüler entsprechend
des “Leistungsprinzips” einem Selektionsprozess unterworfen, wodurch positive Aufmerksamkeit künstlich verknappt wird.
Bei den sogenannten “schwächeren” Kindern würde sich so, eine zuvor, während der ersten Sozialisation bereits angelegte, ängstliche Grundstimmung, durch diese zusätzliche Angst vor Ausgrenzung, noch verstärken. So kann die “zweite Chance”
einer “Selbst-Bildung”, welche uns die Entwicklungsphase der “Pubertät” gewissermaßen “biologisch nahelegen würde”, von den Jugendlichen nicht für ihre aktive Selbst-Integration in die Gesellschaft genutzt werden. Die Pubertät als “anthropologisches Entwicklungsprogramm”, welches darauf ausgelegt ist sich in einer neuen Horde zu integrieren, wurde sozusagen kulturell auf eine Weise umprogrammiert, dass wir, durch die gesetzten selektiven Bedingungen in unseren Schulen zu viele Jugendliche
in ihrer menschlichen Würde kränken und durch Ausgrenzung unter Stress setzen.
Paradoxerweise scheint gerade der Versuch Jugendliche im Rahmen ihrer Sozialisation, beispielsweise mittels des
“Beutelsbacher Konsens”, vor der “Überwältigung” durch paternalistische “Inkulturationsprozesse” zu schützen, wiederum zu einer Art von laissez-fairer, demokratischer “Unter-Bindung” zu führen, durch welche Jugendliche anfälliger gemacht werden für kompensatorische, anti-demokratische Bindungs- und Ideologie-Angebote.
Für diese neue Form einer “Demokratischen Jugend-Beteiligungs-Kultur” bedarf es daher weniger einer Lobby für die Jugend, als vielmehr der Schaffung struktureller, politischer Freiräume, innerhalb derer Jugendliche selbst eine wesentliche “Lobby-Rolle”
übernehmen könnten.
PSI-21 (Politik Schule Internet & Agenda-21)
Das Ziel ist es, mithilfe von PSI-21 die bestehenden “Bildungs-Dispositive” so zu erweitern, dass es den nachfolgenden Generationen zukünftig möglich sein wird, selbst die veralteten Dispositive leichter durch neue zu ersetzen, um sich so, im Sinne einer “kulturellen Resilienz”, den sich jeweils veränderten Gegebenheiten, besser angepassten zu können.
Mittels dieses Universal-Konzeptes für einen “demokratischen Initiationsritus” wird für Jugendliche die Möglichkeit geschaffen, gelebte Demokratie zu einer prägenden Selbst-Wirksamkeitserfahrung zu machen.
Gestaffelt nach Altersstufen der Schüler, stehen ihnen Politiker auf den verschiedenen politischen Verantwortungsebenen gegenüber:
• den jüngsten (12-14-jährigen) Schülern Politiker auf kommunaler Ebene,
• den älteren (15-16-jährigen) Schülern Politiker auf Landesebene und
• den ältesten Schülern Politiker auf Bundesebene, oder perspektivisch
• sogar auf europäischer Ebene.
Projektablauf:
Die Schüler eines Jahrgangs wählen ihr „Haupt-Themengebiet“ aus, welches
z. B. einem Ressort der jeweiligen politischen Ebene entsprechen würde.
Das durch Mehrheitsentscheid festgelegte Thema wird den Fraktionen der entsprechenden politischen Ebene mitgeteilt.
Jede Fraktion stellt zwischen fünf und zehn Fragen aus diesem „Haupt-Themengebiet“ die Schüler.
In jeder Klasse (bzw. Kurs) formieren sich Arbeitsgruppen entsprechend der Anzahl
der vertretenen Fraktionen. Jede Gruppe hat nun die Aufgabe die vorliegenden Fragen der
Fraktionen für die jeweils anderen Gruppen im Rahmen einer Präsentation verständlich zu machen.
Es sollen Begriffe erläutert werden und Hintergrund-Information zum besseren
Verständnis der komplexen Zusammenhänge geliefert werden.
Nun kann jeder Schüler eine „Schülerfrage“ stellen, welche im Internet veröffentlicht wird und von den beteiligten Mitschülern bewertet werden kann. Gesucht werden die „Top Ten“ der Schülerfragen.
