Psychologische Forschung aus Österreich: Sadisten trinken Schweppes und Kaffeetrinker sind Psychopathen

“Appetite” ist der Namen einer wissenschaftlichen Zeitschrift.

“Appetite” ist eine Zeitschrift, bei der einem der Appetit auf Wissenschaft vergehen kann, jedenfalls dann, wenn man der Ansicht ist, Wissenschaft zeichne sich dadurch aus, auf Basis eines strukturierten, nachvollziehbaren und prüfbaren Prozesses Ergebnisse zu produzieren, die wiederum einen Erkenntnisfortschritt, einen Zugewinn an relevantem Wissen darstellt.

junk_scienceChristina Sagioglou und Tobias Greitemeyer sind am Institut für Psychologie der Universität Innsbruck angestellt. Universitäten gelten immer noch – erstaunlicher Weise und trotz allem – als Orte, an denen Wissen generiert und Erkenntnis gewonnen wird. Aber: Personen wie Sagioglou und Greitemeyer tun alles ihnen Mögliche, um dieses Vorurteil, das Universitäten immer noch in wohlmeinender Manier entgegengebracht wird, abzubauen (ja, Vorurteile in ihrer ursprünglichen Verfasstheit, sind nicht generell negativ, auch ein Umstand, an den man einmal wieder erinnern muss…).

Sagioglou und Greitemeyer haben in “Appetite” ein Manuskript eingereicht, das tatsächlich akzeptiert wurde. Es trägt den Titel: “Individual Differences in Bitter Taste Preferences Are Associated With Antisocial Personality Traits”. Diese “antisocial personality traits” mutieren im Verlauf des Manuskripts u.a. zur “hostile personality” (7), aber das soll uns hier nicht weiter stören.

Wir wollen vielmehr die Fehlentwicklung einer wissenschaftlichen Forschung dokumentieren, die schon als Totgeburt beginnt:

“Could it be that the extent to which people learn to relish bitter substances is related to their personality?”, so fragen die Autoren auf Seite 4 ihres Manuskripts und provozieren die Frage: Warum?

Warum sollte die Persönlichkeit mit einer Präferenz für bittere Nahrungsmittel, also für Schweppes Bitter Lemon und Bitter Orange, für Kaffee oder Ale (bitter), für Artischocke, Chicoree, Chinakohl und Endivie oder Grapefruit einhergehen?

Welche Theorie verbindet zwischen der Persönlichkeit und der bitteren Nahrung?

Theorie (theory), das ist das erste Wort, das im Text von Sagioglou und Greitemeyer überhaupt nicht vorkommt, auch nicht als “theoretical (theoretisch)”. Nein, Sagioglou und Greitemeyer haben ein vollkommen theoriefreies Manuskript geschrieben.

Warum auch nicht?

Warum soll man nicht einfach eine fixe Idee prüfen? Könnte es nicht sein, dass Wissenschaftler, die vollkommen theoriefreie Manuskripte einreichen, eigentlich Psychopathen sind oder schlimmer nocht, destruktive Persönlichkeiten? Könnte es nicht sein, dass Psychologen, die datenhubern, dass es einem schwindelig wird, anomisch sind, verloren in der Welt der Wissenschaft, die sie nicht durchschauen, die ihnen fremd ist, die sie überfordert?

Letzteres ist offenkundig so, wie sich zeigt, wenn man das Manuskript von Sagioglou und Greitemeyer weiterliest und sich entsprechend als Masochist ausweist, dem selbst größte Übelkeit und massive Schmerzen, die sich einstellen, wenn man weiterliest, nicht davon abhalten, sich auch diesen neuerlichen Beleg für das Vorhandensein, die Verbreitung, ja die Publikation von Junk Science anzutun.

Und man wird nicht enttäuscht, als Masochist, mit Sätzen wie z.B. den folgenden:

“Moreover, … early taste experiences are likely to influence taste preferences throughout life span … Experiencing bitter tastes thus simultaneously contributes to the development of a preference for bitter substances and evokes hostile reactions towards the stimulus, even when perceived as palatable. Based on this reasoning, an increased preference for bitter taste should be related to a more hostile personality” (7)

Also: Bitter will niemand. Kinder wollen nichts Bitteres, also gibt es eine Abwehrreaktion gegen Bitteres. Wer dennoch Bitteres will, eine Vorliebe für Bitteres entwickelt, der wird anderweitig feindlich. Nichts Bitteres ohne feindliche Reaktion gegen den bitteren Stimulus, selbst wenn man Bitteres mag. Und weil das Feindliche, das selbst dann mit dem Bitteren einhergeht, wenn das Bittere gemocht wird, ja irgendwo hin muss, deshalb führt eine Vorliebe für Bitteres zu einer feindlichen Persönlichkeit.

Prof FacepalmMan ist das bitter.

Nein, es ist wirklich bitter, dass ein solcher Unsinn, nein, Unsinn trifft es nicht mehr, dass ein solcher Quatsch publiziert wird, auf Papier am Ende. Das ist bitter für den Baum, der für so etwas sein Dasein beenden musste, bitter für die Druckerschwärze, die für so etwas Worte formen muss und bitter für den Leser, der – sofern er Bitterem zugetan ist – gerne seine Bitterkeit in bitterem Wiskey ertränken möchte, mit einem Schuss Bitterlemon und einer Zitrone, damit die Bitterkeit auch maximiert wird, und weil die Bitterkeit aus der Lektüre des Textes von Sagioglou und Greitemeyer resultiert, ist belegt: Die Vorliebe für Bitteres geht mit Bitterkeit und mit Masochismus einher.