Zuletzt hat jeder Schüler die Möglichkeit, sich anonym einzuloggen, sich die Partei auszuwählen, welcher er sein Feedback geben möchte sowie die „Schüler-Top Ten“ Fragen zu beantworten.
Die Auswertung der Feedbacks an die Fraktionen wird im Internet veröffentlicht.
Die Auswertungen der Feedbacks, auf die Schülerfragen, werden zu Anträgen
formuliert und den jeweiligen Gremien zur Entscheidung vorgelegt.
(Beispielhaft ist hier die SPD-Fraktion der BVV Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf,
welche dem Jugendparlament C-W volles Antragsrecht eingeräumt hat.)
Die Pubertät – als „Krise“, – scheint wie gemacht,
um „Chancen“ kulturellen Lernens zu eröffnen.
“Die (mögliche) Erkenntnis, dass Pubertät – quasi als eine biologische „Hidden Agenda“ –
zugleich die hervorragendsten kulturellen Entwicklungschancen zur Unterstützung von
„nachhaltigen“ gesellschaftlichen Bewusstseins-Bildungsprozessen böte, kann wohl so
lange nicht gewonnen werden, bis sich diese aus den konkreten Erfahrungen einer
angewandten Praxis des Konzeptes von PSI-21 herleit ließe.”
2.) Bildungslandschaften als Referenzprojekte im Rahmen
der “Digitalen Agenda” + Energiewende
Die technischen und menschlichen Bedingungen für die “Digitale Agenda” sollten als ein gemeinsames dynamisches System betrachtet werden, dessen Voraussetzungen und (Sicherheits-)Standards sich am Menschen als „dem Maß aller Dinge“ orientieren, da wir sonst Gefahr laufen könnten als überforderte „Zauberlehrlinge“ zunehmend die “System-Kontrolle” zu verlieren.
„Bis heute gibt es in Kontinentaleuropa noch keinen wissenschaftlich wie politisch international sichtbaren Internet-Thinktank, der die politischen,
gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Wirkungsweisen der Digitalisierung durchdenkt und detaillierte Handlungsempfehlungen als
Reaktion darauf entwickelt.“ (KAS, Die politische Meinung Nr. 526/ 5_6 2014/ DIGITAL/ Wann beginnt der Heißhunger? Zolleis, Udo/ S. 21)
Diese Handlungs- und Orientierungslosigkeit blieb nicht ohne Folgen:
[Plattform Industrie 4.0 vor dem Aus:
»Deutschland hat die erste Halbzeit verloren« 10.02.2015 von Karin Zühlke]
Wir sollten lernen Schulen unter einer neuen Perspektive zu betrachten, als konkrete Handlungserprobungsräume für vorweggenommene, sozial-kultur-technische gesellschaftliche Entwicklungen von Zukunftsperspektiven. Nach diesem Verständnis tragen Schulen enorme Entwicklungspotenziale in sich.
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2009-02-25_kiss-proofed_ness-iba.pdf
http://gattel-stiftung.de/dl-ordner/2012-04-25_schulische_bildung_als_sozialisations_2.pdf ]
Im Interesse der Daseinsvorsorge im Falle eines “Blackouts” wäre es sinnvoll, auf der Grundlage kombinierter Energietechnologien (“Netzknoten” auf KWK-Basis) Schullandschaften als redundante und autarke “Smart-Grigd-Schools” aufzubauen.
Im Rahmen zahlreicher, lokaler “Referenz Projekt-Schulen” könnten Wissenschaftler, Unternehmen und Schüler (als zukünftige Kunden) ihren praktischen Erfahrungshorizont gemeinsam erweitern und neue Produktangebote, welche zukünftig den vernetzungsfähigen “Prosumer” voraussetzen, gleichzeitig zur Marktreife und -akzeptanz führen.
Bekanntlich steckt der Teufel im Detail und aus den praktischen “Fehlern” die Schüler, innerhalb dieses neuen “Dualen Systems” machen können (sollten), würde unsere Gesellschaft sukzessive klüger und resilienter.
“Success consists of going from failure
to failure without loss of enthusiasm!”
Churchill
Selfi-Links:
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2014-11-29_psi-21_initiationsritus.pdf
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2014-11-14_leitbild-jugenddemokratie.pdf
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2014-11-08_spd-leitbild-jugenddemokratie_1.pdf
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2013-06-27_oekologie_der_pubertaet.pdf
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2009-02-25_kiss-proofed_ness-iba.pdf
http://psi-21.de/de/dl-ordner/2001-11-22-was-haenschen-lernt.pdf
“da sich letztlich aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird.”
Dem wiederum muss ich wiedersprechen, denn Leistungsdruck erwächst nicht aus der Existenz von Leistung und Dasein hat keinen Wert an sich. Vielmehr müssen Menschen ihre Existenz mit einem Wert füllen und wie anders als durch Leistung oder für manche weniger emotional geladen: durch Tätigkeit sollte das geschehen? Zum Menschen wird man nicht dadurch, dass man sich in eine Umwelt setzt, wie eine Zwiebel und darüber sinniert, wer man ist, bis man verfault oder gefressen wurden, sondern dadurch, dass man einen Eindruck auf seine Umwelt macht, einen Eindruck hinterlässt, und zwar durch Handlung.
Im Deutschen gibt es ein sehr schönes Wort, das ist die “Wirklichkeit”. Im Gegensatz zur Realität, der Dinglichkeit, die zum bloßen summarischen Abzählen der Dinge veranlaßt und sie damit isoliert, umfaßt die Wirklichkeit alles, was auf uns wirkt. Das sind Gedanken und Erinnerungen genauso wie die Natur, die Stadt, das sind unsere Klamotten, in die wir in der Jugend hineingzwungen werden genauso wie die gesellschaftliche Umwelt.
Leistungsdruck entsteht doch vor allem aus Erwartungen anderer an uns. Mit Zuckerbrot und Peitsche werden wir nicht nur von den Eltern zu einer bestimmten Einstellung ihren Erwartungen gegenüber geschult, auch die Schule, in der wir geschult werden, dem Leistungsbetrieb dieser Gesellschaft gerecht zu werden.
Solange wir bestrebt sind, diese Erwartungen zu erfüllen, es allen Recht machen wollen, wachsen auch die Zweifel, ob das, was wir gerade tun, richtig ist. Der Mensch entzweit sich mit sich selbst.
Zu sich selbst findet man über verschiedene Wege. Das ist die Kultur, die Tradition, Spiritualität, kurz, der Auseinandersetzung mit den unendlichen Einflüssen, eben mit allem, das auf uns wirkt. Haben wir aufgehört zu analysieren und zu zerteilen, das vereinigende Band gefunden, können wir uns frei machen von den Einzelwirkungen, welche die unzähligen Dinge auf uns ausüben, und wachsen darüber hinaus.
Der Zen-Buddhismus versucht mit Koans den Menschen aus seiner Isolation herauszuheben: Wie klingt das Klatschen einer Hand?
Und dieser Selbstfindungsprozeß mündet (sollte) schließlich in der Selbstbefreiung (münden): Jeder Mensch bestimmt sich selbst! Dann ist Gott mit uns, oder der Himmel. Dann tun den Willen des Himmels, der nur das Gute will und nicht das Böse.
“Dann tun wir den Willen des Himmels, …
Ich gehöre nicht zu denen, die sich als Ergebnis der sozialen Erwartungen anderer ansehen. Vermutlich hänge ich dem symbolischen Interaktionismus in diesem Punkt an, wenn ich denke, dass soziale Erwartunge, die schon Dahrendorf in Muss-, Kann- und Soll-Erwartungen unterschieden hat, nicht die Handlung an sich sind, sondern eine Handlungsorientierung, der man folgen kann, aber nicht folgen muss, nicht einmal dann, wenn es sich um Muss-Erwartungen handelt. Entsprechend hänge ich doch sehr an der Idee des Freien Willens, der ohne eine individuelle Entscheidung darüber, wie man sich zu Erwartungen stellt, nicht vorhanden wäre. Und mir scheint, ihre Selbstfindung, die mir mehr als Flucht vor Entscheidungen erscheint, eine Abkehr von der Wirklichkeit, die in meiner Welt mit der Realität übereinstimmt, der dinglichen Realität, auf ein Verleugnen des freien Willens zu gunsten eingebildeter Selbstfindung (eingebildet, weil in keinerlei Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit stehend) hinaus zu laufen.