Aber wir schweifen ab und lenken vom eigentlichen Zweck bestimmter psychologischer Manuskripte ab. Sie werden nicht geschrieben, um Sinn oder gar Erkenntnis zu transportieren. Nein. Sie werden geschrieben wegen: Skalen.

Skalen sind das Lebenselixier psychologischer Datenhuber. Skalen sind ihre Daseinsberechtigung und ihr Daseinszweck. Sie trinken in Skalen zum Frühstück und schlafen in Skalen im Bett, die Kalorienskale beginnt den Tag und die Tiefschlafskala endet ihn.

Sagioglou und Greitmeyer haben auch Skalen, ganz viele Skalen:

  • Buss-Perry Aggression Questionnaire – Resultiert in einer Skala
  • 12-iten DarkTriad;
  • TIPI, kein Indianerzelt, nein das Ten Item Personality Inventory – noch eine Skala;
  • Comprehensive Assesssment of Sadistic Tendencies; die letzte der Skalen, die z.B. Items umfasst wie: Es macht mir Spass mir vorzustellen, wie Wissenschaftler ob des Junks, den ich ihnen als Manuskript über angebliche Forschung angedreht habe, aus der Ärgerskala fahren und mit dem Kopf auf der Tischplatte aufschlagen (das ist natürlich ein lebensweltlich begründetes Item, das wir zur Aufnahme in die Skala von Sagioglou und Greitemeier vorschlagen).

Ganz viele Skalen begründen des Junk-Psychologen Happiness, denn mit Skalen kann man korrelieren, und Regressionen kann man rechnen, und da kommen dann lauter schöne Koeffizienten raus, und manche Koeffizienten, die kann man dann mit einem Sternchen versehen: 5%-Irrtumswahrscheinlichkeit heißt das, und es macht die Happiness perfekt, denn nun kann man interpretieren, was das Zeug hält, so wie Sagioglou und Greitemeyer: “The present results provide the first empirical evidence for the hypothesis that bitter taste preferences are linked to malevolent personality traits … in particular, that bitter taste experiences are causally linked to hostile toughts and behavior” (20). Also: Kaffertrinker sind Psychopathen und Schweppestrinker wohl Sadisten!

Man kann den Autoren nicht vorwerfen, dass sie nicht wandlungsfähig sind, denn aus den antisozialen Persönlichkeitsmerkmalen, die in der Überschrift zum Manuskript noch vorhanden waren und die zwischenzeitlich zur feindlichen Persönlichkeit geworden waren, sind nunmehr die bösartigen Persönlichkeitsmerkmale geworden: antisozial, feindlich, bösartig, suchen Sie sich aus, was auf Sie als Kaffeetrinker passt!

So schnell geht das: Aus Korrelationen, die gemessen wurden, werden kausale Zusammenhänge (causal relations). Aus Einschätzungen, die Befragte zu bestimmten Aussagen abgeben, wird Verhalten, und all das auf der Grundlage von Modellen, die zwischen 0,3% und 4% der Varianz erklären.

Junk Science at its best or bitterest.

Junk Science die keinerlei Appetit auf “Appetite” macht, denn eine Zeitschrift, in der derartiger Unsinn publiziert wird, hat nicht nur keinerlei Achtung vor ihren Lesern, sondern auch keinerlei Achtung vor Wissenschaft, sie ist eine Junk Zeitschrift.

Ob es zwischenzeilich zum Selbstzweck geworden ist, akademisierte Beschimpfungen von Bürgern, wie Dr. habil. Heike Diefenbach dies nennt, zu publizieren, ist eine Frage, deren Beantwortung langsam dringlich wird.

Wir danken einem Leser für den Hinweis auf diesen Beitrag.

Sagioglou, Christina & Greitemeyer, Tobias (2015). Individual Differences in Bitter Taste Preferences Are Associated With Antisocial Personality Traits. Appetite.

Doi: 10.1016/j.appet.2015.09.031


Anregungen, Hinweise, Kontakt? -> Redaktion @ Sciencefiles.org
Wenn Ihnen gefällt, was Sie bei uns lesen, dann bitten wir Sie, uns zu unterstützen. ScienceFiles lebt weitgehend von Spenden. Helfen Sie uns, ScienceFiles auf eine solide finanzielle Basis zu stellen.
Wir haben drei sichere Spendenmöglichkeiten:

Donorbox

Unterstützen Sie ScienceFiles


Unsere eigene ScienceFiles-Spendenfunktion

Zum Spenden einfach klicken

Unser Spendenkonto bei Halifax:

ScienceFiles Spendenkonto: HALIFAX (Konto-Inhaber: Michael Klein):
  • IBAN: GB15 HLFX 1100 3311 0902 67
  • BIC: HLFXGB21B24

Print Friendly, PDF & Email
11 Comments

Bitte keine Beleidigungen, keine wilden Behauptungen und keine strafbaren Inhalte ... Wir glauben noch an die Vernunft!

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Liebe Leser,

seit 2011 sind wir als zentrale Stelle zur Prüfung von nicht nur wissenschaftlichen Informationen für Sie da -

Unentgeltlich in all den Jahren.

Bislang sind wir in der Lage, unseren Aufwand über Spenden zu decken.

Damit das auch weiterhin so bleibt, benötigen wir Ihre Hilfe:

Unterstützen Sie bitte unsere Arbeit:

➡️Über Donorbox,
➡️unser Spendenkonto bei Halifax oder
➡️unsere sichere in den Blog integrierte Spendenfunktion.

Sie finden alle notwendigen Informationen hier:

ScienceFiles-Unterstützung

Vielen Dank!