““da sich letztlich aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird.”
Das Leistungsprinzip ist nicht etwas, was man beliebig durch ein anderes Prinzip austauschen kann, weil es angeblich “die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht”. Als Anthropologin muss ich darauf hinweisen, dass die Fähigkeit, sich aus eigener Kraft zu ernähren und seine sonstigen Bedürfnisse aus eigener Kraft zu befriedigen, eine notwendige Komponenten menschlichen (Über-/)Lebens sind, und statt “die Verleugnung des eigenen Selbst” zu verursachen, ist Leistung in diesem grundsätzlichen Sinn und vermutlich auch in abgeleiteten und stärker kulturell überformten Arten und Weisen es eine grundlegend wichtige Quelle menschlicher Selbständigkeit und eines entsprechenden Selbstwirksamkeitserlebens.
Meinem Unternehmen wurde in diesen Tagen das Magazin “Gesundheit im Fokus”, Sonderausgabe ISSN 2194-3362, zugestellt. Darin befindet sich ein Beitrag von Christian Bremer, ehemaliger Leistungssportler und seit 20 Jahren erfolgreich mit Vorträgen und Seminaren zur Vermeidung von Stress, Ärger und Burn-out. Der Beitrag mit dem Titel “Wie sie Stress und Ärger dauerhaft vermeiden” enthält ein paar Erläuterungen, wonach sich nicht “aus dem Leistungsprinzip der Selektionsdruck aufbaut, durch welchen die Verleugnung des eigenen Selbst verursacht wird”, sondern der Druck entsteht durch die eigenen subjektiven Gedanken, die sich ein Einzelner über andere Personen und Ereignisse macht.
Zitat Christian Bremer:
“Der wahre Grund für Stress und Ärger: Wir bewerten statt wahrzunehmen.
Vielen Menschen gelingt es nicht, bei der Analyse für Stress und Ärger zwischen ihrer tatsächlichen Umwelt und ihren Gedanken über die Umwelt zu unterscheiden. Sie schlussfolgern oft: Der Grund für ihr Unwohlsein läge in ihrer Arbeit oder familiären Situation. Vorschnell werden so Kollegen, Mitarbeiter, Kunden, “Branchenprobleme” oder Ehepartner als Grund für die Erschöpfung angesehen. Das ist so weit verbreitet wie falsch. Und führt zu einer passiven Haltung des “gestressten” Menschen, weil der Grund außerhalb der eigenen Person gesucht wird. So machen Sie sich aber abhängig von externen (demotivierenden) Faktoren wie z.B. “Firmenkultur” oder “Wirtschaftskrise”.
Beispiel: In einer Projektgruppe fühlen Sie sich von einem Mitglied unter Druck gesetzt, ein anderes Projektgruppenmitglied betrachtet dasselbe Verhalten als eine willkommene Heraufforderung. Das in beiden Situationen vorherrschende “Problem” ist also nicht die “Person an sich”, sondern es sind die jeweiligen subjektiven Gedanken über diese Person. Erwartungen, Leistungsdruck, Zeitnot existieren nur als Gedanken im Kopf des gestressten Menschen. Haben Sie mal versucht, sich auf ein “Problem” zu setzen? Es geht nicht, weil “Problem” nur ein Gedanke ist.
Kümmern Sie sich um Ihre Gedanken
Wie können wir aus dem gedanklichen Teufelskreis des Stresses heraustreten? Meine Antwort: Stress und Ärger [und das Leistungsprinzip] können als Geschenk angesehen werden, weil sie einen automatischen Weckruf für jeden Menschen darstellen. Der Weckruf wird immer dann ausgelöst, wenn wir uns
• gegen das, was uns Leben bietet, stemmen und
• wenn wir nicht bei uns selber sind (sondern außerhalb unserer eigenen Angelegenheiten).
Beispiel: Wenn ein Kollege durch “unhöfliche Forderungen nervt”, so sind wir gestresst, weil wir uns “außerhalb unserer Angelegenheiten” bewegen. Denn die Höflichkeit und Ausdrucksweise des Kollegen ist seine Angelegenheit. Darüber hinaus stemmen wir uns, wenn wir uns über sein Verhalten aufregen, gegen die Tatsache, dass Menschen unterschiedlich und manche eben nicht so sind, wie wir sie uns wünschen.
Stress [und das Leistungsprinzip] als Geschenk anzusehen bedeutet, sich den Stress bewußt zu machen und ihm nicht auszuweichen, kleinzureden aber auch nicht zu problematisieren und zu vergrößern. In unserer Gesellschaft wird Stress [und das Leistungsprinzip] jedoch nicht als Geschenk und positives Signal, sondern als Schwäche, Krankheit oder Leistungstief verstanden.
(…..)
Das bedeutet für Sie: Wann immer Sie Stress empfinden, halten Sie kurz inne und erkennen Sie die eigene Wertung (“mein Kollege ist unhöflich”). Schalten Sie dann aus diesem Zustand des Wertens in einen Zustand des Wahrnehmens (“mein Kollege spricht laut”). Mitarbeiter, Kollegen und Vorgesetzte können so nicht stressen.” Zitat Ende.
Alter Hut! Hat schon vor Jahrzehnten Wazlawik in “Anleitung zum Unglücklichsein” geschrieben!
Ich kann nur aus meiner Recherche nochmals den (aus meiner Sicht) Kernpunkt dieses Aufsatzes bestätigen:
300.000 Kinder bekommen Ritalin, weil sie eine erfundene Krankheit (ADHS) angeblich geerbt haben. Wie Prof. Hüther aufgezeigt hat, passiert dabei entscheidend, dass ihnen die Selbsterfahrung im Umgang mit Herausforderungen beraubt werden: bspw. lernen sie keine Frustrationstoleranz, denn die Droge gaukelt Ihnen (neurologisch) Erfolg vor.
Im Übrigen zeigt sich darin eine tiefgreifende Männerfeindlichkeit, denn betroffen sind in der Diagnose verstärkt Jungen (Verhältnis 4:1 zu Mädchen) und Verordnung schwerer Psychopharmaka (3:1). UND: mindestens zu 33% (teils weit über 50%) sind das Kinder aus Trennungsfamilien: sprich Müttersöhne und -töchter.
Mindestens zu 33% aus Trennungsfamilien? D.h., da 39% der Ehen geschieden werden, eher unterdurchschnittlich….
So leicht irrt man sich wenn man zu locker mit Zahlen umgeht: der Anteil von scheidungskindern in der schule ist geringer als die scheidungsrate, da diese zum einen bei Ehen mit Kindern geringer ist, und zum anderen Ehen auch noch geschieden werden, nachdem die Kinder aus der schule sind
Wie schon angemerkt und zur Klarstellung: NICHT 33% der Kinder sind ADHS-Kinder, sondern mindestens 33% der ADHS-Kinder sind Trennungskinder.
Meine letzte Berechnung (destatis / Robert-Koch-Institut) ergibt 41%. Ein befreundeter Sozialarbeiter berichtet mir sogar von 80% in seinem Umfeld.
Das ist eine Erfahrung, die ich nur bestätigen kann, das ist absolut alarmierend, wie Söhne von Alleinerziehenden als Ersatzehemänner in Allmachts- und Ohnmachtsphantasien aufwachsen und diese sich körperlich äussernde Spannung bei den armen Jungens dann per Ritalin “erstickt” wird (auf Kassenkosten natürlich …)
Ich denke es ist noch wichtig, die Diskrepanz anzusprechen zwischen der Suggestion, die die Kleinen von ihren Eltern erhalten (“Euch steht alles zu !”) und ihrer tatsächlichen sozio-demographischen Situation: Der völlig überdehnte Sozialstaat verspricht den Bürgern schon heute eine soziale Absicherung, die nicht mehr zu bezahlen ist. Wegen der Überalterung der Gesellschaft wird sich das in den nÄchsten 10-20 Jahren exponentiell beschleunigen, schon jetzt gehen fast 50% der staatlichen Sozialausgaben in Renten, Tendenz stark steigend (da fällt dann ein Professorinnenprogramm für eine 1/3 Milliarden Euro schon fast garnicht mehr auf …)
Diese Kinder werden ihr gesamtes Leben schuften, um den “Apo-Omas” (die leben nämlich 7 Jahre länger als die Apo-Opas … und werden täglich mehr) einen sorgenfreien, reiselustigen, medizinversorgten, gutgewissigen Lebensabend zu bescheren. Schon jetzt beträgt die Steuerquote in unserem Leben fast 70% (wenn man direkte und indirekte Steuern addiert), diese Quote wird sich noch erhöhen müssen, denn die (v.a. Sozial-)Ausgaben werden sich erhöhen.
Mein Punkt: Diese paar Kinder werden weder fähig (auf Grund ihrer Erziehung) noch willens (auf Grund der “enteignenden” Struktur des Staates) sein, ein leistungsbetontes, selbstbestimmtes Leben zu leben. Und ob die intellektuell meist schwachen, kulturell orientierungslosen und ebenfalls sozialstaatsverpamperten Migrantenkinder das schaffen werden (wie rot-grün-schwarz uns das ja so unproblematisch-blauäugig verklickern will) – das darf doch “nach einem Blick aus dem Fenster” bezweifelt werden ?!
Tja, mit Stichtag 89′, und ich war jenseits von CIA und “LUSCH” nicht unwesentlich beteiligt, verschwanden bis auf LUHMANN alle mir medial vertrauten Soziologen in der Versenkung, um uns ca. ein Jahrzehnt später mit Psychodelicas zu kommen! Noch Fragen?
PS.: Entschuldigung. Bin halt der Mann der Zweizeiler!
In vielen Dingen sicherlich etwas, was jeder durch eigene Beobachtungen sehen kann.
Die Frage, die ich mir allerdings stelle, ist, ob es sich um eine Frage von Generationen, bzw. der Umstände des Aufwachsens einer Generation ist, oder nicht viel eher daran liegt, daß die ganze Gesellschaft immer weiter nach links abdriftet.
Work-Life-Balance ist doch in den Medien anerkanntermaßen wichtiger als jede Karriere, Reichtum muß nur verteilt und nicht erarbeitet werden und die Bonzen sind doch immer an allem schuld und böse. Wer mit so etwas in allen Medien den ganzen Tag berieselt wird, der muß doch so werden.
@Tom Muster
… naja, wenn die Gesellschaft seit einiger Zeit immer weiter nach links rückt oder besser: die Lebensbedingungen, die alle oder fast alle in einer Gesellschaft betreffen, seit einger Zeit immer stärker von linker oder derzeit: linkstotalitärer Politik beeinflusst werden, dann IST das ja eine grundlegende Randbedingung des Aufwachsens, die spezielle Randbedingungen schafft wie z.B. das Zusammenpferchen von Kindern in Betreuungsanstalten von sehr frühem Alter an oder eben die Berieselung mit “guter Konsument – böser Bonze”-Ideologie.
Und unter eben solchen bzw. vergleichbaren Bedingungen mussten diejenigen, die jetzt Jugendliche oder junge Erwachsene sind, aufwachsen. Insofern sehe ich den Widerspruch nicht zwischen “Umständen des Aufwachsens einer Generation” und einem Abdriften der Gesellschaft nach links.
Aber wenn man bedenkt, dass vor zwanzig Jahren die Gesellschaft sicherlich noch nicht so weit in Richtung Linkstotalitarismus marschiert war wie das heute der Fall ist, kann man trefflich darüber spekulieren, welches Generationenbild für diejenigen zu konstatieren sein wird, die derzeit Kinder sind, sagen wir: von 0 bis 10 Jahren alt sind. Derlei Spekulationen hebe ich mir für meine nächste depressive Phase auf ….
“kann man trefflich darüber spekulieren, welches Generationenbild für diejenigen zu konstatieren sein wird, die derzeit Kinder sind”
Dazu etwas zur Beruhigung: Zumindest meine Schüler haben (so gut wie alle) von diesem linksgrünen Irrrealismus die Schnauze gestrichen voll. Ganz ohne mein Zutun. Die haben einfach zu viele Lehrer und andere Möchtegernpädagogen erlebt, die als notorische Weltverbesserer dermaßen lächerlich und nervig waren, dass die ganze Bewegung kaum ernst genommen wird. Der 68er Typ war als Lehrer bei Schülern eigentlich nie sehr beliebt. Zu naiv, zu großer Unterschied zwischen Selbstbeschreibung und Wirklichkeit, unangenehme Distanzlosigkeit, zu wenig Autorität und bringt die Schüler nicht weiter. Auch das Toleranzgerede kommt schlecht an. Die Schüler wissen meist, dass sie selber toleranter als die Toleranzforderer sind. Ich kann nicht sagen ob meine Beobachtungen irgendwie repräsentativ sind, aber sie sind zumindest ein Lichtblick. Es kann sein, dass die Jugend mit jugendtypischem Klarblick diesen Wahn erkennt und korrigiert.
Also ich befürworte Leistung, wobei das für mich das Ergebnis einer produktiven, menschengerechten und sozialen Grundhaltung ist. ( ohne Druck, was andere von mir denken… ) Dazu empfinde ich auch ein ziemlich ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, denn Rechte und Pflichten bedingen einander ! Was aber ist Pflicht ?
Dazu fällt mir die sehr schöne und sehr fundierte Auslegung von Friedrich Schiller ein :
Pflicht – wenn man gerne tut, was man muss !
Bin ich ( 60 Jahre alt ) jetzt zu altbacken ???
Vielleicht ist das Ganze ja auch nur ein Symptom für den Erfolg des Kapitalismus. Wir haben ja jetzt den Ueberfluss der Dinge und auch die Sicherheit wird ins Extreme getrieben. Zitat: “Wenn die Vorgängergeneration alles aufgebaut hat, bleibt den Kindern nur noch das Einreissen”.
Hat dies auf psychosputnik rebloggt.
Vor knapp zwei Jahren habe ich in einem Forum auf XING dieses Thema als Frage in einem Post eingestellt (“Ist das der “neue” Mensch? Ist das der Mensch der “neuen” Zeit?”) und war sehr überrascht über die Antworten, denn die Antwortenden konnten die von mir dargestellte Problematik in ihren jeweiligen Arbeitsbereichen (z.T. als Chefs, z.T. als Mitarbeiter, leider keine Antworten von Eltern oder “Betroffenen”) überhaupt nicht nachvollziehen bzw. berichteten von ganz anderen und eher gegenteiligen Erfahrungen als ich angenommen hatte und als Ihr Beitrag, Herr Klein, vermuten lässt.
Mein Post lautete:
“Seit gut 25 Jahren beobachte ich, dass Eltern ihre Kinder ab dem zartesten Alter mit immer weniger Grenzsetzungen erziehen und diese Kinder auf Grund dessen auch nur sehr wenig Halt und Orientierung für ein Leben in der Sozialgemeinschaft vermittelt bekommen. Sie, die Kinder, dürfen quasi alles. Und vor allem dürfen (oder müssen?) sie alles selbst entscheiden: Was will ich gerade essen oder trinken oder spielen, was will ich anziehen, wer soll/darf mich gerade – oder im nächsten Moment – auf den Arm nehmen, Papa oder Mama oder Oma/Opa, will ich Papa (oder Mama) dieses Wochenende besuchen oder lieber doch nicht, was will ich sonst noch … ich weiß nicht was.
Kindern jeglichen Alters (auch Jugendlichen) werden Entscheidungen zugemutet, die bei weitem ihre altersentsprechenden Intellekte und Einsichtsfähigkeiten überschreiten.
Ich selber habe gerade das “Vergnügen”, im Verwandtenkreis hin und wieder einen 3-jährigen dabei zu beobachten, wie er seine Eltern mit seinen Lust- und vor allem seinen Unlustgefühlen dominiert und diese sich (scheinbar?) nicht in der Lage sehen, ihm konsequent eine Richtlinie, eben eine Grenze, für sein Verhalten zu geben. Sie erklären allen Ernstes und mit absolut “logischen” und erwachsenen Argumenten einem 3-jährigen, warum das von ihnen gewünschte und vorgeschlagene Verhalten sinnvoller ist, als das von ihm gewollte. Oder sie lassen das Kind gewähren, obwohl sie ihm ein anderes Verhalten vorgegeben haben. Gerade beim Essen ist es schon zu den kuriosesten Situationen gekommen!
Das Leiden an dieser Situation ist beiden, Eltern und Kind, anzusehen, trotzdem wird nichts beziehungsweise nur wenig seitens der Eltern geändert. Seitens des Kindes sowieso nicht, hat es doch (wiederum scheinbar) erreicht und bekommen, was es erreichen und bekommen wollte.
Die Psychologin Dr. Jirina Prekop hat dieses Phänomen bereits 1988 in ihrem Buch “Der kleine Tyrann” ausführlich beschrieben. Auch andere Autoren haben sich dieses Themas ausführlich, umfassend und intensiv angenommen. Leider habe ich noch keine Forschungen und/oder Literatur zu den Auswirkungen auf die erwachsene Lebensgestaltung dieser halt- und grenzenlosen Kinder/Menschen gefunden.
Da es sich um ein gesamtgesellschaftliches Phänomen handelt, muss sich dieses eigentlich auch wahrnehmbar in der Gesellschaft auswirken. Aufgrund meiner vorangegangenen Beschreibung könnte man meinen, dass die Folgen einer solchen Erziehung nur negativ sein können.
Hier meine erste Frage: Sind die Folgen einer solchen Erziehung tatsächlich nur negativ oder gibt es auch (erkennbare) Vorteile?
Inzwischen sind die ersten “Opfer” dieser haltlosen Erziehung (sind sie das wirklich?) mit der Ausbildung oder ihrem Studium fertig und drängen 25- bis 35-jährig auf den Arbeitsmarkt.
Nun meine Fragestellungen an die (Arbeitswelt-) Community:
Ist die “haltlose Generation” wirklich so haltlos?
Haben Sie als Personaler, Vorgesetzer, Ausbilder, Chef in eigener Firma Erfahrungen mit solchen Menschen?
Können Sie solche Menschen überhaupt identifizieren?
Welche Vorteile können Sie erkennen?
Welche Nachteile können Sie erkennen?
Sind Sie vielleicht Vater oder Mutter eines solchen Menschenkindes? Wenn ja, welche Erfahrungen haben Sie mit den jungen Erwachsenen bzgl. der Anforderungen des Berufslebens?
Oder sind Sie vielleicht jemand, die/der in den “Genuss” einer solchen Erziehung gekommen ist? Wenn ja, welche Erfahrungen haben SIE bzgl. der Anforderungen des Berufslebens? Inwieweit gereicht Ihnen die Erziehung Ihrer Eltern zum Vor- oder Nachteil?
Welche Fragen stellen sich denn IHNEN in Bezug auf diese Thematik?”
Also entweder habe ich seinerzeit die falschen Fragen gestellt oder die falschen Menschen gefragt. Auf jeden Fall bekam ich meine Beobachtungen der “gepamperten Generation” nicht bestätigt.
Nichtsdestotrotz kann ich Sie in Ihren Wahrnehmungen und Ausführungen durch meine eigenen Beobachtungen nur bestätigen und ich bin angenehm überrascht, dass sich auch andere Menschen (sowohl Sie als auch die Kommentatoren) mit dieser Thematik und Problematik auseinandersetzen.
Freundlichen Gruß,
Peter Lauhöfer.
Der wert eines lebewesens besteht im lebendigsein. Kein lebewesen ist wertlos! Allerdings können lebewesen nutzlos oder schädlich sein, je nach ideologischem und ökologischem standpunkt.
Ihr pamphlet gefällt mir, aber es träfe präzieser, wenn Sie von nichtsnutzen und schädlingen sprächen, anstatt von wertlosen.
Ich weiß nicht, ob mich das freut, dass Ihnen unser “Pamphlet” gefällt. Bin mir gar nicht bewusst, dass wir ein solches geschrieben haben. Ich habe wenig Lust mit Ihnen über Begriffe zu streiten. Bei ScienceFiles vertreten wir die Werttheorie, wie sie sich in den Ökonomie seit Adam Smith findet. Und entsprechend ist die Terminologie für uns nicht beanstandenswert, sie es es nur dann, wenn man das Wort “Wert” mit einem “ideellen Wert” füllt, der mir nicht so ohne weiteres nachvollziehbar ist, es sei denn, ich leite einen ideellen Wert aus einer religiösen Haltung ab, was aber mit Wissenschaft nicht zu tun hat.